Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819. Phaon. Was sonst? Melitta. Daß sie doch diese Sträuche so geplündert! Da ist auch nirgends einer Blume Spur. (am Rosenstrauche emporblickend.) An jenem Zweige hängt wohl eine Rose, Doch ist sie all zu hoch, ich reiche nicht. Phaon. Ich will dir helfen. Melitta. Ey, nicht doch! Phaon. Warum? So leicht geb' ich nicht meinen Anspruch auf. Melitta (auf die Rasenbank steigend.) So komm! Ich beuge dir den Zweig! Phaon. Ganz recht! Melitta (auf den Zehen emporgehoben, den Zweig, an dessen äußerstem Ende die Rose hängt, herabbeugend.) Reichst du? Phaon (der, ohne auf die Rose zu achten, nur Melitten betrach- tet hat.) Noch nicht. Phaon. Was ſonſt? Melitta. Daß ſie doch dieſe Sträuche ſo geplündert! Da iſt auch nirgends einer Blume Spur. (am Roſenſtrauche emporblickend.) An jenem Zweige hängt wohl eine Roſe, Doch iſt ſie all zu hoch, ich reiche nicht. Phaon. Ich will dir helfen. Melitta. Ey, nicht doch! Phaon. Warum? So leicht geb' ich nicht meinen Anſpruch auf. Melitta (auf die Raſenbank ſteigend.) So komm! Ich beuge dir den Zweig! Phaon. Ganz recht! Melitta (auf den Zehen emporgehoben, den Zweig, an deſſen äußerſtem Ende die Roſe hängt, herabbeugend.) Reichſt du? Phaon (der, ohne auf die Roſe zu achten, nur Melitten betrach- tet hat.) Noch nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0051" n="41"/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Was ſonſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melitta</hi>.</speaker><lb/> <p>Daß ſie doch dieſe Sträuche ſo geplündert!<lb/> Da iſt auch nirgends einer Blume Spur.</p><lb/> <stage>(am Roſenſtrauche emporblickend.)</stage><lb/> <p>An jenem Zweige hängt wohl eine Roſe,<lb/> Doch iſt ſie all zu hoch, ich reiche nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich will dir helfen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melitta</hi>.</speaker><lb/> <p>Ey, nicht doch!</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Warum?<lb/> So leicht geb' ich nicht meinen Anſpruch auf.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Melitta</hi> </speaker><lb/> <stage>(auf die Raſenbank ſteigend.)</stage><lb/> <p>So komm! Ich beuge dir den Zweig!</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Ganz recht!</p> </sp><lb/> <sp who="#MEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Melitta</hi> </speaker><lb/> <stage>(auf den Zehen emporgehoben, den Zweig, an deſſen<lb/> äußerſtem Ende die Roſe hängt, herabbeugend.)</stage><lb/> <p>Reichſt du?</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker> <hi rendition="#g">Phaon</hi> </speaker><lb/> <stage>(der, ohne auf die Roſe zu achten, nur Melitten betrach-<lb/> tet hat.)</stage><lb/> <p>Noch nicht.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0051]
Phaon.
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Melitta.
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Da iſt auch nirgends einer Blume Spur.
(am Roſenſtrauche emporblickend.)
An jenem Zweige hängt wohl eine Roſe,
Doch iſt ſie all zu hoch, ich reiche nicht.
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Ich will dir helfen.
Melitta.
Ey, nicht doch!
Phaon.
Warum?
So leicht geb' ich nicht meinen Anſpruch auf.
Melitta
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So komm! Ich beuge dir den Zweig!
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Ganz recht!
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(auf den Zehen emporgehoben, den Zweig, an deſſen
äußerſtem Ende die Roſe hängt, herabbeugend.)
Reichſt du?
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tet hat.)
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