Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite
O Gott, wie heiß!
Ach, bist du krank, wahrhaftig krank! Mein Bruder! --
O bleib' doch, bleib'! Was willst, was kannst du wollen?
Otto.
So ruf' denn selbst, und laß' die Pferde holen.
Königin.
Wie?
Otto.
Meine Pferde, meine Diener auch!
Königin.
Wo willst du hin?
Otto
(aufrecht hinschreitend, und Wams und Gürtel ordnend.)
Will heim, zu meinem Vater,
Zu meinen Brüdern, meinen Schwestern allen,
Die mein begehren, mir mit Liebe folgen;
Zurück in meiner Heimath Alpenthal.
Was soll ich hier? Wo Jedermann mich hass't,
Wo jedes Wort rückprall't vom stumpfen Hörer;
Wo meine Schwester selbst das Beispiel gibt,
Mich zu erniedern.
Königin.
Ich?
Otto.
Ja du! Nur du!
Wer bin ich hier, und was an deinem Hof'?
O Gott, wie heiß!
Ach, biſt du krank, wahrhaftig krank! Mein Bruder! —
O bleib’ doch, bleib’! Was willſt, was kannſt du wollen?
Otto.
So ruf’ denn ſelbſt, und laß’ die Pferde holen.
Königin.
Wie?
Otto.
Meine Pferde, meine Diener auch!
Königin.
Wo willſt du hin?
Otto
(aufrecht hinſchreitend, und Wams und Gürtel ordnend.)
Will heim, zu meinem Vater,
Zu meinen Brüdern, meinen Schweſtern allen,
Die mein begehren, mir mit Liebe folgen;
Zurück in meiner Heimath Alpenthal.
Was ſoll ich hier? Wo Jedermann mich haſſ’t,
Wo jedes Wort rückprall’t vom ſtumpfen Hörer;
Wo meine Schweſter ſelbſt das Beiſpiel gibt,
Mich zu erniedern.
Königin.
Ich?
Otto.
Ja du! Nur du!
Wer bin ich hier, und was an deinem Hof’?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#KOENIGIN">
          <pb facs="#f0084" n="76"/>
          <p>O Gott, wie heiß!<lb/>
Ach, bi&#x017F;t du krank, wahrhaftig krank! Mein Bruder! &#x2014;<lb/>
O bleib&#x2019; doch, bleib&#x2019;! Was will&#x017F;t, was kann&#x017F;t du wollen?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#OTTO">
          <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/>
          <p>So ruf&#x2019; denn &#x017F;elb&#x017F;t, und laß&#x2019; die Pferde holen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#KOENIGIN">
          <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Wie?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#OTTO">
          <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Meine Pferde, meine Diener auch!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#KOENIGIN">
          <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Wo will&#x017F;t du hin?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#OTTO">
          <speaker> <hi rendition="#g">Otto</hi> </speaker><lb/>
          <stage>(aufrecht hin&#x017F;chreitend, und Wams und Gürtel ordnend.)</stage><lb/>
          <p>Will heim, zu meinem Vater,<lb/>
Zu meinen Brüdern, meinen Schwe&#x017F;tern allen,<lb/>
Die mein begehren, mir mit Liebe folgen;<lb/>
Zurück in meiner Heimath Alpenthal.<lb/>
Was &#x017F;oll ich hier? Wo Jedermann mich ha&#x017F;&#x017F;&#x2019;t,<lb/>
Wo jedes Wort rückprall&#x2019;t vom &#x017F;tumpfen Hörer;<lb/>
Wo meine Schwe&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t das Bei&#x017F;piel gibt,<lb/>
Mich zu erniedern.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#KOENIGIN">
          <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Ich?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#OTTO">
          <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Ja du! Nur du!<lb/>
Wer bin ich hier, und was an deinem Hof&#x2019;?<lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0084] O Gott, wie heiß! Ach, biſt du krank, wahrhaftig krank! Mein Bruder! — O bleib’ doch, bleib’! Was willſt, was kannſt du wollen? Otto. So ruf’ denn ſelbſt, und laß’ die Pferde holen. Königin. Wie? Otto. Meine Pferde, meine Diener auch! Königin. Wo willſt du hin? Otto (aufrecht hinſchreitend, und Wams und Gürtel ordnend.) Will heim, zu meinem Vater, Zu meinen Brüdern, meinen Schweſtern allen, Die mein begehren, mir mit Liebe folgen; Zurück in meiner Heimath Alpenthal. Was ſoll ich hier? Wo Jedermann mich haſſ’t, Wo jedes Wort rückprall’t vom ſtumpfen Hörer; Wo meine Schweſter ſelbſt das Beiſpiel gibt, Mich zu erniedern. Königin. Ich? Otto. Ja du! Nur du! Wer bin ich hier, und was an deinem Hof’?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/84
Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/84>, abgerufen am 21.11.2024.