apocope des adjectivischen -n (wie es im schw. acc. masc. abfällt) zu erklären, so daß reinaerde für reinaer- den stünde. Schwache fem. haben (abweichend vom subst. s. 693.) auch im acc. -en (Huyd. op St. 1. 72. 73. 417.) -- Fremde namen legen bald die lat. endung ab, z. b. valentiniaen, gen. -aens, dat. acc. -ane, hector, gen. hectors, dat. acc. hectore oder schwach: pilate, gen. dat. pilaten; bald nicht z. b. pilatus, patroclus, lazarus, achilles, dat. acc. patrocluse, lazaruse, achillese. Der gen. heißt unveränderlich lazarus, achilles, jhesus. Sonderbar bildet Maerl. den acc. jhesumme (nach dem lat. jesum, vielleicht für jhesumen?) 2, 129. 140. neben jhesuse 2, 127. --
Die neuhochd. biegung der eigennamen ist sehr ver- worren. 1) starken masc. gibt man noch das gen. -s, als: ludwigs, heinrichs, wilhelms, nicht mehr das dat. -e, sondern macht diesen casus dem nom. gleich. Der acc. kann zwar das adject. -en annehmen: ludwigen, wilhelmen, doch klingt dies schon alterthümlich und es heißt lieber ludwig, wilhelm. Weil einige das adj. -en des starken acc. mit dem schw. -en vermischten, legten sie fehlerhaft dem dat. oder gar dem gen. ein schwaches -en zu. -- 2) starke fem. bleiben unverän- derlich, nur sind ihrer wenige, da die meisten im nom. -e zufügend sich zu no. 4. schlagen. 3) schwache masc. pflegen stark zu declinieren, theils mit beibehaltung, theils mit ablegung des -e, als: göthe, bode, wille, braun, hagen. hegel; gen. göthes, bodes, willes, brauns, hagens, hegels etc. Der noch zuweilen gehörte gen. göthen (oder auch göthens nach s. 703.) dat. göthen veraltet. -- 4) die schw. weibl. form hat sich bei den eigennamen etwas länger gehalten, als beim subst.; wäh- rend schon lange der sg. von zunge unveränderlich blieb, duldete man, wenn kein art. vorsteht, den gen. mareien oder mareiens, dat. acc. mareien, zumahl bei vorausgesetz- tem gen. mareiens mutter etc.; diese flexion -ens ahmt fehlerhaft das männl. -ens nach, vergleicht sich aber dem -s, das in der zus. setzung weiblichen subst. bei- gelegt wird, z. b. hofnungslos, krankheitsbericht (wo- von im folg. buch). Richtiger steht in zus. setzungen der gen. -en, wie: lueisenfest, augustenburg, mareienbild. -- 5) wo in fremden namen das -us, -is, -es steht, lau- ten alle casus dem nom. gleich, z. b. ovidius, alexis. jo- hannes und kein dat. ovidiuse oder acc. ovidiusen ist zuläßig (außer in verhärtungen wie hans, d. i. hannes,
II. declination der eigennamen.
apocope des adjectiviſchen -n (wie es im ſchw. acc. maſc. abfällt) zu erklären, ſo daß reinaerde für reinaer- den ſtünde. Schwache fem. haben (abweichend vom ſubſt. ſ. 693.) auch im acc. -en (Huyd. op St. 1. 72. 73. 417.) — Fremde namen legen bald die lat. endung ab, z. b. valentiniaen, gen. -aens, dat. acc. -ane, hector, gen. hectors, dat. acc. hectore oder ſchwach: pilate, gen. dat. pilaten; bald nicht z. b. pilatus, patroclus, lazarus, achilles, dat. acc. patrocluſe, lazaruſe, achilleſe. Der gen. heißt unveränderlich lazarus, achilles, jheſus. Sonderbar bildet Maerl. den acc. jheſumme (nach dem lat. jeſum, vielleicht für jheſumen?) 2, 129. 140. neben jheſuſe 2, 127. —
Die neuhochd. biegung der eigennamen iſt ſehr ver- worren. 1) ſtarken maſc. gibt man noch das gen. -s, als: ludwigs, heinrichs, wilhelms, nicht mehr das dat. -e, ſondern macht dieſen caſus dem nom. gleich. Der acc. kann zwar das adject. -en annehmen: ludwigen, wilhelmen, doch klingt dies ſchon alterthümlich und es heíßt lieber ludwig, wilhelm. Weil einige das adj. -en des ſtarken acc. mit dem ſchw. -en vermiſchten, legten ſie fehlerhaft dem dat. oder gar dem gen. ein ſchwaches -en zu. — 2) ſtarke fem. bleiben unverän- derlich, nur ſind ihrer wenige, da die meiſten im nom. -e zufügend ſich zu no. 4. ſchlagen. 3) ſchwache maſc. pflegen ſtark zu declinieren, theils mit beibehaltung, theils mit ablegung des -e, als: göthe, bôde, wille, braun, hâgen. hêgel; gen. göthes, bôdes, willes, brauns, hâgens, hêgels etc. Der noch zuweilen gehörte gen. göthen (oder auch göthens nach ſ. 703.) dat. göthen veraltet. — 4) die ſchw. weibl. form hat ſich bei den eigennamen etwas länger gehalten, als beim ſubſt.; wäh- rend ſchon lange der ſg. von zunge unveränderlich blieb, duldete man, wenn kein art. vorſteht, den gen. marîen oder marîens, dat. acc. marîen, zumahl bei vorausgeſetz- tem gen. marîens mutter etc.; dieſe flexion -ens ahmt fehlerhaft das männl. -ens nach, vergleicht ſich aber dem -s, das in der zuſ. ſetzung weiblichen ſubſt. bei- gelegt wird, z. b. hofnungslôs, krankheitsbericht (wo- von im folg. buch). Richtiger ſteht in zuſ. ſetzungen der gen. -en, wie: luîſenfeſt, auguſtenburg, marîenbild. — 5) wo in fremden namen das -us, -is, -es ſteht, lau- ten alle caſus dem nom. gleich, z. b. ovidius, alexis. jo- hannes und kein dat. ovidiuſe oder acc. ovidiuſen iſt zuläßig (außer in verhärtungen wie hans, d. i. hannes,
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[773/0799]
II. declination der eigennamen.
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maſc. abfällt) zu erklären, ſo daß reinaerde für reinaer-
den ſtünde. Schwache fem. haben (abweichend vom
ſubſt. ſ. 693.) auch im acc. -en (Huyd. op St. 1. 72. 73.
417.) — Fremde namen legen bald die lat. endung ab,
z. b. valentiniaen, gen. -aens, dat. acc. -ane, hector,
gen. hectors, dat. acc. hectore oder ſchwach: pilate,
gen. dat. pilaten; bald nicht z. b. pilatus, patroclus,
lazarus, achilles, dat. acc. patrocluſe, lazaruſe, achilleſe.
Der gen. heißt unveränderlich lazarus, achilles, jheſus.
Sonderbar bildet Maerl. den acc. jheſumme (nach dem
lat. jeſum, vielleicht für jheſumen?) 2, 129. 140. neben
jheſuſe 2, 127. —
Die neuhochd. biegung der eigennamen iſt ſehr ver-
worren. 1) ſtarken maſc. gibt man noch das gen. -s,
als: ludwigs, heinrichs, wilhelms, nicht mehr das dat.
-e, ſondern macht dieſen caſus dem nom. gleich. Der
acc. kann zwar das adject. -en annehmen: ludwigen,
wilhelmen, doch klingt dies ſchon alterthümlich und
es heíßt lieber ludwig, wilhelm. Weil einige das adj.
-en des ſtarken acc. mit dem ſchw. -en vermiſchten,
legten ſie fehlerhaft dem dat. oder gar dem gen. ein
ſchwaches -en zu. — 2) ſtarke fem. bleiben unverän-
derlich, nur ſind ihrer wenige, da die meiſten im nom.
-e zufügend ſich zu no. 4. ſchlagen. 3) ſchwache maſc.
pflegen ſtark zu declinieren, theils mit beibehaltung,
theils mit ablegung des -e, als: göthe, bôde, wille,
braun, hâgen. hêgel; gen. göthes, bôdes, willes, brauns,
hâgens, hêgels etc. Der noch zuweilen gehörte gen.
göthen (oder auch göthens nach ſ. 703.) dat. göthen
veraltet. — 4) die ſchw. weibl. form hat ſich bei den
eigennamen etwas länger gehalten, als beim ſubſt.; wäh-
rend ſchon lange der ſg. von zunge unveränderlich blieb,
duldete man, wenn kein art. vorſteht, den gen. marîen
oder marîens, dat. acc. marîen, zumahl bei vorausgeſetz-
tem gen. marîens mutter etc.; dieſe flexion -ens ahmt
fehlerhaft das männl. -ens nach, vergleicht ſich aber
dem -s, das in der zuſ. ſetzung weiblichen ſubſt. bei-
gelegt wird, z. b. hofnungslôs, krankheitsbericht (wo-
von im folg. buch). Richtiger ſteht in zuſ. ſetzungen
der gen. -en, wie: luîſenfeſt, auguſtenburg, marîenbild. —
5) wo in fremden namen das -us, -is, -es ſteht, lau-
ten alle caſus dem nom. gleich, z. b. ovidius, alexis. jo-
hannes und kein dat. ovidiuſe oder acc. ovidiuſen iſt
zuläßig (außer in verhärtungen wie hans, d. i. hannes,
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/799>, abgerufen am 22.11.2024.
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