ebenso kiesen, vriesen; wesen, was, waren. -- z) das inlautende h mangelt in slaen, dwaen, sien, vlien, aber die praet. sloech, dwoech, sach pl. sloeghen, dwoeghen, saghen entwickeln den kehllaut, nicht vlo, vloen. -- e) elision des n in stoet neben stont, pl. nur stonden, nicht stoeden.
3) schwache praesentia haben: sweren, heffen, beseffen, bidden, sitten.
4) gaen und staen besitzen auch hier doppelte form. a) gewöhnlich lautet der inf. gaen, staen (:saen, slaen Maerl. 3, 171.); III. praes. gaet, staet (:daet, raet 3, 171. 182. Rein. 280. 353.); part. begaen (3, 172.) ghe- staen (Rein. 296.); imp. ganc (2, 140. 157.) slant. -- b) seltner III. praes. stet (: wet, het, swet 1, 126. 2, 241. Rein. 352.) ghet (: het Stoke 1, 48.); doch den inf. ghen, sten finde ich nicht. Im reim aufeinan- der steht immer die ae-form. Die I. praes. lautet gae, stae (Rein. 316. 351.) die praet. ghinc, stont, stoet sind vorhin angegeben [bisweilen auch slet, dwet f. slaet, dwaet; Huyd. op St. 3, 178. 179.].
Mittelniederländische schwache conjugation.
praesensflexionen, wie die starken, außer daß sg. imp. nicht auf die bloße wurzel ausgeht, sondern -e be- kommt; die flexionen des praet. ind. und conj. sind: -ede, -edes, -ede; pl. -eden, -edet, -eden. Da aber das ableitungs-e vor dem d in der ersten conj. immer, in der zweiten gewöhnlich wegfällt, so entspringen dar- aus theils für den wurzelvocal, theils für die wurzelcon- sonanz, theils für das d der flexion folgende verände- rungen: 1) von einf. cons. der wurzel gefolgt wird a zu langem ae, vgl. wanen, waende; maken, maecte; saden, saedde, vermuthlich auch e zu e: deren, derde. 2) v und gh der wurzel werden zu f und ch, gleich als lauteten sie aus: scraven, scraefde; vraghen, vraechde; auch lgh, rgh zu lch, rch, doch ngh zu nc: volghen, volchde; sorghen, sorchde; minghen, mincte. 3) das flexivische d wird nach wurzelhafter ten. p. t. c. jedes- mahl zu t, desgl. sobald sich ngh zu nc gewandelt hatte: dropen, dropte; haten, haette; vaken, vaecte; linghen, lincte; ebenso nach vereinfachtem ss: cussen, custe. 4) nach I. m. n. r und vereinfachtem nn bleibt d un- gestört; voelen, voelde; noemen, noemde; soenen, soende; voeren, voerde; kennen, kende; ebenso nach
II. mittelniederl. ſchwache conjugation.
ebenſo kieſen, vrieſen; wëſen, was, waren. — ζ) das inlautende h mangelt in ſlaen, dwaen, ſien, vlien, aber die praet. ſloech, dwoech, ſach pl. ſloeghen, dwoeghen, ſaghen entwickeln den kehllaut, nicht vlô, vloen. — η) eliſion des n in ſtoet neben ſtont, pl. nur ſtonden, nicht ſtoeden.
4) gaen und ſtaen beſitzen auch hier doppelte form. α) gewöhnlich lautet der inf. gaen, ſtaen (:ſaen, ſlaen Maerl. 3, 171.); III. praeſ. gaet, ſtaet (:daet, raet 3, 171. 182. Rein. 280. 353.); part. begaen (3, 172.) ghe- ſtaen (Rein. 296.); imp. ganc (2, 140. 157.) ſlant. — β) ſeltner III. praeſ. ſtêt (: wêt, hêt, ſwêt 1, 126. 2, 241. Rein. 352.) ghêt (: hêt Stoke 1, 48.); doch den inf. ghên, ſtên finde ich nicht. Im reim aufeinan- der ſteht immer die ae-form. Die I. praeſ. lautet gae, ſtae (Rein. 316. 351.) die praet. ghinc, ſtont, ſtoet ſind vorhin angegeben [bisweilen auch ſlêt, dwêt f. ſlaet, dwaet; Huyd. op St. 3, 178. 179.].
Mittelniederländiſche ſchwache conjugation.
praeſensflexionen, wie die ſtarken, außer daß ſg. imp. nicht auf die bloße wurzel ausgeht, ſondern -e be- kommt; die flexionen des praet. ind. und conj. ſind: -ede, -edes, -ede; pl. -eden, -edet, -eden. Da aber das ableitungs-e vor dem d in der erſten conj. immer, in der zweiten gewöhnlich wegfällt, ſo entſpringen dar- aus theils für den wurzelvocal, theils für die wurzelcon- ſonanz, theils für das d der flexion folgende verände- rungen: 1) von einf. conſ. der wurzel gefolgt wird a zu langem ae, vgl. wanen, waende; maken, maecte; ſaden, ſaedde, vermuthlich auch ë zu ê: deren, dêrde. 2) v und gh der wurzel werden zu f und ch, gleich als lauteten ſie aus: ſcraven, ſcraefde; vraghen, vraechde; auch lgh, rgh zu lch, rch, doch ngh zu nc: volghen, volchde; ſorghen, ſorchde; minghen, mincte. 3) das flexiviſche d wird nach wurzelhafter ten. p. t. c. jedes- mahl zu t, desgl. ſobald ſich ngh zu nc gewandelt hatte: drôpen, drôpte; haten, haette; vaken, vaecte; linghen, lincte; ebenſo nach vereinfachtem ſſ: cuſſen, cuſte. 4) nach I. m. n. r und vereinfachtem nn bleibt d un- geſtört; voelen, voelde; noemen, noemde; ſoenen, ſoende; voeren, voerde; kennen, kende; ebenſo nach
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><list><item><pbfacs="#f1002"n="976"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">mittelniederl. ſchwache conjugation.</hi></fw><lb/>
ebenſo kieſen, vrieſen; wëſen, was, waren. —<hirendition="#i">ζ</hi>) das<lb/>
inlautende h mangelt in ſlaen, dwaen, ſien, vlien,<lb/>
aber die praet. ſloech, dwoech, ſach pl. ſloeghen,<lb/>
dwoeghen, ſaghen entwickeln den kehllaut, nicht vlô,<lb/>
vloen. —<hirendition="#i">η</hi>) eliſion des n in ſtoet neben ſtont, pl.<lb/>
nur ſtonden, nicht ſtoeden.</item><lb/><item>3) <hirendition="#i">ſchwache praeſentia</hi> haben: <hirendition="#i">ſwëren, hëffen, beſëffen,<lb/>
bidden, ſitten.</hi></item><lb/><item>4) <hirendition="#i">gaen</hi> und <hirendition="#i">ſtaen</hi> beſitzen auch hier doppelte form.<lb/><hirendition="#i">α</hi>) gewöhnlich lautet der inf. <hirendition="#i">gaen, ſtaen</hi> (:ſaen, ſlaen<lb/>
Maerl. 3, 171.); III. praeſ. <hirendition="#i">gaet, ſtaet</hi> (:daet, raet 3,<lb/>
171. 182. Rein. 280. 353.); part. begaen (3, 172.) ghe-<lb/>ſtaen (Rein. 296.); imp. <hirendition="#i">ganc</hi> (2, 140. 157.) <hirendition="#i">ſlant</hi>. —<lb/><hirendition="#i">β</hi>) ſeltner III. praeſ. <hirendition="#i">ſtêt</hi> (<hirendition="#i">:</hi> wêt, hêt, ſwêt 1, 126. 2,<lb/>
241. Rein. 352.) <hirendition="#i">ghêt</hi> (: hêt Stoke 1, 48.); doch den<lb/>
inf. ghên, ſtên finde ich nicht. Im reim aufeinan-<lb/>
der ſteht immer die ae-form. Die I. praeſ. lautet<lb/><hirendition="#i">gae, ſtae</hi> (Rein. 316. 351.) die praet. ghinc, ſtont,<lb/>ſtoet ſind vorhin angegeben [bisweilen auch ſlêt, dwêt<lb/>
f. ſlaet, dwaet; Huyd. op St. 3, 178. 179.].</item></list></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Mittelniederländiſche ſchwache conjugation.</hi></head><lb/><p>praeſensflexionen, wie die ſtarken, außer daß ſg. imp.<lb/>
nicht auf die bloße wurzel ausgeht, ſondern -e be-<lb/>
kommt; die flexionen des praet. ind. und conj. ſind:<lb/><hirendition="#i">-ede, -edes, -ede;</hi> pl. <hirendition="#i">-eden, -edet, -eden</hi>. Da aber<lb/>
das ableitungs-e vor dem d in der erſten conj. immer,<lb/>
in der zweiten gewöhnlich wegfällt, ſo entſpringen dar-<lb/>
aus theils für den wurzelvocal, theils für die wurzelcon-<lb/>ſonanz, theils für das d der flexion folgende verände-<lb/>
rungen: 1) von einf. conſ. der wurzel gefolgt wird a<lb/>
zu langem ae, vgl. wanen, waende; maken, maecte;<lb/>ſaden, ſaedde, vermuthlich auch ë zu ê: deren, dêrde.<lb/>
2) v und gh der wurzel werden zu f und ch, gleich als<lb/>
lauteten ſie aus: ſcraven, ſcraefde; vraghen, vraechde;<lb/>
auch lgh, rgh zu lch, rch, doch ngh zu nc: volghen,<lb/>
volchde; ſorghen, ſorchde; minghen, mincte. 3) das<lb/>
flexiviſche d wird nach wurzelhafter ten. p. t. c. jedes-<lb/>
mahl zu t, desgl. ſobald ſich ngh zu nc gewandelt hatte:<lb/>
drôpen, drôpte; haten, haette; vaken, vaecte; linghen,<lb/>
lincte; ebenſo nach vereinfachtem ſſ: cuſſen, cuſte.<lb/>
4) nach I. m. n. r und vereinfachtem nn bleibt d un-<lb/>
geſtört; voelen, voelde; noemen, noemde; ſoenen,<lb/>ſoende; voeren, voerde; kennen, kende; ebenſo nach<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[976/1002]
II. mittelniederl. ſchwache conjugation.
ebenſo kieſen, vrieſen; wëſen, was, waren. — ζ) das
inlautende h mangelt in ſlaen, dwaen, ſien, vlien,
aber die praet. ſloech, dwoech, ſach pl. ſloeghen,
dwoeghen, ſaghen entwickeln den kehllaut, nicht vlô,
vloen. — η) eliſion des n in ſtoet neben ſtont, pl.
nur ſtonden, nicht ſtoeden.
3) ſchwache praeſentia haben: ſwëren, hëffen, beſëffen,
bidden, ſitten.
4) gaen und ſtaen beſitzen auch hier doppelte form.
α) gewöhnlich lautet der inf. gaen, ſtaen (:ſaen, ſlaen
Maerl. 3, 171.); III. praeſ. gaet, ſtaet (:daet, raet 3,
171. 182. Rein. 280. 353.); part. begaen (3, 172.) ghe-
ſtaen (Rein. 296.); imp. ganc (2, 140. 157.) ſlant. —
β) ſeltner III. praeſ. ſtêt (: wêt, hêt, ſwêt 1, 126. 2,
241. Rein. 352.) ghêt (: hêt Stoke 1, 48.); doch den
inf. ghên, ſtên finde ich nicht. Im reim aufeinan-
der ſteht immer die ae-form. Die I. praeſ. lautet
gae, ſtae (Rein. 316. 351.) die praet. ghinc, ſtont,
ſtoet ſind vorhin angegeben [bisweilen auch ſlêt, dwêt
f. ſlaet, dwaet; Huyd. op St. 3, 178. 179.].
Mittelniederländiſche ſchwache conjugation.
praeſensflexionen, wie die ſtarken, außer daß ſg. imp.
nicht auf die bloße wurzel ausgeht, ſondern -e be-
kommt; die flexionen des praet. ind. und conj. ſind:
-ede, -edes, -ede; pl. -eden, -edet, -eden. Da aber
das ableitungs-e vor dem d in der erſten conj. immer,
in der zweiten gewöhnlich wegfällt, ſo entſpringen dar-
aus theils für den wurzelvocal, theils für die wurzelcon-
ſonanz, theils für das d der flexion folgende verände-
rungen: 1) von einf. conſ. der wurzel gefolgt wird a
zu langem ae, vgl. wanen, waende; maken, maecte;
ſaden, ſaedde, vermuthlich auch ë zu ê: deren, dêrde.
2) v und gh der wurzel werden zu f und ch, gleich als
lauteten ſie aus: ſcraven, ſcraefde; vraghen, vraechde;
auch lgh, rgh zu lch, rch, doch ngh zu nc: volghen,
volchde; ſorghen, ſorchde; minghen, mincte. 3) das
flexiviſche d wird nach wurzelhafter ten. p. t. c. jedes-
mahl zu t, desgl. ſobald ſich ngh zu nc gewandelt hatte:
drôpen, drôpte; haten, haette; vaken, vaecte; linghen,
lincte; ebenſo nach vereinfachtem ſſ: cuſſen, cuſte.
4) nach I. m. n. r und vereinfachtem nn bleibt d un-
geſtört; voelen, voelde; noemen, noemde; ſoenen,
ſoende; voeren, voerde; kennen, kende; ebenſo nach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 976. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1002>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.