Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Verliebte und galante Arien. Und der Ochse bey der KuhMag im grünen Grase liegen. Jst es Hassen oder Lieben Was die Turtel-Tauben üben? Wenn der Tauber gantz vergnügt Sich zur treuen Tauben fügt. 2. Meynst du/ daß die GrausahmkeitJhren Ursprung hergenommen Von der süssen Frühlings-Zeit? Die jetzt lieblich angekommen/ Und zur Liebes-Lust beweget Was die Welt an Thieren heget/ Auch den Männern zeiget an/ Wie man Frauens lieben kan. 3. Kanst du denn so gar nicht sehn?Wie anjetzo alle Sachen/ Jn verliebten Flammen stehn/ Und vor grosser Wollust lachen. Schau des Taubers artigs stellen/ Der um seinen Eh-Gesellen Mit verliebten Murmeln fliegt/ Und sich küssend zu ihr fügt. 4. Hör die Nachtigalle an/Die von Zweig zu Zweigen springet/ Und so helle wie sie kan Mit erhobner Stimme singet/ Seht die hellen Liebes-Flammen Schlagen über mich zusammen/ Sehet! wie mein Hertze brennt/ Die ihr Amors Kräffte kennt. 5. Und als wenn dir unbewust?Was die kluge Schlange treibet/ Die das Gifft vor ihrer Lust Erst der Erden einverleibet/ Drauf
Verliebte und galante Arien. Und der Ochſe bey der KuhMag im gruͤnen Graſe liegen. Jſt es Haſſen oder Lieben Was die Turtel-Tauben uͤben? Wenn der Tauber gantz vergnuͤgt Sich zur treuen Tauben fuͤgt. 2. Meynſt du/ daß die GrauſahmkeitJhren Urſprung hergenommen Von der ſuͤſſen Fruͤhlings-Zeit? Die jetzt lieblich angekommen/ Und zur Liebes-Luſt beweget Was die Welt an Thieren heget/ Auch den Maͤnnern zeiget an/ Wie man Frauens lieben kan. 3. Kanſt du denn ſo gar nicht ſehn?Wie anjetzo alle Sachen/ Jn verliebten Flammen ſtehn/ Und vor groſſer Wolluſt lachen. Schau des Taubers artigs ſtellen/ Der um ſeinen Eh-Geſellen Mit verliebten Murmeln fliegt/ Und ſich kuͤſſend zu ihr fuͤgt. 4. Hoͤr die Nachtigalle an/Die von Zweig zu Zweigen ſpringet/ Und ſo helle wie ſie kan Mit erhobner Stimme ſinget/ Seht die hellen Liebes-Flammen Schlagen uͤber mich zuſammen/ Sehet! wie mein Hertze brennt/ Die ihr Amors Kraͤffte kennt. 5. Und als wenn dir unbewuſt?Was die kluge Schlange treibet/ Die das Gifft vor ihrer Luſt Erſt der Erden einverleibet/ Drauf
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Verliebte und galante Arien.
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Wenn der Tauber gantz vergnuͤgt
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2.
Meynſt du/ daß die Grauſahmkeit
Jhren Urſprung hergenommen
Von der ſuͤſſen Fruͤhlings-Zeit?
Die jetzt lieblich angekommen/
Und zur Liebes-Luſt beweget
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Wie man Frauens lieben kan.
3.
Kanſt du denn ſo gar nicht ſehn?
Wie anjetzo alle Sachen/
Jn verliebten Flammen ſtehn/
Und vor groſſer Wolluſt lachen.
Schau des Taubers artigs ſtellen/
Der um ſeinen Eh-Geſellen
Mit verliebten Murmeln fliegt/
Und ſich kuͤſſend zu ihr fuͤgt.
4.
Hoͤr die Nachtigalle an/
Die von Zweig zu Zweigen ſpringet/
Und ſo helle wie ſie kan
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Seht die hellen Liebes-Flammen
Schlagen uͤber mich zuſammen/
Sehet! wie mein Hertze brennt/
Die ihr Amors Kraͤffte kennt.
5.
Und als wenn dir unbewuſt?
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