Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

II. bildung des particip. praeteriti.
praet. ind. z. b. gebranter, gesazter, geracter, gerihter,
gevulter, geteilter etc. nicht: gebrenneter, gesetzeter etc.
belege: verscharter (? verscherter), getoufter a. Tit. 64.
76; bewandem. gerihtiu, gesagtem, geluptem, geweihtin,
verkertem, gerihtem Parc. 46c 54a 67c 70a 116b 122a 126b
143a; geteilter, gedruckten Kl. 1785. 1956. 3178; gerac-
ten, gezartem, zevuortem Wigal. 158. 182 etc. Über-
haupt lind solche declinierte part. unhäufig und im Trist.
wo ihrer gerade mehr vorkommen, als in andern ge-
dichten, findet sich auffallend die unverkürzte form,
vgl. 49c gesenketem 51a zestücketen 56a erwünschete 67a
gehertete 86a gelimeten (doch 6b 85b gelimten) 88c ge-
gelletem 114a gelüppeter etc. gestattete diese Gotfr. mund-
art? oder ist gesanctem, zestuctem, erwunschte etc. zu
emendieren? [betouweten 4b, verweisete 13b, getageten
28b, gewarneten 39c etc. gehören der zweiten conj.]
wie ich a. Heinr. 199b erbeiteten in arbeiten (exerci-
tum) ändere. Alle belege stehen anßerhalb des reims.
b) der weit häufigere unflectierte fall duldet volle und
gekürzte form, so oft bei der kürzung ein cons. ver-
schwindet, namentlich in wurzeln mit ll. mm. nn. rr.
pp. tt. nd. rt. ht. st. ft. und einfachem t, es kann heißen:
gevellet, gestellet, gestillet, gevüllet, gekemmet, gebren-
net, zetrennet, genennet, erkennet, überzinnet, gesperret,
gelüppet, gerettet, gewendet, geschendet, enzündet, gegür-
tet, entnihtet, erliuhtet, geheftet, gemestet, getroestet, behue-
tet etc. aber auch: gevalt, gestalt, gestilt, gevult, ge-
kamt, gebrant, zetrant, genant, erkant, überzint, gespart,
gelupt, gerat oder geret, gewant, geschant, enzunt, erlauht,
gegurt, entniht. gehast, gemast, getrost, behuot; auf
dialectischer verschiedenheit beruht diese doppelgestalt
nicht. beiderlei part. stehen hintereinander in denselben
gedichten und beide im reim [merklich so, daß gekürzte
form mehr durch den reim herbeigeführt wird, volle
aber waltet, wenn kein reim dazu zwingt, d. h. genant
reimt auf lant, hant, nicht leicht auf erkant, wohl aber
genennet auf erkennet;] gezellet ist dem gezalt gänzlich ge-
wichen. Bei wurzeln ck und tz scheint gedecket, gesetzet,
gezücket, ergetzet, etc. üblicher als gedact, gesazt etc. die fast
kein reim enthält, doch Nib. 1537. gestraht: naht und außer
reim (Prist. 2, 560. bedact Groote 664. bedecket); under-
sazt lw. 5a (so auch cod cod. giss. und pal.) [über gesat f. ge-
setzet oben s. 415.]; wo rückuml. im praet. ind. schwankt,
darf er es auch im part. z b. von gerettet ist beides geret
und gerat (Herb. 46a 51a) richtige kürzung. c) wenn durch

II. bildung des particip. praeteriti.
praet. ind. z. b. gebranter, geſazter, geracter, gerihter,
gevulter, geteilter etc. nicht: gebrenneter, geſetzeter etc.
belege: verſcharter (? verſcherter), getoufter a. Tit. 64.
76; bewandem. gerihtiu, geſagtem, geluptem, gewîhtin,
verkêrtem, gerihtem Parc. 46c 54a 67c 70a 116b 122a 126b
143a; geteilter, gedruckten Kl. 1785. 1956. 3178; gerac-
ten, gezartem, zevuortem Wigal. 158. 182 etc. Über-
haupt lind ſolche declinierte part. unhäufig und im Triſt.
wo ihrer gerade mehr vorkommen, als in andern ge-
dichten, findet ſich auffallend die unverkürzte form,
vgl. 49c geſenketem 51a zeſtücketen 56a erwünſchete 67a
gehertete 86a gelìmeten (doch 6b 85b gelìmten) 88c ge-
gelletem 114a gelüppeter etc. geſtattete dieſe Gotfr. mund-
art? oder iſt geſanctem, zeſtuctem, erwunſchte etc. zu
emendieren? [betouweten 4b, verweiſete 13b, getageten
28b, gewarneten 39c etc. gehören der zweiten conj.]
wie ich a. Heinr. 199b erbeiteten in arbeiten (exerci-
tum) ändere. Alle belege ſtehen anßerhalb des reims.
b) der weit häufigere unflectierte fall duldet volle und
gekürzte form, ſo oft bei der kürzung ein conſ. ver-
ſchwindet, namentlich in wurzeln mit ll. mm. nn. rr.
pp. tt. nd. rt. ht. ſt. ft. und einfachem t, es kann heißen:
gevellet, geſtellet, geſtillet, gevüllet, gekemmet, gebren-
net, zetrennet, genennet, erkennet, überzinnet, geſperret,
gelüppet, gerettet, gewendet, geſchendet, enzündet, gegür-
tet, entnihtet, erliuhtet, geheftet, gemeſtet, getrœſtet, behue-
tet etc. aber auch: gevalt, geſtalt, geſtilt, gevult, ge-
kamt, gebrant, zetrant, genant, erkant, überzint, geſpart,
gelupt, gerat oder geret, gewant, geſchant, enzunt, erlûht,
gegurt, entniht. gehaſt, gemaſt, getrôſt, behuot; auf
dialectiſcher verſchiedenheit beruht dieſe doppelgeſtalt
nicht. beiderlei part. ſtehen hintereinander in denſelben
gedichten und beide im reim [merklich ſo, daß gekürzte
form mehr durch den reim herbeigeführt wird, volle
aber waltet, wenn kein reim dazu zwingt, d. h. genant
reimt auf lant, hant, nicht leicht auf erkant, wohl aber
genennet auf erkennet;] gezellet iſt dem gezalt gänzlich ge-
wichen. Bei wurzeln ck und tz ſcheint gedecket, geſetzet,
gezücket, ergetzet, etc. üblicher als gedact, geſazt etc. die faſt
kein reim enthält, doch Nib. 1537. geſtraht: naht und außer
reim (Priſt. 2, 560. bedact Groote 664. bedecket); under-
ſazt lw. 5a (ſo auch cod cod. giſſ. und pal.) [über geſat f. ge-
ſetzet oben ſ. 415.]; wo rückuml. im praet. ind. ſchwankt,
darf er es auch im part. z b. von gerettet iſt beides geret
und gerat (Herb. 46a 51a) richtige kürzung. c) wenn durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1039" n="1013"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">bildung des particip. praeteriti.</hi></fw><lb/>
praet. ind. z. b. gebranter, ge&#x017F;azter, geracter, gerihter,<lb/>
gevulter, geteilter etc. nicht: gebrenneter, ge&#x017F;etzeter etc.<lb/>
belege: ver&#x017F;charter (? ver&#x017F;cherter), getoufter a. Tit. 64.<lb/>
76; bewandem. gerihtiu, ge&#x017F;agtem, geluptem, gewîhtin,<lb/>
verkêrtem, gerihtem Parc. 46<hi rendition="#sup">c</hi> 54<hi rendition="#sup">a</hi> 67<hi rendition="#sup">c</hi> 70<hi rendition="#sup">a</hi> 116<hi rendition="#sup">b</hi> 122<hi rendition="#sup">a</hi> 126<hi rendition="#sup">b</hi><lb/>
143<hi rendition="#sup">a</hi>; geteilter, gedruckten Kl. 1785. 1956. 3178; gerac-<lb/>
ten, gezartem, zevuortem Wigal. 158. 182 etc. Über-<lb/>
haupt lind &#x017F;olche declinierte part. unhäufig und im Tri&#x017F;t.<lb/>
wo ihrer gerade mehr vorkommen, als in andern ge-<lb/>
dichten, findet &#x017F;ich auffallend die unverkürzte form,<lb/>
vgl. 49<hi rendition="#sup">c</hi> ge&#x017F;enketem 51<hi rendition="#sup">a</hi> ze&#x017F;tücketen 56<hi rendition="#sup">a</hi> erwün&#x017F;chete 67<hi rendition="#sup">a</hi><lb/>
gehertete 86<hi rendition="#sup">a</hi> gelìmeten (doch 6<hi rendition="#sup">b</hi> 85<hi rendition="#sup">b</hi> gelìmten) 88<hi rendition="#sup">c</hi> ge-<lb/>
gelletem 114<hi rendition="#sup">a</hi> gelüppeter etc. ge&#x017F;tattete die&#x017F;e Gotfr. mund-<lb/>
art? oder i&#x017F;t ge&#x017F;anctem, ze&#x017F;tuctem, erwun&#x017F;chte etc. zu<lb/>
emendieren? [betouweten 4<hi rendition="#sup">b</hi>, verwei&#x017F;ete 13<hi rendition="#sup">b</hi>, getageten<lb/>
28<hi rendition="#sup">b</hi>, gewarneten 39<hi rendition="#sup">c</hi> etc. gehören der zweiten conj.]<lb/>
wie ich a. Heinr. 199<hi rendition="#sup">b</hi> erbeiteten in arbeiten (exerci-<lb/>
tum) ändere. Alle belege &#x017F;tehen anßerhalb des reims.<lb/>
b) der weit häufigere unflectierte fall duldet volle und<lb/>
gekürzte form, &#x017F;o oft bei der kürzung ein con&#x017F;. ver-<lb/>
&#x017F;chwindet, namentlich in wurzeln mit ll. mm. nn. rr.<lb/>
pp. tt. nd. rt. ht. &#x017F;t. ft. und einfachem t, es kann heißen:<lb/>
gevellet, ge&#x017F;tellet, ge&#x017F;tillet, gevüllet, gekemmet, gebren-<lb/>
net, zetrennet, genennet, erkennet, überzinnet, ge&#x017F;perret,<lb/>
gelüppet, gerettet, gewendet, ge&#x017F;chendet, enzündet, gegür-<lb/>
tet, entnihtet, erliuhtet, geheftet, geme&#x017F;tet, getr&#x0153;&#x017F;tet, behue-<lb/>
tet etc. aber auch: gevalt, ge&#x017F;talt, ge&#x017F;tilt, gevult, ge-<lb/>
kamt, gebrant, zetrant, genant, erkant, überzint, ge&#x017F;part,<lb/>
gelupt, gerat oder geret, gewant, ge&#x017F;chant, enzunt, erlûht,<lb/>
gegurt, entniht. geha&#x017F;t, gema&#x017F;t, getrô&#x017F;t, behuot; auf<lb/>
dialecti&#x017F;cher ver&#x017F;chiedenheit beruht die&#x017F;e doppelge&#x017F;talt<lb/>
nicht. beiderlei part. &#x017F;tehen hintereinander in den&#x017F;elben<lb/>
gedichten und beide im reim [merklich &#x017F;o, daß gekürzte<lb/>
form mehr durch den reim herbeigeführt wird, volle<lb/>
aber waltet, wenn kein reim dazu zwingt, d. h. genant<lb/>
reimt auf lant, hant, nicht leicht auf erkant, wohl aber<lb/>
genennet auf erkennet;] gezellet i&#x017F;t dem gezalt gänzlich ge-<lb/>
wichen. Bei wurzeln ck und tz &#x017F;cheint gedecket, ge&#x017F;etzet,<lb/>
gezücket, ergetzet, etc. üblicher als gedact, ge&#x017F;azt etc. die fa&#x017F;t<lb/>
kein reim enthält, doch Nib. 1537. ge&#x017F;traht: naht und außer<lb/>
reim (Pri&#x017F;t. 2, 560. bedact Groote 664. bedecket); under-<lb/>
&#x017F;azt lw. 5<hi rendition="#sup">a</hi> (&#x017F;o auch cod cod. gi&#x017F;&#x017F;. und pal.) [über ge&#x017F;at f. ge-<lb/>
&#x017F;etzet oben &#x017F;. 415.]; wo rückuml. im praet. ind. &#x017F;chwankt,<lb/>
darf er es auch im part. z b. von gerettet i&#x017F;t beides geret<lb/>
und gerat (Herb. 46<hi rendition="#sup">a</hi> 51<hi rendition="#sup">a</hi>) richtige kürzung. c) wenn durch<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1013/1039] II. bildung des particip. praeteriti. praet. ind. z. b. gebranter, geſazter, geracter, gerihter, gevulter, geteilter etc. nicht: gebrenneter, geſetzeter etc. belege: verſcharter (? verſcherter), getoufter a. Tit. 64. 76; bewandem. gerihtiu, geſagtem, geluptem, gewîhtin, verkêrtem, gerihtem Parc. 46c 54a 67c 70a 116b 122a 126b 143a; geteilter, gedruckten Kl. 1785. 1956. 3178; gerac- ten, gezartem, zevuortem Wigal. 158. 182 etc. Über- haupt lind ſolche declinierte part. unhäufig und im Triſt. wo ihrer gerade mehr vorkommen, als in andern ge- dichten, findet ſich auffallend die unverkürzte form, vgl. 49c geſenketem 51a zeſtücketen 56a erwünſchete 67a gehertete 86a gelìmeten (doch 6b 85b gelìmten) 88c ge- gelletem 114a gelüppeter etc. geſtattete dieſe Gotfr. mund- art? oder iſt geſanctem, zeſtuctem, erwunſchte etc. zu emendieren? [betouweten 4b, verweiſete 13b, getageten 28b, gewarneten 39c etc. gehören der zweiten conj.] wie ich a. Heinr. 199b erbeiteten in arbeiten (exerci- tum) ändere. Alle belege ſtehen anßerhalb des reims. b) der weit häufigere unflectierte fall duldet volle und gekürzte form, ſo oft bei der kürzung ein conſ. ver- ſchwindet, namentlich in wurzeln mit ll. mm. nn. rr. pp. tt. nd. rt. ht. ſt. ft. und einfachem t, es kann heißen: gevellet, geſtellet, geſtillet, gevüllet, gekemmet, gebren- net, zetrennet, genennet, erkennet, überzinnet, geſperret, gelüppet, gerettet, gewendet, geſchendet, enzündet, gegür- tet, entnihtet, erliuhtet, geheftet, gemeſtet, getrœſtet, behue- tet etc. aber auch: gevalt, geſtalt, geſtilt, gevult, ge- kamt, gebrant, zetrant, genant, erkant, überzint, geſpart, gelupt, gerat oder geret, gewant, geſchant, enzunt, erlûht, gegurt, entniht. gehaſt, gemaſt, getrôſt, behuot; auf dialectiſcher verſchiedenheit beruht dieſe doppelgeſtalt nicht. beiderlei part. ſtehen hintereinander in denſelben gedichten und beide im reim [merklich ſo, daß gekürzte form mehr durch den reim herbeigeführt wird, volle aber waltet, wenn kein reim dazu zwingt, d. h. genant reimt auf lant, hant, nicht leicht auf erkant, wohl aber genennet auf erkennet;] gezellet iſt dem gezalt gänzlich ge- wichen. Bei wurzeln ck und tz ſcheint gedecket, geſetzet, gezücket, ergetzet, etc. üblicher als gedact, geſazt etc. die faſt kein reim enthält, doch Nib. 1537. geſtraht: naht und außer reim (Priſt. 2, 560. bedact Groote 664. bedecket); under- ſazt lw. 5a (ſo auch cod cod. giſſ. und pal.) [über geſat f. ge- ſetzet oben ſ. 415.]; wo rückuml. im praet. ind. ſchwankt, darf er es auch im part. z b. von gerettet iſt beides geret und gerat (Herb. 46a 51a) richtige kürzung. c) wenn durch

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1039
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1013. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1039>, abgerufen am 20.05.2024.