Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841."Die Regierung des Königs wird, da sie das Land mit Eisenbahnen "Sie erkennen auch, Herr Minister, daß die Reduction und noch "Es hat uns viel gekostet, Herr Minister, um die Hauptelemente jeder "Das neunzehnte Jahrhundert begegnete einer großen Umwälzung, die "Es ist ohne Zweifel die Pflicht der Regierungen unserer Zeit, die In¬ 21
„Die Regierung des Königs wird, da sie das Land mit Eisenbahnen „Sie erkennen auch, Herr Minister, daß die Reduction und noch „Es hat uns viel gekostet, Herr Minister, um die Hauptelemente jeder „Das neunzehnte Jahrhundert begegnete einer großen Umwälzung, die „Es ist ohne Zweifel die Pflicht der Regierungen unserer Zeit, die In¬ 21
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179548" facs="#f0165" n="157"/> <p>„Die Regierung des Königs wird, da sie das Land mit Eisenbahnen<lb/> beschenkt hat, die die Bewunderung des Auslandes erregen, nachdem sie<lb/> Canäle angekauft hat, die auf Concession erbaut waren, gewiß finden, daß<lb/> sie aus diesen Domainen keinen solideren Nutzen ziehen kann, als in ihrer<lb/> Beihülfe zum Gedeihen der Industrie, und daß eine mäßige Verzinsung der<lb/> aufgewendeten Capitalien die einzige unmittelbare Einnahme sein darf, die<lb/> daraus in das Budget kommt.</p><lb/> <p>„Sie erkennen auch, Herr Minister, daß die Reduction und noch<lb/> mehr die Aufhebung der Schlagbaumgebühren auf den Staatskunststraßen<lb/> auf die Urstoffe angewendet, die Productionskosten um ebensoviel vermindert.<lb/> Wenn Sie diesen Wunsch erfüllen, so gewähren Sie der Industrie keinen<lb/> andern Vortheil, als den, welchen der Ackerbau schon genießt, und Sie<lb/> folgen dem Beispiel der ehemaligen Provinzialgouverneure, welche die<lb/> Holzkohle und das Roheisen von dieser Taxe befreiten. Eine solche Ersparniß<lb/> wäre um so folgenreicher, als, wie Sie wissen, der Preiß unserer Schmelz--<lb/> und Hammerwerke von den englischen so wenig differirt, daß wir dann die<lb/> Concurrenz mit denen aushalten können, die wir ohne Erröthen unsere<lb/> Lehrer in dem großen Werke der Production nennen dürfen.</p><lb/> <p>„Es hat uns viel gekostet, Herr Minister, um die Hauptelemente jeder<lb/> Industrie, Kohlen und Eisen, wohlfeil zu liefern. Vollenden Sie das Werk<lb/> der Privaten und der Gesellschaften, und wenn auch nicht alle Wunden<lb/> vernarben, so haben Sie sich doch dann um das Vaterland sehr verdient<lb/> gemacht; aber wir werden uns eines großen Versehens schuldig machen,<lb/> wenn wir nicht auch die Verhältnisse der in Belgien so fleißigen und sitt¬<lb/> lichen Classe der Arbeiter in Erwägung zögen.</p><lb/> <p>„Das neunzehnte Jahrhundert begegnete einer großen Umwälzung, die<lb/> alte Finsterniß schwand überall, die Fackel der Freiheit leuchtete Allen, aber<lb/> sie führte Inconvenienzen mit sich, die man unbeachtet ließ.</p><lb/> <p>„Es ist ohne Zweifel die Pflicht der Regierungen unserer Zeit, die In¬<lb/> dustriellen zu belehren über die Gefahren, denen sie sich aussetzen, wenn sie<lb/> sich ohne Vorsicht und Zurückhaltung den Irrungen ungezügelter Freiheit hin¬<lb/> geben. Aber es ist ihnen eine noch heiligere Pflicht, daß sie ihren moralischen<lb/> Einfluß auf die Masse der Arbeiter geltend machen, um ihre Lage zu ver¬<lb/> bessern. Es ist leider wahr, daß die Industrie, befreit von den Fesseln, die<lb/> sie ehemals niederdrückten, immer theilweisen Crisen unterworfen ist, oft ist<lb/> sie das Opfer einer allgemeinen Crisis; auch hat die Lage der Industriellen<lb/> nichts Festes, keine Sicherheit. Es wäre zu viel verlangt, wollte man den<lb/> Arbeiter allen Wechselfällen entziehen; aber der Herr, der Geistliche, die<lb/> Lokalbehörde, die Regierung in allen Instanzen können dazu beitragen, daß<lb/> der Geist der Ordnung und der Sparsamkeit in die arbeitende Classe dringe,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">21</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0165]
„Die Regierung des Königs wird, da sie das Land mit Eisenbahnen
beschenkt hat, die die Bewunderung des Auslandes erregen, nachdem sie
Canäle angekauft hat, die auf Concession erbaut waren, gewiß finden, daß
sie aus diesen Domainen keinen solideren Nutzen ziehen kann, als in ihrer
Beihülfe zum Gedeihen der Industrie, und daß eine mäßige Verzinsung der
aufgewendeten Capitalien die einzige unmittelbare Einnahme sein darf, die
daraus in das Budget kommt.
„Sie erkennen auch, Herr Minister, daß die Reduction und noch
mehr die Aufhebung der Schlagbaumgebühren auf den Staatskunststraßen
auf die Urstoffe angewendet, die Productionskosten um ebensoviel vermindert.
Wenn Sie diesen Wunsch erfüllen, so gewähren Sie der Industrie keinen
andern Vortheil, als den, welchen der Ackerbau schon genießt, und Sie
folgen dem Beispiel der ehemaligen Provinzialgouverneure, welche die
Holzkohle und das Roheisen von dieser Taxe befreiten. Eine solche Ersparniß
wäre um so folgenreicher, als, wie Sie wissen, der Preiß unserer Schmelz--
und Hammerwerke von den englischen so wenig differirt, daß wir dann die
Concurrenz mit denen aushalten können, die wir ohne Erröthen unsere
Lehrer in dem großen Werke der Production nennen dürfen.
„Es hat uns viel gekostet, Herr Minister, um die Hauptelemente jeder
Industrie, Kohlen und Eisen, wohlfeil zu liefern. Vollenden Sie das Werk
der Privaten und der Gesellschaften, und wenn auch nicht alle Wunden
vernarben, so haben Sie sich doch dann um das Vaterland sehr verdient
gemacht; aber wir werden uns eines großen Versehens schuldig machen,
wenn wir nicht auch die Verhältnisse der in Belgien so fleißigen und sitt¬
lichen Classe der Arbeiter in Erwägung zögen.
„Das neunzehnte Jahrhundert begegnete einer großen Umwälzung, die
alte Finsterniß schwand überall, die Fackel der Freiheit leuchtete Allen, aber
sie führte Inconvenienzen mit sich, die man unbeachtet ließ.
„Es ist ohne Zweifel die Pflicht der Regierungen unserer Zeit, die In¬
dustriellen zu belehren über die Gefahren, denen sie sich aussetzen, wenn sie
sich ohne Vorsicht und Zurückhaltung den Irrungen ungezügelter Freiheit hin¬
geben. Aber es ist ihnen eine noch heiligere Pflicht, daß sie ihren moralischen
Einfluß auf die Masse der Arbeiter geltend machen, um ihre Lage zu ver¬
bessern. Es ist leider wahr, daß die Industrie, befreit von den Fesseln, die
sie ehemals niederdrückten, immer theilweisen Crisen unterworfen ist, oft ist
sie das Opfer einer allgemeinen Crisis; auch hat die Lage der Industriellen
nichts Festes, keine Sicherheit. Es wäre zu viel verlangt, wollte man den
Arbeiter allen Wechselfällen entziehen; aber der Herr, der Geistliche, die
Lokalbehörde, die Regierung in allen Instanzen können dazu beitragen, daß
der Geist der Ordnung und der Sparsamkeit in die arbeitende Classe dringe,
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