Schlußbemerkung: außer den einfachen finden sich alle gedehnten vocale; von den übrigen diphthongen aber nur eigentlich in (io) und uo, denn die überbleib- sel von au sind kaum anzuschlagen, eo, eu bloße mo- dificationen und ea, ia, ie unorganisch. Hierzu rechne man das schwanken des uo in o. Die goth. doppellauter ai, ei, au erscheinen folglich in e, ei, o; die alth. ei, au (ou), uo in e, o, o verwandelt, welches als ein nach- theil der alts. mundart gelten muß. Das goth. ei konnte füglich zu ei werden (wie im alth), weil kein weiteres ei vorhanden ist; allein das alts. e und o vermengen jedes zwei wesentlich von einander abweichende laute, die auch im alts. früher geschieden waren, wie die spuren des ie und uo beweisen. Stünde durchgängig ie für das dreitte e, und uo für das dritte o; so würde sich gegen die lautvertheilung wenig einwenden, vielmehr die ver- schmelzung der beiden ersten e und o (statt der alth. e, ei; o, ou) sich als ein vorzug betrachten laßen. -- Um- laut findet lediglich der des a in e statt. Vocalwechsel, und assimilation (s. 114-118.) zeigt sich in spuren, z. b. baram (sinus) warag (supplicium) warahta (operabatur) thiadan (herus) bereg (mons) huerebjan (volvere) hueri- bida (volvebat) derebeun (crudis) gardiri (hortulanus) jungoro (discipulus) sorogon (curis) frobor (solatium) etc. wiewohl daneben auch thiodan, soragon, jungaro, gar- deri und ähnl. formen, oft ausstoßung des vocals statt findet. Erst nach bekanntmachung der beiden hss. wird sich hierüber ein bestimmtes urtheil ergeben, vorläufig scheint mir das system des vocalwechsels schwankender, als im alth.
Altsächsische consonanten.
(L. M. N. R.) liquidae.
Von den anlautenden l. n. r. sind hl. hn. hr. noch unterschieden. -- Das inlautende n fällt aus 1) vor s (nicht vor st. vgl. hernach die verbindung - nst) als: us (nobis) fus (promptus). 2) vor th. (nicht vor d und t,
Schlußbemerkung: außer den einfachen finden ſich alle gedehnten vocale; von den übrigen diphthongen aber nur eigentlich in (io) und uo, denn die überbleib- ſel von au ſind kaum anzuſchlagen, ëo, ëu bloße mo- dificationen und ëa, ia, ie unorganiſch. Hierzu rechne man das ſchwanken des uo in ô. Die goth. doppellauter ái, ei, áu erſcheinen folglich in ê, î, ô; die alth. ei, au (ou), uo in ê, ô, ô verwandelt, welches als ein nach- theil der altſ. mundart gelten muß. Das goth. ei konnte füglich zu î werden (wie im alth), weil kein weiteres î vorhanden iſt; allein das altſ. ê und ô vermengen jedes zwei weſentlich von einander abweichende laute, die auch im altſ. früher geſchieden waren, wie die ſpuren des ie und uo beweiſen. Stünde durchgängig ie für das drîtte ê, und uo für das dritte ô; ſo würde ſich gegen die lautvertheilung wenig einwenden, vielmehr die ver- ſchmelzung der beiden erſten ê und ô (ſtatt der alth. ê, ei; ô, ou) ſich als ein vorzug betrachten laßen. — Um- laut findet lediglich der des a in e ſtatt. Vocalwechſel, und aſſimilation (ſ. 114-118.) zeigt ſich in ſpuren, z. b. baram (ſinus) warag (ſupplicium) warahta (operabatur) thiadan (herus) bëreg (mons) huerebjan (volvere) hueri- bida (volvebat) dërebëun (crudis) gardiri (hortulanus) jungoro (diſcipulus) ſorogon (curis) frôbor (ſolatium) etc. wiewohl daneben auch thiodan, ſoragon, jungaro, gar- deri und ähnl. formen, oft ausſtoßung des vocals ſtatt findet. Erſt nach bekanntmachung der beiden hſſ. wird ſich hierüber ein beſtimmtes urtheil ergeben, vorläufig ſcheint mir das ſyſtem des vocalwechſels ſchwankender, als im alth.
Altſächſiſche conſonanten.
(L. M. N. R.) liquidae.
Von den anlautenden l. n. r. ſind hl. hn. hr. noch unterſchieden. — Das inlautende n fällt aus 1) vor ſ (nicht vor ſt. vgl. hernach die verbindung - nſt) als: us (nobis) fus (promptus). 2) vor th. (nicht vor d und t,
O
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[209/0235]
I. altſächſiſche vocale.
guod (bonus) muod (mens) ruoda (crux) ſtuod (ſtetit)
huodjan (cuſtodire) buok (liber) ſuok (praet. von ſakan)
fuoljan (ſentire) gruomo (mica) tuomi (liber, ſolutus)
duom (judicium) ſtuop (praet. v. ſtapan) cnuoſl (genus)
gruottun (ſalutabant) buota (emendatio) ſuoth (verus)
etc. —
Schlußbemerkung: außer den einfachen finden ſich
alle gedehnten vocale; von den übrigen diphthongen
aber nur eigentlich in (io) und uo, denn die überbleib-
ſel von au ſind kaum anzuſchlagen, ëo, ëu bloße mo-
dificationen und ëa, ia, ie unorganiſch. Hierzu rechne
man das ſchwanken des uo in ô. Die goth. doppellauter
ái, ei, áu erſcheinen folglich in ê, î, ô; die alth. ei, au
(ou), uo in ê, ô, ô verwandelt, welches als ein nach-
theil der altſ. mundart gelten muß. Das goth. ei konnte
füglich zu î werden (wie im alth), weil kein weiteres
î vorhanden iſt; allein das altſ. ê und ô vermengen jedes
zwei weſentlich von einander abweichende laute, die
auch im altſ. früher geſchieden waren, wie die ſpuren
des ie und uo beweiſen. Stünde durchgängig ie für das
drîtte ê, und uo für das dritte ô; ſo würde ſich gegen
die lautvertheilung wenig einwenden, vielmehr die ver-
ſchmelzung der beiden erſten ê und ô (ſtatt der alth. ê,
ei; ô, ou) ſich als ein vorzug betrachten laßen. — Um-
laut findet lediglich der des a in e ſtatt. Vocalwechſel,
und aſſimilation (ſ. 114-118.) zeigt ſich in ſpuren, z. b.
baram (ſinus) warag (ſupplicium) warahta (operabatur)
thiadan (herus) bëreg (mons) huerebjan (volvere) hueri-
bida (volvebat) dërebëun (crudis) gardiri (hortulanus)
jungoro (diſcipulus) ſorogon (curis) frôbor (ſolatium) etc.
wiewohl daneben auch thiodan, ſoragon, jungaro, gar-
deri und ähnl. formen, oft ausſtoßung des vocals ſtatt
findet. Erſt nach bekanntmachung der beiden hſſ. wird
ſich hierüber ein beſtimmtes urtheil ergeben, vorläufig
ſcheint mir das ſyſtem des vocalwechſels ſchwankender,
als im alth.
Altſächſiſche conſonanten.
(L. M. N. R.) liquidae.
Von den anlautenden l. n. r. ſind hl. hn. hr. noch
unterſchieden. — Das inlautende n fällt aus 1) vor ſ
(nicht vor ſt. vgl. hernach die verbindung - nſt) als:
us (nobis) fus (promptus). 2) vor th. (nicht vor d und t,
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/235>, abgerufen am 27.11.2024.
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