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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Arien.
Drauf zu ihrem Buhlen eilet/
Der die Liebe mit ihr theilet;
Denn die Liebe will allein
Nur lust-und nicht gifftig seyn.

6.
Es vergeht die Grausamkeit
Denen wilden Tyger-Thieren;
Und wenn Amor es gebeut
Muß der Löw den Stoltz verliehren:
Jedoch deine harten Sinnen
Wollen diesen abgewinnen
Nichtes ist so wild als du/
Du schleust dein Hertz Amorn zu.
7.
Doch was sage ich allhier!
Da die Löwen/ Tyger/ Schlangen
Mit Empfindung gleich als wir/
Und mit gleicher Fühlung prangen.
Aber da der Bäume-Rinden
Amors heisse Macht empfinden/
Kenn' ich nichtes/ so dir gleicht/
Dir/ der Amor selbsten weicht.
8.
Mit Verwundern kanst du sehn/
Wie des Weinstocks schlancke Reben/
Jn so grosser Jnbrunst stehn
Und des Männleins Stamm umgeben;
Jhre Liebe ist so hefftig/
Daß sie immerdar geschäfftig/
Wie sie ihren lieben Mann
Gantz genau umarmen kan.
9.
Schau die Tannen sind verliebt/
Und die Fichte küst den Fichten/
Der Ulm seine Braut umgiebt/
Darnach sich die Weiden richten.
Auch die Büche fühlet Flammen
Und seufftzt nach der Liebsten Stammen.
Eichen

Verliebte und galante Arien.
Drauf zu ihrem Buhlen eilet/
Der die Liebe mit ihr theilet;
Denn die Liebe will allein
Nur luſt-und nicht gifftig ſeyn.

6.
Es vergeht die Grauſamkeit
Denen wilden Tyger-Thieren;
Und wenn Amor es gebeut
Muß der Loͤw den Stoltz verliehren:
Jedoch deine harten Sinnen
Wollen dieſen abgewinnen
Nichtes iſt ſo wild als du/
Du ſchleuſt dein Hertz Amorn zu.
7.
Doch was ſage ich allhier!
Da die Loͤwen/ Tyger/ Schlangen
Mit Empfindung gleich als wir/
Und mit gleicher Fuͤhlung prangen.
Aber da der Baͤume-Rinden
Amors heiſſe Macht empfinden/
Kenn’ ich nichtes/ ſo dir gleicht/
Dir/ der Amor ſelbſten weicht.
8.
Mit Verwundern kanſt du ſehn/
Wie des Weinſtocks ſchlancke Reben/
Jn ſo groſſer Jnbrunſt ſtehn
Und des Maͤnnleins Stamm umgeben;
Jhre Liebe iſt ſo hefftig/
Daß ſie immerdar geſchaͤfftig/
Wie ſie ihren lieben Mann
Gantz genau umarmen kan.
9.
Schau die Tannen ſind verliebt/
Und die Fichte kuͤſt den Fichten/
Der Ulm ſeine Braut umgiebt/
Darnach ſich die Weiden richten.
Auch die Buͤche fuͤhlet Flammen
Und ſeufftzt nach der Liebſten Stammen.
Eichen
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[188/0206] Verliebte und galante Arien. Drauf zu ihrem Buhlen eilet/ Der die Liebe mit ihr theilet; Denn die Liebe will allein Nur luſt-und nicht gifftig ſeyn. 6. Es vergeht die Grauſamkeit Denen wilden Tyger-Thieren; Und wenn Amor es gebeut Muß der Loͤw den Stoltz verliehren: Jedoch deine harten Sinnen Wollen dieſen abgewinnen Nichtes iſt ſo wild als du/ Du ſchleuſt dein Hertz Amorn zu. 7. Doch was ſage ich allhier! Da die Loͤwen/ Tyger/ Schlangen Mit Empfindung gleich als wir/ Und mit gleicher Fuͤhlung prangen. Aber da der Baͤume-Rinden Amors heiſſe Macht empfinden/ Kenn’ ich nichtes/ ſo dir gleicht/ Dir/ der Amor ſelbſten weicht. 8. Mit Verwundern kanſt du ſehn/ Wie des Weinſtocks ſchlancke Reben/ Jn ſo groſſer Jnbrunſt ſtehn Und des Maͤnnleins Stamm umgeben; Jhre Liebe iſt ſo hefftig/ Daß ſie immerdar geſchaͤfftig/ Wie ſie ihren lieben Mann Gantz genau umarmen kan. 9. Schau die Tannen ſind verliebt/ Und die Fichte kuͤſt den Fichten/ Der Ulm ſeine Braut umgiebt/ Darnach ſich die Weiden richten. Auch die Buͤche fuͤhlet Flammen Und ſeufftzt nach der Liebſten Stammen. Eichen

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/206>, abgerufen am 21.11.2024.