Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Drum kröhnt jetzt Julia zu nicht geringen Ruhme
Den klugen Eisenhart mit einem Doctor-Hut/
Dem in Astraeens Streit der Sieg zum Eigenthume
Blieb/ als ein Väterlichs ihm zugehörigs Gut/
Er zeigte/ daß Verstand von Klugheit her entspringet/
Und eine Fichte nicht gekröhnte Früchte bringet
Die Themis hat ihn längst zum Sohne ausersehen/
Heut aber stellt sie sich als eine Mutter an/
Sie läst den werthen Sohn in theurem Purpur gehen/
Und schenckt ihm alles das/ was eine Mutter kan.
Des Vaters Zierde wird ihm heute beygeleget/
Da sein gelehrtes Haupt Astraeens Krone träget.
So muß der Tugend-Ruhm die Tugendhafften zieren/
Ein starcker Adeler heckt keine Taube aus/
Und keine Löwen-Zucht kan ihre Krafft verliehren
Die Rose kehrt sich nicht in einen Nessel-Straus.
Der Vater stellet sich in seinem Sohne wieder/
So wie der Ursprung war so sind auch dessen Glieder.
Nun wird der kluge Mund mit Zucker süssen Lehren
Astraeens Wissenschafft mir doppelt flössen ein

Es wird die Leucoris aus ihm sich lassen hören/
Und der ist recht beglückt dem er geneigt wird seyn/
Wohlan! ich setze mich so lang zu seinen Füssen
Bis ich nur einen Theil mag seiner Weisheit wissen.
Zu dieser Würde wird des Himmels Schluß sich fügen/
Der angesteckte Ring zeigt grössers Steigen an/
Es mehre sich sein Ruhm/ es wachse sein Vergnügen/
Er werde Juliens Zier und Tribonian.
Wer Tiraquellus und Papinian gewesen/
Das wird man mit der Zeit an seiner Stirnen lesen.


Quodlibet.
Trau: aber schaue wem/
Dis wahre Sprichwort fält
Der falschen Welt/
Die nichts von Treu und Glauben hält/
Anjetzt nicht angenehm.
Allein/
Vermiſchte Gedichte.
Drum kroͤhnt jetzt Julia zu nicht geringen Ruhme
Den klugen Eiſenhart mit einem Doctor-Hut/
Dem in Aſtræens Streit der Sieg zum Eigenthume
Blieb/ als ein Vaͤterlichs ihm zugehoͤrigs Gut/
Er zeigte/ daß Verſtand von Klugheit her entſpringet/
Und eine Fichte nicht gekroͤhnte Fruͤchte bringet
Die Themis hat ihn laͤngſt zum Sohne auserſehen/
Heut aber ſtellt ſie ſich als eine Mutter an/
Sie laͤſt den werthen Sohn in theurem Purpur gehen/
Und ſchenckt ihm alles das/ was eine Mutter kan.
Des Vaters Zierde wird ihm heute beygeleget/
Da ſein gelehrtes Haupt Aſtræens Krone traͤget.
So muß der Tugend-Ruhm die Tugendhafften zieren/
Ein ſtarcker Adeler heckt keine Taube aus/
Und keine Loͤwen-Zucht kan ihre Krafft verliehren
Die Roſe kehrt ſich nicht in einen Neſſel-Straus.
Der Vater ſtellet ſich in ſeinem Sohne wieder/
So wie der Urſprung war ſo ſind auch deſſen Glieder.
Nun wird der kluge Mund mit Zucker ſuͤſſen Lehren
Aſtræens Wiſſenſchafft mir doppelt floͤſſen ein

Es wird die Leucoris aus ihm ſich laſſen hoͤren/
Und der iſt recht begluͤckt dem er geneigt wird ſeyn/
Wohlan! ich ſetze mich ſo lang zu ſeinen Fuͤſſen
Bis ich nur einen Theil mag ſeiner Weisheit wiſſen.
Zu dieſer Wuͤrde wird des Himmels Schluß ſich fuͤgen/
Der angeſteckte Ring zeigt groͤſſers Steigen an/
Es mehre ſich ſein Ruhm/ es wachſe ſein Vergnuͤgen/
Er werde Juliens Zier und Tribonian.
Wer Tiraquellus und Papinian geweſen/
Das wird man mit der Zeit an ſeiner Stirnen leſen.


Quodlibet.
Trau: aber ſchaue wem/
Dis wahre Sprichwort faͤlt
Der falſchen Welt/
Die nichts von Treu und Glauben haͤlt/
Anjetzt nicht angenehm.
Allein/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0462" n="444"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Drum kro&#x0364;hnt jetzt <hi rendition="#aq">Julia</hi> zu nicht geringen Ruhme</l><lb/>
            <l>Den klugen <hi rendition="#aq">Ei&#x017F;enhart</hi> mit einem <hi rendition="#aq">Doctor-</hi>Hut/</l><lb/>
            <l>Dem in <hi rendition="#aq">A&#x017F;træens</hi> Streit der Sieg zum Eigenthume</l><lb/>
            <l>Blieb/ als ein Va&#x0364;terlichs ihm zugeho&#x0364;rigs Gut/</l><lb/>
            <l>Er zeigte/ daß Ver&#x017F;tand von Klugheit her ent&#x017F;pringet/</l><lb/>
            <l>Und eine Fichte nicht gekro&#x0364;hnte Fru&#x0364;chte bringet</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Die <hi rendition="#aq">Themis</hi> hat ihn la&#x0364;ng&#x017F;t zum Sohne auser&#x017F;ehen/</l><lb/>
            <l>Heut aber &#x017F;tellt &#x017F;ie &#x017F;ich als eine Mutter an/</l><lb/>
            <l>Sie la&#x0364;&#x017F;t den werthen Sohn in theurem Purpur gehen/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chenckt ihm alles das/ was eine Mutter kan.</l><lb/>
            <l>Des Vaters Zierde wird ihm heute beygeleget/</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ein gelehrtes Haupt <hi rendition="#aq">A&#x017F;træens</hi> Krone tra&#x0364;get.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>So muß der Tugend-Ruhm die Tugendhafften zieren/</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;tarcker Adeler heckt keine Taube aus/</l><lb/>
            <l>Und keine Lo&#x0364;wen-Zucht kan ihre Krafft verliehren</l><lb/>
            <l>Die Ro&#x017F;e kehrt &#x017F;ich nicht in einen Ne&#x017F;&#x017F;el-Straus.</l><lb/>
            <l>Der Vater &#x017F;tellet &#x017F;ich in &#x017F;einem Sohne wieder/</l><lb/>
            <l>So wie der Ur&#x017F;prung war &#x017F;o &#x017F;ind auch de&#x017F;&#x017F;en Glieder.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>Nun wird der kluge Mund mit Zucker &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Lehren<lb/><hi rendition="#aq">A&#x017F;træens</hi> Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft mir doppelt flo&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ein</l><lb/>
            <l>Es wird die <hi rendition="#aq">Leucoris</hi> aus ihm &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en ho&#x0364;ren/</l><lb/>
            <l>Und der i&#x017F;t recht beglu&#x0364;ckt dem er geneigt wird &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Wohlan! ich &#x017F;etze mich &#x017F;o lang zu &#x017F;einen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Bis ich nur einen Theil mag &#x017F;einer Weisheit wi&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Zu die&#x017F;er Wu&#x0364;rde wird des Himmels Schluß &#x017F;ich fu&#x0364;gen/</l><lb/>
            <l>Der ange&#x017F;teckte Ring zeigt gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ers Steigen an/</l><lb/>
            <l>Es mehre &#x017F;ich &#x017F;ein Ruhm/ es wach&#x017F;e &#x017F;ein Vergnu&#x0364;gen/</l><lb/>
            <l>Er werde <hi rendition="#aq">Juliens</hi> Zier und <hi rendition="#aq">Tribonian.</hi></l><lb/>
            <l>Wer <hi rendition="#aq">Tiraquellus</hi> und <hi rendition="#aq">Papinian</hi> gewe&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Das wird man mit der Zeit an &#x017F;einer Stirnen le&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Quodlibet.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">T</hi>rau: aber &#x017F;chaue wem/</l><lb/>
            <l>Dis wahre Sprichwort fa&#x0364;lt</l><lb/>
            <l>Der fal&#x017F;chen Welt/</l><lb/>
            <l>Die nichts von Treu und Glauben ha&#x0364;lt/</l><lb/>
            <l>Anjetzt nicht angenehm.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Allein/</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444/0462] Vermiſchte Gedichte. Drum kroͤhnt jetzt Julia zu nicht geringen Ruhme Den klugen Eiſenhart mit einem Doctor-Hut/ Dem in Aſtræens Streit der Sieg zum Eigenthume Blieb/ als ein Vaͤterlichs ihm zugehoͤrigs Gut/ Er zeigte/ daß Verſtand von Klugheit her entſpringet/ Und eine Fichte nicht gekroͤhnte Fruͤchte bringet Die Themis hat ihn laͤngſt zum Sohne auserſehen/ Heut aber ſtellt ſie ſich als eine Mutter an/ Sie laͤſt den werthen Sohn in theurem Purpur gehen/ Und ſchenckt ihm alles das/ was eine Mutter kan. Des Vaters Zierde wird ihm heute beygeleget/ Da ſein gelehrtes Haupt Aſtræens Krone traͤget. So muß der Tugend-Ruhm die Tugendhafften zieren/ Ein ſtarcker Adeler heckt keine Taube aus/ Und keine Loͤwen-Zucht kan ihre Krafft verliehren Die Roſe kehrt ſich nicht in einen Neſſel-Straus. Der Vater ſtellet ſich in ſeinem Sohne wieder/ So wie der Urſprung war ſo ſind auch deſſen Glieder. Nun wird der kluge Mund mit Zucker ſuͤſſen Lehren Aſtræens Wiſſenſchafft mir doppelt floͤſſen ein Es wird die Leucoris aus ihm ſich laſſen hoͤren/ Und der iſt recht begluͤckt dem er geneigt wird ſeyn/ Wohlan! ich ſetze mich ſo lang zu ſeinen Fuͤſſen Bis ich nur einen Theil mag ſeiner Weisheit wiſſen. Zu dieſer Wuͤrde wird des Himmels Schluß ſich fuͤgen/ Der angeſteckte Ring zeigt groͤſſers Steigen an/ Es mehre ſich ſein Ruhm/ es wachſe ſein Vergnuͤgen/ Er werde Juliens Zier und Tribonian. Wer Tiraquellus und Papinian geweſen/ Das wird man mit der Zeit an ſeiner Stirnen leſen. Quodlibet. Trau: aber ſchaue wem/ Dis wahre Sprichwort faͤlt Der falſchen Welt/ Die nichts von Treu und Glauben haͤlt/ Anjetzt nicht angenehm. Allein/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/462
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/462>, abgerufen am 21.11.2024.