nähere vocalbestimmung der flexionen unterlaße ich, wie beim subst. Von den spuren des instr. unten in den er- läuterungen. Der nom. sg. fem. schwankt zwischen ab- legen aller flexion (welches entschieden für masc. und neutr. gilt) und beibehalten des -u; es scheinen hier- über folgende regeln zu gelten a) alle kurzsilbigen wör- ter stehen nicht ohne -u, als: tilu, smalu. b) mehrsil- bige bildungen behalten es meistentheils, als: eadigu, gastlicu, agenu, fägeru, micelu; doch die beiden letz- teren auf -er, -el apocopieren es häufig: fäger, micel, g) langsilbige legen es ab, als: blind, healf, god, fäst, hat etc. Offenbar vergleichen sich diese grundsätze den beim subst. s. 644. vorgetragenen und walten ebenso bei der ersten decl. des starken fem., welche kurze wurzeln wie gifu, sacu, sceamu umfaßt, während lange zur vier- ten decl. übertreten, wie baer, lar, spraec. Ganz streng ist es doch nicht damit zu nehmen; da s. 641. scolu, snoru; s. 644. banu der theorie widerstreiten, so muß ich auch hier ein ausnahmsweises heardu st. heard etc. zu- geben. Auch scheint der sonst dem nom. sg. fem. paral- lele nom. acc. pl. gern bei dem -u zu beharren, uner- achtet der langen wurzelsilben.
nähere vocalbeſtimmung der flexionen unterlaße ich, wie beim ſubſt. Von den ſpuren des inſtr. unten in den er- läuterungen. Der nom. ſg. fem. ſchwankt zwiſchen ab- legen aller flexion (welches entſchieden für maſc. und neutr. gilt) und beibehalten des -u; es ſcheinen hier- über folgende regeln zu gelten α) alle kurzſilbigen wör- ter ſtehen nicht ohne -u, als: tilu, ſmalu. β) mehrſil- bige bildungen behalten es meiſtentheils, als: eadigu, gâſtlicu, âgenu, fägeru, micelu; doch die beiden letz- teren auf -er, -el apocopieren es häufig: fäger, micel, γ) langſilbige legen es ab, als: blind, hëalf, gôd, fäſt, hât etc. Offenbar vergleichen ſich dieſe grundſätze den beim ſubſt. ſ. 644. vorgetragenen und walten ebenſo bei der erſten decl. des ſtarken fem., welche kurze wurzeln wie gifu, ſacu, ſcëamu umfaßt, während lange zur vier- ten decl. übertreten, wie bær, lâr, ſpræc. Ganz ſtreng iſt es doch nicht damit zu nehmen; da ſ. 641. ſcôlu, ſnôru; ſ. 644. bânu der theorie widerſtreiten, ſo muß ich auch hier ein ausnahmsweiſes hëardu ſt. hëard etc. zu- geben. Auch ſcheint der ſonſt dem nom. ſg. fem. paral- lele nom. acc. pl. gern bei dem -u zu beharren, uner- achtet der langen wurzelſilben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0758"n="732"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">angelſächſ. ſtarkes adj. erſte decl.</hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#i"><hirendition="#g">Angelſächſiſches adjectivum</hi>.</hi></head><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Starkes adjectivum. erſte declination.</hi></head><lb/><table><row><cell>ſg. blind</cell><cell>blind (-u)</cell><cell>blind</cell></row><row><cell>blind-es</cell><cell>blind-re</cell><cell>blind-es</cell></row><row><cell>blind-um</cell><cell>blind-re</cell><cell>blind-um</cell></row><row><cell>blind-ne</cell><cell>blind-e</cell><cell>blind</cell></row><row><cell>pl. blind-e</cell><cell>blind-e</cell><cell>blind-u</cell></row><row><cell>blind-ra</cell><cell>blind-ra</cell><cell>blind-ra</cell></row><row><cell>blind-um</cell><cell>blind-um</cell><cell>blind-um</cell></row><row><cell>blind-e</cell><cell>blind-e</cell><cell>blind-u</cell></row><lb/></table><p>nähere vocalbeſtimmung der flexionen unterlaße ich, wie<lb/>
beim ſubſt. Von den ſpuren des inſtr. unten in den er-<lb/>
läuterungen. Der nom. ſg. fem. ſchwankt zwiſchen ab-<lb/>
legen aller flexion (welches entſchieden für maſc. und<lb/>
neutr. gilt) und beibehalten des -u; es ſcheinen hier-<lb/>
über folgende regeln zu gelten <hirendition="#i">α</hi>) alle kurzſilbigen wör-<lb/>
ter ſtehen nicht ohne -u, als: tilu, ſmalu. <hirendition="#i">β</hi>) mehrſil-<lb/>
bige bildungen behalten es meiſtentheils, als: eadigu,<lb/>
gâſtlicu, âgenu, fägeru, micelu; doch die beiden letz-<lb/>
teren auf -er, -el apocopieren es häufig: fäger, micel,<lb/><hirendition="#i">γ</hi>) langſilbige legen es ab, als: blind, hëalf, gôd, fäſt,<lb/>
hât etc. Offenbar vergleichen ſich dieſe grundſätze den<lb/>
beim ſubſt. ſ. 644. vorgetragenen und walten ebenſo bei<lb/>
der erſten decl. des ſtarken fem., welche kurze wurzeln<lb/>
wie gifu, ſacu, ſcëamu umfaßt, während lange zur vier-<lb/>
ten decl. übertreten, wie bær, lâr, ſpræc. Ganz ſtreng<lb/>
iſt es doch nicht damit zu nehmen; da ſ. 641. ſcôlu,<lb/>ſnôru; ſ. 644. bânu der theorie widerſtreiten, ſo muß ich<lb/>
auch hier ein ausnahmsweiſes hëardu ſt. hëard etc. zu-<lb/>
geben. Auch ſcheint der ſonſt dem nom. ſg. fem. paral-<lb/>
lele nom. acc. pl. gern bei dem -u zu beharren, uner-<lb/>
achtet der langen wurzelſilben.</p><lb/><p>Dieſe decl. begreift 1) einfache: bald, bëald (audax)<lb/>
bär (nudus) bëorht (lucidus) blâc (pallidus) blanc (albus)<lb/>
blind (coecus) brâd (latus) cald, cëald (frigidus) côl<lb/>
(frigidulus) cranc (debilis) crumb (curvus) cudh (notus)<lb/>
cund (oriundus) cûſc (caſtus) cvic (vivus) deád (mor-<lb/>
tuus) deáf (ſurdus) dëarn (occultus) dëóp (profundus)<lb/>
dëorc (tenebroſus) dumb (ſtolidus) dvæs (hebes) ëal,<lb/>
-lles (omnis) ëald (vetus) ëarg (pravus) ëarm (miſer)<lb/>
ëorp (ſuſcus) fäſt (firmus) fät, -ttes (pinguis) fâh (ver-<lb/>
ficolor) feá (paucus) fëax (crinitus) fërſc (integer) forht<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[732/0758]
II. angelſächſ. ſtarkes adj. erſte decl.
Angelſächſiſches adjectivum.
Starkes adjectivum. erſte declination.
ſg. blind blind (-u) blind
blind-es blind-re blind-es
blind-um blind-re blind-um
blind-ne blind-e blind
pl. blind-e blind-e blind-u
blind-ra blind-ra blind-ra
blind-um blind-um blind-um
blind-e blind-e blind-u
nähere vocalbeſtimmung der flexionen unterlaße ich, wie
beim ſubſt. Von den ſpuren des inſtr. unten in den er-
läuterungen. Der nom. ſg. fem. ſchwankt zwiſchen ab-
legen aller flexion (welches entſchieden für maſc. und
neutr. gilt) und beibehalten des -u; es ſcheinen hier-
über folgende regeln zu gelten α) alle kurzſilbigen wör-
ter ſtehen nicht ohne -u, als: tilu, ſmalu. β) mehrſil-
bige bildungen behalten es meiſtentheils, als: eadigu,
gâſtlicu, âgenu, fägeru, micelu; doch die beiden letz-
teren auf -er, -el apocopieren es häufig: fäger, micel,
γ) langſilbige legen es ab, als: blind, hëalf, gôd, fäſt,
hât etc. Offenbar vergleichen ſich dieſe grundſätze den
beim ſubſt. ſ. 644. vorgetragenen und walten ebenſo bei
der erſten decl. des ſtarken fem., welche kurze wurzeln
wie gifu, ſacu, ſcëamu umfaßt, während lange zur vier-
ten decl. übertreten, wie bær, lâr, ſpræc. Ganz ſtreng
iſt es doch nicht damit zu nehmen; da ſ. 641. ſcôlu,
ſnôru; ſ. 644. bânu der theorie widerſtreiten, ſo muß ich
auch hier ein ausnahmsweiſes hëardu ſt. hëard etc. zu-
geben. Auch ſcheint der ſonſt dem nom. ſg. fem. paral-
lele nom. acc. pl. gern bei dem -u zu beharren, uner-
achtet der langen wurzelſilben.
Dieſe decl. begreift 1) einfache: bald, bëald (audax)
bär (nudus) bëorht (lucidus) blâc (pallidus) blanc (albus)
blind (coecus) brâd (latus) cald, cëald (frigidus) côl
(frigidulus) cranc (debilis) crumb (curvus) cudh (notus)
cund (oriundus) cûſc (caſtus) cvic (vivus) deád (mor-
tuus) deáf (ſurdus) dëarn (occultus) dëóp (profundus)
dëorc (tenebroſus) dumb (ſtolidus) dvæs (hebes) ëal,
-lles (omnis) ëald (vetus) ëarg (pravus) ëarm (miſer)
ëorp (ſuſcus) fäſt (firmus) fät, -ttes (pinguis) fâh (ver-
ficolor) feá (paucus) fëax (crinitus) fërſc (integer) forht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/758>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.