niß des goth. baitrs (wie ebenfalls das mail. bruchst. Matth. 26, 75. liest) zu dem bitr der übrigen sprachen *). Die geschärfte aussprache in aibr, baitrs mag erst den diphthongen in ai verwandelt (aibr, baitr) und dann ein ibar (?) wie bitar herbeigeführt haben. Will man hiernach auf ai nur einfache consonanzen folgen laßen, so müßen die beiden letzten wörter der andern classe beigezählt werden.
Diese begreift, außer den übersetzungen des gr. e, etwa nachstehende: aihvatundi (batos). aihtron (men- dicare). faihu (pecus). haihs (luscus). maihstus (fimus). raihts (rectus). saihs (sex). saihvan (videre). slaihts. (planus) svaihra (socer). taihsvo (dextera). taihun (decem; aber gataihun, nuntiaverunt). thlaihan (parakalein). vaihsta (angulus). vaihts (ens). air (mane). airus (nuntius). airzjan (seducere). bairan (ferre). bairgan (tueri). fairguni (mons). fairhvus (mundus). fairni (vetus), fairra (procul). fairzna (calx). gairda (zona). gairnjan (desiderare). hairda (grex). hairto (cor). hairus (gladius). hvairban (vertere). hvairnei (calvaria) qvairnus (mola). stairno (stella). stairo (steira). svairban (tergere). thairko (foramen). tairan (te- rere). vair (vir). vairilo (labium) vairpan (jacere). vairs (deterius). vairthan (fieri) vairths (dignus). Die verglei- chung der lat. tero, fero, pecus, decem, sex, dextera, rectus mit taira, baira, faihu, taihun, saihs, taihsvo, raihts erbringt lauter kurze e (nämlich e), ein kurzes o zeigen socer und cor, cordis: svaihra, hairto; ein kur- zes a kardia (hairto) cardo (hairus); ein kurzes i vir (vair); kurzes e sterilis (stairo). Gieichwohl muß das goth. ai als ein langer laut betrachtet werden, der sich nur der geschärften aussprache wegen (in den meisten fällen ist position da) zum übergang in die kürze vor- bereitet und sogar in dem einzelnen fairra gemination hinter sich duldet; im alth. e hat sich die kürzung ent- schieden, die nord. mundart schwankt zwischen ia und e, die angels. zwischen eo und e. In der schärfung oder in dem schwanken liegt Ulphilas rechtfertigung, daß er seinen diphth. ai dem gr. e für am nächsten hielt, während er das scheinbar identische ai zu dem gr. ai
*) Eine andere anomalie ist die alth. gemination pittar in diesem worte. (vgl. unten beim alth. t.) Merkwürdig, daß die Byzantiner gepaides und gepedes, lateinische schrift- steller wie Jornandes u. a. gepidae, gepidi schreiben.
I. gothiſche vocale.
niß des goth. báitrs (wie ebenfalls das mail. bruchſt. Matth. 26, 75. lieſt) zu dem bitr der übrigen ſprachen *). Die geſchärfte ausſprache in áibr, báitrs mag erſt den diphthongen in aí verwandelt (aíbr, baítr) und dann ein ibar (?) wie bitar herbeigeführt haben. Will man hiernach auf ái nur einfache conſonanzen folgen laßen, ſo müßen die beiden letzten wörter der andern claſſe beigezählt werden.
Dieſe begreift, außer den überſetzungen des gr. ε, etwa nachſtehende: aíhvatundi (βάτος). aíhtrôn (men- dicare). faíhu (pecus). haíhs (luſcus). maíhſtus (fimus). raíhts (rectus). ſaíhs (ſex). ſaíhvan (videre). ſlaíhts. (planus) ſvaíhra (ſocer). taíhſvô (dextera). taíhun (decem; aber gatáihun, nuntiaverunt). þlaíhan (παρακαλεῖν). vaíhſta (angulus). vaíhts (ens). air (mane). aírus (nuntius). aírzjan (ſeducere). baíran (ferre). baírgan (tueri). faírguni (mons). faírhvus (mundus). faírni (vetus), faírra (procul). faírzna (calx). gaírda (zona). gaírnjan (deſiderare). haírda (grex). haírtô (cor). haírus (gladius). hvaírban (vertere). hvaírnei (calvaria) qvaírnus (mola). ſtaírno (ſtella). ſtaírô (στεῖρα). ſvaírban (tergere). þaírkô (foramen). taíran (te- rere). vaír (vir). vaírilô (labium) vaírpan (jacere). vaírs (deterius). vaírþan (fieri) vaírþs (dignus). Die verglei- chung der lat. tero, fero, pecus, decem, ſex, dextera, rectus mit taíra, baíra, faíhu, taíhun, ſaíhs, taíhſvò, raíhts erbringt lauter kurze e (nämlich ë), ein kurzes o zeigen ſocer und cor, cordis: ſvaíhra, haírtô; ein kur- zes a καρδία (haírtô) cardo (haírus); ein kurzes i vir (vaír); kurzes e ſterilis (ſtaírô). Gieichwohl muß das goth. aí als ein langer laut betrachtet werden, der ſich nur der geſchärften ausſprache wegen (in den meiſten fällen iſt poſition da) zum übergang in die kürze vor- bereitet und ſogar in dem einzelnen fairra gemination hinter ſich duldet; im alth. ë hat ſich die kürzung ent- ſchieden, die nord. mundart ſchwankt zwiſchen ia und ë, die angelſ. zwiſchen eo und ë. In der ſchärfung oder in dem ſchwanken liegt Ulphilas rechtfertigung, daß er ſeinen diphth. aí dem gr. ε für am nächſten hielt, während er das ſcheinbar identiſche ái zu dem gr. αι
*) Eine andere anomalie iſt die alth. gemination pittar in dieſem worte. (vgl. unten beim alth. t.) Merkwürdig, daß die Byzantiner γήπαιδες und γήπεδες, lateiniſche ſchrift- ſteller wie Jornandes u. a. gêpidae, gêpidi ſchreiben.
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[45/0071]
I. gothiſche vocale.
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Matth. 26, 75. lieſt) zu dem bitr der übrigen ſprachen *).
Die geſchärfte ausſprache in áibr, báitrs mag erſt den
diphthongen in aí verwandelt (aíbr, baítr) und dann
ein ibar (?) wie bitar herbeigeführt haben. Will man
hiernach auf ái nur einfache conſonanzen folgen laßen,
ſo müßen die beiden letzten wörter der andern claſſe
beigezählt werden.
Dieſe begreift, außer den überſetzungen des gr. ε,
etwa nachſtehende: aíhvatundi (βάτος). aíhtrôn (men-
dicare). faíhu (pecus). haíhs (luſcus). maíhſtus (fimus).
raíhts (rectus). ſaíhs (ſex). ſaíhvan (videre). ſlaíhts. (planus)
ſvaíhra (ſocer). taíhſvô (dextera). taíhun (decem; aber
gatáihun, nuntiaverunt). þlaíhan (παρακαλεῖν). vaíhſta
(angulus). vaíhts (ens). air (mane). aírus (nuntius).
aírzjan (ſeducere). baíran (ferre). baírgan (tueri). faírguni
(mons). faírhvus (mundus). faírni (vetus), faírra (procul).
faírzna (calx). gaírda (zona). gaírnjan (deſiderare). haírda
(grex). haírtô (cor). haírus (gladius). hvaírban (vertere).
hvaírnei (calvaria) qvaírnus (mola). ſtaírno (ſtella). ſtaírô
(στεῖρα). ſvaírban (tergere). þaírkô (foramen). taíran (te-
rere). vaír (vir). vaírilô (labium) vaírpan (jacere). vaírs
(deterius). vaírþan (fieri) vaírþs (dignus). Die verglei-
chung der lat. tero, fero, pecus, decem, ſex, dextera,
rectus mit taíra, baíra, faíhu, taíhun, ſaíhs, taíhſvò,
raíhts erbringt lauter kurze e (nämlich ë), ein kurzes o
zeigen ſocer und cor, cordis: ſvaíhra, haírtô; ein kur-
zes a καρδία (haírtô) cardo (haírus); ein kurzes i vir
(vaír); kurzes e ſterilis (ſtaírô). Gieichwohl muß das
goth. aí als ein langer laut betrachtet werden, der ſich
nur der geſchärften ausſprache wegen (in den meiſten
fällen iſt poſition da) zum übergang in die kürze vor-
bereitet und ſogar in dem einzelnen fairra gemination
hinter ſich duldet; im alth. ë hat ſich die kürzung ent-
ſchieden, die nord. mundart ſchwankt zwiſchen ia und ë,
die angelſ. zwiſchen eo und ë. In der ſchärfung oder
in dem ſchwanken liegt Ulphilas rechtfertigung, daß
er ſeinen diphth. aí dem gr. ε für am nächſten hielt,
während er das ſcheinbar identiſche ái zu dem gr. αι
*) Eine andere anomalie iſt die alth. gemination pittar in
dieſem worte. (vgl. unten beim alth. t.) Merkwürdig,
daß die Byzantiner γήπαιδες und γήπεδες, lateiniſche ſchrift-
ſteller wie Jornandes u. a. gêpidae, gêpidi ſchreiben.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/71>, abgerufen am 27.11.2024.
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