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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. althochdeutsche consonanten. gutturales.
gl. flor. 993a; cliha (furfur) ibid. 983b später cleia; foem
(paucis) neben fohem; und so scheint mahal (sermo, col-
loquium) ursprünglich eins mit mal (signum, tempus),
wie das goth. mel und nord. mal ergibt, obgleich schon
im alth. dem begriffe nach mahal und mal unterschie-
den werden *). Nach kurzen vocalen geminiert es zu-
weilen oder wird zu ch, vgl. gl. mons. 404. lahhan (ri-
dere) st. hlahan, doch ist dies selten und tadelhaft. --
2) mit dem goth. k, steht folglich für das alth. ch; bei-
spicle: mihil, sihila (falx) zeihan (signum) eihila (glan-
des) etc. Alle diese wörter schwanken aber bald in ch,
bald in hh und beide letztere schreibungen, welche die
häufigeren sind, verdienen den vorzug, weil sie sich
von dem unter 1) genannten h genauer scheiden **). --
Die verbindungen hs. ht. s. unten. Der auslaut h zer-
fällt wiederum in zwei ebenwohl verschiedene laute
1) dem goth. h entspricht er in: sah (sahv) falah (falh)
ferah (vita) walah (italus) duerah (thvairhs) slah (percute)
hlah (ride) joh (jah) thoh (thauh) noh (naub) thuruh
(thairh) nah (nehv) leh (laihv) zeh (taih) theh (thaih) lih
(leihv) zeih (teih) floh (thlauh) zoh (tauh) hoh (hauhs)
dioh (femur) fliuh (thliuh) ziuh (tiuh) huoh (clamor) scuoh
(skohs) 2) dem goth. k in: brah (brak) rah (vrak) sprah
(sprak) stah (fixit) pah (rivus) tah (tectum) storah (cico-
nia) werah (opus) starah (fortis) potah (corpus) elah (alce)
gimah (quietus) peh (pix) pleh (lamina) leh (licus fl.)
ih. dih. mih. sih. unsih. iuwih. eßih (acetum) sprih
(sprik) brih (brik) plih (fulgur) joh (juk) loh (foramen)
miloh (lac) scah (latrocinium) sleih (repe) streih. weih (vicus)
suleih. hueleih. gileih. eih (quercus) auh (auk) lauh (allium)
rauh (fumus) chauh (bubo) gauh (cuculus) lauh (clausit)
sioh (aegrotus) puoh (liber) duah (pannus). --

Aus diesen belegen folgt, daß eine mischung zweier
verschiedener h in den in- und auslauten stattfindet.
Seit dem mittelh. hebt sie sich zwar großentheils auf, d.

*) Eingeschoben wird h in fremden eigennamen (oben s. 71.),
auch finde ich K. 43a durustigohe (indigeat) st. durufti-
goe, wie auch sonst caumoen etc. Auch hymn. noct. 13.
kafrehtohem (mereamur).
**) Sollte man nach kurzen vocalen hh, nach langen h schrei-
ben, wie ß nach jenen, ß nach diesen? also zeihan, aber
mihhil? Sollte man überall den inlaut hh im strengalth.
durchführen? vgl. oben s. 164. über die analogie des
zischlauts.

I. althochdeutſche conſonanten. gutturales.
gl. flor. 993a; clìha (furfur) ibid. 983b ſpäter clîa; fôêm
(paucis) neben fòhêm; und ſo ſcheint mâhal (ſermo, col-
loquium) urſprünglich eins mit mâl (ſignum, tempus),
wie das goth. mêl und nord. mâl ergibt, obgleich ſchon
im alth. dem begriffe nach mâhal und mâl unterſchie-
den werden *). Nach kurzen vocalen geminiert es zu-
weilen oder wird zu ch, vgl. gl. monſ. 404. lahhan (ri-
dere) ſt. hlahan, doch iſt dies ſelten und tadelhaft. —
2) mit dem goth. k, ſteht folglich für das alth. ch; bei-
ſpicle: mihil, ſihila (falx) zeihan (ſignum) eihilâ (glan-
des) etc. Alle dieſe wörter ſchwanken aber bald in ch,
bald in hh und beide letztere ſchreibungen, welche die
häufigeren ſind, verdienen den vorzug, weil ſie ſich
von dem unter 1) genannten h genauer ſcheiden **). —
Die verbindungen hs. ht. ſ. unten. Der auslaut h zer-
fällt wiederum in zwei ebenwohl verſchiedene laute
1) dem goth. h entſpricht er in: ſah (ſahv) falah (falh)
fërah (vita) walah (italus) duërah (þvaírhs) ſlah (percute)
hlah (ride) joh (jah) thoh (þaúh) noh (naúb) thuruh
(þaírh) nâh (nêhv) lêh (laíhv) zêh (taíh) thêh (þaíh) lìh
(leihv) zîh (teih) flôh (þlaúh) zôh (taúh) hôh (haúhs)
dioh (femur) fliuh (þliuh) ziuh (tiuh) huoh (clamor) ſcuoh
(ſkôhs) 2) dem goth. k in: brah (brak) rah (vrak) ſprah
(ſprak) ſtah (fixit) pah (rivus) tah (tectum) ſtorah (cico-
nia) wërah (opus) ſtarah (fortis) potah (corpus) ëlah (alce)
gimah (quietus) pëh (pix) plëh (lamina) lëh (licus fl.)
ih. dih. mih. ſih. unſih. iuwih. eƷih (acetum) ſprih
(ſprik) brih (brik) plih (fulgur) joh (juk) loh (foramen)
miloh (lac) ſcàh (latrocinium) ſlîh (repe) ſtrîh. wîh (vicus)
ſulîh. huelîh. gilîh. eih (quercus) auh (áuk) lauh (allium)
rauh (fumus) chauh (bubo) gauh (cuculus) lauh (clauſit)
ſioh (aegrotus) puoh (liber) duah (pannus). —

Aus dieſen belegen folgt, daß eine miſchung zweier
verſchiedener h in den in- und auslauten ſtattfindet.
Seit dem mittelh. hebt ſie ſich zwar großentheils auf, d.

*) Eingeſchoben wird h in fremden eigennamen (oben ſ. 71.),
auch finde ich K. 43a duruſtigôhê (indigeat) ſt. durufti-
gôê, wie auch ſonſt caumôên etc. Auch hymn. noct. 13.
kafrehtôhêm (mereamur).
**) Sollte man nach kurzen vocalen hh, nach langen h ſchrei-
ben, wie ƷƷ nach jenen, Ʒ nach dieſen? alſo zeihan, aber
mihhil? Sollte man überall den inlaut hh im ſtrengalth.
durchführen? vgl. oben ſ. 164. über die analogie des
ziſchlauts.
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[189/0215] I. althochdeutſche conſonanten. gutturales. gl. flor. 993a; clìha (furfur) ibid. 983b ſpäter clîa; fôêm (paucis) neben fòhêm; und ſo ſcheint mâhal (ſermo, col- loquium) urſprünglich eins mit mâl (ſignum, tempus), wie das goth. mêl und nord. mâl ergibt, obgleich ſchon im alth. dem begriffe nach mâhal und mâl unterſchie- den werden *). Nach kurzen vocalen geminiert es zu- weilen oder wird zu ch, vgl. gl. monſ. 404. lahhan (ri- dere) ſt. hlahan, doch iſt dies ſelten und tadelhaft. — 2) mit dem goth. k, ſteht folglich für das alth. ch; bei- ſpicle: mihil, ſihila (falx) zeihan (ſignum) eihilâ (glan- des) etc. Alle dieſe wörter ſchwanken aber bald in ch, bald in hh und beide letztere ſchreibungen, welche die häufigeren ſind, verdienen den vorzug, weil ſie ſich von dem unter 1) genannten h genauer ſcheiden **). — Die verbindungen hs. ht. ſ. unten. Der auslaut h zer- fällt wiederum in zwei ebenwohl verſchiedene laute 1) dem goth. h entſpricht er in: ſah (ſahv) falah (falh) fërah (vita) walah (italus) duërah (þvaírhs) ſlah (percute) hlah (ride) joh (jah) thoh (þaúh) noh (naúb) thuruh (þaírh) nâh (nêhv) lêh (laíhv) zêh (taíh) thêh (þaíh) lìh (leihv) zîh (teih) flôh (þlaúh) zôh (taúh) hôh (haúhs) dioh (femur) fliuh (þliuh) ziuh (tiuh) huoh (clamor) ſcuoh (ſkôhs) 2) dem goth. k in: brah (brak) rah (vrak) ſprah (ſprak) ſtah (fixit) pah (rivus) tah (tectum) ſtorah (cico- nia) wërah (opus) ſtarah (fortis) potah (corpus) ëlah (alce) gimah (quietus) pëh (pix) plëh (lamina) lëh (licus fl.) ih. dih. mih. ſih. unſih. iuwih. eƷih (acetum) ſprih (ſprik) brih (brik) plih (fulgur) joh (juk) loh (foramen) miloh (lac) ſcàh (latrocinium) ſlîh (repe) ſtrîh. wîh (vicus) ſulîh. huelîh. gilîh. eih (quercus) auh (áuk) lauh (allium) rauh (fumus) chauh (bubo) gauh (cuculus) lauh (clauſit) ſioh (aegrotus) puoh (liber) duah (pannus). — Aus dieſen belegen folgt, daß eine miſchung zweier verſchiedener h in den in- und auslauten ſtattfindet. Seit dem mittelh. hebt ſie ſich zwar großentheils auf, d. *) Eingeſchoben wird h in fremden eigennamen (oben ſ. 71.), auch finde ich K. 43a duruſtigôhê (indigeat) ſt. durufti- gôê, wie auch ſonſt caumôên etc. Auch hymn. noct. 13. kafrehtôhêm (mereamur). **) Sollte man nach kurzen vocalen hh, nach langen h ſchrei- ben, wie ƷƷ nach jenen, Ʒ nach dieſen? alſo zeihan, aber mihhil? Sollte man überall den inlaut hh im ſtrengalth. durchführen? vgl. oben ſ. 164. über die analogie des ziſchlauts.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/215>, abgerufen am 11.05.2024.