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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Gedichte.

Die Liebe machet gleich was Cron und Purpur träget/
Und was mit groben Tuch und Lumpen ist beleget.



Jch lege nun die Furcht in meinem Hertzen nieder/
Jch glaube was ihr schreibt/ und liebe/ weil ihr liebt/
Hat euren Geist bestrickt? die Schönheit meiner Glieder/
So wisset/ daß eur Stand mir gleiche Banden giebt.
Jch will Dianen nicht in diesem Stücke gleichen/
Wenn sie dem Acteon sein Todes-Urtheil spricht.
Sie soll an Freundlichkeit und Liebes-Brunst mir weichen/
Wenn sie den heissen Sinn nach Latmus Spitzen richt.
Jhr sollt Endymion, ich will Diane heissen/
Kan meine Brust schon nicht als ihr Planete gleissen.


Jhr seyd kein Mahomed, der die Irene tödtet/
Die ihm vor kurtzer Zeit sein Abgott muste seyn.
Und ist der Falschheit-Kraut in euch gantz ausgegättet?
So nehm' ich ohne Sturm den schönen Krieger ein.
Muß Constantinens- Burg in Flammen untergehen/
Weil es der Türcken Macht nicht widerstehen kan?
So soll kein Widerstand in meiner Brust geschehen/
Vielleicht sieht eure Macht die Demuht gnädig an.
Auf meinen Thürmen weht schon die Ergebungs Fahne/
Und der Accord ist nur: liebt immer die
Diane.


Gedancken über die Liebe der Heydni-
schen Götter/ nach dem Lateinischen des
Herrn Stigelii.
Wenn das ein Fehler ist/ daß ich verliebet bin/
So müst ihr Götter doch hier durch die Finger sehen/
Weil Amor ebenfals bezwungen euren Sinn/
Und seinen scharffen Pfeil in euch hat lassen gehen.
Es

Verliebte und galante Gedichte.

Die Liebe machet gleich was Cron und Purpur traͤget/
Und was mit groben Tuch und Lumpen iſt beleget.



Jch lege nun die Furcht in meinem Hertzen nieder/
Jch glaube was ihr ſchreibt/ und liebe/ weil ihr liebt/
Hat euren Geiſt beſtrickt? die Schoͤnheit meiner Glieder/
So wiſſet/ daß eur Stand mir gleiche Banden giebt.
Jch will Dianen nicht in dieſem Stuͤcke gleichen/
Wenn ſie dem Acteon ſein Todes-Urtheil ſpricht.
Sie ſoll an Freundlichkeit und Liebes-Brunſt mir weichen/
Wenn ſie den heiſſen Sinn nach Latmus Spitzen richt.
Jhr ſollt Endymion, ich will Diane heiſſen/
Kan meine Bruſt ſchon nicht als ihr Planete gleiſſen.


Jhr ſeyd kein Mahomed, der die Irene toͤdtet/
Die ihm vor kurtzer Zeit ſein Abgott muſte ſeyn.
Und iſt der Falſchheit-Kraut in euch gantz ausgegaͤttet?
So nehm’ ich ohne Sturm den ſchoͤnen Krieger ein.
Muß Conſtantinens- Burg in Flammen untergehen/
Weil es der Tuͤrcken Macht nicht widerſtehen kan?
So ſoll kein Widerſtand in meiner Bruſt geſchehen/
Vielleicht ſieht eure Macht die Demuht gnaͤdig an.
Auf meinen Thuͤrmen weht ſchon die Ergebungs Fahne/
Und der Accord iſt nur: liebt immer die
Diane.


Gedancken uͤber die Liebe der Heydni-
ſchen Goͤtter/ nach dem Lateiniſchen des
Herrn Stigelii.
Wenn das ein Fehler iſt/ daß ich verliebet bin/
So muͤſt ihr Goͤtter doch hier durch die Finger ſehen/
Weil Amor ebenfals bezwungen euren Sinn/
Und ſeinen ſcharffen Pfeil in euch hat laſſen gehen.
Es
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[11/0029] Verliebte und galante Gedichte. Die Liebe machet gleich was Cron und Purpur traͤget/ Und was mit groben Tuch und Lumpen iſt beleget. Jch lege nun die Furcht in meinem Hertzen nieder/ Jch glaube was ihr ſchreibt/ und liebe/ weil ihr liebt/ Hat euren Geiſt beſtrickt? die Schoͤnheit meiner Glieder/ So wiſſet/ daß eur Stand mir gleiche Banden giebt. Jch will Dianen nicht in dieſem Stuͤcke gleichen/ Wenn ſie dem Acteon ſein Todes-Urtheil ſpricht. Sie ſoll an Freundlichkeit und Liebes-Brunſt mir weichen/ Wenn ſie den heiſſen Sinn nach Latmus Spitzen richt. Jhr ſollt Endymion, ich will Diane heiſſen/ Kan meine Bruſt ſchon nicht als ihr Planete gleiſſen. Jhr ſeyd kein Mahomed, der die Irene toͤdtet/ Die ihm vor kurtzer Zeit ſein Abgott muſte ſeyn. Und iſt der Falſchheit-Kraut in euch gantz ausgegaͤttet? So nehm’ ich ohne Sturm den ſchoͤnen Krieger ein. Muß Conſtantinens- Burg in Flammen untergehen/ Weil es der Tuͤrcken Macht nicht widerſtehen kan? So ſoll kein Widerſtand in meiner Bruſt geſchehen/ Vielleicht ſieht eure Macht die Demuht gnaͤdig an. Auf meinen Thuͤrmen weht ſchon die Ergebungs Fahne/ Und der Accord iſt nur: liebt immer die Diane. Gedancken uͤber die Liebe der Heydni- ſchen Goͤtter/ nach dem Lateiniſchen des Herrn Stigelii. Wenn das ein Fehler iſt/ daß ich verliebet bin/ So muͤſt ihr Goͤtter doch hier durch die Finger ſehen/ Weil Amor ebenfals bezwungen euren Sinn/ Und ſeinen ſcharffen Pfeil in euch hat laſſen gehen. Es

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/29>, abgerufen am 21.11.2024.