Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.Es läßt gar leicht sich Grund und Ursach nennen, Die Frag' ist nur, ob's auch zum Falle paßt? Wir Aerzte sind Nachtreter der Natur, Und uns're Herrin geht auf dunklen Pfaden. Königin. Ei gut! Ei schön! (Zu Graf Peter.) Man sagt ja, Eure Schwester Sie geh' auf's Land? -- In dieser Jahreszeit? Ohn' Urlaub und Begehr? Scheint's doch, sie lernt Von ihrem Gatten Hofesbrauch und Sitte. Peter. Verzeiht, sie harrt im Vorgemache draußen, Ob Ihr erlaubt -- Königin. Warum ward's nicht gemeldet? Laßt sie herein! (Es geht Jemand.) Nun, weiser Oedipus, Fahr' fort, und lös' uns deine eig'nen Räthsel. Arzt. Des Herzog's Zustand läßt sich Fieber nennen. Er liegt, und starrt, und schweigt. Die Pulse fliegen, Die Stirne heiß, die Eßlust fort. Königin. Wie so? Es läßt gar leicht ſich Grund und Urſach nennen, Die Frag’ iſt nur, ob’s auch zum Falle paßt? Wir Aerzte ſind Nachtreter der Natur, Und unſ’re Herrin geht auf dunklen Pfaden. Königin. Ei gut! Ei ſchön! (Zu Graf Peter.) Man ſagt ja, Eure Schweſter Sie geh’ auf’s Land? — In dieſer Jahreszeit? Ohn’ Urlaub und Begehr? Scheint’s doch, ſie lernt Von ihrem Gatten Hofesbrauch und Sitte. Peter. Verzeiht, ſie harrt im Vorgemache draußen, Ob Ihr erlaubt — Königin. Warum ward’s nicht gemeldet? Laßt ſie herein! (Es geht Jemand.) Nun, weiſer Oedipus, Fahr’ fort, und löſ’ uns deine eig’nen Räthſel. Arzt. Des Herzog’s Zuſtand läßt ſich Fieber nennen. Er liegt, und ſtarrt, und ſchweigt. Die Pulſe fliegen, Die Stirne heiß, die Eßluſt fort. Königin. Wie ſo? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#ARZ"> <pb facs="#f0074" n="66"/> <p>Es läßt gar leicht ſich Grund und Urſach nennen,<lb/> Die Frag’ iſt nur, ob’s auch zum Falle paßt?<lb/> Wir Aerzte ſind Nachtreter der Natur,<lb/> Und unſ’re Herrin geht auf dunklen Pfaden.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Ei gut! Ei ſchön!</p><lb/> <stage>(Zu Graf Peter.)</stage><lb/> <p>Man ſagt ja, Eure Schweſter<lb/> Sie geh’ auf’s Land? — In dieſer Jahreszeit?<lb/> Ohn’ Urlaub und Begehr? Scheint’s doch, ſie lernt<lb/> Von ihrem Gatten Hofesbrauch und Sitte.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker><lb/> <p>Verzeiht, ſie harrt im Vorgemache draußen,<lb/> Ob Ihr erlaubt —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Warum ward’s nicht gemeldet?<lb/> Laßt ſie herein!</p><lb/> <stage>(Es geht Jemand.)</stage><lb/> <p>Nun, weiſer Oedipus,<lb/> Fahr’ fort, und löſ’ uns deine eig’nen Räthſel.</p> </sp><lb/> <sp who="#ARZ"> <speaker><hi rendition="#g">Arzt</hi>.</speaker><lb/> <p>Des Herzog’s Zuſtand läßt ſich Fieber nennen.<lb/> Er liegt, und ſtarrt, und ſchweigt. Die Pulſe fliegen,<lb/> Die Stirne heiß, die Eßluſt fort.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie ſo?</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [66/0074]
Es läßt gar leicht ſich Grund und Urſach nennen,
Die Frag’ iſt nur, ob’s auch zum Falle paßt?
Wir Aerzte ſind Nachtreter der Natur,
Und unſ’re Herrin geht auf dunklen Pfaden.
Königin.
Ei gut! Ei ſchön!
(Zu Graf Peter.)
Man ſagt ja, Eure Schweſter
Sie geh’ auf’s Land? — In dieſer Jahreszeit?
Ohn’ Urlaub und Begehr? Scheint’s doch, ſie lernt
Von ihrem Gatten Hofesbrauch und Sitte.
Peter.
Verzeiht, ſie harrt im Vorgemache draußen,
Ob Ihr erlaubt —
Königin.
Warum ward’s nicht gemeldet?
Laßt ſie herein!
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Nun, weiſer Oedipus,
Fahr’ fort, und löſ’ uns deine eig’nen Räthſel.
Arzt.
Des Herzog’s Zuſtand läßt ſich Fieber nennen.
Er liegt, und ſtarrt, und ſchweigt. Die Pulſe fliegen,
Die Stirne heiß, die Eßluſt fort.
Königin.
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