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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. angelsächsische consonanten. gutturales.
(securis) reixjan (regnare) axe (cinis) lixan (fulgere)
für aces, reicsjan, asge, ligsan. Gewöhnlich gründet
sich die form cs und gs auf eine syncope, vgl. egsa
(timor) st. egesa. Wie das x in neorxena-vang (pa-
radisus) und eolux-secg (papiluum? papyrio, schilf)
zu deuten sey, hängt von der aufklärung dieser dun-
keln wörter ab *) -- ht. saht (reconciliatus, nord.
sattr) sahtljan (pacare) ehtjan (persequi) leoht. beorht.
cniht. riht. pliht. ambiht. niht. fliht (volatus) viht.
dihtan (constituere) stihtjan (disponere) tihtan (inci-
tare) tihtljan (accusare) drihten. geniht (abundantia)
brohte. dohtor. --

Schlußbemerkungen. 1) assimilationen sind s. 250. 254.
255. erwähnt. 2) die negation ne wird mit dem unmittel-
bar folgenden gangbaren pronomen oder der partikel oder
dem hülfaverbum, insofern diese auf einen vocal anlau-
ten, zusammengezogen, als: nic, nis, nan, naenegl, nä-
fre st. ne ic, ne is, ne an, ne äfre. Das gleiche ge-
schieht bei den mit den spiranten h. und v. beginnen-
den hülfsverbis: habban, vesan, villan, vitan; es heißt
demnach: nabban, näs, naeron, nillan, nolde, nitan,
nat, niton st. ne habban, ne väs, ne vaeron etc. Diese
contraction ist dem wohllaut förderlich und erinnert an
das völlig analoge lat. nolle und nemo f. ne-velle (vgl.
nequeo, nescio) und ne-homo. Vor andern wörtern
geht sie aber nicht an, z. b. ne veard, ne vurdon, ne

*) Man hat in jenem die nord. nornen finden wollen, gleich
untreffend und ungrammatisch ist die deutung bei Lye
aus ne-veorc, indem das paradies ein ort der unthätig-
keit gewesen sey. Neben der gewöhnlichen schreibung
kommt auch nerxena-, neirxena- nercsna- neorcsna-
vang vor, außer der zus. setzung aber das wort nirgends.
Der gen. pl. weist auf einen schwachen nom. sg. neorxa,
dieser nach der schreibung neorcsa auf die volle form
neoreesa, der ich in den verwandten sprachen nichts ana-
loges weiß; den buchstaben nach lautete sie alth. nerchiso
(wie lingiso, egiso). Ich möchte wißen, wodurch Ulphilas
Luc. 23, 43. oder II. Cor. 12, 4. paradeis[o]s übertrug, wenn
er nicht paradeisus beibehielt, wie die alts. E. H. und
alth. quellen paradisi; bekanntlich wird das hebr. sedr@pa
wonnegarten gedeutet und so steht auch im alth. wunni-
garto, zart-karto (N. 95, 10.) wunnisamaß seld (O. 11,
6, 22.). Da feld und garto offenbar dem vang entspre-
chen, mag neorxa so viel als gaudium, amoenitas aus-
drücken. -- eolx könnte gen. von eolh, eolug (alce?)
seyn.
I. angelſächſiſche conſonanten. gutturales.
(ſecuris) rîxjan (regnare) axe (cinis) lixan (fulgere)
für aces, rîcſjan, aſge, ligſan. Gewöhnlich gründet
ſich die form cs und gs auf eine ſyncope, vgl. egſa
(timor) ſt. egëſa. Wie das x in nëorxena-vang (pa-
radiſus) und ëolux-ſecg (papiluum? papyrio, ſchilf)
zu deuten ſey, hängt von der aufklärung dieſer dun-
keln wörter ab *)ht. ſaht (reconciliatus, nord.
ſàttr) ſahtljan (pacare) ehtjan (perſequi) lëóht. bëorht.
cniht. riht. pliht. ambiht. niht. fliht (volatus) viht.
dihtan (conſtituere) ſtihtjan (diſponere) tihtan (inci-
tare) tihtljan (accuſare) drihtën. geniht (abundantia)
brohte. dohtor. —

Schlußbemerkungen. 1) aſſimilationen ſind ſ. 250. 254.
255. erwähnt. 2) die negation në wird mit dem unmittel-
bar folgenden gangbaren pronomen oder der partikel oder
dem hülfaverbum, inſofern dieſe auf einen vocal anlau-
ten, zuſammengezogen, als: nic, nis, nân, nænëgl, nä-
fre ſt. në ic, në is, në ân, në äfre. Das gleiche ge-
ſchieht bei den mit den ſpiranten h. und v. beginnen-
den hülfsverbis: habban, vëſan, villan, vitan; es heißt
demnach: nabban, näs, næron, nillan, nolde, nitan,
nât, niton ſt. në habban, në väs, në væron etc. Dieſe
contraction iſt dem wohllaut förderlich und erinnert an
das völlig analoge lat. nolle und nemo f. ne-velle (vgl.
nequeo, neſcio) und ne-homo. Vor andern wörtern
geht ſie aber nicht an, z. b. ne vëard, ne vurdon, ne

*) Man hat in jenem die nord. nornen finden wollen, gleich
untreffend und ungrammatiſch iſt die deutung bei Lye
aus ne-vëorc, indem das paradies ein ort der unthätig-
keit geweſen ſey. Neben der gewöhnlichen ſchreibung
kommt auch nërxena-, neirxena- nërcſna- nëorcſna-
vang vor, außer der zuſ. ſetzung aber das wort nirgends.
Der gen. pl. weiſt auf einen ſchwachen nom. ſg. nëorxa,
dieſer nach der ſchreibung nëorcſa auf die volle form
nëoreëſa, der ich in den verwandten ſprachen nichts ana-
loges weiß; den buchſtaben nach lautete ſie alth. nërchiſo
(wie lingiſo, egiſo). Ich möchte wißen, wodurch Ulphilas
Luc. 23, 43. oder II. Cor. 12, 4. παράδεισ[ο]ς übertrug, wenn
er nicht paradeiſus beibehielt, wie die altſ. E. H. und
alth. quellen paradiſi; bekanntlich wird das hebr. סֵדרְפַ
wonnegarten gedeutet und ſo ſteht auch im alth. wunni-
garto, zart-karto (N. 95, 10.) wunniſamaƷ ſëld (O. 11,
6, 22.). Da fëld und garto offenbar dem vang entſpre-
chen, mag nëorxa ſo viel als gaudium, amoenitas aus-
drücken. — ëolx könnte gen. von ëolh, ëolug (alce?)
ſeyn.
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[268/0294] I. angelſächſiſche conſonanten. gutturales. (ſecuris) rîxjan (regnare) axe (cinis) lixan (fulgere) für aces, rîcſjan, aſge, ligſan. Gewöhnlich gründet ſich die form cs und gs auf eine ſyncope, vgl. egſa (timor) ſt. egëſa. Wie das x in nëorxena-vang (pa- radiſus) und ëolux-ſecg (papiluum? papyrio, ſchilf) zu deuten ſey, hängt von der aufklärung dieſer dun- keln wörter ab *) — ht. ſaht (reconciliatus, nord. ſàttr) ſahtljan (pacare) ehtjan (perſequi) lëóht. bëorht. cniht. riht. pliht. ambiht. niht. fliht (volatus) viht. dihtan (conſtituere) ſtihtjan (diſponere) tihtan (inci- tare) tihtljan (accuſare) drihtën. geniht (abundantia) brohte. dohtor. — Schlußbemerkungen. 1) aſſimilationen ſind ſ. 250. 254. 255. erwähnt. 2) die negation në wird mit dem unmittel- bar folgenden gangbaren pronomen oder der partikel oder dem hülfaverbum, inſofern dieſe auf einen vocal anlau- ten, zuſammengezogen, als: nic, nis, nân, nænëgl, nä- fre ſt. në ic, në is, në ân, në äfre. Das gleiche ge- ſchieht bei den mit den ſpiranten h. und v. beginnen- den hülfsverbis: habban, vëſan, villan, vitan; es heißt demnach: nabban, näs, næron, nillan, nolde, nitan, nât, niton ſt. në habban, në väs, në væron etc. Dieſe contraction iſt dem wohllaut förderlich und erinnert an das völlig analoge lat. nolle und nemo f. ne-velle (vgl. nequeo, neſcio) und ne-homo. Vor andern wörtern geht ſie aber nicht an, z. b. ne vëard, ne vurdon, ne *) Man hat in jenem die nord. nornen finden wollen, gleich untreffend und ungrammatiſch iſt die deutung bei Lye aus ne-vëorc, indem das paradies ein ort der unthätig- keit geweſen ſey. Neben der gewöhnlichen ſchreibung kommt auch nërxena-, neirxena- nërcſna- nëorcſna- vang vor, außer der zuſ. ſetzung aber das wort nirgends. Der gen. pl. weiſt auf einen ſchwachen nom. ſg. nëorxa, dieſer nach der ſchreibung nëorcſa auf die volle form nëoreëſa, der ich in den verwandten ſprachen nichts ana- loges weiß; den buchſtaben nach lautete ſie alth. nërchiſo (wie lingiſo, egiſo). Ich möchte wißen, wodurch Ulphilas Luc. 23, 43. oder II. Cor. 12, 4. παράδεισος übertrug, wenn er nicht paradeiſus beibehielt, wie die altſ. E. H. und alth. quellen paradiſi; bekanntlich wird das hebr. סֵדרְפַ wonnegarten gedeutet und ſo ſteht auch im alth. wunni- garto, zart-karto (N. 95, 10.) wunniſamaƷ ſëld (O. 11, 6, 22.). Da fëld und garto offenbar dem vang entſpre- chen, mag nëorxa ſo viel als gaudium, amoenitas aus- drücken. — ëolx könnte gen. von ëolh, ëolug (alce?) ſeyn.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/294>, abgerufen am 22.11.2024.