umlautenden a im niederdeutsch). -- Vom übergange des ou in ow, ow oder ouw unten beim w. --
(UA. UO) beide sind sich gleichbedeutend und bloß mundartische verschiedenheit; man kann annehmen, die denkmähler welche im ablaut ia zeigen, haben auch im ablaut ua, hingegen dem ie stehet uo zur seite. Der älteren form ea scheint oa, so wie dem zusammenge- zogenen e das o parallel. Dieses o mag die älteste ge- stalt *) des ablauts gewesen seyn, wie es sich im goth. nord. und sächs. erhalten hat; als aber im alth. au in o übergieng, muste sich für jenes o die variante oa, ua, uo, erzeugen, welcher der runenname uadil nicht ei- gentlich zustehen kann, da die runen diphthonge, die aus ungleichen vocalen bestehen, weder bezeichnen noch benennen. -- Uebrigens gehört in ua und uo dem u der accent und O. setzt ua; N. schreibt wie beim eie auch hier auo, welches ich aus gleichem grund verwerfe **). Denn auo wäre triphthongisch und aua von dem zweisil- bigen au-a in chau-a (vacca) pau-an, tau-an nicht zu scheiden. Etwas anders, daß diese allmählig in den wirkl. diphth. chua, puan, tuan übergegangen seyn können. Auch läßt sich der wechsel zwischen oa und ua sonst nicht begreifen; wer aber ein oa behaupten wollte, müste nicht weniger das o in oo (und nicht oo) zergliedern. -- Das gewöhnliche o wird nur ausnahms- weise durch uo gegeben, wohin das bereits angeführte dhuo und scuonein (pulcritndo) auch bei J. 383 gehören.
Die vorhin bei dem ia und iu gemachte bemerkung, daß davon ja, ju zu trennen sind, gilt auch hier ganz ähnlich zwischen dem ua (uo) und va (vo); O. schreibt daher nicht z. b. dualta sondern dualta, d. i. dvalta (mo- rabatur) aber suana (expiatio) d. h. suona (sühne) ver- schieden von suan (olor), d. h. svan. Ich muß indessen aus ursachen, die beim w entwickelt werden, unfolge-
*) Bedeutend hierfür spricht, daß in den unbetonten endun- gen das o im alth. geblieben ist, vgl. das goth. salbon mit dem alth. salbon (und nicht salbuan, salbuon). Dies ist schon oben s. 96. bemerkt, wo noch andere bestärkende beispiele.
**) Ich verhehle nicht, daß in einem hymn. des Junius ein- mahl kruuaße st. kruaße (provocet) steht. Das könnte wirklicher schreibfehler seyn. -- Man vgl. übrigens die f. 105. vorhergehende note über das analoge eie.
I. althochdeutſche vocale.
umlautenden a im niederdeutſch). — Vom übergange des ou in ow, ôw oder ouw unten beim w. —
(UA. UO) beide ſind ſich gleichbedeutend und bloß mundartiſche verſchiedenheit; man kann annehmen, die denkmähler welche im ablaut ia zeigen, haben auch im ablaut ua, hingegen dem ie ſtehet uo zur ſeite. Der älteren form ëa ſcheint oa, ſo wie dem zuſammenge- zogenen ê das ô parallel. Dieſes ô mag die älteſte ge- ſtalt *) des ablauts geweſen ſeyn, wie es ſich im goth. nord. und ſächſ. erhalten hat; als aber im alth. au in ô übergieng, muſte ſich für jenes ô die variante oa, ua, uo, erzeugen, welcher der runenname uadil nicht ei- gentlich zuſtehen kann, da die runen diphthonge, die aus ungleichen vocalen beſtehen, weder bezeichnen noch benennen. — Uebrigens gehört in ua und uo dem u der accent und O. ſetzt úa; N. ſchreibt wie beim îe auch hier ûo, welches ich aus gleichem grund verwerfe **). Denn ûo wäre triphthongiſch und ûa von dem zweiſil- bigen û-a in chû-a (vacca) pû-an, tû-an nicht zu ſcheiden. Etwas anders, daß dieſe allmählig in den wirkl. diphth. chua, puan, tuan übergegangen ſeyn können. Auch läßt ſich der wechſel zwiſchen oa und ua ſonſt nicht begreifen; wer aber ein ôa behaupten wollte, müſte nicht weniger das ô in ôo (und nicht oo) zergliedern. — Das gewöhnliche ô wird nur ausnahms- weiſe durch uo gegeben, wohin das bereits angeführte dhuo und ſcuonîn (pulcritndo) auch bei J. 383 gehören.
Die vorhin bei dem ia und iu gemachte bemerkung, daß davon ja, ju zu trennen ſind, gilt auch hier ganz ähnlich zwiſchen dem ua (uo) und va (vo); O. ſchreibt daher nicht z. b. dúalta ſondern duálta, d. i. dvalta (mo- rabatur) aber ſúana (expiatio) d. h. ſúona (ſühne) ver- ſchieden von ſuán (olor), d. h. ſvan. Ich muß indeſſen aus urſachen, die beim w entwickelt werden, unfolge-
*) Bedeutend hierfür ſpricht, daß in den unbetonten endun- gen das ô im alth. geblieben iſt, vgl. das goth. ſalbôn mit dem alth. ſalbôn (und nicht ſalbuan, ſalbuon). Dies iſt ſchon oben ſ. 96. bemerkt, wo noch andere beſtärkende beiſpiele.
**) Ich verhehle nicht, daß in einem hymn. des Junius ein- mahl kruuaƷe ſt. kruaƷe (provocet) ſteht. Das könnte wirklicher ſchreibfehler ſeyn. — Man vgl. übrigens die f. 105. vorhergehende note über das analoge îe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0137"n="111"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">althochdeutſche vocale.</hi></fw><lb/>
umlautenden <hirendition="#i">a</hi> im niederdeutſch). — Vom übergange<lb/>
des <hirendition="#i">ou</hi> in <hirendition="#i">ow, ôw</hi> oder <hirendition="#i">ouw</hi> unten beim w. —</p><lb/><p>(UA. UO) beide ſind ſich gleichbedeutend und bloß<lb/>
mundartiſche verſchiedenheit; man kann annehmen, die<lb/>
denkmähler welche im ablaut <hirendition="#i">ia</hi> zeigen, haben auch<lb/>
im ablaut <hirendition="#i">ua</hi>, hingegen dem <hirendition="#i">ie</hi>ſtehet <hirendition="#i">uo</hi> zur ſeite. Der<lb/>
älteren form <hirendition="#i">ëa</hi>ſcheint <hirendition="#i">oa</hi>, ſo wie dem zuſammenge-<lb/>
zogenen <hirendition="#i">ê</hi> das <hirendition="#i">ô</hi> parallel. Dieſes ô mag die älteſte ge-<lb/>ſtalt <noteplace="foot"n="*)">Bedeutend hierfür ſpricht, daß in den unbetonten endun-<lb/>
gen das ô im alth. geblieben iſt, vgl. das goth. ſalbôn<lb/>
mit dem alth. ſalbôn (und nicht ſalbuan, ſalbuon). Dies<lb/>
iſt ſchon oben ſ. 96. bemerkt, wo noch andere beſtärkende<lb/>
beiſpiele.</note> des ablauts geweſen ſeyn, wie es ſich im goth.<lb/>
nord. und ſächſ. erhalten hat; als aber im alth. <hirendition="#i">au</hi> in ô<lb/>
übergieng, muſte ſich für jenes ô die variante <hirendition="#i">oa, ua,<lb/>
uo</hi>, erzeugen, welcher der runenname uadil nicht ei-<lb/>
gentlich zuſtehen kann, da die runen diphthonge, die<lb/>
aus ungleichen vocalen beſtehen, weder bezeichnen noch<lb/>
benennen. — Uebrigens gehört in <hirendition="#i">ua</hi> und <hirendition="#i">uo</hi> dem <hirendition="#i">u</hi> der<lb/>
accent und O. ſetzt <hirendition="#i">úa</hi>; N. ſchreibt wie beim <hirendition="#i">îe</hi> auch<lb/>
hier <hirendition="#i">ûo</hi>, welches ich aus gleichem grund verwerfe <noteplace="foot"n="**)">Ich verhehle nicht, daß in einem hymn. des Junius ein-<lb/>
mahl kruuaƷe ſt. kruaƷe (provocet) ſteht. Das könnte<lb/>
wirklicher ſchreibfehler ſeyn. — Man vgl. übrigens die<lb/>
f. 105. vorhergehende note über das analoge <hirendition="#i">îe</hi>.</note>.<lb/>
Denn <hirendition="#i">ûo</hi> wäre triphthongiſch und <hirendition="#i">ûa</hi> von dem zweiſil-<lb/>
bigen <hirendition="#i">û-a</hi> in chû-a (vacca) pû-an, tû-an nicht zu<lb/>ſcheiden. Etwas anders, daß dieſe allmählig in den<lb/>
wirkl. diphth. chua, puan, tuan übergegangen ſeyn<lb/>
können. Auch läßt ſich der wechſel zwiſchen <hirendition="#i">oa</hi> und<lb/><hirendition="#i">ua</hi>ſonſt nicht begreifen; wer aber ein ôa behaupten<lb/>
wollte, müſte nicht weniger das ô in <hirendition="#i">ôo</hi> (und nicht oo)<lb/>
zergliedern. — Das gewöhnliche ô wird nur ausnahms-<lb/>
weiſe durch <hirendition="#i">uo</hi> gegeben, wohin das bereits angeführte<lb/>
dhuo und ſcuonîn (pulcritndo) auch bei J. 383 gehören.</p><lb/><p>Die vorhin bei dem <hirendition="#i">ia</hi> und <hirendition="#i">iu</hi> gemachte bemerkung,<lb/>
daß davon <hirendition="#i">ja, ju</hi> zu trennen ſind, gilt auch hier ganz<lb/>
ähnlich zwiſchen dem <hirendition="#i">ua</hi> (uo) und <hirendition="#i">va</hi> (vo); O. ſchreibt<lb/>
daher nicht z. b. dúalta ſondern duálta, d. i. dvalta (mo-<lb/>
rabatur) aber ſúana (expiatio) d. h. ſúona (ſühne) ver-<lb/>ſchieden von ſuán (olor), d. h. ſvan. Ich muß indeſſen<lb/>
aus urſachen, die beim <hirendition="#i">w</hi> entwickelt werden, unfolge-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[111/0137]
I. althochdeutſche vocale.
umlautenden a im niederdeutſch). — Vom übergange
des ou in ow, ôw oder ouw unten beim w. —
(UA. UO) beide ſind ſich gleichbedeutend und bloß
mundartiſche verſchiedenheit; man kann annehmen, die
denkmähler welche im ablaut ia zeigen, haben auch
im ablaut ua, hingegen dem ie ſtehet uo zur ſeite. Der
älteren form ëa ſcheint oa, ſo wie dem zuſammenge-
zogenen ê das ô parallel. Dieſes ô mag die älteſte ge-
ſtalt *) des ablauts geweſen ſeyn, wie es ſich im goth.
nord. und ſächſ. erhalten hat; als aber im alth. au in ô
übergieng, muſte ſich für jenes ô die variante oa, ua,
uo, erzeugen, welcher der runenname uadil nicht ei-
gentlich zuſtehen kann, da die runen diphthonge, die
aus ungleichen vocalen beſtehen, weder bezeichnen noch
benennen. — Uebrigens gehört in ua und uo dem u der
accent und O. ſetzt úa; N. ſchreibt wie beim îe auch
hier ûo, welches ich aus gleichem grund verwerfe **).
Denn ûo wäre triphthongiſch und ûa von dem zweiſil-
bigen û-a in chû-a (vacca) pû-an, tû-an nicht zu
ſcheiden. Etwas anders, daß dieſe allmählig in den
wirkl. diphth. chua, puan, tuan übergegangen ſeyn
können. Auch läßt ſich der wechſel zwiſchen oa und
ua ſonſt nicht begreifen; wer aber ein ôa behaupten
wollte, müſte nicht weniger das ô in ôo (und nicht oo)
zergliedern. — Das gewöhnliche ô wird nur ausnahms-
weiſe durch uo gegeben, wohin das bereits angeführte
dhuo und ſcuonîn (pulcritndo) auch bei J. 383 gehören.
Die vorhin bei dem ia und iu gemachte bemerkung,
daß davon ja, ju zu trennen ſind, gilt auch hier ganz
ähnlich zwiſchen dem ua (uo) und va (vo); O. ſchreibt
daher nicht z. b. dúalta ſondern duálta, d. i. dvalta (mo-
rabatur) aber ſúana (expiatio) d. h. ſúona (ſühne) ver-
ſchieden von ſuán (olor), d. h. ſvan. Ich muß indeſſen
aus urſachen, die beim w entwickelt werden, unfolge-
*) Bedeutend hierfür ſpricht, daß in den unbetonten endun-
gen das ô im alth. geblieben iſt, vgl. das goth. ſalbôn
mit dem alth. ſalbôn (und nicht ſalbuan, ſalbuon). Dies
iſt ſchon oben ſ. 96. bemerkt, wo noch andere beſtärkende
beiſpiele.
**) Ich verhehle nicht, daß in einem hymn. des Junius ein-
mahl kruuaƷe ſt. kruaƷe (provocet) ſteht. Das könnte
wirklicher ſchreibfehler ſeyn. — Man vgl. übrigens die
f. 105. vorhergehende note über das analoge îe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/137>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.