wohl her, let, geng etc. heißen kann. Das organi- sche io, wenn es auch später in ie übergeht, läßt sich nicht durch e vertreten, folglich findet kein thed-, lebo, thef statt.
2) jenes zus. fallen des ie mit dem dritten e veranlaßte tadelhafte vermengung mit dem zweiten e, ja mit dem kurzen e und e. Ich finde zuweilen hielago (sanctus) hieri (exercitus) hie (is) thie (art.) huie (quis) in den hss. statt: helago, heri, he, the, hue. Von gleicher art scheint mir die partikel gie -- gie (tam -- quam).
(IO) stehet gewöhnlich
1) wie im alth. für das goth. iu, z. b. in knio, thiof, liof, thiod, thiodan, lioht, siok (aegrotus) tiono (in- juria) diop (profundus) briost *) (pectus) driosan (ca- dere) griotan (plorare) griot (arena) etc. Im praes. der st. conj. geht io (eo), wie im alth., über in das ursprüngliche iu, vgl. giotan, neotan, giutid, niutid.
2) auf früherer zus. ziehung beruht io in: io (unquam) nio (nunquam) hliop (cucurrit) thionon (servire) thior- na (ancilla) fiond (inimicus) fior (quatuor). Auch skion (umbram) scheint contrahiert.
(IU) wiederum
1) das organische iu in: liud (populus) biudit (offert) niud (cupido) sniumo (cito) gisiuni (visio) striunen (lu- crari) fiur (ignis) diuri (pretiosus) hiuri (placidus) thiu- stri (obscurus) niusjan (visitare.) -- 2) auf zus. ziehung beruhend in: iu (vobis) iuwes (vestri) hiudu (hodie) so wie in den instr. thiu, hiu, thius. -- 3) unterschieden von dem noch zweisilb. i-u in: thiu, siu (illa) fi-undo (inimicorum) bi-um (sum) bi-autan (praeter) -- 4) un- terschieden von dem zwar einsilb. giu, dessen gi für j steht, vgl. giu (jam) giudeo (judaeus) giungoro (discipu- lus) wovon unten beim j ein mehreres.
(UO) entspricht dem alth. uo (erscheint auch nicht als ua, oder abgeschwächt ue, wie man nach dem spur- weisen ia und ie neben io vermuthen könnte) schwankt aber häufig in o. Beispiele: thuo (tum) fruobor (sola- tium) fuodan (parturire) muodor (mater) bluod (sanguis)
*) Goth. und alth. brusts, brust; nicht briusts, briost, wel- ches zu der ableitung von bristan, brast, brustun (erum- pere, germinare) weniger stimmt. Aber auch angels. breost, nord, briost.
I. altſächſiſche vocale.
wohl hêr, lêt, gêng etc. heißen kann. Das organi- ſche io, wenn es auch ſpäter in ie übergeht, läßt ſich nicht durch ê vertreten, folglich findet kein thêd-, lêbo, thêf ſtatt.
2) jenes zuſ. fallen des ie mit dem dritten ê veranlaßte tadelhafte vermengung mit dem zweiten ê, ja mit dem kurzen e und ë. Ich finde zuweilen hielago (ſanctus) hieri (exercitus) hie (is) thie (art.) huie (quis) in den hſſ. ſtatt: hëlago, heri, hë, thë, huë. Von gleicher art ſcheint mir die partikel gie — gie (tam — quam).
(IO) ſtehet gewöhnlich
1) wie im alth. für das goth. iu, z. b. in knio, thiof, liof, thiod, thiodan, lioht, ſiok (aegrotus) tiono (in- juria) diop (profundus) brioſt *) (pectus) drioſan (ca- dere) griotan (plorare) griot (arena) etc. Im praeſ. der ſt. conj. geht io (ëo), wie im alth., über in das urſprüngliche iu, vgl. giotan, nëotan, giutid, niutid.
2) auf früherer zuſ. ziehung beruht io in: io (unquam) nio (nunquam) hliop (cucurrit) thionôn (ſervire) thior- na (ancilla) fiond (inimicus) fior (quatuor). Auch ſkion (umbram) ſcheint contrahiert.
(IU) wiederum
1) das organiſche iu in: liud (populus) biudit (offert) niud (cupido) ſniumo (cito) giſiuni (viſio) ſtriunen (lu- crari) fiur (ignis) diuri (pretioſus) hiuri (placidus) thiu- ſtri (obſcurus) niuſjan (viſitare.) — 2) auf zuſ. ziehung beruhend in: iu (vobis) iuwes (veſtri) hiudu (hodie) ſo wie in den inſtr. thiu, hiu, thius. — 3) unterſchieden von dem noch zweiſilb. i-u in: thiu, ſiu (illa) fi-undo (inimicorum) bi-um (ſum) bi-ûtan (praeter) — 4) un- terſchieden von dem zwar einſilb. giu, deſſen gi für j ſteht, vgl. giu (jam) giudeo (judaeus) giungoro (diſcipu- lus) wovon unten beim j ein mehreres.
(UO) entſpricht dem alth. uo (erſcheint auch nicht als ua, oder abgeſchwächt ue, wie man nach dem ſpur- weiſen ia und ie neben io vermuthen könnte) ſchwankt aber häufig in ô. Beiſpiele: thuo (tum) fruobor (ſola- tium) fuodan (parturire) muodor (mater) bluod (ſanguis)
*) Goth. und alth. bruſts, bruſt; nicht briuſts, brioſt, wel- ches zu der ableitung von briſtan, braſt, bruſtun (erum- pere, germinare) weniger ſtimmt. Aber auch angelſ. breóſt, nord, brióſt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><pbfacs="#f0234"n="208"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">altſächſiſche vocale.</hi></fw><lb/>
wohl hêr, lêt, gêng etc. heißen kann. Das organi-<lb/>ſche io, wenn es auch ſpäter in ie übergeht, läßt<lb/>ſich nicht durch ê vertreten, folglich findet kein<lb/>
thêd-, lêbo, thêf ſtatt.</item><lb/><item>2) jenes zuſ. fallen des <hirendition="#i">ie</hi> mit dem dritten ê veranlaßte<lb/>
tadelhafte vermengung mit dem zweiten ê, ja mit<lb/>
dem kurzen e und ë. Ich finde zuweilen hielago<lb/>
(ſanctus) hieri (exercitus) hie (is) thie (art.) huie (quis)<lb/>
in den hſſ. ſtatt: hëlago, heri, hë, thë, huë. Von<lb/>
gleicher art ſcheint mir die partikel gie — gie (tam —<lb/>
quam).</item></list><lb/><p>(IO) ſtehet gewöhnlich</p><lb/><list><item>1) wie im alth. für das goth. <hirendition="#i">iu</hi>, z. b. in knio, thiof,<lb/>
liof, thiod, thiodan, lioht, ſiok (aegrotus) tiono (in-<lb/>
juria) diop (profundus) brioſt <noteplace="foot"n="*)">Goth. und alth. bruſts, bruſt; nicht briuſts, brioſt, wel-<lb/>
ches zu der ableitung von briſtan, braſt, bruſtun (erum-<lb/>
pere, germinare) weniger ſtimmt. Aber auch angelſ.<lb/>
breóſt, nord, brióſt.</note> (pectus) drioſan (ca-<lb/>
dere) griotan (plorare) griot (arena) etc. Im praeſ.<lb/>
der ſt. conj. geht io (ëo), wie im alth., über in das<lb/>
urſprüngliche iu, vgl. giotan, nëotan, giutid, niutid.</item><lb/><item>2) auf früherer zuſ. ziehung beruht io in: io (unquam)<lb/>
nio (nunquam) hliop (cucurrit) thionôn (ſervire) thior-<lb/>
na (ancilla) fiond (inimicus) fior (quatuor). Auch ſkion<lb/>
(umbram) ſcheint contrahiert.</item></list><lb/><p>(IU) wiederum</p><lb/><p>1) das organiſche <hirendition="#i">iu</hi> in: liud (populus) biudit (offert)<lb/>
niud (cupido) ſniumo (cito) giſiuni (viſio) ſtriunen (lu-<lb/>
crari) fiur (ignis) diuri (pretioſus) hiuri (placidus) thiu-<lb/>ſtri (obſcurus) niuſjan (viſitare.) — 2) auf zuſ. ziehung<lb/>
beruhend in: iu (vobis) iuwes (veſtri) hiudu (hodie) ſo<lb/>
wie in den inſtr. thiu, hiu, thius. — 3) unterſchieden<lb/>
von dem noch zweiſilb. i-u in: thiu, ſiu (illa) fi-undo<lb/>
(inimicorum) bi-um (ſum) bi-ûtan (praeter) — 4) un-<lb/>
terſchieden von dem zwar einſilb. giu, deſſen gi für j<lb/>ſteht, vgl. giu (jam) giudeo (judaeus) giungoro (diſcipu-<lb/>
lus) wovon unten beim j ein mehreres.</p><lb/><p>(UO) entſpricht dem alth. uo (erſcheint auch nicht<lb/>
als ua, oder abgeſchwächt ue, wie man nach dem ſpur-<lb/>
weiſen ia und ie neben io vermuthen könnte) ſchwankt<lb/>
aber häufig in ô. Beiſpiele: thuo (tum) fruobor (ſola-<lb/>
tium) fuodan (parturire) muodor (mater) bluod (ſanguis)<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[208/0234]
I. altſächſiſche vocale.
wohl hêr, lêt, gêng etc. heißen kann. Das organi-
ſche io, wenn es auch ſpäter in ie übergeht, läßt
ſich nicht durch ê vertreten, folglich findet kein
thêd-, lêbo, thêf ſtatt.
2) jenes zuſ. fallen des ie mit dem dritten ê veranlaßte
tadelhafte vermengung mit dem zweiten ê, ja mit
dem kurzen e und ë. Ich finde zuweilen hielago
(ſanctus) hieri (exercitus) hie (is) thie (art.) huie (quis)
in den hſſ. ſtatt: hëlago, heri, hë, thë, huë. Von
gleicher art ſcheint mir die partikel gie — gie (tam —
quam).
(IO) ſtehet gewöhnlich
1) wie im alth. für das goth. iu, z. b. in knio, thiof,
liof, thiod, thiodan, lioht, ſiok (aegrotus) tiono (in-
juria) diop (profundus) brioſt *) (pectus) drioſan (ca-
dere) griotan (plorare) griot (arena) etc. Im praeſ.
der ſt. conj. geht io (ëo), wie im alth., über in das
urſprüngliche iu, vgl. giotan, nëotan, giutid, niutid.
2) auf früherer zuſ. ziehung beruht io in: io (unquam)
nio (nunquam) hliop (cucurrit) thionôn (ſervire) thior-
na (ancilla) fiond (inimicus) fior (quatuor). Auch ſkion
(umbram) ſcheint contrahiert.
(IU) wiederum
1) das organiſche iu in: liud (populus) biudit (offert)
niud (cupido) ſniumo (cito) giſiuni (viſio) ſtriunen (lu-
crari) fiur (ignis) diuri (pretioſus) hiuri (placidus) thiu-
ſtri (obſcurus) niuſjan (viſitare.) — 2) auf zuſ. ziehung
beruhend in: iu (vobis) iuwes (veſtri) hiudu (hodie) ſo
wie in den inſtr. thiu, hiu, thius. — 3) unterſchieden
von dem noch zweiſilb. i-u in: thiu, ſiu (illa) fi-undo
(inimicorum) bi-um (ſum) bi-ûtan (praeter) — 4) un-
terſchieden von dem zwar einſilb. giu, deſſen gi für j
ſteht, vgl. giu (jam) giudeo (judaeus) giungoro (diſcipu-
lus) wovon unten beim j ein mehreres.
(UO) entſpricht dem alth. uo (erſcheint auch nicht
als ua, oder abgeſchwächt ue, wie man nach dem ſpur-
weiſen ia und ie neben io vermuthen könnte) ſchwankt
aber häufig in ô. Beiſpiele: thuo (tum) fruobor (ſola-
tium) fuodan (parturire) muodor (mater) bluod (ſanguis)
*) Goth. und alth. bruſts, bruſt; nicht briuſts, brioſt, wel-
ches zu der ableitung von briſtan, braſt, bruſtun (erum-
pere, germinare) weniger ſtimmt. Aber auch angelſ.
breóſt, nord, brióſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/234>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.