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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales.
noch spote und spoten (stumpf, s. Barl.) und rote steht
Ernst 14a 34b 38b 50b M. S. 2, 132b. Einfaches t müßen
haben got, gotes; tote, bote, rote (rhodanus) und die
part. praet geboten, gesoten. Nach n in den nämlichen
praet. desgleichen. buten, suten, überhaupt kein tt;
nach ü aber in hütte (tugurium) mütte (modius) schüt-
ten (fundere) zerütten (turbare). -- (DD) gar nicht vor-
handen, es sey denn in fremden namen wie liddamus
Parc. 100c 101a. b. -- (ZZ.) theilt sich in zz und ß.
1) für zz wird gewöhnlich tz (zuweilen c und cz) ge-
schrieben, doch nicht allgemein, der s. galler Parc. hat
meistens zz (sogar im auslaut, vgl. sazz:chrazz 37c) ei-
nigemahl tz (29a witze); ich bediene mich überall des
tz, theoretisch richtiger würde das einf. z für tz und
ebenso ß für ß stehen, also von keiner inlautenden
gem. tz. ß. sondern nur von einer in- und ausl. asp.
z und ß die rede seyn. Diese ansicht bestätigt sich so-
gar durch die schreibung des zz und tz im auslaut, in-
dem sie im fall wirklicher gem. nur dem inlaut zustün-
den; das auslautende pf. findet niemand anstößig. Be-
lege des tz, außer den inlauten der vorhin beim z ge-
nannten wörter: katze (felis) tatze (pes) ratzen (grassari
Frig. 20c) atze (n. pr.) etzele (n. pr.) netze (rete) metze
(n. pr.) ketzer (sodomita) setzen (ponere) ergetzen (exhila-
rare) hetzen (persequi) wetzen (acuere) bletzen (sarcire, in-
serere) letzen (laedere) schetzen (aestimare) benetzen (irri-
gare) hitze (calor) witze (ingenium) ditze (hoc) spitzic
(acutus) litzic (? Reinfr. 14[ - 1 Zeichen fehlt]a) antlitze (Parc. 29a troj.
146a Herb. 5b 69a 89a vultus) ritze (fissura) kitze (hoe-
dus) sitzen (sedere) switzen (sudare) snitzen (sculpere)
smitzen (insicere) endungen -itzen, -itze. kotze (amictus)
lotze (Morolf 45a 63b) getotzen (sternere se? kolocz 148.)
nütze (utilis) pfütze (puteus) schütze (jaculator) antlütze
(Ben. 64. Maria 29. 66. facies) umbekützen (amicire) be-
tützen (fragm. 3[ - 1 Zeichen fehlt]b consternare) [n]rdrütze (taediosus) es
werden ihrer wenige mehr seyn, vielleicht dutzen (oder
dützen, tuissare)? (vorhin s. 412.) und crütze (crux)
s. 412. vgl. Maria 54. cruce. Durch inclination würde
datze aus da ze entspringen, ich weiß nicht, ob gute
hss. dieser theorie entsprechen. Neben den angeführten
beiden formen antlitze, antlütze erscheint, wiewohl
nur außerhalb reim eine dritte antlihte (Trist. 109b
112c) antlühte, antliuhte? (Barl. 64.) welches ein merk-
würdiger übergang zwischen zungen- und kehllaut
wäre, wenn es sich nicht vielmehr auf die schon im

I. mittelhochdeutſche conſonanten. linguales.
noch ſpote und ſpoten (ſtumpf, ſ. Barl.) und rote ſteht
Ernſt 14a 34b 38b 50b M. S. 2, 132b. Einfaches t müßen
haben got, gotes; tote, bote, rote (rhodanus) und die
part. praet geboten, geſoten. Nach n in den nämlichen
praet. desgleichen. buten, ſuten, überhaupt kein tt;
nach ü aber in hütte (tugurium) mütte (modius) ſchüt-
ten (fundere) zerütten (turbare). — (DD) gar nicht vor-
handen, es ſey denn in fremden namen wie liddamus
Parc. 100c 101a. b. — (ZZ.) theilt ſich in zz und ƷƷ.
1) für zz wird gewöhnlich tz (zuweilen c und cz) ge-
ſchrieben, doch nicht allgemein, der ſ. galler Parc. hat
meiſtens zz (ſogar im auslaut, vgl. ſazz:chrazz 37c) ei-
nigemahl tz (29a witze); ich bediene mich überall des
tz, theoretiſch richtiger würde das einf. z für tz und
ebenſo Ʒ für ƷƷ ſtehen, alſo von keiner inlautenden
gem. tz. ƷƷ. ſondern nur von einer in- und ausl. aſp.
z und Ʒ die rede ſeyn. Dieſe anſicht beſtätigt ſich ſo-
gar durch die ſchreibung des zz und tz im auslaut, in-
dem ſie im fall wirklicher gem. nur dem inlaut zuſtün-
den; das auslautende pf. findet niemand anſtößig. Be-
lege des tz, außer den inlauten der vorhin beim z ge-
nannten wörter: katze (felis) tatze (pes) ratzen (grassari
Frig. 20c) atze (n. pr.) etzele (n. pr.) netze (rete) metze
(n. pr.) ketzer (ſodomita) ſetzen (ponere) ergetzen (exhila-
rare) hetzen (perſequi) wetzen (acuere) bletzen (ſarcire, in-
ſerere) letzen (laedere) ſchetzen (aeſtimare) benetzen (irri-
gare) hitze (calor) witze (ingenium) ditze (hoc) ſpitzic
(acutus) litzic (? Reinfr. 14[ – 1 Zeichen fehlt]a) antlitze (Parc. 29a troj.
146a Herb. 5b 69a 89a vultus) ritze (fiſſura) kitze (hoe-
dus) ſitzen (ſedere) ſwitzen (ſudare) ſnitzen (ſculpere)
ſmitzen (inſicere) endungen -itzen, -itze. kotze (amictus)
lotze (Morolf 45a 63b) getotzen (ſternere ſe? kolocz 148.)
nütze (utilis) pfütze (puteus) ſchütze (jaculator) antlütze
(Ben. 64. Maria 29. 66. facies) umbekützen (amicire) be-
tützen (fragm. 3[ – 1 Zeichen fehlt]b conſternare) [n]rdrütze (taedioſus) es
werden ihrer wenige mehr ſeyn, vielleicht dutzen (oder
dützen, tuiſſare)? (vorhin ſ. 412.) und crütze (crux)
ſ. 412. vgl. Maria 54. cruce. Durch inclination würde
datze aus dà ze entſpringen, ich weiß nicht, ob gute
hſſ. dieſer theorie entſprechen. Neben den angeführten
beiden formen antlitze, antlütze erſcheint, wiewohl
nur außerhalb reim eine dritte antlihte (Triſt. 109b
112c) antlühte, antliuhte? (Barl. 64.) welches ein merk-
würdiger übergang zwiſchen zungen- und kehllaut
wäre, wenn es ſich nicht vielmehr auf die ſchon im

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[418/0444] I. mittelhochdeutſche conſonanten. linguales. noch ſpote und ſpoten (ſtumpf, ſ. Barl.) und rote ſteht Ernſt 14a 34b 38b 50b M. S. 2, 132b. Einfaches t müßen haben got, gotes; tote, bote, rote (rhodanus) und die part. praet geboten, geſoten. Nach n in den nämlichen praet. desgleichen. buten, ſuten, überhaupt kein tt; nach ü aber in hütte (tugurium) mütte (modius) ſchüt- ten (fundere) zerütten (turbare). — (DD) gar nicht vor- handen, es ſey denn in fremden namen wie liddamus Parc. 100c 101a. b. — (ZZ.) theilt ſich in zz und ƷƷ. 1) für zz wird gewöhnlich tz (zuweilen c und cz) ge- ſchrieben, doch nicht allgemein, der ſ. galler Parc. hat meiſtens zz (ſogar im auslaut, vgl. ſazz:chrazz 37c) ei- nigemahl tz (29a witze); ich bediene mich überall des tz, theoretiſch richtiger würde das einf. z für tz und ebenſo Ʒ für ƷƷ ſtehen, alſo von keiner inlautenden gem. tz. ƷƷ. ſondern nur von einer in- und ausl. aſp. z und Ʒ die rede ſeyn. Dieſe anſicht beſtätigt ſich ſo- gar durch die ſchreibung des zz und tz im auslaut, in- dem ſie im fall wirklicher gem. nur dem inlaut zuſtün- den; das auslautende pf. findet niemand anſtößig. Be- lege des tz, außer den inlauten der vorhin beim z ge- nannten wörter: katze (felis) tatze (pes) ratzen (grassari Frig. 20c) atze (n. pr.) etzele (n. pr.) netze (rete) metze (n. pr.) ketzer (ſodomita) ſetzen (ponere) ergetzen (exhila- rare) hetzen (perſequi) wetzen (acuere) bletzen (ſarcire, in- ſerere) letzen (laedere) ſchetzen (aeſtimare) benetzen (irri- gare) hitze (calor) witze (ingenium) ditze (hoc) ſpitzic (acutus) litzic (? Reinfr. 14_a) antlitze (Parc. 29a troj. 146a Herb. 5b 69a 89a vultus) ritze (fiſſura) kitze (hoe- dus) ſitzen (ſedere) ſwitzen (ſudare) ſnitzen (ſculpere) ſmitzen (inſicere) endungen -itzen, -itze. kotze (amictus) lotze (Morolf 45a 63b) getotzen (ſternere ſe? kolocz 148.) nütze (utilis) pfütze (puteus) ſchütze (jaculator) antlütze (Ben. 64. Maria 29. 66. facies) umbekützen (amicire) be- tützen (fragm. 3_b conſternare) nrdrütze (taedioſus) es werden ihrer wenige mehr ſeyn, vielleicht dutzen (oder dützen, tuiſſare)? (vorhin ſ. 412.) und crütze (crux) ſ. 412. vgl. Maria 54. cruce. Durch inclination würde datze aus dà ze entſpringen, ich weiß nicht, ob gute hſſ. dieſer theorie entſprechen. Neben den angeführten beiden formen antlitze, antlütze erſcheint, wiewohl nur außerhalb reim eine dritte antlihte (Triſt. 109b 112c) antlühte, antliuhte? (Barl. 64.) welches ein merk- würdiger übergang zwiſchen zungen- und kehllaut wäre, wenn es ſich nicht vielmehr auf die ſchon im

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/444>, abgerufen am 22.11.2024.