Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.Frankreich wie es jetzt ist, pünktliche Gerechtigkeit in Vertheilung der öffent¬ Der Verfasser resümirt zum Schlüsse seine wichtige Untersuchung mit Wir wollen den Verfasser nicht in Allem, was er sagt, streng beim *) Es ist doch merkwürdig. Alles accurat wie bei uns! (Ein Setzer aus den Rheinlanden.) Frankreich wie es jetzt ist, pünktliche Gerechtigkeit in Vertheilung der öffent¬ Der Verfasser resümirt zum Schlüsse seine wichtige Untersuchung mit Wir wollen den Verfasser nicht in Allem, was er sagt, streng beim *) Es ist doch merkwürdig. Alles accurat wie bei uns! (Ein Setzer aus den Rheinlanden.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179630" n="239" facs="#f0247"/> <p>Frankreich wie es jetzt ist, pünktliche Gerechtigkeit in Vertheilung der öffent¬<lb/> lichen Aemter zu erwarten und ob wir in dieser Beziehung nicht abermals<lb/> wehrhafte Parias sein würden, wie zu den Zeiten der Republik und des<lb/> Kaiserthums, die uns, wie jederman weiß, unbarmherzig mit einer Legion<lb/> von Präfecten, Unterpräfecten, Generaleinnehmern, Directoren, Justiz- und<lb/> Verwaltungsbeamten und Bediensteten jeder Art überschwemmten, die alle<lb/> unglücklicherweise im Lande nicht gerade den Ruf unbestechlicher Redlichkeit<lb/> zurückgelassen haben. *) Und wie soll es nun gerade jetzt gehen, wo jedes<lb/> neue Ministerium eine Masse von Personen für ihre „loyale“ Beihülfe<lb/> belohnen muß. Ich will nicht besonders von dem belgischen Clerus<lb/> reden, der der Vereinigung mit Frankreich abhold zu sein scheint, noch von<lb/> den flamändischen Provinzen, die mehr als die Hälfte des Königreichs bilden<lb/> und im Allgemeinen derselben immer entgegen waren; denn ich glaube, daß<lb/> auch der übrige Theil der Bevölkerung dieser Vereinigung ebenso abgeneigt ist.</p><lb/> <p>Der Verfasser resümirt zum Schlüsse seine wichtige Untersuchung mit<lb/> dem Satze: Große Staaten sind für die kleineren im Falle eines Krieges immer<lb/> gefährliche Nachbarn; die ihnen auf dem Papier garantirte Neutralität ist<lb/> gegen solche Gefahren ein schlechtes Schutzmittel. Sie müssen also suchen,<lb/> sich mit demjenigen ihrer mächtigeren Nachbarn zu verbünden, der ihre<lb/> Selbständigkeit am wenigsten bedroht, und das ist beim Eintritte trauriger<lb/> Eventualitäten Frankreich, Belgien gegenüber, wahrlich nicht. In Norden<lb/> oder Osten ist ein solcher Verbündeter zu suchen.</p><lb/> <p>Wir wollen den Verfasser nicht in Allem, was er sagt, streng beim<lb/> Worte fassen, denn gerade weil wir fest auf dem Standpunkte deutscher<lb/> Interessen beharren, welche zugleich die des europäischen Friedens sind, stim¬<lb/> men wir freudig in den Ruf des Verfassers ein: Belgiens Unabhän¬<lb/> gigkeit für immer.</p><lb/> <note place="foot"> <cit> <quote>*) Es ist doch merkwürdig. Alles accurat wie bei uns! </quote><lb/> <bibl>(Ein Setzer aus den Rheinlanden.)</bibl> </cit> </note> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [239/0247]
Frankreich wie es jetzt ist, pünktliche Gerechtigkeit in Vertheilung der öffent¬
lichen Aemter zu erwarten und ob wir in dieser Beziehung nicht abermals
wehrhafte Parias sein würden, wie zu den Zeiten der Republik und des
Kaiserthums, die uns, wie jederman weiß, unbarmherzig mit einer Legion
von Präfecten, Unterpräfecten, Generaleinnehmern, Directoren, Justiz- und
Verwaltungsbeamten und Bediensteten jeder Art überschwemmten, die alle
unglücklicherweise im Lande nicht gerade den Ruf unbestechlicher Redlichkeit
zurückgelassen haben. *) Und wie soll es nun gerade jetzt gehen, wo jedes
neue Ministerium eine Masse von Personen für ihre „loyale“ Beihülfe
belohnen muß. Ich will nicht besonders von dem belgischen Clerus
reden, der der Vereinigung mit Frankreich abhold zu sein scheint, noch von
den flamändischen Provinzen, die mehr als die Hälfte des Königreichs bilden
und im Allgemeinen derselben immer entgegen waren; denn ich glaube, daß
auch der übrige Theil der Bevölkerung dieser Vereinigung ebenso abgeneigt ist.
Der Verfasser resümirt zum Schlüsse seine wichtige Untersuchung mit
dem Satze: Große Staaten sind für die kleineren im Falle eines Krieges immer
gefährliche Nachbarn; die ihnen auf dem Papier garantirte Neutralität ist
gegen solche Gefahren ein schlechtes Schutzmittel. Sie müssen also suchen,
sich mit demjenigen ihrer mächtigeren Nachbarn zu verbünden, der ihre
Selbständigkeit am wenigsten bedroht, und das ist beim Eintritte trauriger
Eventualitäten Frankreich, Belgien gegenüber, wahrlich nicht. In Norden
oder Osten ist ein solcher Verbündeter zu suchen.
Wir wollen den Verfasser nicht in Allem, was er sagt, streng beim
Worte fassen, denn gerade weil wir fest auf dem Standpunkte deutscher
Interessen beharren, welche zugleich die des europäischen Friedens sind, stim¬
men wir freudig in den Ruf des Verfassers ein: Belgiens Unabhän¬
gigkeit für immer.
*) Es ist doch merkwürdig. Alles accurat wie bei uns!
(Ein Setzer aus den Rheinlanden.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T17:23:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Per 61 k-1).
(2013-11-19T17:23:38Z)
Weitere Informationen:Art der Texterfassung: OCR.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |