Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819. Phaon. Der Strafe, und warum? Landmann. Der Sklavinn Raub Ruft das Gesetz zur Rache wider dich. Phaon. Es fordre Sappho Lösegeld für sie, Und zahlen will ich's, wären's Krösus Schätze. Landmann. Ihr ziemt's zu fordern, und nicht dir zu biethen. Phaon. Seyd ihr so zahm, daß eines Weibes Rache Geduldig ihr die Männerhände leiht, Und dienstbar seyd der Liebe Wechsellaunen? Mir stehet bey, denn Unrecht widerfährt mir! Landmann. Ob Recht, ob Unrecht, Sappho wird's entschei- den! -- Phaon. So sprichst du, Alter, und erröthest nicht? Wer ist denn Sappho, daß du ihre Zunge Für jene achtest an des Rechtes Wage? Ist sie Gebieth'rinn hier im Land? Landmann. Sie ist es, Doch nicht weil sie gebeut, weil wir ihr dienen. Phaon. So hat sie denn euch alle auch umsponnen? Phaon. Der Strafe, und warum? Landmann. Der Sklavinn Raub Ruft das Geſetz zur Rache wider dich. Phaon. Es fordre Sappho Löſegeld für ſie, Und zahlen will ich's, wären's Kröſus Schätze. Landmann. Ihr ziemt's zu fordern, und nicht dir zu biethen. Phaon. Seyd ihr ſo zahm, daß eines Weibes Rache Geduldig ihr die Männerhände leiht, Und dienſtbar ſeyd der Liebe Wechſellaunen? Mir ſtehet bey, denn Unrecht widerfährt mir! Landmann. Ob Recht, ob Unrecht, Sappho wird's entſchei- den! — Phaon. So ſprichſt du, Alter, und errötheſt nicht? Wer iſt denn Sappho, daß du ihre Zunge Für jene achteſt an des Rechtes Wage? Iſt ſie Gebieth'rinn hier im Land? Landmann. Sie iſt es, Doch nicht weil ſie gebeut, weil wir ihr dienen. Phaon. So hat ſie denn euch alle auch umſponnen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0115" n="105"/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Strafe, und warum?</p> </sp><lb/> <sp who="#LANDM"> <speaker><hi rendition="#g">Landmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Sklavinn Raub<lb/> Ruft das Geſetz zur Rache wider dich.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Es fordre Sappho Löſegeld für ſie,<lb/> Und zahlen will ich's, wären's Kröſus Schätze.</p> </sp><lb/> <sp who="#LANDM"> <speaker><hi rendition="#g">Landmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr ziemt's zu fordern, und nicht dir zu biethen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Seyd ihr ſo zahm, daß eines Weibes Rache<lb/> Geduldig ihr die Männerhände leiht,<lb/> Und dienſtbar ſeyd der Liebe Wechſellaunen?<lb/><hi rendition="#g">Mir</hi> ſtehet bey, denn Unrecht widerfährt mir!</p> </sp><lb/> <sp who="#LANDM"> <speaker><hi rendition="#g">Landmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Ob Recht, ob Unrecht, Sappho wird's entſchei-<lb/> den! —</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>So ſprichſt du, Alter, und errötheſt nicht?<lb/> Wer iſt denn Sappho, daß du ihre Zunge<lb/> Für jene achteſt an des Rechtes Wage?<lb/> Iſt ſie Gebieth'rinn hier im Land?</p> </sp><lb/> <sp who="#LANDM"> <speaker><hi rendition="#g">Landmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie iſt es,<lb/> Doch nicht weil ſie gebeut, weil wir ihr dienen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>So hat ſie denn euch alle auch umſponnen?<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
Phaon.
Der Strafe, und warum?
Landmann.
Der Sklavinn Raub
Ruft das Geſetz zur Rache wider dich.
Phaon.
Es fordre Sappho Löſegeld für ſie,
Und zahlen will ich's, wären's Kröſus Schätze.
Landmann.
Ihr ziemt's zu fordern, und nicht dir zu biethen.
Phaon.
Seyd ihr ſo zahm, daß eines Weibes Rache
Geduldig ihr die Männerhände leiht,
Und dienſtbar ſeyd der Liebe Wechſellaunen?
Mir ſtehet bey, denn Unrecht widerfährt mir!
Landmann.
Ob Recht, ob Unrecht, Sappho wird's entſchei-
den! —
Phaon.
So ſprichſt du, Alter, und errötheſt nicht?
Wer iſt denn Sappho, daß du ihre Zunge
Für jene achteſt an des Rechtes Wage?
Iſt ſie Gebieth'rinn hier im Land?
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Sie iſt es,
Doch nicht weil ſie gebeut, weil wir ihr dienen.
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So hat ſie denn euch alle auch umſponnen?
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