wenn sich eine vorzüglichere finden läßt, merke auch ein für allemahl an, daß der unterschied lediglich auf das hoch- und allenfalls tieftonige e anwendbar ist. Von dem unbetonten und stummen kann gar nicht mehr gesagt werden, ob es wie e oder e laute, keins von beiden würde dafür ausreichen, da es sich selbst aus dem o, i, u und andern lauten entwickelt. Für das tonlose und stumme e werde ich mich also des ge- wöhnlichen zeichens fortbedienen, es mag nun aus ei- nem alten e, i, o, u oder aus noch andern entsprun- gen seyn. Dergleichen tonlose e häufen sich freilich erst recht im mittel- und neuhochdeutsch, zeigen sich aber schon in den ältesten denkmählern unserer mundart, z. b. in dem worte fater und ähnlich endenden, wo man nie der endung -ar oder -ir begegnet. Dieses e ist kein wurzelhaftes e (d. h. umlaut des a), denn wo wäre die umlautwirkende endung i? ebensowenig läßt sich darin ein e, a, i, u mit sicherheit nachweisen, de- ren es jedes gewesen seyn könnte. Man vergleiche die nord. sorm fadir; auch da scheint die tonlose endung kein eigentliches i zu seyn, weil sie nicht den umlaut des a erregt. Der Gothe kennt kein solches e, sein e in dem gen. pl. entspricht dem alth. o und überhaupt sind alle vocale seiner unbetonten endungen noch ge- nau bestimmt, während sie im alth. schon bedeutend schwanken *). Hier also wird bloß von dem e und e in der wurzel gehandelt.
Das e, welches als umlaut des a, verursacht durch ein nachfolgendes i oder ei betrachtet werden muß, hat sich nach dem vorhingesagten, vermuthlich seit dem 6. und 7. jahrh. entwickelt und in den folgenden fort- schreitend ausgebildet, so daß es von dem 12. 13ten an in jenem falle gänzlich das a vertritt. In den aufbe- haltenen deutschen eigennamen vom iten bis zum 6ten findet sich, wie im gothischen überhaupt, gar kein sol- ches e, sondern alle scheinbar darin vorkommenden weisen sich entw. als e oder als e aus. Nach dieser zeit fangen die e an, glaublich zuerst in silben ohne po- sition (daher die eigennamen eribo. helidbert, heribert, neribert, werinhart, megilo, meginrat, reginhart etc.)
jor, gen. jos oder aus eikr erklären. Sicher aber bedeutet diese rune nicht den umlaut des a, sondern entw. e oder das gedehnte e. Das lat. equus hat ein kurzes [e].
*) Mehr unten, bem. [ - 1 Zeichen fehlt]. zu den alth. voc.
I. althochdeutſche vocale.
wenn ſich eine vorzüglichere finden läßt, merke auch ein für allemahl an, daß der unterſchied lediglich auf das hoch- und allenfalls tieftonige e anwendbar iſt. Von dem unbetonten und ſtummen kann gar nicht mehr geſagt werden, ob es wie e oder ë laute, keins von beiden würde dafür ausreichen, da es ſich ſelbſt aus dem o, i, u und andern lauten entwickelt. Für das tonloſe und ſtumme e werde ich mich alſo des ge- wöhnlichen zeichens fortbedienen, es mag nun aus ei- nem alten ë, i, o, u oder aus noch andern entſprun- gen ſeyn. Dergleichen tonloſe e häufen ſich freilich erſt recht im mittel- und neuhochdeutſch, zeigen ſich aber ſchon in den älteſten denkmählern unſerer mundart, z. b. in dem worte fater und ähnlich endenden, wo man nie der endung -ar oder -ir begegnet. Dieſes e iſt kein wurzelhaftes e (d. h. umlaut des a), denn wo wäre die umlautwirkende endung i? ebenſowenig läßt ſich darin ein ë, a, i, u mit ſicherheit nachweiſen, de- ren es jedes geweſen ſeyn könnte. Man vergleiche die nord. ſorm fadir; auch da ſcheint die tonloſe endung kein eigentliches i zu ſeyn, weil ſie nicht den umlaut des a erregt. Der Gothe kennt kein ſolches e, ſein ê in dem gen. pl. entſpricht dem alth. ô und überhaupt ſind alle vocale ſeiner unbetonten endungen noch ge- nau beſtimmt, während ſie im alth. ſchon bedeutend ſchwanken *). Hier alſo wird bloß von dem e und ë in der wurzel gehandelt.
Das e, welches als umlaut des a, verurſacht durch ein nachfolgendes i oder î betrachtet werden muß, hat ſich nach dem vorhingeſagten, vermuthlich ſeit dem 6. und 7. jahrh. entwickelt und in den folgenden fort- ſchreitend ausgebildet, ſo daß es von dem 12. 13ten an in jenem falle gänzlich das a vertritt. In den aufbe- haltenen deutſchen eigennamen vom iten bis zum 6ten findet ſich, wie im gothiſchen überhaupt, gar kein ſol- ches e, ſondern alle ſcheinbar darin vorkommenden weiſen ſich entw. als ë oder als ê aus. Nach dieſer zeit fangen die e an, glaublich zuerſt in ſilben ohne po- ſition (daher die eigennamen eribo. helidbërt, heribërt, neribërt, werinhart, megilo, meginrât, reginhart etc.)
jôr, gen. jôs oder aus eikr erklären. Sicher aber bedeutet dieſe rune nicht den umlaut des a, ſondern entw. ë oder das gedehnte ê. Das lat. equus hat ein kurzes [e].
*) Mehr unten, bem. [ – 1 Zeichen fehlt]. zu den alth. voc.
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ein für allemahl an, daß der unterſchied lediglich auf
das hoch- und allenfalls tieftonige e anwendbar iſt.
Von dem unbetonten und ſtummen kann gar nicht
mehr geſagt werden, ob es wie e oder ë laute, keins
von beiden würde dafür ausreichen, da es ſich ſelbſt
aus dem o, i, u und andern lauten entwickelt. Für
das tonloſe und ſtumme e werde ich mich alſo des ge-
wöhnlichen zeichens fortbedienen, es mag nun aus ei-
nem alten ë, i, o, u oder aus noch andern entſprun-
gen ſeyn. Dergleichen tonloſe e häufen ſich freilich erſt
recht im mittel- und neuhochdeutſch, zeigen ſich aber
ſchon in den älteſten denkmählern unſerer mundart,
z. b. in dem worte fater und ähnlich endenden, wo
man nie der endung -ar oder -ir begegnet. Dieſes e
iſt kein wurzelhaftes e (d. h. umlaut des a), denn wo
wäre die umlautwirkende endung i? ebenſowenig läßt
ſich darin ein ë, a, i, u mit ſicherheit nachweiſen, de-
ren es jedes geweſen ſeyn könnte. Man vergleiche die
nord. ſorm fadir; auch da ſcheint die tonloſe endung
kein eigentliches i zu ſeyn, weil ſie nicht den umlaut
des a erregt. Der Gothe kennt kein ſolches e, ſein ê
in dem gen. pl. entſpricht dem alth. ô und überhaupt
ſind alle vocale ſeiner unbetonten endungen noch ge-
nau beſtimmt, während ſie im alth. ſchon bedeutend
ſchwanken *). Hier alſo wird bloß von dem e und ë in
der wurzel gehandelt.
Das e, welches als umlaut des a, verurſacht durch
ein nachfolgendes i oder î betrachtet werden muß, hat
ſich nach dem vorhingeſagten, vermuthlich ſeit dem 6.
und 7. jahrh. entwickelt und in den folgenden fort-
ſchreitend ausgebildet, ſo daß es von dem 12. 13ten an
in jenem falle gänzlich das a vertritt. In den aufbe-
haltenen deutſchen eigennamen vom iten bis zum 6ten
findet ſich, wie im gothiſchen überhaupt, gar kein ſol-
ches e, ſondern alle ſcheinbar darin vorkommenden
weiſen ſich entw. als ë oder als ê aus. Nach dieſer
zeit fangen die e an, glaublich zuerſt in ſilben ohne po-
ſition (daher die eigennamen eribo. helidbërt, heribërt,
neribërt, werinhart, megilo, meginrât, reginhart etc.)
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*) Mehr unten, bem. _. zu den alth. voc.
*) jôr, gen. jôs oder aus eikr erklären. Sicher aber bedeutet
dieſe rune nicht den umlaut des a, ſondern entw. ë oder
das gedehnte ê. Das lat. equus hat ein kurzes e.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/105>, abgerufen am 24.11.2024.
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