Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
Bertrand.
Kaiser, endlich?
Napoleon.
Gleichgewicht! Als ob man Völker abwägen
und zählen könnte! Die Erde ist am glücklichsten,
wenn das größte Volk das herrschendste ist, stark
genug überall sich und seine Gesetze zu erhalten,
und wer ist größer, als meine Franzosen? -- Con-
greß zu Wien! Da streiten sie sich um den Man-
tel des Herrn, den sie hier am Kreuze wähnen --
mein Polen, mein Sachsen wird zertheilt, -- Nie-
mand wird von dem halben Bissen satt, ja, er
wird Gift im Munde -- Aber der Herr erstand!
-- -- Europa, der kindisch gewordene Greis bedarf
der Zuchtruthe, und was meinen Sie, St. P -- le,
wer könnte sie besser schwingen, als Ich?
Bertrand.
Der Prinz von Messeriano fordert Elba als
sein Eigenthum zurück.
Napoleon.
Der Knabe!
Bertrand.
Auch spricht man davon, Dich nach St. Hele-
na zu versetzen.
Napoleon.
Wie? wenn es mir nun gefiele, den Fuß nach
Bertrand.
Kaiſer, endlich?
Napoleon.
Gleichgewicht! Als ob man Völker abwägen
und zählen könnte! Die Erde iſt am glücklichſten,
wenn das größte Volk das herrſchendſte iſt, ſtark
genug überall ſich und ſeine Geſetze zu erhalten,
und wer iſt größer, als meine Franzoſen? — Con-
greß zu Wien! Da ſtreiten ſie ſich um den Man-
tel des Herrn, den ſie hier am Kreuze wähnen —
mein Polen, mein Sachſen wird zertheilt, — Nie-
mand wird von dem halben Biſſen ſatt, ja, er
wird Gift im Munde — Aber der Herr erſtand!
— — Europa, der kindiſch gewordene Greis bedarf
der Zuchtruthe, und was meinen Sie, St. P — le,
wer könnte ſie beſſer ſchwingen, als Ich?
Bertrand.
Der Prinz von Meſſeriano fordert Elba als
ſein Eigenthum zurück.
Napoleon.
Der Knabe!
Bertrand.
Auch ſpricht man davon, Dich nach St. Hele-
na zu verſetzen.
Napoleon.
Wie? wenn es mir nun gefiele, den Fuß nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0080" n="72"/>
            <sp who="#BERT">
              <speaker> <hi rendition="#g">Bertrand.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Kai&#x017F;er, endlich?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAP">
              <speaker> <hi rendition="#g">Napoleon.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Gleichgewicht! Als ob man Völker abwägen<lb/>
und zählen könnte! Die Erde i&#x017F;t am glücklich&#x017F;ten,<lb/>
wenn das größte Volk das herr&#x017F;chend&#x017F;te i&#x017F;t, &#x017F;tark<lb/>
genug überall &#x017F;ich und &#x017F;eine Ge&#x017F;etze zu erhalten,<lb/>
und wer i&#x017F;t größer, als meine Franzo&#x017F;en? &#x2014; Con-<lb/>
greß zu Wien! Da &#x017F;treiten &#x017F;ie &#x017F;ich um den Man-<lb/>
tel des Herrn, den &#x017F;ie hier am Kreuze wähnen &#x2014;<lb/>
mein Polen, mein Sach&#x017F;en wird zertheilt, &#x2014; Nie-<lb/>
mand wird von dem halben Bi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;att, ja, er<lb/>
wird Gift im Munde &#x2014; Aber der Herr er&#x017F;tand!<lb/>
&#x2014; &#x2014; Europa, der kindi&#x017F;ch gewordene Greis bedarf<lb/>
der Zuchtruthe, und was meinen Sie, St. P &#x2014; le,<lb/>
wer könnte &#x017F;ie be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chwingen, als Ich?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BERT">
              <speaker> <hi rendition="#g">Bertrand.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Der Prinz von Me&#x017F;&#x017F;eriano fordert Elba als<lb/>
&#x017F;ein Eigenthum zurück.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAP">
              <speaker> <hi rendition="#g">Napoleon.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Der Knabe!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BERT">
              <speaker> <hi rendition="#g">Bertrand.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Auch &#x017F;pricht man davon, Dich nach St. Hele-<lb/>
na zu ver&#x017F;etzen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAP">
              <speaker> <hi rendition="#g">Napoleon.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Wie? wenn es mir nun gefiele, den Fuß nach<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0080] Bertrand. Kaiſer, endlich? Napoleon. Gleichgewicht! Als ob man Völker abwägen und zählen könnte! Die Erde iſt am glücklichſten, wenn das größte Volk das herrſchendſte iſt, ſtark genug überall ſich und ſeine Geſetze zu erhalten, und wer iſt größer, als meine Franzoſen? — Con- greß zu Wien! Da ſtreiten ſie ſich um den Man- tel des Herrn, den ſie hier am Kreuze wähnen — mein Polen, mein Sachſen wird zertheilt, — Nie- mand wird von dem halben Biſſen ſatt, ja, er wird Gift im Munde — Aber der Herr erſtand! — — Europa, der kindiſch gewordene Greis bedarf der Zuchtruthe, und was meinen Sie, St. P — le, wer könnte ſie beſſer ſchwingen, als Ich? Bertrand. Der Prinz von Meſſeriano fordert Elba als ſein Eigenthum zurück. Napoleon. Der Knabe! Bertrand. Auch ſpricht man davon, Dich nach St. Hele- na zu verſetzen. Napoleon. Wie? wenn es mir nun gefiele, den Fuß nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/80
Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/80>, abgerufen am 21.11.2024.