Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Graßmann, Hermann: Die Wissenschaft der extensiven Grösse oder die Ausdehnungslehre, eine neue mathematische Disciplin. Bd. 1. Leipzig, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Multiplikation der Elementargrössen. § 112
und die übrigen in Ein Glied mit dem Faktor a zusammenfasst,
und also die Gleichung in der Form darstellt
aA = a (B + C + ...);
da nämlich nun die linke Seite eine starre Elementargrösse darstellt,
die rechte also gleichfalls, so müssen die Ausweichungen auf bei-
den Seiten gleich, also
A = B + C + ....
sein. Stellt man dann die Glieder dieser Gleichung wieder in der
ursprünglichen Ordnung her, so hat man die Gleichung, deren
Richtigkeit zu erweisen war. Wir können die Summe der Aus-
weichungen mehrerer Glieder, welche alle dasselbe Element r als
Faktor haben, auch dann, wenn diese Summe eine formelle Aus-
dehnungsgrösse darstellt, die Ausweichung ihrer Summe nennen,
und dann den so eben erwiesenen Satz auch so ausdrücken: "In
einer Gleichung, deren Glieder dasselbe Element r als gemein-
schaftlichen Faktor haben, kann man statt aller Glieder gleichzei-
tig ihre Ausweichungen setzen, ohne die Richtigkeit der Gleichung
aufzuheben." Vermittelst dieses Satzes ergiebt sich nun, dass,
wenn man die Glieder irgend einer Gleichung alle mit demselben
Elemente r multiplicirt, und statt jedes so gewonnenen Gliedes
seine Ausweichung setzt, die Gleichung eine richtige bleibt. Wir
verstehen nun dem vorigen Kapitel gemäss unter der Abweichung
einer Grösse B von einer andern A die Ausweichung des Produk-
tes AB, und haben somit den Satz gewonnen, dass man in einer
Gleichung statt aller Glieder gleichzeitig ihre Abweichungen von
demselben Elemente r setzen darf, oder einfacher ausgedrückt,
dass gleiche Elementargrössen auch von demselben Elemente um
Gleiches abweichen. Hierbei ist zu bemerken, wie aus der Defi-
nition sogleich hervorgeht, dass die Abweichung einer Ausdehnung
von einem Elemente stets dieser selbst gleich, also von dem Ele-
mente gänzlich unabhängig ist. Stellen wir uns nun eine Glei-
chung vor, deren Glieder theils starre Elementargrössen theils Aus-
dehnungen sind, und in welcher jede der ersteren als Produkt
eines Elementes in eine Ausdehnung, also in der Form a . A dar-
gestellt ist: so verwandelt sich durch Multiplikation aller Glieder
mit r jenes Glied in r . a . A oder in r . (a -- r) . A, weil man in
jedem Faktor eines äusseren Produktes Stücke hinzufügen kann,

Multiplikation der Elementargrössen. § 112
und die übrigen in Ein Glied mit dem Faktor α zusammenfasst,
und also die Gleichung in der Form darstellt
αA = α (B + C + ...);
da nämlich nun die linke Seite eine starre Elementargrösse darstellt,
die rechte also gleichfalls, so müssen die Ausweichungen auf bei-
den Seiten gleich, also
A = B + C + ....
sein. Stellt man dann die Glieder dieser Gleichung wieder in der
ursprünglichen Ordnung her, so hat man die Gleichung, deren
Richtigkeit zu erweisen war. Wir können die Summe der Aus-
weichungen mehrerer Glieder, welche alle dasselbe Element ρ als
Faktor haben, auch dann, wenn diese Summe eine formelle Aus-
dehnungsgrösse darstellt, die Ausweichung ihrer Summe nennen,
und dann den so eben erwiesenen Satz auch so ausdrücken: „In
einer Gleichung, deren Glieder dasselbe Element ρ als gemein-
schaftlichen Faktor haben, kann man statt aller Glieder gleichzei-
tig ihre Ausweichungen setzen, ohne die Richtigkeit der Gleichung
aufzuheben.“ Vermittelst dieses Satzes ergiebt sich nun, dass,
wenn man die Glieder irgend einer Gleichung alle mit demselben
Elemente ρ multiplicirt, und statt jedes so gewonnenen Gliedes
seine Ausweichung setzt, die Gleichung eine richtige bleibt. Wir
verstehen nun dem vorigen Kapitel gemäss unter der Abweichung
einer Grösse B von einer andern A die Ausweichung des Produk-
tes AB, und haben somit den Satz gewonnen, dass man in einer
Gleichung statt aller Glieder gleichzeitig ihre Abweichungen von
demselben Elemente ρ setzen darf, oder einfacher ausgedrückt,
dass gleiche Elementargrössen auch von demselben Elemente um
Gleiches abweichen. Hierbei ist zu bemerken, wie aus der Defi-
nition sogleich hervorgeht, dass die Abweichung einer Ausdehnung
von einem Elemente stets dieser selbst gleich, also von dem Ele-
mente gänzlich unabhängig ist. Stellen wir uns nun eine Glei-
chung vor, deren Glieder theils starre Elementargrössen theils Aus-
dehnungen sind, und in welcher jede der ersteren als Produkt
eines Elementes in eine Ausdehnung, also in der Form α . A dar-
gestellt ist: so verwandelt sich durch Multiplikation aller Glieder
mit ρ jenes Glied in ρ . α . A oder in ρ . (α — ρ) . A, weil man in
jedem Faktor eines äusseren Produktes Stücke hinzufügen kann,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0196" n="160"/><fw place="top" type="header">Multiplikation der Elementargrössen. § 112</fw><lb/>
und die übrigen in Ein Glied mit dem Faktor &#x03B1; zusammenfasst,<lb/>
und also die Gleichung in der Form darstellt<lb/><hi rendition="#c">&#x03B1;A = &#x03B1; (B + C + ...);</hi><lb/>
da nämlich nun die linke Seite eine starre Elementargrösse darstellt,<lb/>
die rechte also gleichfalls, so müssen die Ausweichungen auf bei-<lb/>
den Seiten gleich, also<lb/><hi rendition="#c">A = B + C + ....</hi><lb/>
sein. Stellt man dann die Glieder dieser Gleichung wieder in der<lb/>
ursprünglichen Ordnung her, so hat man die Gleichung, deren<lb/>
Richtigkeit zu erweisen war. Wir können die Summe der Aus-<lb/>
weichungen mehrerer Glieder, welche alle dasselbe Element &#x03C1; als<lb/>
Faktor haben, auch dann, wenn diese Summe eine formelle Aus-<lb/>
dehnungsgrösse darstellt, die Ausweichung ihrer Summe nennen,<lb/>
und dann den so eben erwiesenen Satz auch so ausdrücken: &#x201E;In<lb/>
einer Gleichung, deren Glieder dasselbe Element &#x03C1; als gemein-<lb/>
schaftlichen Faktor haben, kann man statt aller Glieder gleichzei-<lb/>
tig ihre Ausweichungen setzen, ohne die Richtigkeit der Gleichung<lb/>
aufzuheben.&#x201C; Vermittelst dieses Satzes ergiebt sich nun, dass,<lb/>
wenn man die Glieder irgend einer Gleichung alle mit demselben<lb/>
Elemente &#x03C1; multiplicirt, und statt jedes so gewonnenen Gliedes<lb/>
seine Ausweichung setzt, die Gleichung eine richtige bleibt. Wir<lb/>
verstehen nun dem vorigen Kapitel gemäss unter der Abweichung<lb/>
einer Grösse B von einer andern A die Ausweichung des Produk-<lb/>
tes AB, und haben somit den Satz gewonnen, dass man in einer<lb/>
Gleichung statt aller Glieder gleichzeitig ihre Abweichungen von<lb/>
demselben Elemente &#x03C1; setzen darf, oder einfacher ausgedrückt,<lb/>
dass gleiche Elementargrössen auch von demselben Elemente um<lb/>
Gleiches abweichen. Hierbei ist zu bemerken, wie aus der Defi-<lb/>
nition sogleich hervorgeht, dass die Abweichung einer Ausdehnung<lb/>
von einem Elemente stets dieser selbst gleich, also von dem Ele-<lb/>
mente gänzlich unabhängig ist. Stellen wir uns nun eine Glei-<lb/>
chung vor, deren Glieder theils starre Elementargrössen theils Aus-<lb/>
dehnungen sind, und in welcher jede der ersteren als Produkt<lb/>
eines Elementes in eine Ausdehnung, also in der Form &#x03B1; . A dar-<lb/>
gestellt ist: so verwandelt sich durch Multiplikation aller Glieder<lb/>
mit &#x03C1; jenes Glied in &#x03C1; . &#x03B1; . A oder in &#x03C1; . (&#x03B1; &#x2014; &#x03C1;) . A, weil man in<lb/>
jedem Faktor eines äusseren Produktes Stücke hinzufügen kann,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0196] Multiplikation der Elementargrössen. § 112 und die übrigen in Ein Glied mit dem Faktor α zusammenfasst, und also die Gleichung in der Form darstellt αA = α (B + C + ...); da nämlich nun die linke Seite eine starre Elementargrösse darstellt, die rechte also gleichfalls, so müssen die Ausweichungen auf bei- den Seiten gleich, also A = B + C + .... sein. Stellt man dann die Glieder dieser Gleichung wieder in der ursprünglichen Ordnung her, so hat man die Gleichung, deren Richtigkeit zu erweisen war. Wir können die Summe der Aus- weichungen mehrerer Glieder, welche alle dasselbe Element ρ als Faktor haben, auch dann, wenn diese Summe eine formelle Aus- dehnungsgrösse darstellt, die Ausweichung ihrer Summe nennen, und dann den so eben erwiesenen Satz auch so ausdrücken: „In einer Gleichung, deren Glieder dasselbe Element ρ als gemein- schaftlichen Faktor haben, kann man statt aller Glieder gleichzei- tig ihre Ausweichungen setzen, ohne die Richtigkeit der Gleichung aufzuheben.“ Vermittelst dieses Satzes ergiebt sich nun, dass, wenn man die Glieder irgend einer Gleichung alle mit demselben Elemente ρ multiplicirt, und statt jedes so gewonnenen Gliedes seine Ausweichung setzt, die Gleichung eine richtige bleibt. Wir verstehen nun dem vorigen Kapitel gemäss unter der Abweichung einer Grösse B von einer andern A die Ausweichung des Produk- tes AB, und haben somit den Satz gewonnen, dass man in einer Gleichung statt aller Glieder gleichzeitig ihre Abweichungen von demselben Elemente ρ setzen darf, oder einfacher ausgedrückt, dass gleiche Elementargrössen auch von demselben Elemente um Gleiches abweichen. Hierbei ist zu bemerken, wie aus der Defi- nition sogleich hervorgeht, dass die Abweichung einer Ausdehnung von einem Elemente stets dieser selbst gleich, also von dem Ele- mente gänzlich unabhängig ist. Stellen wir uns nun eine Glei- chung vor, deren Glieder theils starre Elementargrössen theils Aus- dehnungen sind, und in welcher jede der ersteren als Produkt eines Elementes in eine Ausdehnung, also in der Form α . A dar- gestellt ist: so verwandelt sich durch Multiplikation aller Glieder mit ρ jenes Glied in ρ . α . A oder in ρ . (α — ρ) . A, weil man in jedem Faktor eines äusseren Produktes Stücke hinzufügen kann,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grassmann_ausdehnungslehre_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grassmann_ausdehnungslehre_1844/196
Zitationshilfe: Graßmann, Hermann: Die Wissenschaft der extensiven Grösse oder die Ausdehnungslehre, eine neue mathematische Disciplin. Bd. 1. Leipzig, 1844, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grassmann_ausdehnungslehre_1844/196>, abgerufen am 21.11.2024.