lich ganz anders durch ein suffigiertes at verneint, von welchem nach den umständen a oder t abgeworfen wer- den kann (s. unten bei der conjug.). Noch anderer in- clinationen des pron. ans verbum ist schon oben s. 32. erwähnt.
Mittelhochdeutsche buchstaben.
Die mittelh. sprache ist fortsetzung der althochdeut- schen; es bleiben alle hauptgrundzüge und bedarf kei- ner neuen entwickelung derselben. Nur was sich im allgemeinen verweichlicht oder im einzelnen abändert, aber auch was sich durch die zahlreicheren und gehalti- geren quellen klarer bestätigt, wird daher abgehandelt werden. Die quellen gewähren, abgesehn von ihrer an- sehnlichen menge, den unschätzbaren doppelten vortheil, theils daß sie lebendige poesie enthalten und die unge- zwungene natur der sprache sehen laßen, theils daß die genauigkeit der reimkunst *) über die wirkliche aus- sprache aufklärt, weit mehr, als es die bloß einfach anlautende, dazu alle vocale gleichsetzende nord. allite- ration zu thun vermag. Diese vielen unter der benen- nung mittelhochdeutsch zus. begriffenen denkmähler he- ben von der mitte des 12ten jahrh. an und reichen bis zum ausgange des 13ten, in dessen erstes drittel sich doch ihre eigentliche kraft und blüte drängt. Sie haben zwar nicht alle eine und dieselbe mundart, verrathen aber lange keine so abstechende verschiedenheit unterein- ander, als die althochd. quellen. Ich werde in den schloßbemerkungen hierauf zurückkommen. Die mei- sten mittelh. dichtungen sind in Schwaben, in der Schweiz, in Baiern und Östreich entsprungen, verschiedene in den gegenden des Oberrheins und in Franken bis nach Thü- ringen hinein. Was über diese begrenzung nördlich fällt, streift sicher schon ins niederdeutsche oder mittel- sächsische.
*) Freilich hat sie stufen; volksmäßige dichter überhaupt, aber auch andere offenbaren eigenthümliche abweichungen von der reimkunst eines Hartmann, Gotfried, Rudolf etc. die früheren, weil diese kunst noch nicht so verseinert, die spätern, weil die sprache schon etwas vergröbert war. Conrat muß noch für einen der lichersten, reinsten reimer gehalten werden. Wolframs anomalien verrathen oft sprachgeheimnisse, wenigstens seiner mundart.
I. mittelhochdeutſche buchſtaben.
lich ganz anders durch ein ſuffigiertes at verneint, von welchem nach den umſtänden a oder t abgeworfen wer- den kann (ſ. unten bei der conjug.). Noch anderer in- clinationen des pron. ans verbum iſt ſchon oben ſ. 32. erwähnt.
Mittelhochdeutſche buchſtaben.
Die mittelh. ſprache iſt fortſetzung der althochdeut- ſchen; es bleiben alle hauptgrundzüge und bedarf kei- ner neuen entwickelung derſelben. Nur was ſich im allgemeinen verweichlicht oder im einzelnen abändert, aber auch was ſich durch die zahlreicheren und gehalti- geren quellen klarer beſtätigt, wird daher abgehandelt werden. Die quellen gewähren, abgeſehn von ihrer an- ſehnlichen menge, den unſchätzbaren doppelten vortheil, theils daß ſie lebendige poëſie enthalten und die unge- zwungene natur der ſprache ſehen laßen, theils daß die genauigkeit der reimkunſt *) über die wirkliche aus- ſprache aufklärt, weit mehr, als es die bloß einfach anlautende, dazu alle vocale gleichſetzende nord. allite- ration zu thun vermag. Dieſe vielen unter der benen- nung mittelhochdeutſch zuſ. begriffenen denkmähler he- ben von der mitte des 12ten jahrh. an und reichen bis zum ausgange des 13ten, in deſſen erſtes drittel ſich doch ihre eigentliche kraft und blüte drängt. Sie haben zwar nicht alle eine und dieſelbe mundart, verrathen aber lange keine ſo abſtechende verſchiedenheit unterein- ander, als die althochd. quellen. Ich werde in den ſchloßbemerkungen hierauf zurückkommen. Die mei- ſten mittelh. dichtungen ſind in Schwaben, in der Schweiz, in Baiern und Öſtreich entſprungen, verſchiedene in den gegenden des Oberrheins und in Franken bis nach Thü- ringen hinein. Was über dieſe begrenzung nördlich fällt, ſtreift ſicher ſchon ins niederdeutſche oder mittel- ſächſiſche.
*) Freilich hat ſie ſtufen; volksmäßige dichter überhaupt, aber auch andere offenbaren eigenthümliche abweichungen von der reimkunſt eines Hartmann, Gotfried, Rudolf etc. die früheren, weil dieſe kunſt noch nicht ſo verſeinert, die ſpätern, weil die ſprache ſchon etwas vergröbert war. Conrat muß noch für einen der licherſten, reinſten reimer gehalten werden. Wolframs anomalien verrathen oft ſprachgeheimniſſe, wenigſtens ſeiner mundart.
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I. mittelhochdeutſche buchſtaben.
lich ganz anders durch ein ſuffigiertes at verneint, von
welchem nach den umſtänden a oder t abgeworfen wer-
den kann (ſ. unten bei der conjug.). Noch anderer in-
clinationen des pron. ans verbum iſt ſchon oben ſ. 32.
erwähnt.
Mittelhochdeutſche buchſtaben.
Die mittelh. ſprache iſt fortſetzung der althochdeut-
ſchen; es bleiben alle hauptgrundzüge und bedarf kei-
ner neuen entwickelung derſelben. Nur was ſich im
allgemeinen verweichlicht oder im einzelnen abändert,
aber auch was ſich durch die zahlreicheren und gehalti-
geren quellen klarer beſtätigt, wird daher abgehandelt
werden. Die quellen gewähren, abgeſehn von ihrer an-
ſehnlichen menge, den unſchätzbaren doppelten vortheil,
theils daß ſie lebendige poëſie enthalten und die unge-
zwungene natur der ſprache ſehen laßen, theils daß die
genauigkeit der reimkunſt *) über die wirkliche aus-
ſprache aufklärt, weit mehr, als es die bloß einfach
anlautende, dazu alle vocale gleichſetzende nord. allite-
ration zu thun vermag. Dieſe vielen unter der benen-
nung mittelhochdeutſch zuſ. begriffenen denkmähler he-
ben von der mitte des 12ten jahrh. an und reichen bis
zum ausgange des 13ten, in deſſen erſtes drittel ſich
doch ihre eigentliche kraft und blüte drängt. Sie haben
zwar nicht alle eine und dieſelbe mundart, verrathen
aber lange keine ſo abſtechende verſchiedenheit unterein-
ander, als die althochd. quellen. Ich werde in den
ſchloßbemerkungen hierauf zurückkommen. Die mei-
ſten mittelh. dichtungen ſind in Schwaben, in der Schweiz,
in Baiern und Öſtreich entſprungen, verſchiedene in den
gegenden des Oberrheins und in Franken bis nach Thü-
ringen hinein. Was über dieſe begrenzung nördlich
fällt, ſtreift ſicher ſchon ins niederdeutſche oder mittel-
ſächſiſche.
*) Freilich hat ſie ſtufen; volksmäßige dichter überhaupt,
aber auch andere offenbaren eigenthümliche abweichungen
von der reimkunſt eines Hartmann, Gotfried, Rudolf etc.
die früheren, weil dieſe kunſt noch nicht ſo verſeinert,
die ſpätern, weil die ſprache ſchon etwas vergröbert war.
Conrat muß noch für einen der licherſten, reinſten reimer
gehalten werden. Wolframs anomalien verrathen oft
ſprachgeheimniſſe, wenigſtens ſeiner mundart.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/356>, abgerufen am 22.11.2024.
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