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Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819.

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Ich will doch sehn, wie weit ihr Zauber reicht.
(gegen das Haus zugehend.)
Zu ihr!
Landmann.
Zurück!
Phaon.
Vergebens dräuet ihr.
Ich muß sie sehen. -- Sappho, zeige dich!
Wo bist du? oder zitterst du vor mir? --
Ha! dort am Altar ihrer Diener Reihen!
Sie ist es, du entgehst mir nicht! -- Zu mir!

(durchbricht die Menge. Auch der Kreis der Sklavinnen
öffnet sich. Sappho liegt hingegossen an den Stufen
des Altars.)
Landmann.
Du wagst es, unbesonnen frecher Knabe?
Phaon.
Was willst du an den Stufen hier der Götter?
Sie hören nicht der Bosheit Fleh'n. -- Steh auf!

(Er faßt sie an. Bey seiner Berührung fährt Sappho
empor, und eilt mit fliegenden Schritten, ohne ihn anzu-
sehen, dem Vorgrunde zu.)
Phaon (ihr folgend.)
Entweichst du mir? du mußt mir Rede stehn!
Ha, bebe nur! Es ist jetzt Zeit zu beben!
Weißt du, was du gethan? Mit welchem Recht
Wagst du es, mich, mich einen freyen Mann,
Der Niemand eignet, als sich selber, hier
In frevelhaften Banden fest zu halten?
Ich will doch ſehn, wie weit ihr Zauber reicht.
(gegen das Haus zugehend.)
Zu ihr!
Landmann.
Zurück!
Phaon.
Vergebens dräuet ihr.
Ich muß ſie ſehen. — Sappho, zeige dich!
Wo biſt du? oder zitterſt du vor mir? —
Ha! dort am Altar ihrer Diener Reihen!
Sie iſt es, du entgehſt mir nicht! — Zu mir!

(durchbricht die Menge. Auch der Kreis der Sklavinnen
öffnet ſich. Sappho liegt hingegoſſen an den Stufen
des Altars.)
Landmann.
Du wagſt es, unbeſonnen frecher Knabe?
Phaon.
Was willſt du an den Stufen hier der Götter?
Sie hören nicht der Bosheit Fleh'n. — Steh auf!

(Er faßt ſie an. Bey ſeiner Berührung fährt Sappho
empor, und eilt mit fliegenden Schritten, ohne ihn anzu-
ſehen, dem Vorgrunde zu.)
Phaon (ihr folgend.)
Entweichſt du mir? du mußt mir Rede ſtehn!
Ha, bebe nur! Es iſt jetzt Zeit zu beben!
Weißt du, was du gethan? Mit welchem Recht
Wagſt du es, mich, mich einen freyen Mann,
Der Niemand eignet, als ſich ſelber, hier
In frevelhaften Banden feſt zu halten?
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[106/0116] Ich will doch ſehn, wie weit ihr Zauber reicht. (gegen das Haus zugehend.) Zu ihr! Landmann. Zurück! Phaon. Vergebens dräuet ihr. Ich muß ſie ſehen. — Sappho, zeige dich! Wo biſt du? oder zitterſt du vor mir? — Ha! dort am Altar ihrer Diener Reihen! Sie iſt es, du entgehſt mir nicht! — Zu mir! (durchbricht die Menge. Auch der Kreis der Sklavinnen öffnet ſich. Sappho liegt hingegoſſen an den Stufen des Altars.) Landmann. Du wagſt es, unbeſonnen frecher Knabe? Phaon. Was willſt du an den Stufen hier der Götter? Sie hören nicht der Bosheit Fleh'n. — Steh auf! (Er faßt ſie an. Bey ſeiner Berührung fährt Sappho empor, und eilt mit fliegenden Schritten, ohne ihn anzu- ſehen, dem Vorgrunde zu.) Phaon (ihr folgend.) Entweichſt du mir? du mußt mir Rede ſtehn! Ha, bebe nur! Es iſt jetzt Zeit zu beben! Weißt du, was du gethan? Mit welchem Recht Wagſt du es, mich, mich einen freyen Mann, Der Niemand eignet, als ſich ſelber, hier In frevelhaften Banden feſt zu halten?

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Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_sappho_1819/116>, abgerufen am 21.11.2024.