und pilidi, T. zw. wuntarot und wuntorot. Und selbst O. schwankt augenscheinlich; das ganze system würde sich daher, sollten auch die hss. einzelne bestätigende berichtigungen darbieten, nicht durchführen laßen; es war im widerstreit des wohllauts mit der abstammung, die sich häufig geltend machte, erwachsen und muste bei der allmähligen verdünnung fast aller unbetonten laute in das einzige e bald wieder aufhören. Einzelne wörter und formen mögen sich auch nach zeit oder mundart gesondert und von der assimilation frei gehal- ten haben. Eben so gewiß ist in andern durch assimi- lation, und vocalwechsel überhaupt, indem der ge- schwächte laut aus der penult. in die ult. eindrang, der ursprünglichen und organischen lautbestimmung viel ab- bruch geschehen.
e) seit dem 10. 11. jahrh. erscheinen nach und nach alle tonlose wortbildungslaute zu e und i ver- schwächt, wodurch jede unsicherheit des früheren viellauts beseitigt wurde. In den flexionen *) ha- ben sich die alten vocale zum theil länger erhalten und diese abweichende geschichte der bildungs- und der flexionsendungen wirst einiges licht auf die s. 96. gemachte bemerkung, daß sich das o in der flexion sogar treuer als in der wurzel selbst (wo es in uo übergieng) bewahren konnte.
althochdeutsche consonanten.
Diese lehre ist eine der verwickeltesten, weil aus vermischung der mundarten und oft monstrosen mis- bräuchen der schreibung beinahe endloses schwanken entspringt, so daß selbst die besten hss. den grammati- ker nicht befriedigen.
(L. M. N. R.) liquidae**).
Sämmtlich an- in- auslautend. Mit den anlauten l. n. r. fangen schon seit dem Sten jahrb. an die anlaute hl. hn. hr. sich zu vermengen und bald sind letztere ganz in erstere übergegangen (s. unten beim h). -- Der aus- laut m beginnt etwas später, jedoch nur in einigen
*) Doch auch in den endungen einiger partikeln, z. b. das alte anu (sine) heißt bei N. noch ano und erst später aue; desgl. silu, silo, vile (multum).
**) Die runen und ihre namen sind hier klar und unveränderlich.
I. althochdeutſche conſonanten. liquidae.
und pilidi, T. zw. wuntarôt und wuntorôt. Und ſelbſt O. ſchwankt augenſcheinlich; das ganze ſyſtem würde ſich daher, ſollten auch die hſſ. einzelne beſtätigende berichtigungen darbieten, nicht durchführen laßen; es war im widerſtreit des wohllauts mit der abſtammung, die ſich häufig geltend machte, erwachſen und muſte bei der allmähligen verdünnung faſt aller unbetonten laute in das einzige e bald wieder aufhören. Einzelne wörter und formen mögen ſich auch nach zeit oder mundart geſondert und von der aſſimilation frei gehal- ten haben. Eben ſo gewiß iſt in andern durch aſſimi- lation, und vocalwechſel überhaupt, indem der ge- ſchwächte laut aus der penult. in die ult. eindrang, der urſprünglichen und organiſchen lautbeſtimmung viel ab- bruch geſchehen.
e) ſeit dem 10. 11. jahrh. erſcheinen nach und nach alle tonloſe wortbildungslaute zu e und i ver- ſchwächt, wodurch jede unſicherheit des früheren viellauts beſeitigt wurde. In den flexionen *) ha- ben ſich die alten vocale zum theil länger erhalten und dieſe abweichende geſchichte der bildungs- und der flexionsendungen wirſt einiges licht auf die ſ. 96. gemachte bemerkung, daß ſich das ô in der flexion ſogar treuer als in der wurzel ſelbſt (wo es in uo übergieng) bewahren konnte.
althochdeutſche conſonanten.
Dieſe lehre iſt eine der verwickelteſten, weil aus vermiſchung der mundarten und oft monſtroſen mis- bräuchen der ſchreibung beinahe endloſes ſchwanken entſpringt, ſo daß ſelbſt die beſten hſſ. den grammati- ker nicht befriedigen.
(L. M. N. R.) liquidae**).
Sämmtlich an- in- auslautend. Mit den anlauten l. n. r. fangen ſchon ſeit dem Sten jahrb. an die anlaute hl. hn. hr. ſich zu vermengen und bald ſind letztere ganz in erſtere übergegangen (ſ. unten beim h). — Der aus- laut m beginnt etwas ſpäter, jedoch nur in einigen
*) Doch auch in den endungen einiger partikeln, z. b. das alte ânu (ſine) heißt bei N. noch âno und erſt ſpäter âue; desgl. ſilu, ſilo, vile (multum).
**) Die runen und ihre namen ſind hier klar und unveränderlich.
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O. ſchwankt augenſcheinlich; das ganze ſyſtem würde
ſich daher, ſollten auch die hſſ. einzelne beſtätigende
berichtigungen darbieten, nicht durchführen laßen; es
war im widerſtreit des wohllauts mit der abſtammung,
die ſich häufig geltend machte, erwachſen und muſte
bei der allmähligen verdünnung faſt aller unbetonten
laute in das einzige e bald wieder aufhören. Einzelne
wörter und formen mögen ſich auch nach zeit oder
mundart geſondert und von der aſſimilation frei gehal-
ten haben. Eben ſo gewiß iſt in andern durch aſſimi-
lation, und vocalwechſel überhaupt, indem der ge-
ſchwächte laut aus der penult. in die ult. eindrang, der
urſprünglichen und organiſchen lautbeſtimmung viel ab-
bruch geſchehen.
e) ſeit dem 10. 11. jahrh. erſcheinen nach und nach
alle tonloſe wortbildungslaute zu e und i ver-
ſchwächt, wodurch jede unſicherheit des früheren
viellauts beſeitigt wurde. In den flexionen *) ha-
ben ſich die alten vocale zum theil länger erhalten
und dieſe abweichende geſchichte der bildungs- und
der flexionsendungen wirſt einiges licht auf die
ſ. 96. gemachte bemerkung, daß ſich das ô in der
flexion ſogar treuer als in der wurzel ſelbſt (wo es
in uo übergieng) bewahren konnte.
althochdeutſche conſonanten.
Dieſe lehre iſt eine der verwickelteſten, weil aus
vermiſchung der mundarten und oft monſtroſen mis-
bräuchen der ſchreibung beinahe endloſes ſchwanken
entſpringt, ſo daß ſelbſt die beſten hſſ. den grammati-
ker nicht befriedigen.
(L. M. N. R.) liquidae **).
Sämmtlich an- in- auslautend. Mit den anlauten
l. n. r. fangen ſchon ſeit dem Sten jahrb. an die anlaute
hl. hn. hr. ſich zu vermengen und bald ſind letztere ganz
in erſtere übergegangen (ſ. unten beim h). — Der aus-
laut m beginnt etwas ſpäter, jedoch nur in einigen
*) Doch auch in den endungen einiger partikeln, z. b. das
alte ânu (ſine) heißt bei N. noch âno und erſt ſpäter
âue; desgl. ſilu, ſilo, vile (multum).
**) Die runen und ihre namen ſind hier klar und unveränderlich.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/145>, abgerufen am 21.11.2024.
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