d. s. f (aus v) ch (aus gh): dieden, diedde; senden, sendde; weisen, weisde; peinsen, peinsde; mersen, mersde; laven, laefde; jaghen, jaechde; nur das aus p entsprin- gende ch hat kein d nach sich, weil eben diese verwand- lung ans t bedingt war, also eopen (emere) cochte, nicht cochde. 5) nach st. cht schwindet das flexivische t: vasten, vaste; wachten, wachte f. vastte, wachtte; nach tt. dd ist es gleichviel, vereinfachung der gem. oder schwinden des t, d der flexion anzunehmen: set- ten, sette; quedden, quedde. 6) man prüfe genauer, ob nicht statt der unter 4. angenommenen diedde, sendde zuweilen diede, sende vorkomme? wenigstens Maerl. 1, 200. 332. 3, 283. reimt blende (st. blendde): scende, sende (st. sendde): ende; voede (st. voedde): hoede. 7) aus dd kann bei nochmahliger contraction wieder- um ten. werden, nämlich in II. pl. Rein. 282 meslet- tene (seduxistis eum) st. mesleddet hem, verschieden von mesletene (seducitis eum) st. mesledet hem. -- Für die contraction des praes. gilt das bei der starken conj. ge- sagte, z. b. scaet (nocet) tit (proficiscitnr) stehet für sca- det, tidet.
Erste schwache conjugation.
Die scheidung von der zweiten läßt sich beinahe nur historisch ermitteln, da a) syncope des praet. auch mei- stens in zweiter b) kein lebendiger um- noch rück- umlaut in erster gilt; nur die alten umlaute e, nunmehr zu e geworden, bestehen fort, vermögen aber nicht im praet. das reine a zurückzunehmen, gleichviel ob die wurzelsilbe kurz oder lang ist, z. b. eren (arare) erde; wenden, wendde. g) practisch fallen die meisten e in die erste, die meisten a in die zweite; doch können auch die zu a verkürzten ae in der ersten stehen, z. b. wanen (opinari). -- Beispiele von verbis erster conj.: spelen (ludere) spelde. helen (sanare) helde. voelen (sen- tire) voelde. noemen (nominare) noemde. roemen (jac- tare, parasitari Rein. 351.) gomen (observare) gomde. wanen (putare) waende. menen (idem) mende. honen (deridere) honde. deren (nocere) derde. eren (arare) erde. neren (servare) nerde. keren (vertere) kerde. leren (docere) lerde. scoren (rumpere) scorde. horen (audire) horde. vuren (evirare) vurde *). stieren (gubernare) stierde.
d. ſ. f (aus v) ch (aus gh): dieden, diedde; ſënden, ſëndde; wîſen, wîſde; peinſen, peinſde; mêrſen, mêrſde; laven, laefde; jaghen, jaechde; nur das aus p entſprin- gende ch hat kein d nach ſich, weil eben dieſe verwand- lung ans t bedingt war, alſo eôpen (emere) côchte, nicht côchde. 5) nach ſt. cht ſchwindet das flexiviſche t: vaſten, vaſte; wachten, wachte f. vaſtte, wachtte; nach tt. dd iſt es gleichviel, vereinfachung der gem. oder ſchwinden des t, d der flexion anzunehmen: ſët- ten, ſëtte; quëdden, quëdde. 6) man prüfe genauer, ob nicht ſtatt der unter 4. angenommenen diedde, ſëndde zuweilen diede, ſënde vorkomme? wenigſtens Maerl. 1, 200. 332. 3, 283. reimt blënde (ſt. blëndde): ſcënde, ſënde (ſt. ſëndde): ënde; voede (ſt. voedde): hoede. 7) aus dd kann bei nochmahliger contraction wieder- um ten. werden, nämlich in II. pl. Rein. 282 meslêt- tene (ſeduxiſtis eum) ſt. meslêddet hem, verſchieden von meslêtene (ſeducitis eum) ſt. meslêdet hëm. — Für die contraction des praeſ. gilt das bei der ſtarken conj. ge- ſagte, z. b. ſcaet (nocet) tìt (proficiſcitnr) ſtehet für ſca- det, tìdet.
Erſte ſchwache conjugation.
Die ſcheidung von der zweiten läßt ſich beinahe nur hiſtoriſch ermitteln, da α) ſyncope des praet. auch mei- ſtens in zweiter β) kein lebendiger um- noch rück- umlaut in erſter gilt; nur die alten umlaute e, nunmehr zu ë geworden, beſtehen fort, vermögen aber nicht im praet. das reine a zurückzunehmen, gleichviel ob die wurzelſilbe kurz oder lang iſt, z. b. ëren (arare) êrde; wënden, wëndde. γ) practiſch fallen die meiſten ë in die erſte, die meiſten a in die zweite; doch können auch die zu a verkürzten ae in der erſten ſtehen, z. b. wanen (opinari). — Beiſpiele von verbis erſter conj.: ſpëlen (ludere) ſpêlde. hêlen (ſanare) hêlde. voelen (ſen- tire) voelde. noemen (nominare) noemde. roemen (jac- tare, paraſitari Rein. 351.) gômen (obſervare) gômde. wanen (putare) waende. mênen (idem) mênde. hônen (deridere) hônde. dëren (nocere) dêrde. ëren (arare) êrde. nëren (ſervare) nêrde. këren (vertere) kêrde. lêren (docere) lêrde. ſcoren (rumpere) ſcôrde. hôren (audire) hôrde. vuren (evirare) vurde *). ſtieren (gubernare) ſtierde.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f1003"n="977"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">mittelniederl. erſte ſchwache conjug.</hi></fw><lb/>
d. ſ. f (aus v) ch (aus gh): dieden, diedde; ſënden,<lb/>ſëndde; wîſen, wîſde; peinſen, peinſde; mêrſen, mêrſde;<lb/>
laven, laefde; jaghen, jaechde; nur das aus p entſprin-<lb/>
gende ch hat kein d nach ſich, weil eben dieſe verwand-<lb/>
lung ans t bedingt war, alſo eôpen (emere) côchte,<lb/>
nicht côchde. 5) nach ſt. cht ſchwindet das flexiviſche<lb/>
t: vaſten, vaſte; wachten, wachte f. vaſtte, wachtte;<lb/>
nach tt. dd iſt es gleichviel, vereinfachung der gem.<lb/>
oder ſchwinden des t, d der flexion anzunehmen: ſët-<lb/>
ten, ſëtte; quëdden, quëdde. 6) man prüfe genauer, ob<lb/>
nicht ſtatt der unter 4. angenommenen diedde, ſëndde<lb/>
zuweilen diede, ſënde vorkomme? wenigſtens Maerl.<lb/>
1, 200. 332. 3, 283. reimt blënde (ſt. blëndde): ſcënde,<lb/>ſënde (ſt. ſëndde): ënde; voede (ſt. voedde): hoede.<lb/>
7) aus dd kann bei nochmahliger contraction wieder-<lb/>
um ten. werden, nämlich in II. pl. Rein. 282 meslêt-<lb/>
tene (ſeduxiſtis eum) ſt. meslêddet hem, verſchieden von<lb/>
meslêtene (ſeducitis eum) ſt. meslêdet hëm. — Für die<lb/>
contraction des praeſ. gilt das bei der ſtarken conj. ge-<lb/>ſagte, z. b. ſcaet (nocet) tìt (proficiſcitnr) ſtehet für ſca-<lb/>
det, tìdet.</p><lb/><divn="5"><head><hirendition="#i">Erſte ſchwache conjugation.</hi></head><lb/><p>Die ſcheidung von der zweiten läßt ſich beinahe nur<lb/>
hiſtoriſch ermitteln, da <hirendition="#i">α</hi>) ſyncope des praet. auch mei-<lb/>ſtens in zweiter <hirendition="#i">β</hi>) kein lebendiger um- noch rück-<lb/>
umlaut in erſter gilt; nur die alten umlaute e, nunmehr<lb/>
zu ë geworden, beſtehen fort, vermögen aber nicht im<lb/>
praet. das reine a zurückzunehmen, gleichviel ob die<lb/>
wurzelſilbe kurz oder lang iſt, z. b. ëren (arare) êrde;<lb/>
wënden, wëndde. <hirendition="#i">γ</hi>) practiſch fallen die meiſten ë in<lb/>
die erſte, die meiſten a in die zweite; doch können<lb/>
auch die zu a verkürzten ae in der erſten ſtehen, z. b.<lb/>
wanen (opinari). — Beiſpiele von verbis erſter conj.:<lb/>ſpëlen (ludere) ſpêlde. hêlen (ſanare) hêlde. voelen (ſen-<lb/>
tire) voelde. noemen (nominare) noemde. roemen (jac-<lb/>
tare, paraſitari Rein. 351.) gômen (obſervare) gômde.<lb/>
wanen (putare) waende. mênen (idem) mênde. hônen<lb/>
(deridere) hônde. dëren (nocere) dêrde. ëren (arare)<lb/>
êrde. nëren (ſervare) nêrde. këren (vertere) kêrde. lêren<lb/>
(docere) lêrde. ſcoren (rumpere) ſcôrde. hôren (audire)<lb/>
hôrde. vuren (evirare) vurde <noteplace="foot"n="*)">Maerl. 3, 324. angelſ. avyran, aviran [Lye ſchreibt aſyran]<lb/>
alth. arwiran (caſtrare) T. 100. vgl. ar-wir, ur-wir (ſpado)<lb/>
entmannter) gl. doc. 242<hirendition="#sup">a</hi> monſ. 356.</note>. ſtieren (gubernare) ſtierde.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q q q</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[977/1003]
II. mittelniederl. erſte ſchwache conjug.
d. ſ. f (aus v) ch (aus gh): dieden, diedde; ſënden,
ſëndde; wîſen, wîſde; peinſen, peinſde; mêrſen, mêrſde;
laven, laefde; jaghen, jaechde; nur das aus p entſprin-
gende ch hat kein d nach ſich, weil eben dieſe verwand-
lung ans t bedingt war, alſo eôpen (emere) côchte,
nicht côchde. 5) nach ſt. cht ſchwindet das flexiviſche
t: vaſten, vaſte; wachten, wachte f. vaſtte, wachtte;
nach tt. dd iſt es gleichviel, vereinfachung der gem.
oder ſchwinden des t, d der flexion anzunehmen: ſët-
ten, ſëtte; quëdden, quëdde. 6) man prüfe genauer, ob
nicht ſtatt der unter 4. angenommenen diedde, ſëndde
zuweilen diede, ſënde vorkomme? wenigſtens Maerl.
1, 200. 332. 3, 283. reimt blënde (ſt. blëndde): ſcënde,
ſënde (ſt. ſëndde): ënde; voede (ſt. voedde): hoede.
7) aus dd kann bei nochmahliger contraction wieder-
um ten. werden, nämlich in II. pl. Rein. 282 meslêt-
tene (ſeduxiſtis eum) ſt. meslêddet hem, verſchieden von
meslêtene (ſeducitis eum) ſt. meslêdet hëm. — Für die
contraction des praeſ. gilt das bei der ſtarken conj. ge-
ſagte, z. b. ſcaet (nocet) tìt (proficiſcitnr) ſtehet für ſca-
det, tìdet.
Erſte ſchwache conjugation.
Die ſcheidung von der zweiten läßt ſich beinahe nur
hiſtoriſch ermitteln, da α) ſyncope des praet. auch mei-
ſtens in zweiter β) kein lebendiger um- noch rück-
umlaut in erſter gilt; nur die alten umlaute e, nunmehr
zu ë geworden, beſtehen fort, vermögen aber nicht im
praet. das reine a zurückzunehmen, gleichviel ob die
wurzelſilbe kurz oder lang iſt, z. b. ëren (arare) êrde;
wënden, wëndde. γ) practiſch fallen die meiſten ë in
die erſte, die meiſten a in die zweite; doch können
auch die zu a verkürzten ae in der erſten ſtehen, z. b.
wanen (opinari). — Beiſpiele von verbis erſter conj.:
ſpëlen (ludere) ſpêlde. hêlen (ſanare) hêlde. voelen (ſen-
tire) voelde. noemen (nominare) noemde. roemen (jac-
tare, paraſitari Rein. 351.) gômen (obſervare) gômde.
wanen (putare) waende. mênen (idem) mênde. hônen
(deridere) hônde. dëren (nocere) dêrde. ëren (arare)
êrde. nëren (ſervare) nêrde. këren (vertere) kêrde. lêren
(docere) lêrde. ſcoren (rumpere) ſcôrde. hôren (audire)
hôrde. vuren (evirare) vurde *). ſtieren (gubernare) ſtierde.
*) Maerl. 3, 324. angelſ. avyran, aviran [Lye ſchreibt aſyran]
alth. arwiran (caſtrare) T. 100. vgl. ar-wir, ur-wir (ſpado)
entmannter) gl. doc. 242a monſ. 356.
Q q q
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 977. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1003>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.