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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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aufspürten, so reguliren jetzt Consuls und Specialagenten die Bedingungen
der Zulassung unserer Produkte auf den spanischen, levantischen, brasiliani¬
schen und andern südamerikanischen Märkten.

"Gewiß, unsere commercielle Zukunft ist gesichert, und darin liegt eine
Garantie unserer industriellen Zukunft. Man traue nicht allein aufgestellten
Analogieen und Begleichungen mit andern Ländern, man begnüge sich
nicht mit dem Geständnisse unserer Nachbarn, daß wir es ihnen in allen
Productionsarten gleich thun, also auch allenthalben mit ihnen die Con-
currenz aushalten können, wenn uns gleichmäßige Zollansätze bewilligt
werden. Man höre selbst nicht auf die einfache Beantwortung des Ein-
wurfs, daß unsere Nachbarn den Vortheil eines größeren Ueberflusses an
Capitalien vor uns voraus haben; daß nämlich, sowie sie trotz dieses
Vortheils uns in industrieller Hinsicht nicht aus dem Felde schlagen konn¬
ten, als wir mit unsern Capitalien, Kreisen und unserm Geschicke uns
darauf verlegten, sie es ebensowenig im Handel im Stande sein würden,
wenn dieselben Verhältnisse uns zur Seite stehen. Halten wir uns dabei
nicht auf, sondern ziehen wir allein die Erfahrung zu Rathe, und ziehen
wir die Folgerungen aus den aufgestellten nnd erwiesenen Prämissen. Ver¬
gleichen wir unsere Erzeugnisse an Maschinen, Nagelwerken, Quincaillerie-
artikeln, an Stahl- und Glaswaaren vor 1830 mit denen von l84l.
Man zähle die neuen Etablissements und berechne die Masse der Producte,
und dann sage man, ob der Vergleich für die Jetztzeit nachtheilig ist.
Wenn dieser Productionszweig sich ausgedehnt hat, ohne eine bedeutende
Crisis bestanden zu haben, so beweist dieß doch offenbar, daß mehr ver¬
kauft worden ist. Spanien, der Orient nnd Amerika sind unsere treuen
Kunden in diesen Artikeln geblieben. Gleiche Bewandtniß hat es mit unsern
Tüchern und Wollenwaaren, unsern gröberen Baumwollengeweben, unsern
Raffinerieen, unsern Papier-, Töpfer-, Tischler- und Wagnerarbeiten.
Trotz des vielen Geschreies ist in Verviers nicht eine einzige Werkstätte
geschlossen worden, in Brüssel sind viele neue erstanden, und in Gent,
welches von einer gewissen Partei so erbarmungsreich immer zu Klagen
vermocht wird, hat nicht ein einzigr Schornstein in den Mannfacturen zu
rauchen aufgehört.

"Ja, wir haben seit 5 bis 6 Jahren Viel nach dem Ausland verkauft
und es wird immer mehr werden. Man klagt aus Gewohnheit, weil Viele
unter uns aus bösem Willen klagen. Niemals haben die Producenten,
Fabrikanten und Kaufleute den gegenwärtigen Zustand der Dinge gelobt.
Sein Lebtag hat ein Bauer nicht mehr als eine halbe Erndte eingethan, ange¬
sichts der vollsten Rebenstöcke klagt der Winzer immer über einen mittel¬
mäßigen Herbst. "Der Handel geht schlecht," ist der ewige Refrain aller

aufspürten, so reguliren jetzt Consuls und Specialagenten die Bedingungen
der Zulassung unserer Produkte auf den spanischen, levantischen, brasiliani¬
schen und andern südamerikanischen Märkten.

„Gewiß, unsere commercielle Zukunft ist gesichert, und darin liegt eine
Garantie unserer industriellen Zukunft. Man traue nicht allein aufgestellten
Analogieen und Begleichungen mit andern Ländern, man begnüge sich
nicht mit dem Geständnisse unserer Nachbarn, daß wir es ihnen in allen
Productionsarten gleich thun, also auch allenthalben mit ihnen die Con-
currenz aushalten können, wenn uns gleichmäßige Zollansätze bewilligt
werden. Man höre selbst nicht auf die einfache Beantwortung des Ein-
wurfs, daß unsere Nachbarn den Vortheil eines größeren Ueberflusses an
Capitalien vor uns voraus haben; daß nämlich, sowie sie trotz dieses
Vortheils uns in industrieller Hinsicht nicht aus dem Felde schlagen konn¬
ten, als wir mit unsern Capitalien, Kreisen und unserm Geschicke uns
darauf verlegten, sie es ebensowenig im Handel im Stande sein würden,
wenn dieselben Verhältnisse uns zur Seite stehen. Halten wir uns dabei
nicht auf, sondern ziehen wir allein die Erfahrung zu Rathe, und ziehen
wir die Folgerungen aus den aufgestellten nnd erwiesenen Prämissen. Ver¬
gleichen wir unsere Erzeugnisse an Maschinen, Nagelwerken, Quincaillerie-
artikeln, an Stahl- und Glaswaaren vor 1830 mit denen von l84l.
Man zähle die neuen Etablissements und berechne die Masse der Producte,
und dann sage man, ob der Vergleich für die Jetztzeit nachtheilig ist.
Wenn dieser Productionszweig sich ausgedehnt hat, ohne eine bedeutende
Crisis bestanden zu haben, so beweist dieß doch offenbar, daß mehr ver¬
kauft worden ist. Spanien, der Orient nnd Amerika sind unsere treuen
Kunden in diesen Artikeln geblieben. Gleiche Bewandtniß hat es mit unsern
Tüchern und Wollenwaaren, unsern gröberen Baumwollengeweben, unsern
Raffinerieen, unsern Papier-, Töpfer-, Tischler- und Wagnerarbeiten.
Trotz des vielen Geschreies ist in Verviers nicht eine einzige Werkstätte
geschlossen worden, in Brüssel sind viele neue erstanden, und in Gent,
welches von einer gewissen Partei so erbarmungsreich immer zu Klagen
vermocht wird, hat nicht ein einzigr Schornstein in den Mannfacturen zu
rauchen aufgehört.

„Ja, wir haben seit 5 bis 6 Jahren Viel nach dem Ausland verkauft
und es wird immer mehr werden. Man klagt aus Gewohnheit, weil Viele
unter uns aus bösem Willen klagen. Niemals haben die Producenten,
Fabrikanten und Kaufleute den gegenwärtigen Zustand der Dinge gelobt.
Sein Lebtag hat ein Bauer nicht mehr als eine halbe Erndte eingethan, ange¬
sichts der vollsten Rebenstöcke klagt der Winzer immer über einen mittel¬
mäßigen Herbst. „Der Handel geht schlecht," ist der ewige Refrain aller

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[265/0273] aufspürten, so reguliren jetzt Consuls und Specialagenten die Bedingungen der Zulassung unserer Produkte auf den spanischen, levantischen, brasiliani¬ schen und andern südamerikanischen Märkten. „Gewiß, unsere commercielle Zukunft ist gesichert, und darin liegt eine Garantie unserer industriellen Zukunft. Man traue nicht allein aufgestellten Analogieen und Begleichungen mit andern Ländern, man begnüge sich nicht mit dem Geständnisse unserer Nachbarn, daß wir es ihnen in allen Productionsarten gleich thun, also auch allenthalben mit ihnen die Con- currenz aushalten können, wenn uns gleichmäßige Zollansätze bewilligt werden. Man höre selbst nicht auf die einfache Beantwortung des Ein- wurfs, daß unsere Nachbarn den Vortheil eines größeren Ueberflusses an Capitalien vor uns voraus haben; daß nämlich, sowie sie trotz dieses Vortheils uns in industrieller Hinsicht nicht aus dem Felde schlagen konn¬ ten, als wir mit unsern Capitalien, Kreisen und unserm Geschicke uns darauf verlegten, sie es ebensowenig im Handel im Stande sein würden, wenn dieselben Verhältnisse uns zur Seite stehen. Halten wir uns dabei nicht auf, sondern ziehen wir allein die Erfahrung zu Rathe, und ziehen wir die Folgerungen aus den aufgestellten nnd erwiesenen Prämissen. Ver¬ gleichen wir unsere Erzeugnisse an Maschinen, Nagelwerken, Quincaillerie- artikeln, an Stahl- und Glaswaaren vor 1830 mit denen von l84l. Man zähle die neuen Etablissements und berechne die Masse der Producte, und dann sage man, ob der Vergleich für die Jetztzeit nachtheilig ist. Wenn dieser Productionszweig sich ausgedehnt hat, ohne eine bedeutende Crisis bestanden zu haben, so beweist dieß doch offenbar, daß mehr ver¬ kauft worden ist. Spanien, der Orient nnd Amerika sind unsere treuen Kunden in diesen Artikeln geblieben. Gleiche Bewandtniß hat es mit unsern Tüchern und Wollenwaaren, unsern gröberen Baumwollengeweben, unsern Raffinerieen, unsern Papier-, Töpfer-, Tischler- und Wagnerarbeiten. Trotz des vielen Geschreies ist in Verviers nicht eine einzige Werkstätte geschlossen worden, in Brüssel sind viele neue erstanden, und in Gent, welches von einer gewissen Partei so erbarmungsreich immer zu Klagen vermocht wird, hat nicht ein einzigr Schornstein in den Mannfacturen zu rauchen aufgehört. „Ja, wir haben seit 5 bis 6 Jahren Viel nach dem Ausland verkauft und es wird immer mehr werden. Man klagt aus Gewohnheit, weil Viele unter uns aus bösem Willen klagen. Niemals haben die Producenten, Fabrikanten und Kaufleute den gegenwärtigen Zustand der Dinge gelobt. Sein Lebtag hat ein Bauer nicht mehr als eine halbe Erndte eingethan, ange¬ sichts der vollsten Rebenstöcke klagt der Winzer immer über einen mittel¬ mäßigen Herbst. „Der Handel geht schlecht," ist der ewige Refrain aller

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Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T17:23:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/273>, abgerufen am 17.06.2024.