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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Gedichte.
Jch kunte euch/ mein Schatz/ da sehen und auch sprechen/
Und unser Liebe-Grund ward bey dem Thee gelegt/
Eur vordem hartes Hertz/ das fing da an zu brechen/
Jhr wurdet so wie ich durch gleichen Trieb bewegt.
Noch ferner bauten wir das Wohn-Haus unser Liebe/
Als man durch Speiß und Tranck den matten Leib erhielt/
Bald war eur Antlitz klahr/ bald wurd es wieder trübe/
Von euren Augen wurd ein steter Blitz gespielt.
Da fing nun jedes Hertz an gegen euch zu brennen/
Die gantze Compagnie verehrte eure Pracht/
Einjeder mühte sich euch zu gefallen können/
Und nach dem Essen ward so manche Lust erdacht.
Man sang/ man spielete vermischt mit einem Tantzen/
Da wurde ich von euch zu euren Mann erklährt/
Und drauf begunten wir den Lebens-Baum zu pflantzen/
Eur Hertze wurde mir und meines euch verehrt.
Darnach so machten wir versüßte Kalte-Schaalen/
Erdbeeren/ Zucker/ Wein genossen wir darinn/
Jhr waret gantz vergnügt mit solchen Liebes-Mahlen/
Es zeigte Lustbarkeiteur angenehmer Sinn/
Wie diese war verzehrt/ da fing man an zu trincken
Den heissen Chocolad bis in die spähte Nacht/
Und als die Sonne schon am Himmel fing zu blincken/
Da ward der matte Leib zur Ruhe erst gebracht.
Als nun der süsse Schlaff die Augen-Burg verlassen/
Da ging die Lustbarkeit von neuen wieder an/
Man schenckte siedentheis den Coffe in die Tassen,
Und die Gesundheit war: Es leb die W ----
So bald wir nun hinweg vom Tisch und Tafel waren/
So war schon neue Lust im Uberfluß erdacht/
Es kahm ein Wage an darinnen auszufahren/
Wie die Abrede man schon unter uns gemacht/
Hin nach dem nächsten Dorff/ so vor der Stadt gelegen.
Als nun die Kurtzweil da/ wie wir gewolt/ war aus/
Da liessen nach der Stadt wir wieder uns bewegen/
Da blieben wir vorm Thor in einem Schencke-Haus.
Da mustet ihr die Nacht hin mit dem Tantzen bringen/
Kein Schlaff der kahm uns nicht/ wir waren lustig da
Bis
Verliebte und galante Gedichte.
Jch kunte euch/ mein Schatz/ da ſehen und auch ſprechen/
Und unſer Liebe-Grund ward bey dem Thèe gelegt/
Eur vordem hartes Hertz/ das fing da an zu brechen/
Jhr wurdet ſo wie ich durch gleichen Trieb bewegt.
Noch ferner bauten wir das Wohn-Haus unſer Liebe/
Als man durch Speiß und Tranck den matten Leib erhielt/
Bald war eur Antlitz klahr/ bald wurd es wieder truͤbe/
Von euren Augen wurd ein ſteter Blitz geſpielt.
Da fing nun jedes Hertz an gegen euch zu brennen/
Die gantze Compagnie verehrte eure Pracht/
Einjeder muͤhte ſich euch zu gefallen koͤnnen/
Und nach dem Eſſen ward ſo manche Luſt erdacht.
Man ſang/ man ſpielete vermiſcht mit einem Tantzen/
Da wurde ich von euch zu euren Mann erklaͤhrt/
Und drauf begunten wir den Lebens-Baum zu pflantzen/
Eur Hertze wurde mir und meines euch verehrt.
Darnach ſo machten wir verſuͤßte Kalte-Schaalen/
Erdbeeren/ Zucker/ Wein genoſſen wir darinn/
Jhr waret gantz vergnuͤgt mit ſolchen Liebes-Mahlen/
Es zeigte Luſtbarkeiteur angenehmer Sinn/
Wie dieſe war verzehrt/ da fing man an zu trincken
Den heiſſen Chocolad bis in die ſpaͤhte Nacht/
Und als die Sonne ſchon am Himmel fing zu blincken/
Da ward der matte Leib zur Ruhe erſt gebracht.
Als nun der ſuͤſſe Schlaff die Augen-Burg verlaſſen/
Da ging die Luſtbarkeit von neuen wieder an/
Man ſchenckte ſiedentheis den Coffe in die Taſſen,
Und die Geſundheit war: Es leb die W ----
So bald wir nun hinweg vom Tiſch und Tafel waren/
So war ſchon neue Luſt im Uberfluß erdacht/
Es kahm ein Wage an darinnen auszufahren/
Wie die Abrede man ſchon unter uns gemacht/
Hin nach dem naͤchſten Dorff/ ſo vor der Stadt gelegen.
Als nun die Kurtzweil da/ wie wir gewolt/ war aus/
Da lieſſen nach der Stadt wir wieder uns bewegen/
Da blieben wir vorm Thor in einem Schencke-Haus.
Da muſtet ihr die Nacht hin mit dem Tantzen bringen/
Kein Schlaff der kahm uns nicht/ wir waren luſtig da
Bis
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[143/0161] Verliebte und galante Gedichte. Jch kunte euch/ mein Schatz/ da ſehen und auch ſprechen/ Und unſer Liebe-Grund ward bey dem Thèe gelegt/ Eur vordem hartes Hertz/ das fing da an zu brechen/ Jhr wurdet ſo wie ich durch gleichen Trieb bewegt. Noch ferner bauten wir das Wohn-Haus unſer Liebe/ Als man durch Speiß und Tranck den matten Leib erhielt/ Bald war eur Antlitz klahr/ bald wurd es wieder truͤbe/ Von euren Augen wurd ein ſteter Blitz geſpielt. Da fing nun jedes Hertz an gegen euch zu brennen/ Die gantze Compagnie verehrte eure Pracht/ Einjeder muͤhte ſich euch zu gefallen koͤnnen/ Und nach dem Eſſen ward ſo manche Luſt erdacht. Man ſang/ man ſpielete vermiſcht mit einem Tantzen/ Da wurde ich von euch zu euren Mann erklaͤhrt/ Und drauf begunten wir den Lebens-Baum zu pflantzen/ Eur Hertze wurde mir und meines euch verehrt. Darnach ſo machten wir verſuͤßte Kalte-Schaalen/ Erdbeeren/ Zucker/ Wein genoſſen wir darinn/ Jhr waret gantz vergnuͤgt mit ſolchen Liebes-Mahlen/ Es zeigte Luſtbarkeiteur angenehmer Sinn/ Wie dieſe war verzehrt/ da fing man an zu trincken Den heiſſen Chocolad bis in die ſpaͤhte Nacht/ Und als die Sonne ſchon am Himmel fing zu blincken/ Da ward der matte Leib zur Ruhe erſt gebracht. Als nun der ſuͤſſe Schlaff die Augen-Burg verlaſſen/ Da ging die Luſtbarkeit von neuen wieder an/ Man ſchenckte ſiedentheis den Coffe in die Taſſen, Und die Geſundheit war: Es leb die W ---- So bald wir nun hinweg vom Tiſch und Tafel waren/ So war ſchon neue Luſt im Uberfluß erdacht/ Es kahm ein Wage an darinnen auszufahren/ Wie die Abrede man ſchon unter uns gemacht/ Hin nach dem naͤchſten Dorff/ ſo vor der Stadt gelegen. Als nun die Kurtzweil da/ wie wir gewolt/ war aus/ Da lieſſen nach der Stadt wir wieder uns bewegen/ Da blieben wir vorm Thor in einem Schencke-Haus. Da muſtet ihr die Nacht hin mit dem Tantzen bringen/ Kein Schlaff der kahm uns nicht/ wir waren luſtig da Bis

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/161>, abgerufen am 21.11.2024.