Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.
Der Fürste des Metals mischt sich mit keinem Eisen/ Das Silber machet sich mit Stahle nicht gemein; Der Eisen Stein will nur des Nord-Winds Gegend weisen/ Und ein geschliffen Glas hört nicht zum Demant Stein. Das niedrige Geschlecht daraus ich bin gezeuget/ Und eure Trefflichkeit die scheelen gar zu viel; Des Jcars Hochmuth wird durch seinem Fall gebeuget/ Wenn er sich allzu nah der Sonnen machen will. Die Semele verbrennt/ wenn sie den Zeus will lieben/ Und wird an statt der Lust in Flammen auffgerieben. Jedoch die Liebe heist mir viel ein Anders hoffen/ Jch nehme ihren Trost mir zum Vergnügen an: Was am Geschlecht und Stand bey mir nicht eingetroffen/ Ein dienst-ergebnes Hertz gantz wohl ersetzen kan. Es haben Könige diejenigen geliebet/ Die das/ was ich jetzo/ vor dem gewesen sind. Der Teutschen fünffter Carl verliebte Blicke giebet/ Wenn seinen Helden-Geist ein spiel lend Weib entzündt. Der Franckreich überwand/ und seinen König bindet/ Bey der Blumbergerin die Sclaven Ketten findet. Die Gabrielle zwingt der Frantzen grossen König/ Der in der Herrscher-Zahl der vierte Heinrich hieß/ Es ist sein Helden-Muht vor ihrer Macht zu wenig/ Jhr angenehmer Strahl ihm seine Schwachheit wies. Hispanjens Philipp fält vor einer Calderone, Jhr Schau-Platz ist der Platz/ wo er das Feld verlohr. So macht die Liebe gleich Schau-Plätze und die Throne/ Und zieht ein spielend Weib offt hohen Damen vor. Die
Der Fuͤrſte des Metals miſcht ſich mit keinem Eiſen/ Das Silber machet ſich mit Stahle nicht gemein; Der Eiſen Stein will nur des Nord-Winds Gegend weiſen/ Und ein geſchliffen Glas hoͤrt nicht zum Demant Stein. Das niedrige Geſchlecht daraus ich bin gezeuget/ Und eure Trefflichkeit die ſcheelen gar zu viel; Des Jcars Hochmuth wird durch ſeinem Fall gebeuget/ Wenn er ſich allzu nah der Sonnen machen will. Die Semele verbrennt/ wenn ſie den Zeus will lieben/ Und wird an ſtatt der Luſt in Flammen auffgerieben. Jedoch die Liebe heiſt mir viel ein Anders hoffen/ Jch nehme ihren Troſt mir zum Vergnuͤgen an: Was am Geſchlecht und Stand bey mir nicht eingetroffen/ Ein dienſt-ergebnes Hertz gantz wohl erſetzen kan. Es haben Koͤnige diejenigen geliebet/ Die das/ was ich jetzo/ vor dem geweſen ſind. Der Teutſchen fuͤnffter Carl verliebte Blicke giebet/ Wenn ſeinen Helden-Geiſt ein ſpiel lend Weib entzuͤndt. Der Franckreich uͤberwand/ und ſeinen Koͤnig bindet/ Bey der Blumbergerin die Sclaven Ketten findet. Die Gabrielle zwingt der Frantzen groſſen Koͤnig/ Der in der Herrſcher-Zahl der vierte Heinrich hieß/ Es iſt ſein Helden-Muht vor ihrer Macht zu wenig/ Jhr angenehmer Strahl ihm ſeine Schwachheit wies. Hiſpanjens Philipp faͤlt vor einer Calderone, Jhr Schau-Platz iſt der Platz/ wo er das Feld verlohr. So macht die Liebe gleich Schau-Plaͤtze und die Throne/ Und zieht ein ſpielend Weib offt hohen Damen vor. Die
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Verliebte und galante Gedichte.
Allein! bald kan ich nicht den ſuͤſſen Worten trauen/
Und meine Hoffnung faͤlt/ die mich ſo ſehr ergoͤtzt.
Wie! wenn ein Adler kan nur in die Sonne ſchauen/
So iſt der Unterſcheid ſchon zwiſchen uns geſetzt.
Erweg’ ich euren Stand/ ſo kan ich euch nicht gleichen/
Und muß als eine Magd vor eurem Anſehn weichen.
Der Fuͤrſte des Metals miſcht ſich mit keinem Eiſen/
Das Silber machet ſich mit Stahle nicht gemein;
Der Eiſen Stein will nur des Nord-Winds Gegend weiſen/
Und ein geſchliffen Glas hoͤrt nicht zum Demant Stein.
Das niedrige Geſchlecht daraus ich bin gezeuget/
Und eure Trefflichkeit die ſcheelen gar zu viel;
Des Jcars Hochmuth wird durch ſeinem Fall gebeuget/
Wenn er ſich allzu nah der Sonnen machen will.
Die Semele verbrennt/ wenn ſie den Zeus will lieben/
Und wird an ſtatt der Luſt in Flammen auffgerieben.
Jedoch die Liebe heiſt mir viel ein Anders hoffen/
Jch nehme ihren Troſt mir zum Vergnuͤgen an:
Was am Geſchlecht und Stand bey mir nicht eingetroffen/
Ein dienſt-ergebnes Hertz gantz wohl erſetzen kan.
Es haben Koͤnige diejenigen geliebet/
Die das/ was ich jetzo/ vor dem geweſen ſind.
Der Teutſchen fuͤnffter Carl verliebte Blicke giebet/
Wenn ſeinen Helden-Geiſt ein ſpiel lend Weib entzuͤndt.
Der Franckreich uͤberwand/ und ſeinen Koͤnig bindet/
Bey der Blumbergerin die Sclaven Ketten findet.
Die Gabrielle zwingt der Frantzen groſſen Koͤnig/
Der in der Herrſcher-Zahl der vierte Heinrich hieß/
Es iſt ſein Helden-Muht vor ihrer Macht zu wenig/
Jhr angenehmer Strahl ihm ſeine Schwachheit wies.
Hiſpanjens Philipp faͤlt vor einer Calderone,
Jhr Schau-Platz iſt der Platz/ wo er das Feld verlohr.
So macht die Liebe gleich Schau-Plaͤtze und die Throne/
Und zieht ein ſpielend Weib offt hohen Damen vor.
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