II. mittelnied. subst. st. sem. erste bis viert. decl.
1) einfache wörter: bede (preces) bie (apis) blase (bulla) haghedochte (latebrae) ere (honor) gheile (fraus) grane (barba) haghe (nemus) helle (tartarus) kele (gula) laghe (insidiae) miede (remuneratio) miere (formica) micke (furca) moude (terra) nese (nasus) ghenade (gratia) peine (dolor) saghe (relatio) sake (causa) sale (aula) Maerl. 3, 137. scale (cortex) scare (agmen) siele (anima) smade (de- decus) smake (gustus) smerte (dolor) speise (cibus) soene (reconciliatio) soghe (sus) sonde (peccatum) stonde (hora) tale (sermo) trouwe (fides) voere (ritus) weile (momen- tum) weise (modus) wrake (ultio) etc. -- 2) bildungen mit -t (statt -ed) ghemente (communio) clente (parvi- tas) diepte (profunditas). -- 3) mit -ingh: caerminghe (querela) grakinghe (crepusculum) etc. -- 4) mit -en: havene (portus) loghene (mendacium) redene (ratio). -- 5) mit -inn: apinne (simia) coninghinne etc. -- 6) mit -rn: dierne (ancilla) -- 7) mit -ess: abdesse, prophe- tesse etc.
Anmerkung: da der pl. schwache form angenom- men hat, hingegen die schwache decl. im acc. sg. starke, so beruht der ganze unterschied auf dem gen. und dat. sg., weshalb nicht zu wundern ist, daß diese casus neben -e häufig auf -en ausgehen, selbst im reim, vgl. Rein. 289. mouden:houden; Maerl. 1, 273. mieden: lie- den; 1, 160. eren:keren; 3, 223. scaren:waren; 3, 2. talen: dalen etc. Inzwischen sind dergleichen fälle durch die unachtsamkeit der herausgeber noch vermehrt wor- den und man darf Maerl. 3, 315. haghen:daghen in haghe: daghe beßern, wenn schon 3, 97. haghen im reim auf draghen geduldet werden muß.
Starkes femininum. zweite declination.
die ehemahls hierher gehörigen wörter sind theils an der abkunft aus adj. (coude, frigus; conde, notitia; hulde, gratia) theils an dem alten ableitungsumlaut des a in e (= e) z. b. beke (rivus) stede (locus) nere (servatio) tere (consumptio) endlich auch an dem abge- henden plur. erkennbar.
Starkes femininum. dritte declination.
mangelt.
Starkes femininum. vierte declination.
beispiele: daet
pl. dad-e
gans
pl. gans-e
daet
dad-e
gans
gans-e
daet
dad-en
gans
gans-en
daet
dad-e
gans
gans-e
II. mittelnied. ſubſt. ſt. ſem. erſte bis viert. decl.
Anmerkung: da der pl. ſchwache form angenom- men hat, hingegen die ſchwache decl. im acc. ſg. ſtarke, ſo beruht der ganze unterſchied auf dem gen. und dat. ſg., weshalb nicht zu wundern iſt, daß dieſe caſus neben -e häufig auf -en ausgehen, ſelbſt im reim, vgl. Rein. 289. mouden:houden; Maerl. 1, 273. mieden: lie- den; 1, 160. êren:kêren; 3, 223. ſcaren:waren; 3, 2. talen: dalen etc. Inzwiſchen ſind dergleichen fälle durch die unachtſamkeit der herausgeber noch vermehrt wor- den und man darf Maerl. 3, 315. haghen:daghen in haghe: daghe beßern, wenn ſchon 3, 97. haghen im reim auf draghen geduldet werden muß.
Starkes femininum. zweite declination.
die ehemahls hierher gehörigen wörter ſind theils an der abkunft aus adj. (coude, frigus; conde, notitia; hulde, gratia) theils an dem alten ableitungsumlaut des a in e (= ë) z. b. bëke (rivus) ſtëde (locus) nëre (ſervatio) tëre (conſumptio) endlich auch an dem abge- henden plur. erkennbar.
Starkes femininum. dritte declination.
mangelt.
Starkes femininum. vierte declination.
beiſpiele: daet
pl. dad-e
gans
pl. ganſ-e
daet
dad-e
gans
ganſ-e
daet
dad-en
gans
ganſ-en
daet
dad-e
gans
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II. mittelnied. ſubſt. ſt. ſem. erſte bis viert. decl.
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haghedochte (latebrae) êre (honor) ghîle (fraus) grane
(barba) haghe (nemus) hëlle (tartarus) kële (gula) laghe
(inſidiae) miede (remuneratio) miere (formica) micke
(furca) moude (terra) nëſe (naſus) ghenade (gratia) pîne
(dolor) ſaghe (relatio) ſake (cauſa) ſale (aula) Maerl. 3,
137. ſcale (cortex) ſcare (agmen) ſiele (anima) ſmade (de-
decus) ſmake (guſtus) ſmërte (dolor) ſpîſe (cibus) ſoene
(reconciliatio) ſoghe (ſus) ſonde (peccatum) ſtonde (hora)
tale (ſermo) trouwe (fides) voere (ritus) wîle (momen-
tum) wîſe (modus) wrake (ultio) etc. — 2) bildungen
mit -t (ſtatt -ed) ghemênte (communio) clênte (parvi-
tas) diepte (profunditas). — 3) mit -ingh: caerminghe
(querela) grakinghe (crepuſculum) etc. — 4) mit -en:
havene (portus) loghene (mendacium) rëdene (ratio). —
5) mit -inn: apinne (ſimia) coninghinne etc. — 6) mit
-rn: dierne (ancilla) — 7) mit -eſſ: abdeſſe, prophe-
teſſe etc.
Anmerkung: da der pl. ſchwache form angenom-
men hat, hingegen die ſchwache decl. im acc. ſg. ſtarke,
ſo beruht der ganze unterſchied auf dem gen. und dat.
ſg., weshalb nicht zu wundern iſt, daß dieſe caſus
neben -e häufig auf -en ausgehen, ſelbſt im reim, vgl.
Rein. 289. mouden:houden; Maerl. 1, 273. mieden: lie-
den; 1, 160. êren:kêren; 3, 223. ſcaren:waren; 3, 2.
talen: dalen etc. Inzwiſchen ſind dergleichen fälle durch
die unachtſamkeit der herausgeber noch vermehrt wor-
den und man darf Maerl. 3, 315. haghen:daghen in
haghe: daghe beßern, wenn ſchon 3, 97. haghen im reim
auf draghen geduldet werden muß.
Starkes femininum. zweite declination.
die ehemahls hierher gehörigen wörter ſind theils an
der abkunft aus adj. (coude, frigus; conde, notitia;
hulde, gratia) theils an dem alten ableitungsumlaut
des a in e (= ë) z. b. bëke (rivus) ſtëde (locus) nëre
(ſervatio) tëre (conſumptio) endlich auch an dem abge-
henden plur. erkennbar.
Starkes femininum. dritte declination. mangelt.
Starkes femininum. vierte declination.
beiſpiele: daet pl. dad-e gans pl. ganſ-e
daet dad-e gans ganſ-e
daet dad-en gans ganſ-en
daet dad-e gans ganſ-e
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/716>, abgerufen am 22.11.2024.
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