(P) die ten. behauptet ganz den goth. organischen character, ist folglich anlautend höchst selten, vgl. ple- gan (exercere) peina (cruciatus) peda (tunica) oder fremde wörter u. namen, wie palencea, pascha, petrus, para- dysi. In- und auslautend häufiger: scapan, scop; sta- pan, stop; scarp. wapan. scip. gelp. opan. hlopan, hliop. biscop. copon. diop. slopjan etc.
(B) auch die media macht als anlaut kein beden- ken und entspricht genau der gothischen. Desto schwie- riger sind die in- und auslaute, Ein reines b. läßt sich mit sicherheit nur für die einzige form mb annehmen, wofür ich außer umbi (praep.) und cumbal (signum) nichts belegen kann, ebendahin würden kamb (pecten) lamb (agnus) dumb (mutus) etc. gehören. In allen übri- gen fällen glaube ich gilt ein aspiriertes bh, wiewohl es die münchn. hs. eigentlich nicht schreibt, aber die cot- ton. scheint es häufig b zu schreiben und beide hss. zu- weilen v. Diese beschränkung der med. stimmt völlig zu der angels. u. nord. einrichtung, fand aber schon theilweise im goth. (oben s. 55. 56.) statt und hat sich im sächs. nur mehr entwickelt. Für den auslaut wird man sie leicht zugeben, wirklich kommt meines wißens in der münchn. hs. kein einziges auslautendes b. vor, sondern beständig wird graf (sepulcrum) gaf (dedit) weif (femina) etc. in der cotton. hingegen, neben dem- selben f einigemahl auch noch grab, gab, weib und vermuthlich mit b grabh, gabh, weibh geschrieben. In- lautend schreibt die münchn. grabes, gabun, weibes; die cotton. entw. ebenso, oder vielleicht wechselnd grabhes etc.; für diesen inlaut wage ich noch nicht, die reine med. allerwärts zu verstoßen, sondern nehme lieber schwanken zwischen b und bh. an.
(BH) b, bh *), v; diese asp. tritt nur in- und aus- niemahls anlautend ein.
1) der auslaut b oder bh. steht bloß in der cott. hs. zu- weilen neben dem f. wenn ein vocal vorausgeht, z. b. weibh. leibh, gabh. hobh (aula) ruobh (illustris) etc.; nach consonanten stehet immer f. Dieses schwanken zwischen b. bh. f. entspricht dem goth. schwanken
*) Ich bediene mich der auflösung bh, weil der typus b mis- rathen ist.
I. altſächſiſche conſonanten. labiales.
(P. B. F. V. W) labiales.
(P) die ten. behauptet ganz den goth. organiſchen character, iſt folglich anlautend höchſt ſelten, vgl. plë- gan (exercere) pîna (cruciatus) pêda (tunica) oder fremde wörter u. namen, wie palëncea, paſcha, pêtrus, para- dyſi. In- und auslautend häufiger: ſcapan, ſcôp; ſta- pan, ſtôp; ſcarp. wâpan. ſcip. gëlp. opan. hlôpan, hliop. biſcôp. côpôn. diop. ſlopjan etc.
(B) auch die media macht als anlaut kein beden- ken und entſpricht genau der gothiſchen. Deſto ſchwie- riger ſind die in- und auslaute, Ein reines b. läßt ſich mit ſicherheit nur für die einzige form mb annehmen, wofür ich außer umbi (praep.) und cumbal (ſignum) nichts belegen kann, ebendahin würden kamb (pecten) lamb (agnus) dumb (mutus) etc. gehören. In allen übri- gen fällen glaube ich gilt ein aſpiriertes bh, wiewohl es die münchn. hſ. eigentlich nicht ſchreibt, aber die cot- ton. ſcheint es häufig ƀ zu ſchreiben und beide hſſ. zu- weilen v. Dieſe beſchränkung der med. ſtimmt völlig zu der angelſ. u. nord. einrichtung, fand aber ſchon theilweiſe im goth. (oben ſ. 55. 56.) ſtatt und hat ſich im ſächſ. nur mehr entwickelt. Für den auslaut wird man ſie leicht zugeben, wirklich kommt meines wißens in der münchn. hſ. kein einziges auslautendes b. vor, ſondern beſtändig wird graf (ſepulcrum) gaf (dedit) wîf (femina) etc. in der cotton. hingegen, neben dem- ſelben f einigemahl auch noch grab, gab, wîb und vermuthlich mit ƀ grabh, gabh, wîbh geſchrieben. In- lautend ſchreibt die münchn. grabes, gâbun, wîbes; die cotton. entw. ebenſo, oder vielleicht wechſelnd grabhes etc.; für dieſen inlaut wage ich noch nicht, die reine med. allerwärts zu verſtoßen, ſondern nehme lieber ſchwanken zwiſchen b und bh. an.
(BH) ƀ, bh *), v; dieſe aſp. tritt nur in- und aus- niemahls anlautend ein.
1) der auslaut b oder bh. ſteht bloß in der cott. hſ. zu- weilen neben dem f. wenn ein vocal vorausgeht, z. b. wîbh. lîbh, gabh. hobh (aula) ruobh (illuſtris) etc.; nach conſonanten ſtehet immer f. Dieſes ſchwanken zwiſchen b. bh. f. entſpricht dem goth. ſchwanken
*) Ich bediene mich der auflöſung bh, weil der typus ƀ mis- rathen iſt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0238"n="212"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">altſächſiſche conſonanten. labiales.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>(P. B. F. V. W) <hirendition="#i">labiales.</hi></head><lb/><p>(P) die ten. behauptet ganz den goth. organiſchen<lb/>
character, iſt folglich anlautend höchſt ſelten, vgl. plë-<lb/>
gan (exercere) pîna (cruciatus) pêda (tunica) oder fremde<lb/>
wörter u. namen, wie palëncea, paſcha, pêtrus, para-<lb/>
dyſi. In- und auslautend häufiger: ſcapan, ſcôp; ſta-<lb/>
pan, ſtôp; ſcarp. wâpan. ſcip. gëlp. opan. hlôpan, hliop.<lb/>
biſcôp. côpôn. diop. ſlopjan etc.</p><lb/><p>(B) auch die media macht als anlaut kein beden-<lb/>
ken und entſpricht genau der gothiſchen. Deſto ſchwie-<lb/>
riger ſind die in- und auslaute, Ein reines b. läßt ſich<lb/>
mit ſicherheit nur für die einzige form <hirendition="#i">mb</hi> annehmen,<lb/>
wofür ich außer umbi (praep.) und cumbal (ſignum)<lb/>
nichts belegen kann, ebendahin würden kamb (pecten)<lb/>
lamb (agnus) dumb (mutus) etc. gehören. In allen übri-<lb/>
gen fällen glaube ich gilt ein aſpiriertes bh, wiewohl es<lb/>
die münchn. hſ. eigentlich nicht ſchreibt, aber die cot-<lb/>
ton. ſcheint es häufig ƀ zu ſchreiben und beide hſſ. zu-<lb/>
weilen v. Dieſe beſchränkung der med. ſtimmt völlig<lb/>
zu der angelſ. u. nord. einrichtung, fand aber ſchon<lb/>
theilweiſe im goth. (oben ſ. 55. 56.) ſtatt und hat ſich<lb/>
im ſächſ. nur mehr entwickelt. Für den auslaut wird<lb/>
man ſie leicht zugeben, wirklich kommt meines wißens<lb/>
in der münchn. hſ. kein einziges auslautendes b. vor,<lb/>ſondern beſtändig wird graf (ſepulcrum) gaf (dedit)<lb/>
wîf (femina) etc. in der cotton. hingegen, neben dem-<lb/>ſelben f einigemahl auch noch grab, gab, wîb und<lb/>
vermuthlich mit ƀ grabh, gabh, wîbh geſchrieben. In-<lb/>
lautend ſchreibt die münchn. grabes, gâbun, wîbes; die<lb/>
cotton. entw. ebenſo, oder vielleicht wechſelnd grabhes<lb/>
etc.; für dieſen inlaut wage ich noch nicht, die reine<lb/>
med. allerwärts zu verſtoßen, ſondern nehme lieber<lb/>ſchwanken zwiſchen b und bh. an.</p><lb/><p>(BH) ƀ, bh <noteplace="foot"n="*)">Ich bediene mich der auflöſung <hirendition="#i">bh</hi>, weil der typus ƀ mis-<lb/>
rathen iſt.</note>, v; dieſe aſp. tritt nur in- und aus-<lb/>
niemahls anlautend ein.</p><lb/><list><item>1) der auslaut b oder bh. ſteht bloß in der cott. hſ. zu-<lb/>
weilen neben dem f. wenn ein vocal vorausgeht, z. b.<lb/>
wîbh. lîbh, gabh. hobh (aula) ruobh (illuſtris) etc.;<lb/>
nach conſonanten ſtehet immer f. Dieſes ſchwanken<lb/>
zwiſchen b. bh. f. entſpricht dem goth. ſchwanken<lb/></item></list></div></div></div></div></body></text></TEI>
[212/0238]
I. altſächſiſche conſonanten. labiales.
(P. B. F. V. W) labiales.
(P) die ten. behauptet ganz den goth. organiſchen
character, iſt folglich anlautend höchſt ſelten, vgl. plë-
gan (exercere) pîna (cruciatus) pêda (tunica) oder fremde
wörter u. namen, wie palëncea, paſcha, pêtrus, para-
dyſi. In- und auslautend häufiger: ſcapan, ſcôp; ſta-
pan, ſtôp; ſcarp. wâpan. ſcip. gëlp. opan. hlôpan, hliop.
biſcôp. côpôn. diop. ſlopjan etc.
(B) auch die media macht als anlaut kein beden-
ken und entſpricht genau der gothiſchen. Deſto ſchwie-
riger ſind die in- und auslaute, Ein reines b. läßt ſich
mit ſicherheit nur für die einzige form mb annehmen,
wofür ich außer umbi (praep.) und cumbal (ſignum)
nichts belegen kann, ebendahin würden kamb (pecten)
lamb (agnus) dumb (mutus) etc. gehören. In allen übri-
gen fällen glaube ich gilt ein aſpiriertes bh, wiewohl es
die münchn. hſ. eigentlich nicht ſchreibt, aber die cot-
ton. ſcheint es häufig ƀ zu ſchreiben und beide hſſ. zu-
weilen v. Dieſe beſchränkung der med. ſtimmt völlig
zu der angelſ. u. nord. einrichtung, fand aber ſchon
theilweiſe im goth. (oben ſ. 55. 56.) ſtatt und hat ſich
im ſächſ. nur mehr entwickelt. Für den auslaut wird
man ſie leicht zugeben, wirklich kommt meines wißens
in der münchn. hſ. kein einziges auslautendes b. vor,
ſondern beſtändig wird graf (ſepulcrum) gaf (dedit)
wîf (femina) etc. in der cotton. hingegen, neben dem-
ſelben f einigemahl auch noch grab, gab, wîb und
vermuthlich mit ƀ grabh, gabh, wîbh geſchrieben. In-
lautend ſchreibt die münchn. grabes, gâbun, wîbes; die
cotton. entw. ebenſo, oder vielleicht wechſelnd grabhes
etc.; für dieſen inlaut wage ich noch nicht, die reine
med. allerwärts zu verſtoßen, ſondern nehme lieber
ſchwanken zwiſchen b und bh. an.
(BH) ƀ, bh *), v; dieſe aſp. tritt nur in- und aus-
niemahls anlautend ein.
1) der auslaut b oder bh. ſteht bloß in der cott. hſ. zu-
weilen neben dem f. wenn ein vocal vorausgeht, z. b.
wîbh. lîbh, gabh. hobh (aula) ruobh (illuſtris) etc.;
nach conſonanten ſtehet immer f. Dieſes ſchwanken
zwiſchen b. bh. f. entſpricht dem goth. ſchwanken
*) Ich bediene mich der auflöſung bh, weil der typus ƀ mis-
rathen iſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/238>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.