Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.II. allgemeine vergleichang der conjugation. 416.); beachtenswerth ist die aphärese des s im angels.und engl. melte 351; prittu und bregd 451 habe ich nebeneinander gesetzt, vielleicht berühren sich brede (287) und brite (163) von welchem bloß das part. ge- briten üblich scheint (Trist. 5a 18b Vrib. 7b troj. 92a 129b 184c); ohne zweifel entspringt das hochd. krieche (261) aus kriefe (207) und beleuchtet den übergang zwischen ch und f (s. 589, vgl. s. 466. 493. 504.), glei- cherweise gehört duik (262) neuh. tauche zu deofe (211) neuh. taufe. Einigemahl sind bei ganz gleicher form die bedeutungen abgewichen, z. b. 436. das goth. svairba heißt detergo, das mittelh. swirbe volvor, das altn. sverf diminuor, das niederl. zwerf vagor; 399 das goth. stigqva und nord. stöck ruo, das hochd. und sächs. stinhu, stince exhalo (ganz versch. ist 418 stinge, pungo); 131. das hochd. screipu exaro, das angels. screife confitentem absolvo (altn. skrifta); 266 das hochd. triuku fallo, decipio, das angels. dreoge ago, patro, patior (altn. drygi, exerceo) etc. Der verba, welche in späteren mundarten stark gehen, iu früheren schwach giengen, gibt es wenige, vgl. 98. jage, 175. weise, 392 zend, 409 schenk etc. ihnen liegt misverständnis zum grunde (so mag das neuh. weise, weis aus ver- weiße, verwiß, mittelh. verweiße, verweiß entstehen) oder sie sind gar fremden ursprungs z. b. 174. preise, 391 prinde. 3) unsichere, mit andern zus. fallende und unorganische abgerechnet, dagegen die wörter zweiter anomalie hin- zugefügt, bleibt die zahl von fünfthalbhundert starken verbis d. h. eben so viel wurzeln, welche durch tiefe verbreitung und leitung in alle theile der sprache, noch immer die eigentliche kraft derselben ausmachen. Nimmt man an, daß mehrere hunderte verloren wor- den sind, seyen nun die wurzeln ausgestorben oder ableitungen übrig, so wird nicht befremden. wenn ich hiermit behaupte: jedes verbum unserer sprache steht mit einer starken conjugationsform in ursprüng- licher beziehung. Eine menge von subst. adj. und schwachen zeitwörtern erkennen das verhältnis der ablaute und bestätigen das frühere vorhandenseyn der starken form. Weisen die subst. grap (tumulus) gruobe (fovea) auf das verbliebene graben, gruop; das adj. zam (mansuetus, decens) zemen (domare) auf zemen, die subst. tranc (n. potio Nib. 8004) trunc (m. potus, haustus a. w. 3, 15) trenken (potum praebere) auf II. allgemeine vergleichang der conjugation. 416.); beachtenswerth iſt die aphäreſe des ſ im angelſ.und engl. mëlte 351; prittu und brëgd 451 habe ich nebeneinander geſetzt, vielleicht berühren ſich brëde (287) und brite (163) von welchem bloß das part. ge- briten üblich ſcheint (Triſt. 5a 18b Vrib. 7b troj. 92a 129b 184c); ohne zweifel entſpringt das hochd. krieche (261) aus kriefe (207) und beleuchtet den übergang zwiſchen ch und f (ſ. 589, vgl. ſ. 466. 493. 504.), glei- cherweiſe gehört duik (262) neuh. tauche zu dëófe (211) neuh. taufe. Einigemahl ſind bei ganz gleicher form die bedeutungen abgewichen, z. b. 436. das goth. ſvaírba heißt detergo, das mittelh. ſwirbe volvor, das altn. ſvërf diminuor, das niederl. zwerf vagor; 399 das goth. ſtigqva und nord. ſtöck ruo, das hochd. und ſächſ. ſtinhu, ſtince exhalo (ganz verſch. iſt 418 ſtinge, pungo); 131. das hochd. ſcrîpu exaro, das angelſ. ſcrîfe confitentem abſolvo (altn. ſkrifta); 266 das hochd. triuku fallo, decipio, das angelſ. drëóge ago, patro, patior (altn. drŷgi, exerceo) etc. Der verba, welche in ſpäteren mundarten ſtark gehen, iu früheren ſchwach giengen, gibt es wenige, vgl. 98. jâge, 175. weiſe, 392 zend, 409 ſchenk etc. ihnen liegt misverſtändnis zum grunde (ſo mag das neuh. weiſe, wîs aus ver- weiße, verwiß, mittelh. verwîƷe, verweiƷ entſtehen) oder ſie ſind gar fremden urſprungs z. b. 174. preiſe, 391 prinde. 3) unſichere, mit andern zuſ. fallende und unorganiſche abgerechnet, dagegen die wörter zweiter anomalie hin- zugefügt, bleibt die zahl von fünfthalbhundert ſtarken verbis d. h. eben ſo viel wurzeln, welche durch tiefe verbreitung und leitung in alle theile der ſprache, noch immer die eigentliche kraft derſelben ausmachen. Nimmt man an, daß mehrere hunderte verloren wor- den ſind, ſeyen nun die wurzeln ausgeſtorben oder ableitungen übrig, ſo wird nicht befremden. wenn ich hiermit behaupte: jedes verbum unſerer ſprache ſteht mit einer ſtarken conjugationsform in urſprüng- licher beziehung. Eine menge von ſubſt. adj. und ſchwachen zeitwörtern erkennen das verhältnis der ablaute und beſtätigen das frühere vorhandenſeyn der ſtarken form. Weiſen die ſubſt. grap (tumulus) gruobe (fovea) auf das verbliebene graben, gruop; das adj. zam (manſuetus, decens) zemen (domare) auf zëmen, die ſubſt. tranc (n. potio Nib. 8004) trunc (m. potus, hauſtus a. w. 3, 15) trenken (potum praebere) auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f1058" n="1032"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">allgemeine vergleichang der conjugation.</hi></fw><lb/> 416.); beachtenswerth iſt die aphäreſe des ſ im angelſ.<lb/> und engl. mëlte 351; prittu und brëgd 451 habe ich<lb/> nebeneinander geſetzt, vielleicht berühren ſich brëde<lb/> (287) und brite (163) von welchem bloß das part. ge-<lb/> briten üblich ſcheint (Triſt. 5<hi rendition="#sup">a</hi> 18<hi rendition="#sup">b</hi> Vrib. 7<hi rendition="#sup">b</hi> troj. 92<hi rendition="#sup">a</hi><lb/> 129<hi rendition="#sup">b</hi> 184<hi rendition="#sup">c</hi>); ohne zweifel entſpringt das hochd. krieche<lb/> (261) aus kriefe (207) und beleuchtet den übergang<lb/> zwiſchen ch und f (ſ. 589, vgl. ſ. 466. 493. 504.), glei-<lb/> cherweiſe gehört duik (262) neuh. tauche zu dëófe<lb/> (211) neuh. taufe. 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II. allgemeine vergleichang der conjugation.
416.); beachtenswerth iſt die aphäreſe des ſ im angelſ.
und engl. mëlte 351; prittu und brëgd 451 habe ich
nebeneinander geſetzt, vielleicht berühren ſich brëde
(287) und brite (163) von welchem bloß das part. ge-
briten üblich ſcheint (Triſt. 5a 18b Vrib. 7b troj. 92a
129b 184c); ohne zweifel entſpringt das hochd. krieche
(261) aus kriefe (207) und beleuchtet den übergang
zwiſchen ch und f (ſ. 589, vgl. ſ. 466. 493. 504.), glei-
cherweiſe gehört duik (262) neuh. tauche zu dëófe
(211) neuh. taufe. Einigemahl ſind bei ganz gleicher
form die bedeutungen abgewichen, z. b. 436. das goth.
ſvaírba heißt detergo, das mittelh. ſwirbe volvor, das
altn. ſvërf diminuor, das niederl. zwerf vagor; 399
das goth. ſtigqva und nord. ſtöck ruo, das hochd. und
ſächſ. ſtinhu, ſtince exhalo (ganz verſch. iſt 418 ſtinge,
pungo); 131. das hochd. ſcrîpu exaro, das angelſ.
ſcrîfe confitentem abſolvo (altn. ſkrifta); 266 das hochd.
triuku fallo, decipio, das angelſ. drëóge ago, patro,
patior (altn. drŷgi, exerceo) etc. Der verba, welche
in ſpäteren mundarten ſtark gehen, iu früheren ſchwach
giengen, gibt es wenige, vgl. 98. jâge, 175. weiſe,
392 zend, 409 ſchenk etc. ihnen liegt misverſtändnis
zum grunde (ſo mag das neuh. weiſe, wîs aus ver-
weiße, verwiß, mittelh. verwîƷe, verweiƷ entſtehen)
oder ſie ſind gar fremden urſprungs z. b. 174. preiſe,
391 prinde.
3) unſichere, mit andern zuſ. fallende und unorganiſche
abgerechnet, dagegen die wörter zweiter anomalie hin-
zugefügt, bleibt die zahl von fünfthalbhundert ſtarken
verbis d. h. eben ſo viel wurzeln, welche durch tiefe
verbreitung und leitung in alle theile der ſprache, noch
immer die eigentliche kraft derſelben ausmachen.
Nimmt man an, daß mehrere hunderte verloren wor-
den ſind, ſeyen nun die wurzeln ausgeſtorben oder
ableitungen übrig, ſo wird nicht befremden. wenn
ich hiermit behaupte: jedes verbum unſerer ſprache
ſteht mit einer ſtarken conjugationsform in urſprüng-
licher beziehung. Eine menge von ſubſt. adj. und
ſchwachen zeitwörtern erkennen das verhältnis der
ablaute und beſtätigen das frühere vorhandenſeyn der
ſtarken form. Weiſen die ſubſt. grap (tumulus) gruobe
(fovea) auf das verbliebene graben, gruop; das adj.
zam (manſuetus, decens) zemen (domare) auf zëmen,
die ſubſt. tranc (n. potio Nib. 8004) trunc (m. potus,
hauſtus a. w. 3, 15) trenken (potum praebere) auf
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