mik, vakan bald in unser hann, knie, bald in mich, wachen übersetzt werden muß; wie genauer im stren- gen alth. chan, chniu, wachan! freilich mih f. mich. Das nähere wird die einzelne untersuchung der kehl- laute ergeben. --
(K. C.) was vorerst diese beiden buchstaben für einen und denselben laut betrifft, so scheint hier ein entbehr- licher überfluß vorhanden. Welches zeichen deutscher sey, läßt sich schwer sagen, eigentlich ist jedes auslän- disch, denn mit der alten rune (kaun, kon) stimmt keines. Der Gothe wählte statt ihrer das gr. k, der An- gelsachse gewiß schon im 6ten jahrh. das lat. c. Da- mahls brachte dieses keine unsicherheit der aussprache, weil ce, ci unbedenklich für ke, ki galt; die ersten alth. denkmähler bedienen sich beider buchstaben. Als im verfolg die aussprache ze. zi eindraug, wurde das c vor e und i zur bezeichnung der kehltenuis untauglich, auch wie wir gesehn selbst für den zischlaut gebraucht, folg- lich ke, ki nothwendig. Vor andern vocalen als e und i galten nun k und c nebeneinander mit gleicher be- dentung fort, aber entbehren läßt sich letzteres darum nicht, weil es zur bildung der asp. ch und der gemina- tion dient. Will man kein einfaches c, so muß man auch kh für ch und kk für ck schreiben. Letzteres ist selbst im nord. bräuchlich. Die hss. variiren ohne ende. Der Gothe konnte allerdings mit seinem k ausreichen, weil ihm die asp. fehlte; ein eignes zeichen für ch, gleich dem f und th, wäre das vorzüglichste. -- Die be- deutung der alth. ten. ist nach den mundarten sehr ver- schieden.
1) strenghochd. quellen namentlich K. verleugnen k im sinn des goth. gänzlich (die verbindung sk, auch ei- nige fremde wörter abgerechnet, wie capitulo, capi- tulum) und setzen es für das goth. g, als: kepa (do- num) eki (disciplina, terror) makan (valere) manak (multum) keist (spiritus) cot (Deus) *) cuat (bonus) kual- lihhi (gloria) kero (n. pr. gero) etc. Dazwischen wird g gleichbedeutend noch gern im inlaut gebraucht, als taga, kangan, eilunga etc. lieber als taka, kankan, eilunka,
*) K. schreibt nie kot, stets cot. woraus ich keinen schluß für die verschiedene aussprache des k und c mache, aber folgere, daß die schreibung c älter sey, weil man in dem heiligen namen die neuerung des k nicht sobald wagte.
I. althochdeutſche conſonanten. gutturales.
mik, vakan bald in unſer hann, knie, bald in mich, wachen überſetzt werden muß; wie genauer im ſtren- gen alth. chan, chniu, wachan! freilich mih f. mich. Das nähere wird die einzelne unterſuchung der kehl- laute ergeben. —
(K. C.) was vorerſt dieſe beiden buchſtaben für einen und denſelben laut betrifft, ſo ſcheint hier ein entbehr- licher überfluß vorhanden. Welches zeichen deutſcher ſey, läßt ſich ſchwer ſagen, eigentlich iſt jedes auslän- diſch, denn mit der alten rune (kaun, kòn) ſtimmt keines. Der Gothe wählte ſtatt ihrer das gr. κ, der An- gelſachſe gewiß ſchon im 6ten jahrh. das lat. c. Da- mahls brachte dieſes keine unſicherheit der ausſprache, weil ce, ci unbedenklich für ke, ki galt; die erſten alth. denkmähler bedienen ſich beider buchſtaben. Als im verfolg die ausſprache ze. zi eindraug, wurde das c vor e und i zur bezeichnung der kehltenuis untauglich, auch wie wir geſehn ſelbſt für den ziſchlaut gebraucht, folg- lich ke, ki nothwendig. Vor andern vocalen als e und i galten nun k und c nebeneinander mit gleicher be- dentung fort, aber entbehren läßt ſich letzteres darum nicht, weil es zur bildung der aſp. ch und der gemina- tion dient. Will man kein einfaches c, ſo muß man auch kh für ch und kk für ck ſchreiben. Letzteres iſt ſelbſt im nord. bräuchlich. Die hſſ. variiren ohne ende. Der Gothe konnte allerdings mit ſeinem k ausreichen, weil ihm die aſp. fehlte; ein eignes zeichen für ch, gleich dem f und þ, wäre das vorzüglichſte. — Die be- deutung der alth. ten. iſt nach den mundarten ſehr ver- ſchieden.
1) ſtrenghochd. quellen namentlich K. verleugnen k im ſinn des goth. gänzlich (die verbindung ſk, auch ei- nige fremde wörter abgerechnet, wie capitulo, capi- tulum) und ſetzen es für das goth. g, als: këpa (do- num) ekì (diſciplina, terror) makan (valere) manak (multum) keiſt (ſpiritus) cot (Deus) *) cuat (bonus) kual- lìhhì (gloria) kêro (n. pr. gêro) etc. Dazwiſchen wird g gleichbedeutend noch gern im inlaut gebraucht, als tagâ, kangan, îlunga etc. lieber als takâ, kankan, îlunka,
*) K. ſchreibt nie kot, ſtets cot. woraus ich keinen ſchluß für die verſchiedene ausſprache des k und c mache, aber folgere, daß die ſchreibung c älter ſey, weil man in dem heiligen namen die neuerung des k nicht ſobald wagte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><list><item><pbfacs="#f0206"n="180"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">althochdeutſche conſonanten. gutturales.</hi></fw><lb/>
mik, vakan bald in unſer hann, knie, bald in mich,<lb/>
wachen überſetzt werden muß; wie genauer im ſtren-<lb/>
gen alth. chan, chniu, wachan! freilich mih f. mich.<lb/>
Das nähere wird die einzelne unterſuchung der kehl-<lb/>
laute ergeben. —</item></list><lb/><p>(K. C.) was vorerſt dieſe beiden buchſtaben für einen<lb/>
und denſelben laut betrifft, ſo ſcheint hier ein entbehr-<lb/>
licher überfluß vorhanden. Welches zeichen deutſcher<lb/>ſey, läßt ſich ſchwer ſagen, eigentlich iſt jedes auslän-<lb/>
diſch, denn mit der alten rune (kaun, kòn) ſtimmt<lb/>
keines. Der Gothe wählte ſtatt ihrer das gr. <hirendition="#i">κ</hi>, der An-<lb/>
gelſachſe gewiß ſchon im 6ten jahrh. das lat. c. Da-<lb/>
mahls brachte dieſes keine unſicherheit der ausſprache,<lb/>
weil ce, ci unbedenklich für ke, ki galt; die erſten alth.<lb/>
denkmähler bedienen ſich beider buchſtaben. Als im<lb/>
verfolg die ausſprache ze. zi eindraug, wurde das <hirendition="#i">c</hi> vor<lb/>
e und i zur bezeichnung der kehltenuis untauglich, auch<lb/>
wie wir geſehn ſelbſt für den ziſchlaut gebraucht, folg-<lb/>
lich ke, ki nothwendig. Vor andern vocalen als e und<lb/>
i galten nun k und c nebeneinander mit gleicher be-<lb/>
dentung fort, aber entbehren läßt ſich letzteres darum<lb/>
nicht, weil es zur bildung der aſp. <hirendition="#i">ch</hi> und der gemina-<lb/>
tion dient. Will man kein einfaches <hirendition="#i">c</hi>, ſo muß man<lb/>
auch <hirendition="#i">kh</hi> für <hirendition="#i">ch</hi> und <hirendition="#i">kk</hi> für <hirendition="#i">ck</hi>ſchreiben. Letzteres iſt<lb/>ſelbſt im nord. bräuchlich. Die hſſ. variiren ohne ende.<lb/>
Der Gothe konnte allerdings mit ſeinem k ausreichen,<lb/>
weil ihm die aſp. fehlte; ein eignes zeichen für ch,<lb/>
gleich dem f und þ, wäre das vorzüglichſte. — Die be-<lb/>
deutung der alth. ten. iſt nach den mundarten ſehr ver-<lb/>ſchieden.</p><lb/><list><item>1) ſtrenghochd. quellen namentlich K. verleugnen k im<lb/>ſinn des goth. gänzlich (die verbindung <hirendition="#i">ſk</hi>, auch ei-<lb/>
nige fremde wörter abgerechnet, wie capitulo, capi-<lb/>
tulum) und ſetzen es für das goth. g, als: këpa (do-<lb/>
num) ekì (diſciplina, terror) makan (valere) manak<lb/>
(multum) keiſt (ſpiritus) cot (Deus) <noteplace="foot"n="*)">K. ſchreibt nie <hirendition="#i">kot</hi>, ſtets <hirendition="#i">cot</hi>. woraus ich keinen ſchluß<lb/>
für die verſchiedene ausſprache des k und c mache, aber<lb/>
folgere, daß die ſchreibung c älter ſey, weil man in<lb/>
dem heiligen namen die neuerung des k nicht ſobald<lb/>
wagte.</note> cuat (bonus) kual-<lb/>
lìhhì (gloria) kêro (n. pr. gêro) etc. Dazwiſchen wird<lb/>
g gleichbedeutend noch gern im inlaut gebraucht, als<lb/>
tagâ, kangan, îlunga etc. lieber als takâ, kankan, îlunka,<lb/></item></list></div></div></div></div></body></text></TEI>
[180/0206]
I. althochdeutſche conſonanten. gutturales.
mik, vakan bald in unſer hann, knie, bald in mich,
wachen überſetzt werden muß; wie genauer im ſtren-
gen alth. chan, chniu, wachan! freilich mih f. mich.
Das nähere wird die einzelne unterſuchung der kehl-
laute ergeben. —
(K. C.) was vorerſt dieſe beiden buchſtaben für einen
und denſelben laut betrifft, ſo ſcheint hier ein entbehr-
licher überfluß vorhanden. Welches zeichen deutſcher
ſey, läßt ſich ſchwer ſagen, eigentlich iſt jedes auslän-
diſch, denn mit der alten rune (kaun, kòn) ſtimmt
keines. Der Gothe wählte ſtatt ihrer das gr. κ, der An-
gelſachſe gewiß ſchon im 6ten jahrh. das lat. c. Da-
mahls brachte dieſes keine unſicherheit der ausſprache,
weil ce, ci unbedenklich für ke, ki galt; die erſten alth.
denkmähler bedienen ſich beider buchſtaben. Als im
verfolg die ausſprache ze. zi eindraug, wurde das c vor
e und i zur bezeichnung der kehltenuis untauglich, auch
wie wir geſehn ſelbſt für den ziſchlaut gebraucht, folg-
lich ke, ki nothwendig. Vor andern vocalen als e und
i galten nun k und c nebeneinander mit gleicher be-
dentung fort, aber entbehren läßt ſich letzteres darum
nicht, weil es zur bildung der aſp. ch und der gemina-
tion dient. Will man kein einfaches c, ſo muß man
auch kh für ch und kk für ck ſchreiben. Letzteres iſt
ſelbſt im nord. bräuchlich. Die hſſ. variiren ohne ende.
Der Gothe konnte allerdings mit ſeinem k ausreichen,
weil ihm die aſp. fehlte; ein eignes zeichen für ch,
gleich dem f und þ, wäre das vorzüglichſte. — Die be-
deutung der alth. ten. iſt nach den mundarten ſehr ver-
ſchieden.
1) ſtrenghochd. quellen namentlich K. verleugnen k im
ſinn des goth. gänzlich (die verbindung ſk, auch ei-
nige fremde wörter abgerechnet, wie capitulo, capi-
tulum) und ſetzen es für das goth. g, als: këpa (do-
num) ekì (diſciplina, terror) makan (valere) manak
(multum) keiſt (ſpiritus) cot (Deus) *) cuat (bonus) kual-
lìhhì (gloria) kêro (n. pr. gêro) etc. Dazwiſchen wird
g gleichbedeutend noch gern im inlaut gebraucht, als
tagâ, kangan, îlunga etc. lieber als takâ, kankan, îlunka,
*) K. ſchreibt nie kot, ſtets cot. woraus ich keinen ſchluß
für die verſchiedene ausſprache des k und c mache, aber
folgere, daß die ſchreibung c älter ſey, weil man in
dem heiligen namen die neuerung des k nicht ſobald
wagte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/206>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.