Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.Luise, Novelle aus den Kriegsjahren, von Th. Creizenach wird Die von Adelheid von Stolterfoth mitgetheilten Alpenlieder, Die Briefe aus Schottland, geschrieben im Herbst 1840, von Luise, Novelle aus den Kriegsjahren, von Th. Creizenach wird Die von Adelheid von Stolterfoth mitgetheilten Alpenlieder, Die Briefe aus Schottland, geschrieben im Herbst 1840, von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179595" facs="#f0212" n="204"/> <p><hi rendition="#g">Luise</hi>, Novelle aus den Kriegsjahren, von <hi rendition="#g">Th. Creizenach</hi> wird<lb/> in der reizendsten Umgebung, auf dem Heidelberger Schloß, vorgetragen.<lb/> Sie hält von Anfang an ein munteres, wohlthuendes Interesse rege.<lb/> Schon zum Eingange werden Weinlieder — aber in der Gegenwart<lb/> von Bierflaschen — gesungen. — Die hochherzige Handlung eines edlen,<lb/> liebevollen Mädchens, welches, zur Zeit der Befreiungskriege, sich ihres<lb/> kostbaren Haares beraubte, um durch den Erlös einen Beitrag für den<lb/> patriotischen Verein zu bringen; die Begeisterung, welche diese schöne<lb/> That erweckt, indem man Ehrenkreuze und Herzen aus diesem Opfer<lb/> flicht; — dies ist der Kern der leicht und angenehm vorgetragenen No¬<lb/> velle. Ein heiteres, leuchtendes Colorit ist über die ganze Handlung<lb/> gegossen. Viele treffende Züge aus dem Leben, — der Erwerb sinniger<lb/> Beobachtung, — treten uns auf diesen Blättern entgegen. Vielleicht<lb/> hätte das studentische Wesen dem Bilde ferner gehalten werden sollen.<lb/> Der romantische Sinn der Studenten mag in solchen Erzählungen will¬<lb/> kommen geheißen werden. Aber ihre Sitten und Gebräuche sind ein un¬<lb/> erquicklicher Rahmen der Dichtung; sie werden aus der Mode kommen,<lb/> ohne in die poetische Welt sich zurückziehen zu dürfen.</p><lb/> <p>Die von <hi rendition="#g">Adelheid von Stolterfoth</hi> mitgetheilten <hi rendition="#g">Alpenlieder</hi>,<lb/> lassen bedauern, daß die Sammlung nicht zahlreicher ist. — In dem<lb/> Ausdruck:<lb/><quote><hi rendition="#et">„Wenn durch die rauhen Felsenschlünde<lb/> Die Melodie der Büchse gellt.“</hi></quote><lb/> ist es schwierig, der Phantasie der Dichterin nachzufolgen.<lb/></p> <p><hi rendition="#g">Die Briefe aus Schottland</hi>, geschrieben im Herbst 1840, von<lb/><hi rendition="#g">Adrian</hi>, gehören zu den anziehendsten Gaben dieses Taschenbuchs. Der<lb/> frische, kühle, gesunde Athem jener nordischen Natur weht durch diese<lb/> Schilderungen. Wir erfreuen uns mit ruhigem Auge an dem Glanze<lb/> der schottischen Seeen, die unter den nebelumhangenen Bergen ausleuch¬<lb/> ten, an dem zarten, weichen Grün, womit der wilde, trotzige Boden<lb/> der Hochlande sich bekleidet hat.</p><lb/> <bibl> <author> <hi rendition="#right">Th. Schliephake.</hi> </author> </bibl> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [204/0212]
Luise, Novelle aus den Kriegsjahren, von Th. Creizenach wird
in der reizendsten Umgebung, auf dem Heidelberger Schloß, vorgetragen.
Sie hält von Anfang an ein munteres, wohlthuendes Interesse rege.
Schon zum Eingange werden Weinlieder — aber in der Gegenwart
von Bierflaschen — gesungen. — Die hochherzige Handlung eines edlen,
liebevollen Mädchens, welches, zur Zeit der Befreiungskriege, sich ihres
kostbaren Haares beraubte, um durch den Erlös einen Beitrag für den
patriotischen Verein zu bringen; die Begeisterung, welche diese schöne
That erweckt, indem man Ehrenkreuze und Herzen aus diesem Opfer
flicht; — dies ist der Kern der leicht und angenehm vorgetragenen No¬
velle. Ein heiteres, leuchtendes Colorit ist über die ganze Handlung
gegossen. Viele treffende Züge aus dem Leben, — der Erwerb sinniger
Beobachtung, — treten uns auf diesen Blättern entgegen. Vielleicht
hätte das studentische Wesen dem Bilde ferner gehalten werden sollen.
Der romantische Sinn der Studenten mag in solchen Erzählungen will¬
kommen geheißen werden. Aber ihre Sitten und Gebräuche sind ein un¬
erquicklicher Rahmen der Dichtung; sie werden aus der Mode kommen,
ohne in die poetische Welt sich zurückziehen zu dürfen.
Die von Adelheid von Stolterfoth mitgetheilten Alpenlieder,
lassen bedauern, daß die Sammlung nicht zahlreicher ist. — In dem
Ausdruck:
„Wenn durch die rauhen Felsenschlünde
Die Melodie der Büchse gellt.“
ist es schwierig, der Phantasie der Dichterin nachzufolgen.
Die Briefe aus Schottland, geschrieben im Herbst 1840, von
Adrian, gehören zu den anziehendsten Gaben dieses Taschenbuchs. Der
frische, kühle, gesunde Athem jener nordischen Natur weht durch diese
Schilderungen. Wir erfreuen uns mit ruhigem Auge an dem Glanze
der schottischen Seeen, die unter den nebelumhangenen Bergen ausleuch¬
ten, an dem zarten, weichen Grün, womit der wilde, trotzige Boden
der Hochlande sich bekleidet hat.
Th. Schliephake.
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