beiden fällen verwächst auch wieder der laut in dersel- ben silbe, und wenn consonanten aus versehiedenen sil- ben aneinander stoßen, so ist keine doppelung vorhan- den. Im lat. assero, immitto, attero findet sich nicht der eigentliche doppellaut, den wir in massa, flamma, mitto wahrnehmen, jenes bleibt bloße assimilation. Ebenso unterscheidet unser ohr annehmen, zerrinnen, aussenden von mannes, zerren, missen. Dasselbe gilt von der com- position; man vergleiche stand mit haus-tenne, fisk mit us-kunth etc. Doch können auch anstoßende consonan- zen. zumahl assimilationen durch lange aussprache all- mählig in wirkliche doppellaute übergehen. Es ist von wichtigkeit, sich mit den in jeder mundart beliebten compositionen der consonanten bekannt zu machen.
10) Geminationen, in der älteren sprache selten, wer- den in der neueren häufig; es erscheint also in ihnen zwar etwas gebildetes, zugleich aber eine entstellung des frü- hen prosodischen wohllauts. Mehr hiervon nachher bei der anmerkung über die prosodie. Übrigens geminie- ren nur einfache consonanten, nicht zusammengesetzte, daher die hochdeutschen ff und ß gewissermaßen un- organisch sind.
11) Unter den componierten consonanten sind im all- gemeinen die mit den spiranten die wichtigsten, hier ge- schieht die vermischung beider laute am innigsten. Ent- weder steht der spirant vor oder nach. Jenes z. b. in den doppellauten hl. hn. hr. hv.; sl. sm. su. sk. sp. sv.; vl. vr. dieses in ch. ph. th. vh. bh. gh. dh.; hs. rs. ts.; kv. tv. etc. Es mischen sich auch dreie, wovon skr. das älteste und wichtigste beispiel (vgl. das fräukische chl. chr.), späterhin nehmen diese dreifachen zu und zweifache verwandeln sich in sie, wie unser sch. schr. schl. etc.; einige finden sich bloß in der aussprache, nicht in der schrift, wie schp. scht. tsch. u. a. Für die zweifachen schreiben manche mundarten eigne zeichen, als z. b. d, th, x und alle f (ph); für qv. hv. hat Ulfilas buchstaben. Der häufige gebrauch einiger zweifachen namentlich des f. th und z bewirkte, daß man sie fac- tisch in den meisten mundarten für einfache gelten ließ, daher sie theils keine position machen, theils sich gemi- nieren können. Das unorganische dieser vereinfachung fließt am deutlichsten aus der abweichenden sitte ver- schiedener sprachen in diesem punct. Dem Griechen
I. von den buchſtaben insgemein.
beiden fällen verwächſt auch wieder der laut in derſel- ben ſilbe, und wenn conſonanten aus verſehiedenen ſil- ben aneinander ſtoßen, ſo iſt keine doppelung vorhan- den. Im lat. aſſero, immitto, attero findet ſich nicht der eigentliche doppellaut, den wir in maſſa, flamma, mitto wahrnehmen, jenes bleibt bloße aſſimilation. Ebenſo unterſcheidet unſer ohr annehmen, zerrinnen, ausſenden von mannes, zerren, miſſen. Dasſelbe gilt von der com- poſition; man vergleiche ſtand mit haus-tenne, fiſk mit us-kunþ etc. Doch können auch anſtoßende conſonan- zen. zumahl aſſimilationen durch lange ausſprache all- mählig in wirkliche doppellaute übergehen. Es iſt von wichtigkeit, ſich mit den in jeder mundart beliebten compoſitionen der conſonanten bekannt zu machen.
10) Geminationen, in der älteren ſprache ſelten, wer- den in der neueren häufig; es erſcheint alſo in ihnen zwar etwas gebildetes, zugleich aber eine entſtellung des frü- hen proſodiſchen wohllauts. Mehr hiervon nachher bei der anmerkung über die proſodie. Übrigens geminie- ren nur einfache conſonanten, nicht zuſammengeſetzte, daher die hochdeutſchen ff und ƷƷ gewiſſermaßen un- organiſch ſind.
11) Unter den componierten conſonanten ſind im all- gemeinen die mit den ſpiranten die wichtigſten, hier ge- ſchieht die vermiſchung beider laute am innigſten. Ent- weder ſteht der ſpirant vor oder nach. Jenes z. b. in den doppellauten hl. hn. hr. hv.; ſl. ſm. ſu. ſk. ſp. ſv.; vl. vr. dieſes in ch. ph. th. vh. bh. gh. dh.; hs. rs. ts.; kv. tv. etc. Es miſchen ſich auch dreie, wovon ſkr. das älteſte und wichtigſte beiſpiel (vgl. das fräukiſche chl. chr.), ſpäterhin nehmen dieſe dreifachen zu und zweifache verwandeln ſich in ſie, wie unſer ſch. ſchr. ſchl. etc.; einige finden ſich bloß in der ausſprache, nicht in der ſchrift, wie ſchp. ſcht. tſch. u. a. Für die zweifachen ſchreiben manche mundarten eigne zeichen, als z. ƀ. ð, þ, x und alle f (ph); für qv. hv. hat Ulfilas buchſtaben. Der häufige gebrauch einiger zweifachen namentlich des f. þ und z bewirkte, daß man ſie fac- tiſch in den meiſten mundarten für einfache gelten ließ, daher ſie theils keine poſition machen, theils ſich gemi- nieren können. Das unorganiſche dieſer vereinfachung fließt am deutlichſten aus der abweichenden ſitte ver- ſchiedener ſprachen in dieſem punct. Dem Griechen
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I. von den buchſtaben insgemein.
beiden fällen verwächſt auch wieder der laut in derſel-
ben ſilbe, und wenn conſonanten aus verſehiedenen ſil-
ben aneinander ſtoßen, ſo iſt keine doppelung vorhan-
den. Im lat. aſſero, immitto, attero findet ſich nicht der
eigentliche doppellaut, den wir in maſſa, flamma, mitto
wahrnehmen, jenes bleibt bloße aſſimilation. Ebenſo
unterſcheidet unſer ohr annehmen, zerrinnen, ausſenden
von mannes, zerren, miſſen. Dasſelbe gilt von der com-
poſition; man vergleiche ſtand mit haus-tenne, fiſk mit
us-kunþ etc. Doch können auch anſtoßende conſonan-
zen. zumahl aſſimilationen durch lange ausſprache all-
mählig in wirkliche doppellaute übergehen. Es iſt von
wichtigkeit, ſich mit den in jeder mundart beliebten
compoſitionen der conſonanten bekannt zu machen.
10) Geminationen, in der älteren ſprache ſelten, wer-
den in der neueren häufig; es erſcheint alſo in ihnen zwar
etwas gebildetes, zugleich aber eine entſtellung des frü-
hen proſodiſchen wohllauts. Mehr hiervon nachher bei
der anmerkung über die proſodie. Übrigens geminie-
ren nur einfache conſonanten, nicht zuſammengeſetzte,
daher die hochdeutſchen ff und ƷƷ gewiſſermaßen un-
organiſch ſind.
11) Unter den componierten conſonanten ſind im all-
gemeinen die mit den ſpiranten die wichtigſten, hier ge-
ſchieht die vermiſchung beider laute am innigſten. Ent-
weder ſteht der ſpirant vor oder nach. Jenes z. b. in
den doppellauten hl. hn. hr. hv.; ſl. ſm. ſu. ſk. ſp. ſv.;
vl. vr. dieſes in ch. ph. th. vh. bh. gh. dh.; hs. rs. ts.;
kv. tv. etc. Es miſchen ſich auch dreie, wovon ſkr.
das älteſte und wichtigſte beiſpiel (vgl. das fräukiſche
chl. chr.), ſpäterhin nehmen dieſe dreifachen zu und
zweifache verwandeln ſich in ſie, wie unſer ſch. ſchr.
ſchl. etc.; einige finden ſich bloß in der ausſprache,
nicht in der ſchrift, wie ſchp. ſcht. tſch. u. a. Für die
zweifachen ſchreiben manche mundarten eigne zeichen,
als z. ƀ. ð, þ, x und alle f (ph); für qv. hv. hat Ulfilas
buchſtaben. Der häufige gebrauch einiger zweifachen
namentlich des f. þ und z bewirkte, daß man ſie fac-
tiſch in den meiſten mundarten für einfache gelten ließ,
daher ſie theils keine poſition machen, theils ſich gemi-
nieren können. Das unorganiſche dieſer vereinfachung
fließt am deutlichſten aus der abweichenden ſitte ver-
ſchiedener ſprachen in dieſem punct. Dem Griechen
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/37>, abgerufen am 23.11.2024.
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