Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Major. Marketenderin! (Marketenderin kommt.) Führst du einige Flaschen erträglichen Weines? -- Guten hast du nicht, und kannst ihn auch im Felde nicht haben. Marketenderin. Herr Major, ich hole Ihnen doch vier bis fünf sehr gute Flaschen. (Sie geht.) Major. Kinder, noch einmal wechselseitig die Hand -- Männerfreundschaft in der Lust wie in dem Kampf -- Es gibt nichts Höheres. -- Da -- da -- Ihr haltet Thränen zurück -- Laßt sie rinnen -- sie fließen edlen Abschiedsgefühlen, -- wer sich deren schämt, wer die nicht besitzt, hat sie aus der Brust verbannt, weil er sich davor fürchtet. Zweiter Jäger. So kalt der Regen zu tröpfeln beginnt, so rauh der Wind weht, so nahe der corsische Löwe liegt, und vermuthlich schon auf den Hinterfüßen steht, und die Vordertatzen nach uns ausreckt, -- wahr- haftig, mir ist's hier wohler um das Herz, als wenn ich in der gut geheizten Stube am Theetisch Major. Marketenderin! (Marketenderin kommt.) Führſt du einige Flaſchen erträglichen Weines? — Guten haſt du nicht, und kannſt ihn auch im Felde nicht haben. Marketenderin. Herr Major, ich hole Ihnen doch vier bis fünf ſehr gute Flaſchen. (Sie geht.) Major. Kinder, noch einmal wechſelſeitig die Hand — Männerfreundſchaft in der Luſt wie in dem Kampf — Es gibt nichts Höheres. — Da — da — Ihr haltet Thränen zurück — Laßt ſie rinnen — ſie fließen edlen Abſchiedsgefühlen, — wer ſich deren ſchämt, wer die nicht beſitzt, hat ſie aus der Bruſt verbannt, weil er ſich davor fürchtet. Zweiter Jaͤger. So kalt der Regen zu tröpfeln beginnt, ſo rauh der Wind weht, ſo nahe der corſiſche Löwe liegt, und vermuthlich ſchon auf den Hinterfüßen ſteht, und die Vordertatzen nach uns ausreckt, — wahr- haftig, mir iſt’s hier wohler um das Herz, als wenn ich in der gut geheizten Stube am Theetiſch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0224" n="216"/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#g">Major.</hi> </speaker><lb/> <p>Marketenderin!</p><lb/> <stage>(Marketenderin kommt.)</stage><lb/> <p>Führſt du einige Flaſchen erträglichen Weines? —<lb/> Guten haſt du nicht, und kannſt ihn auch im Felde<lb/> nicht haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Marketenderin.</hi> </speaker><lb/> <p>Herr Major, ich hole Ihnen doch vier bis<lb/> fünf ſehr gute Flaſchen.</p><lb/> <stage>(Sie geht.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#g">Major.</hi> </speaker><lb/> <p>Kinder, noch einmal wechſelſeitig die Hand —<lb/> Männerfreundſchaft in der Luſt wie in dem Kampf<lb/> — Es gibt nichts Höheres. — Da — da — Ihr<lb/> haltet Thränen zurück — Laßt ſie rinnen — ſie<lb/> fließen edlen Abſchiedsgefühlen, — wer ſich deren<lb/> ſchämt, wer die nicht beſitzt, hat ſie aus der Bruſt<lb/> verbannt, weil er ſich davor fürchtet.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZJAG"> <speaker> <hi rendition="#g">Zweiter Jaͤger.</hi> </speaker><lb/> <p>So kalt der Regen zu tröpfeln beginnt, ſo rauh<lb/> der Wind weht, ſo nahe der corſiſche Löwe liegt,<lb/> und vermuthlich ſchon auf den Hinterfüßen ſteht,<lb/> und die Vordertatzen nach uns ausreckt, — wahr-<lb/> haftig, mir iſt’s hier wohler um das Herz, als<lb/> wenn ich in der gut geheizten Stube am Theetiſch<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0224]
Major.
Marketenderin!
(Marketenderin kommt.)
Führſt du einige Flaſchen erträglichen Weines? —
Guten haſt du nicht, und kannſt ihn auch im Felde
nicht haben.
Marketenderin.
Herr Major, ich hole Ihnen doch vier bis
fünf ſehr gute Flaſchen.
(Sie geht.)
Major.
Kinder, noch einmal wechſelſeitig die Hand —
Männerfreundſchaft in der Luſt wie in dem Kampf
— Es gibt nichts Höheres. — Da — da — Ihr
haltet Thränen zurück — Laßt ſie rinnen — ſie
fließen edlen Abſchiedsgefühlen, — wer ſich deren
ſchämt, wer die nicht beſitzt, hat ſie aus der Bruſt
verbannt, weil er ſich davor fürchtet.
Zweiter Jaͤger.
So kalt der Regen zu tröpfeln beginnt, ſo rauh
der Wind weht, ſo nahe der corſiſche Löwe liegt,
und vermuthlich ſchon auf den Hinterfüßen ſteht,
und die Vordertatzen nach uns ausreckt, — wahr-
haftig, mir iſt’s hier wohler um das Herz, als
wenn ich in der gut geheizten Stube am Theetiſch
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