Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Verliebte und galante Gedichte. Das dir geschenckt der Venus kleiner Sohn/Jch sterbe schon. Asterie! grünt keine Hoffnung mehr? Schlägt der Blitz die starcken Eichen nieder? Da doch ein Strauch stürmt es gleich noch sehr Auffrecht behält die gantz geringen Glieder; Begehr doch nicht/ daß ich vor Angst vergeh Asterie. Man bittet ein Frauen-Zimmer zur masquirten Schlitten-Fahrt. Sonnet. Jetzt/ da der rauhe Nord/ mit blanckem Eyß bezogen/ Den Pfeil-geschwinden Lauff des strengen Flusses wehrt/ Da Florens bunte Pracht ein kalter Frost verzehrt/ Da nichts als weisser Schnee kommt aus der Lufft geflogen/ Der uns das todte Feld zu lassen hat bewogen/ Da man ein Marmor-Meer uns auf dem Land verehrt/ Das in der Winters-Zeit Lust und Vergnügung mehrt/ Denn in dem kalten Schnee erhitzet Eros Bogen. Hat eine Compagnie die Schlitten-Fahrt beliebt Darinnen man verkleidt so Mond-als Jahres-Zeiten Als Türcken und Hufarn ist willens zu begleiten/ Weil nun ihr Angesicht den bunten Lentz abgiebt/ So bittet diese Zunfft/ wenn es so kan geschehen Daß man sie mit darbey als Frühling möge sehen. Als er die Ehre hatte selbige unter den Nah- men Jbrahim zu fahren. Beglückter Jbrahim, der du in rauhen Zeiten Der Anmuth holden Lentz durch Schnee und Eyß kanst leiten/ Der du mit Purpur-Schmuck bemarmeln kanst den Schnee/ Und Rosen wachsen stehst auf der beschneeten Höh Der
Verliebte und galante Gedichte. Das dir geſchenckt der Venus kleiner Sohn/Jch ſterbe ſchon. Aſterie! gruͤnt keine Hoffnung mehr? Schlaͤgt der Blitz die ſtarcken Eichen nieder? Da doch ein Strauch ſtuͤrmt es gleich noch ſehr Auffrecht behaͤlt die gantz geringen Glieder; Begehr doch nicht/ daß ich vor Angſt vergeh Aſterie. Man bittet ein Frauen-Zimmer zur maſquirten Schlitten-Fahrt. Sonnet. Jetzt/ da der rauhe Nord/ mit blanckem Eyß bezogen/ Den Pfeil-geſchwinden Lauff des ſtrengen Fluſſes wehrt/ Da Florens bunte Pracht ein kalter Froſt verzehrt/ Da nichts als weiſſer Schnee kommt aus der Lufft geflogen/ Der uns das todte Feld zu laſſen hat bewogen/ Da man ein Marmor-Meer uns auf dem Land verehrt/ Das in der Winters-Zeit Luſt und Vergnuͤgung mehrt/ Denn in dem kalten Schnee erhitzet Eros Bogen. Hat eine Compagnie die Schlitten-Fahrt beliebt Darinnen man verkleidt ſo Mond-als Jahres-Zeiten Als Tuͤrcken und Hufarn iſt willens zu begleiten/ Weil nun ihr Angeſicht den bunten Lentz abgiebt/ So bittet dieſe Zunfft/ wenn es ſo kan geſchehen Daß man ſie mit darbey als Fruͤhling moͤge ſehen. Als er die Ehre hatte ſelbige unter den Nah- men Jbrahim zu fahren. Begluͤckter Jbrahim, der du in rauhen Zeiten Der Anmuth holden Lentz durch Schnee und Eyß kanſt leiten/ Der du mit Purpur-Schmuck bemarmeln kanſt den Schnee/ Und Roſen wachſen ſtehſt auf der beſchneeten Hoͤh Der
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Verliebte und galante Gedichte.
Das dir geſchenckt der Venus kleiner Sohn/
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Aſterie! gruͤnt keine Hoffnung mehr?
Schlaͤgt der Blitz die ſtarcken Eichen nieder?
Da doch ein Strauch ſtuͤrmt es gleich noch ſehr
Auffrecht behaͤlt die gantz geringen Glieder;
Begehr doch nicht/ daß ich vor Angſt vergeh
Aſterie.
Man bittet ein Frauen-Zimmer zur
maſquirten Schlitten-Fahrt.
Sonnet.
Jetzt/ da der rauhe Nord/ mit blanckem Eyß bezogen/
Den Pfeil-geſchwinden Lauff des ſtrengen Fluſſes wehrt/
Da Florens bunte Pracht ein kalter Froſt verzehrt/
Da nichts als weiſſer Schnee kommt aus der Lufft geflogen/
Der uns das todte Feld zu laſſen hat bewogen/
Da man ein Marmor-Meer uns auf dem Land verehrt/
Das in der Winters-Zeit Luſt und Vergnuͤgung mehrt/
Denn in dem kalten Schnee erhitzet Eros Bogen.
Hat eine Compagnie die Schlitten-Fahrt beliebt
Darinnen man verkleidt ſo Mond-als Jahres-Zeiten
Als Tuͤrcken und Hufarn iſt willens zu begleiten/
Weil nun ihr Angeſicht den bunten Lentz abgiebt/
So bittet dieſe Zunfft/ wenn es ſo kan geſchehen
Daß man ſie mit darbey als Fruͤhling moͤge ſehen.
Als er die Ehre hatte ſelbige unter den Nah-
men Jbrahim zu fahren.
Begluͤckter Jbrahim, der du in rauhen Zeiten
Der Anmuth holden Lentz durch Schnee und Eyß kanſt
leiten/
Der du mit Purpur-Schmuck bemarmeln kanſt den Schnee/
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