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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. angelsächsische consonanten. linguales.
mentum etc. nichts mit einander zu schaffen haben *);
fein re unterscheidungen, z. b. zwischen deadh (mors)
und dead (mortuus) (vgl. oben s. 157. note) werden da-
durch möglich. In- und auslautend tritt aber verschie-
dentlich schwanken zwischen med, u. asp. ein,

a) in der regel nicht bei den verbindungen nd. rd,
welche von dh (statt ndh) und rdh scharf abweichen
beispiele: gandra (anser mas) fandjan (scrutari) hand.
land. rand. sand. standan. ende blind. bindan. hinder.
vind. hund (canis) mund tutela); heard. eardjan (ha-
bitare) sacerd (sacerdos) hirde (pastor) bord (margo)
sveord (ensis) vord (verbum), auszunehmen: vurdon
(fiebant) vorden (factus) neben veordhan (fieri) veardh
(fiebat) welche anomalie völlig dem s. 160. in der note
berührten ward, wurtun. wortan entspricht.
b) in der verbindung ld scheint das ursprüngliche ld
und ldh zus. gefloßen, da ich nicht nur: eald, ceald,
hägsteald, healdan, geld, milde, hild (pugna) etc.
sondern auch: bald (audax) hald (acclivis) vild (ferus)
gold. vuldor. hyld (favor) etc. also überhaupt kein ldh
oder lth weiter antreffe.
c) nach vocalen pflegt sich dh gleichfalls oft in die
med. d zu ändern, wie die vergleichung der übri-
gen mundarten ergibt; eine feste regel darüber läßt
sich nicht aufstellen. Rask bemerkt p. 67. 68. 71. daß
cvedhan, cvädh; sneidhon, snadh; meidhan, madh;
seodhan, seadh; im pl. praet. und part. d annehmen:
cvaedon, gecveden; snidon, sniden; sudon, soden;
welches sich der unter a) bemerkten anomalie vurdon,
vorden anschließt. Der Gothe bleibt statt solches
wechsels dem th in diesen wörtern durchgängig treu.
Beispiele nicht dieses, sondern des organischen d sind:
hladan (struere) fäder (pater) veder (tempestas) god
(Deus) ad (pyra) lad (iter) daed (facinus) saed (semen)
med (merces) sped (successus) hedan (cavere) fedan
(parere) veid (amplus) teid (tempus) blod (sanguis) mo-
dor (mater) theod (gens) read (ruber) etc.

(th. d.) da für die asp. zwei verschiedene zeichen,
nämlich th (th) und d (dh) gelten, so muß auch ihre

*) Die neuh. mundart vermengt uneben: es thaut (rorescit)
mit: es thaut (regelatur); engl. dew und thaw noch un-
terschieden, ebenso nord. dögg und tha; schwed. dagg und
tö, dän, dug und tö; holländ. dauw und dooi.

I. angelſächſiſche conſonanten. linguales.
mentum etc. nichts mit einander zu ſchaffen haben *);
fein re unterſcheidungen, z. b. zwiſchen deádh (mors)
und deád (mortuus) (vgl. oben ſ. 157. note) werden da-
durch möglich. In- und auslautend tritt aber verſchie-
dentlich ſchwanken zwiſchen med, u. aſp. ein,

a) in der regel nicht bei den verbindungen nd. rd,
welche von dh (ſtatt ndh) und rdh ſcharf abweichen
beiſpiele: gandra (anſer mas) fandjan (ſcrutari) hand.
land. rand. ſand. ſtandan. endë blind. bindan. hinder.
vind. hund (canis) mund tutela); hëard. ëardjan (ha-
bitare) ſacërd (ſacerdos) hirdë (paſtor) bord (margo)
ſvëord (enſis) vord (verbum), auszunehmen: vurdon
(fiebant) vorden (factus) neben vëordhan (fieri) vëardh
(fiebat) welche anomalie völlig dem ſ. 160. in der note
berührten ward, wurtun. wortan entſpricht.
b) in der verbindung ld ſcheint das urſprüngliche ld
und ldh zuſ. gefloßen, da ich nicht nur: ëald, cëald,
hägſtëald, hëaldan, gëld, mildë, hild (pugna) etc.
ſondern auch: bald (audax) hald (acclivis) vild (ferus)
gold. vuldor. hyld (favor) etc. alſo überhaupt kein ldh
oder lþ weiter antreffe.
c) nach vocalen pflegt ſich dh gleichfalls oft in die
med. d zu ändern, wie die vergleichung der übri-
gen mundarten ergibt; eine feſte regel darüber läßt
ſich nicht aufſtellen. Raſk bemerkt p. 67. 68. 71. daß
cvëdhan, cvädh; ſnîdhon, ſnâdh; mîdhan, mâdh;
ſëódhan, ſeádh; im pl. praet. und part. d annehmen:
cvædon, gecvëden; ſnidon, ſniden; ſudon, ſoden;
welches ſich der unter a) bemerkten anomalie vurdon,
vorden anſchließt. Der Gothe bleibt ſtatt ſolches
wechſels dem þ in dieſen wörtern durchgängig treu.
Beiſpiele nicht dieſes, ſondern des organiſchen d ſind:
hladan (ſtruere) fäder (pater) vëder (tempeſtas) god
(Deus) âd (pyra) lâd (iter) dæd (facinus) ſæd (ſemen)
mêd (merces) ſpêd (ſucceſſus) hêdan (cavere) fêdan
(parere) vîd (amplus) tîd (tempus) blôd (ſanguis) mô-
dor (mater) þëód (gens) reád (ruber) etc.

(þ. ð.) da für die aſp. zwei verſchiedene zeichen,
nämlich þ (th) und ð (dh) gelten, ſo muß auch ihre

*) Die neuh. mundart vermengt uneben: es thaut (roreſcit)
mit: es thaut (regelatur); engl. dew und thaw noch un-
terſchieden, ebenſo nord. dögg und þâ; ſchwed. dagg und
tö, dän, dug und tö; holländ. dauw und dooi.
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[252/0278] I. angelſächſiſche conſonanten. linguales. mentum etc. nichts mit einander zu ſchaffen haben *); fein re unterſcheidungen, z. b. zwiſchen deádh (mors) und deád (mortuus) (vgl. oben ſ. 157. note) werden da- durch möglich. In- und auslautend tritt aber verſchie- dentlich ſchwanken zwiſchen med, u. aſp. ein, a) in der regel nicht bei den verbindungen nd. rd, welche von dh (ſtatt ndh) und rdh ſcharf abweichen beiſpiele: gandra (anſer mas) fandjan (ſcrutari) hand. land. rand. ſand. ſtandan. endë blind. bindan. hinder. vind. hund (canis) mund tutela); hëard. ëardjan (ha- bitare) ſacërd (ſacerdos) hirdë (paſtor) bord (margo) ſvëord (enſis) vord (verbum), auszunehmen: vurdon (fiebant) vorden (factus) neben vëordhan (fieri) vëardh (fiebat) welche anomalie völlig dem ſ. 160. in der note berührten ward, wurtun. wortan entſpricht. b) in der verbindung ld ſcheint das urſprüngliche ld und ldh zuſ. gefloßen, da ich nicht nur: ëald, cëald, hägſtëald, hëaldan, gëld, mildë, hild (pugna) etc. ſondern auch: bald (audax) hald (acclivis) vild (ferus) gold. vuldor. hyld (favor) etc. alſo überhaupt kein ldh oder lþ weiter antreffe. c) nach vocalen pflegt ſich dh gleichfalls oft in die med. d zu ändern, wie die vergleichung der übri- gen mundarten ergibt; eine feſte regel darüber läßt ſich nicht aufſtellen. Raſk bemerkt p. 67. 68. 71. daß cvëdhan, cvädh; ſnîdhon, ſnâdh; mîdhan, mâdh; ſëódhan, ſeádh; im pl. praet. und part. d annehmen: cvædon, gecvëden; ſnidon, ſniden; ſudon, ſoden; welches ſich der unter a) bemerkten anomalie vurdon, vorden anſchließt. Der Gothe bleibt ſtatt ſolches wechſels dem þ in dieſen wörtern durchgängig treu. Beiſpiele nicht dieſes, ſondern des organiſchen d ſind: hladan (ſtruere) fäder (pater) vëder (tempeſtas) god (Deus) âd (pyra) lâd (iter) dæd (facinus) ſæd (ſemen) mêd (merces) ſpêd (ſucceſſus) hêdan (cavere) fêdan (parere) vîd (amplus) tîd (tempus) blôd (ſanguis) mô- dor (mater) þëód (gens) reád (ruber) etc. (þ. ð.) da für die aſp. zwei verſchiedene zeichen, nämlich þ (th) und ð (dh) gelten, ſo muß auch ihre *) Die neuh. mundart vermengt uneben: es thaut (roreſcit) mit: es thaut (regelatur); engl. dew und thaw noch un- terſchieden, ebenſo nord. dögg und þâ; ſchwed. dagg und tö, dän, dug und tö; holländ. dauw und dooi.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/278>, abgerufen am 22.11.2024.