IX. (CH,H. G. K.) lateinisch gilt hier h für ch (kheimon, hiems; kheir, lat. hir; kher, herinaceus vgl. Schneider p. 202.) alth. aber häufig g für k, welches letztere ich hier nur theoretisch durchführe. 1) anlaut: khen, anser (f. hanser) goth. gans, alth. kans -- kheo (fundo) khutos (fusus) goth. giutan, alth. kioßan -- khole, altn. gall, alth. kalla -- khthes, heri, hesternus, goth. gi- stra, alth. kestar -- khortos, hortus, gards, alth. karto -- hostis (peregrinus) gasts, kast -- homo, goth. guma, alth. komo -- khthon wie khthes f. khes f. khon und dieses f. khom, vgl. khamai, humi) humus; zu vergleichen mit dem goth. gaui, alth. kouwi, kou. -- 2) inlaut: ekhein, goth. aigan, alth. eikan -- trekhein, dor. trakhein, goth. thragjan -- lekhos, goth. ligrs, alth. lekar -- leikho, likho (lambo) goth. laigo, alth. lekon -- lokhan (insidiari) (goth. legon?) alth. lakon. --
Anmerkungen zu dieser consonanzvergleichung:
1) sollten unter den gegebenen beispielen einzelne noch bedenklich und unausgemacht scheinen, so darf die mehrzahl hauptsächlich wegen analogie der abstufung für streng erwiesen gelten, die richtigkeit der regel überhaupt ist unverkennbar. Wörter, in welchen zwei consonanten stimmen (trekhein, thragjan; podes, fotjus) sind doppelt sicher; solche in denen ein cons. stimmt, der andere abweicht, verdächtig; noch ver- dächtiger, deren consonanten unabgestuft in den drein sprachen wirkliche gleichheit zeigten. In diesem fall fehlt entw. alle verwandtschaft (z. b. zwischen dem angels. pädh, padhas und dem gr. pathos, dolor) oder die eine sprache hat aus der andern entlehnt (z. b. screiban ist scribere selbst, fruht ist fructus, folglich undeutsch, desgl. das alts. sicor, lat. securus).
2) es liegt bei wortforschungen weniger an der gleich- heit oder ähnlichkeit allgemein-verwandter conso- nanten, als an der wahrnehmung des historischen stu- fengangs, welcher sich nicht verrücken oder umdre- hen läßt. Ein hochd. wort mit p, das im goth. b, im lat. f zeigt, ist in diesen drei sprachen urver- wandt, jede besitzt es unerborgt; fänden wir aber f in einem hochd., b in einem goth., p in einem lat. wort, so wäre die verwandtschaft widersinnig, uner- achtet abstract genau dieselben buchstabverhältnisse vor- liegen. Das griech. t fordert ein goth. th, das goth. t aber kein gr. th sondern d und so beruht durchall die identität auf der äußeren verschiedenheit.
I. vergleichung fremder buchſtaben.
IX. (CH,H. G. K.) lateiniſch gilt hier h für ch (χειμὼν, hiems; χεὶρ, lat. hir; χὴρ, herinaceus vgl. Schneider p. 202.) alth. aber häufig g für k, welches letztere ich hier nur theoretiſch durchführe. 1) anlaut: χὴν, anſer (f. hanſer) goth. gans, alth. kans — χέω (fundo) χυτὸς (fuſus) goth. giutan, alth. kioƷan — χολὴ, altn. gall, alth. kalla — χθὲς, heri, heſternus, goth. gi- ſtra, alth. këſtar — χόρτος, hortus, gards, alth. karto — hoſtis (peregrinus) gaſts, kaſt — homo, goth. guma, alth. komo — χθὼν wie χθὲς f. χὲς f. χὼν und dieſes f. χὼμ, vgl. χαμαὶ, humi) humus; zu vergleichen mit dem goth. gauï, alth. kouwi, kou. — 2) inlaut: ἔχειν, goth. áigan, alth. eikan — τρέχειν, dor. τράχειν, goth. þragjan — λέχος, goth. ligrs, alth. lëkar — λείχω, λίχω (lambo) goth. láigô, alth. lêkôn — λοχᾷν (inſidiari) (goth. lêgôn?) alth. lâkôn. —
Anmerkungen zu dieſer conſonanzvergleichung:
1) ſollten unter den gegebenen beiſpielen einzelne noch bedenklich und unausgemacht ſcheinen, ſo darf die mehrzahl hauptſächlich wegen analogie der abſtufung für ſtreng erwieſen gelten, die richtigkeit der regel überhaupt iſt unverkennbar. Wörter, in welchen zwei conſonanten ſtimmen (τρέχειν, þragjan; πόδες, fôtjus) ſind doppelt ſicher; ſolche in denen ein conſ. ſtimmt, der andere abweicht, verdächtig; noch ver- dächtiger, deren conſonanten unabgeſtuft in den drein ſprachen wirkliche gleichheit zeigten. In dieſem fall fehlt entw. alle verwandtſchaft (z. b. zwiſchen dem angelſ. pädh, padhas und dem gr. πάθος, dolor) oder die eine ſprache hat aus der andern entlehnt (z. b. ſcrîban iſt ſcribere ſelbſt, fruht iſt fructus, folglich undeutſch, desgl. das altſ. ſicor, lat. ſecurus).
2) es liegt bei wortforſchungen weniger an der gleich- heit oder ähnlichkeit allgemein-verwandter conſo- nanten, als an der wahrnehmung des hiſtoriſchen ſtu- fengangs, welcher ſich nicht verrücken oder umdre- hen läßt. Ein hochd. wort mit p, das im goth. b, im lat. f zeigt, iſt in dieſen drei ſprachen urver- wandt, jede beſitzt es unerborgt; fänden wir aber f in einem hochd., b in einem goth., p in einem lat. wort, ſo wäre die verwandtſchaft widerſinnig, uner- achtet abſtract genau dieſelben buchſtabverhältniſſe vor- liegen. Das griech. τ fordert ein goth. þ, das goth. t aber kein gr. θ ſondern δ und ſo beruht durchall die identität auf der äußeren verſchiedenheit.
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I. vergleichung fremder buchſtaben.
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(χειμὼν, hiems; χεὶρ, lat. hir; χὴρ, herinaceus vgl.
Schneider p. 202.) alth. aber häufig g für k, welches
letztere ich hier nur theoretiſch durchführe. 1) anlaut:
χὴν, anſer (f. hanſer) goth. gans, alth. kans — χέω
(fundo) χυτὸς (fuſus) goth. giutan, alth. kioƷan — χολὴ,
altn. gall, alth. kalla — χθὲς, heri, heſternus, goth. gi-
ſtra, alth. këſtar — χόρτος, hortus, gards, alth. karto —
hoſtis (peregrinus) gaſts, kaſt — homo, goth. guma,
alth. komo — χθὼν wie χθὲς f. χὲς f. χὼν und dieſes
f. χὼμ, vgl. χαμαὶ, humi) humus; zu vergleichen mit
dem goth. gauï, alth. kouwi, kou. — 2) inlaut: ἔχειν,
goth. áigan, alth. eikan — τρέχειν, dor. τράχειν, goth.
þragjan — λέχος, goth. ligrs, alth. lëkar — λείχω, λίχω
(lambo) goth. láigô, alth. lêkôn — λοχᾷν (inſidiari)
(goth. lêgôn?) alth. lâkôn. —
Anmerkungen zu dieſer conſonanzvergleichung:
1) ſollten unter den gegebenen beiſpielen einzelne noch
bedenklich und unausgemacht ſcheinen, ſo darf die
mehrzahl hauptſächlich wegen analogie der abſtufung
für ſtreng erwieſen gelten, die richtigkeit der regel
überhaupt iſt unverkennbar. Wörter, in welchen
zwei conſonanten ſtimmen (τρέχειν, þragjan; πόδες,
fôtjus) ſind doppelt ſicher; ſolche in denen ein conſ.
ſtimmt, der andere abweicht, verdächtig; noch ver-
dächtiger, deren conſonanten unabgeſtuft in den drein
ſprachen wirkliche gleichheit zeigten. In dieſem fall
fehlt entw. alle verwandtſchaft (z. b. zwiſchen dem
angelſ. pädh, padhas und dem gr. πάθος, dolor) oder
die eine ſprache hat aus der andern entlehnt (z. b.
ſcrîban iſt ſcribere ſelbſt, fruht iſt fructus, folglich
undeutſch, desgl. das altſ. ſicor, lat. ſecurus).
2) es liegt bei wortforſchungen weniger an der gleich-
heit oder ähnlichkeit allgemein-verwandter conſo-
nanten, als an der wahrnehmung des hiſtoriſchen ſtu-
fengangs, welcher ſich nicht verrücken oder umdre-
hen läßt. Ein hochd. wort mit p, das im goth. b,
im lat. f zeigt, iſt in dieſen drei ſprachen urver-
wandt, jede beſitzt es unerborgt; fänden wir aber f
in einem hochd., b in einem goth., p in einem lat.
wort, ſo wäre die verwandtſchaft widerſinnig, uner-
achtet abſtract genau dieſelben buchſtabverhältniſſe vor-
liegen. Das griech. τ fordert ein goth. þ, das goth. t
aber kein gr. θ ſondern δ und ſo beruht durchall die
identität auf der äußeren verſchiedenheit.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/614>, abgerufen am 22.11.2024.
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