ist auf rath und mit beistimmung verständiger männer nichts geändert worden; an andere mir anfangs selbst ungefüge deutsche ausdrücke für eigenthümlichkeiten der deutschen grammatik scheint man sich zu gewöhnen und ich stehe nicht an, sie ihrer kürze und bequemlichkeit wegen fortzugebrauchen, oder man versuche, das was ich umlaut, ablaut, anlaut, inlaut, auslaut nenne, be- ständig zu umschreiben und in eine fremde sprache zu übersetzen.
Die verschrobenheit der deutschen sprachlehre in unseren schulen, den unwerth der bücher, die man da- bei zu grunde legt, hatte ich lebhaft beklagt; schei- nen einige meiner behauptungen zuweit gegangen (wiewohl ich nur den fast sinnlosen elementarunterricht angegriffen, nicht aber vernünftige anwendung deutscher grammatik in höhern classen verredet habe) so glaube ich doch fernerer oder eigentlicher verantwortung über- hoben zu seyn und begnüge mich, wohldenkende schul- männer auf das verfahren, welches verschwisterte, an practischem gefühl uns so oft überlegene völker, Eng- länder, Holländer, Dänen und Schweden, rücksichtlich des unterrichts in der angebornen, einheimischen sprache beobachten, zu verweisen.
Allen, die mir durch aufmunterung und guten rath die fortsetzung meiner arbeit erleichtert haben, danke ich. Der sachkundige jen. recensent wird einige seiner be- merkungen mit dem fortschritte meiner kenntnisse zusam- mengetroffen finden. Füglistaller hat mir mit freund- lichster zuvorkommenheit fragen über Notker beantwor- tet, aber auch noch anderes aus dem schatze seiner sammlungen nicht vorenthalten. Wie vermöchte ich die in ununterbrochenem briefwechsel erfahrene regste theilnahme meiner freunde Benecke und Lachmann ge- nug zu rühmen, deren eingebungen, so oft ich ihnen nur zu folgen verstand, ich zu meinem gewinn gefolgt bin. Solche ausführliche und rückhaltslose mittheilun- gen, als mir Lachmann gemacht hat, muß man an sich erfahren haben, um ihren werth zu begreifen, denn sie belehren, treiben an und stören doch nicht das zur ar- beit nöthige innere gesammeltseyn, sondern man meint durch sich selbst fortzulernen.
Vorrede.
iſt auf rath und mit beiſtimmung verſtändiger männer nichts geändert worden; an andere mir anfangs ſelbſt ungefüge deutſche ausdrücke für eigenthümlichkeiten der deutſchen grammatik ſcheint man ſich zu gewöhnen und ich ſtehe nicht an, ſie ihrer kürze und bequemlichkeit wegen fortzugebrauchen, oder man verſuche, das was ich umlaut, ablaut, anlaut, inlaut, auslaut nenne, be- ſtändig zu umſchreiben und in eine fremde ſprache zu überſetzen.
Die verſchrobenheit der deutſchen ſprachlehre in unſeren ſchulen, den unwerth der bücher, die man da- bei zu grunde legt, hatte ich lebhaft beklagt; ſchei- nen einige meiner behauptungen zuweit gegangen (wiewohl ich nur den faſt ſinnloſen elementarunterricht angegriffen, nicht aber vernünftige anwendung deutſcher grammatik in höhern claſſen verredet habe) ſo glaube ich doch fernerer oder eigentlicher verantwortung über- hoben zu ſeyn und begnüge mich, wohldenkende ſchul- männer auf das verfahren, welches verſchwiſterte, an practiſchem gefühl uns ſo oft überlegene völker, Eng- länder, Holländer, Dänen und Schweden, rückſichtlich des unterrichts in der angebornen, einheimiſchen ſprache beobachten, zu verweiſen.
Allen, die mir durch aufmunterung und guten rath die fortſetzung meiner arbeit erleichtert haben, danke ich. Der ſachkundige jen. recenſent wird einige ſeiner be- merkungen mit dem fortſchritte meiner kenntniſſe zuſam- mengetroffen finden. Fügliſtaller hat mir mit freund- lichſter zuvorkommenheit fragen über Notker beantwor- tet, aber auch noch anderes aus dem ſchatze ſeiner ſammlungen nicht vorenthalten. Wie vermöchte ich die in ununterbrochenem briefwechſel erfahrene regſte theilnahme meiner freunde Benecke und Lachmann ge- nug zu rühmen, deren eingebungen, ſo oft ich ihnen nur zu folgen verſtand, ich zu meinem gewinn gefolgt bin. Solche ausführliche und rückhaltsloſe mittheilun- gen, als mir Lachmann gemacht hat, muß man an ſich erfahren haben, um ihren werth zu begreifen, denn ſie belehren, treiben an und ſtören doch nicht das zur ar- beit nöthige innere geſammeltſeyn, ſondern man meint durch ſich ſelbſt fortzulernen.
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[XIX/0025]
Vorrede.
iſt auf rath und mit beiſtimmung verſtändiger männer
nichts geändert worden; an andere mir anfangs ſelbſt
ungefüge deutſche ausdrücke für eigenthümlichkeiten der
deutſchen grammatik ſcheint man ſich zu gewöhnen und
ich ſtehe nicht an, ſie ihrer kürze und bequemlichkeit
wegen fortzugebrauchen, oder man verſuche, das was
ich umlaut, ablaut, anlaut, inlaut, auslaut nenne, be-
ſtändig zu umſchreiben und in eine fremde ſprache zu
überſetzen.
Die verſchrobenheit der deutſchen ſprachlehre in
unſeren ſchulen, den unwerth der bücher, die man da-
bei zu grunde legt, hatte ich lebhaft beklagt; ſchei-
nen einige meiner behauptungen zuweit gegangen
(wiewohl ich nur den faſt ſinnloſen elementarunterricht
angegriffen, nicht aber vernünftige anwendung deutſcher
grammatik in höhern claſſen verredet habe) ſo glaube
ich doch fernerer oder eigentlicher verantwortung über-
hoben zu ſeyn und begnüge mich, wohldenkende ſchul-
männer auf das verfahren, welches verſchwiſterte, an
practiſchem gefühl uns ſo oft überlegene völker, Eng-
länder, Holländer, Dänen und Schweden, rückſichtlich
des unterrichts in der angebornen, einheimiſchen ſprache
beobachten, zu verweiſen.
Allen, die mir durch aufmunterung und guten rath
die fortſetzung meiner arbeit erleichtert haben, danke
ich. Der ſachkundige jen. recenſent wird einige ſeiner be-
merkungen mit dem fortſchritte meiner kenntniſſe zuſam-
mengetroffen finden. Fügliſtaller hat mir mit freund-
lichſter zuvorkommenheit fragen über Notker beantwor-
tet, aber auch noch anderes aus dem ſchatze ſeiner
ſammlungen nicht vorenthalten. Wie vermöchte ich
die in ununterbrochenem briefwechſel erfahrene regſte
theilnahme meiner freunde Benecke und Lachmann ge-
nug zu rühmen, deren eingebungen, ſo oft ich ihnen
nur zu folgen verſtand, ich zu meinem gewinn gefolgt
bin. Solche ausführliche und rückhaltsloſe mittheilun-
gen, als mir Lachmann gemacht hat, muß man an ſich
erfahren haben, um ihren werth zu begreifen, denn ſie
belehren, treiben an und ſtören doch nicht das zur ar-
beit nöthige innere geſammeltſeyn, ſondern man meint
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. XIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/25>, abgerufen am 09.11.2024.
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