bei dem abgang reiner niederd. quellen nicht aus- machen; wann das niederd. poss. ir angehoben hat? wahrscheinlich im 12. jahrh., wo nicht früher, weil die niederd. mundart durch größere abschleifung ihrer adj. flexion leichter verführt werden muste, den gen. ir für ein männl. oder neutr. adj. zu halten, der hochd. des 11. 12. jahrh. hingegen ein irer, ireß ohne zweifel fremd blieb.
2) das mittelniederl. poss. decliniert ganz wie blint (s. 750.) folglich: haer, haer, haer; gen. hares, haerre, hares. dat. haren, haerre, haren etc. Später hat man sich nicht damit begnügt und aus dem eingeführten gen. pl. masc. neutr. hunner ein neues poss. hun ge- schaffen, welches freilich nur gelten sollte, wenn ein pl. masc. oder neutr. im satze herrscht. Doch die neuniederl. mundart verwirrt nicht selten ihre beiden poss. har und hun miteinander.
D. demonstratives pronomen.
es sind hier drei begriffe zu unterscheiden a) der. b) dieser. g) jener.
a) demonstrativum: der.
(goth.) masc. sa. this. thamma. thana; pl. thai. thize. thaim. thans. -- fem. so. thizos. thizai. tho; pl. thos. thizo. thaim. thos. -- neutr. thata. this. thamma. thata; pl. tho. thize. thaim. tho. -- anm. 1) nom. sg. masc. fem. sa, so ge- hören einem verschiednen stamme, wie schon ihre schwache form anzeigt; das alth. der, diu führte auf ein analoges this, thija. -- 2) alle übrigen casus gehen stark und adjectivisch; auffällt der acc. sg. fem. und nom. acc. pl. neutr. tho statt tha (analog dem blinda, tva, ba etc.) -- 3) ein instr. neutr. the hat sich in den partikeln bithe, du-the bewahrt. -- 4) von thata fällt bei anstoßendem voc. das a zuweilen weg, vgl. that Joh. 6, 29, 12, 6.
(alth.) masc. der. des. demu. den; pl. die. dero. dem. die. -- fem. diu. dera. deru. dia; pl. dio. dero. dem. dio. -- neutr. daß. des. demu. daß; pl. diu. dero. dem, diu. -- anm. 1) alles aus einem stamm und starker adj. form; das e in der, dera, dero verhält sich zum adj. -er, -era, -ero wie das goth. thizos, thize zum adj.-aizos, -aize; dem dat. pl. laße ich dem, nach dem goth. thaim und adj. -em, goth. -aim (obschon sich nirgends: deim darbietet, wie zueim, duobus, goth. tvaim, nicht zuem,
II. demonſtratives pronomen.
bei dem abgang reiner niederd. quellen nicht aus- machen; wann das niederd. poſſ. ir angehoben hat? wahrſcheinlich im 12. jahrh., wo nicht früher, weil die niederd. mundart durch größere abſchleifung ihrer adj. flexion leichter verführt werden muſte, den gen. ir für ein männl. oder neutr. adj. zu halten, der hochd. des 11. 12. jahrh. hingegen ein irer, ireƷ ohne zweifel fremd blieb.
2) das mittelniederl. poſſ. decliniert ganz wie blint (ſ. 750.) folglich: haer, haer, haer; gen. hares, haerre, hares. dat. haren, haerre, haren etc. Später hat man ſich nicht damit begnügt und aus dem eingeführten gen. pl. maſc. neutr. hunner ein neues poſſ. hun ge- ſchaffen, welches freilich nur gelten ſollte, wenn ein pl. maſc. oder neutr. im ſatze herrſcht. Doch die neuniederl. mundart verwirrt nicht ſelten ihre beiden poſſ. hâr und hun miteinander.
D. demonſtratives pronomen.
es ſind hier drei begriffe zu unterſcheiden α) der. β) dieſer. γ) jener.
α) demonſtrativum: der.
(goth.) maſc. ſa. þis. þamma. þana; pl. þái. þizê. þáim. þans. — fem. ſô. þizôs. þizái. þô; pl. þôs. þizô. þáim. þôs. — neutr. þata. þis. þamma. þata; pl. þô. þizê. þáim. þô. — anm. 1) nom. ſg. maſc. fem. ſa, ſô ge- hören einem verſchiednen ſtamme, wie ſchon ihre ſchwache form anzeigt; das alth. dër, diu führte auf ein analoges þis, þija. — 2) alle übrigen caſus gehen ſtark und adjectiviſch; auffällt der acc. ſg. fem. und nom. acc. pl. neutr. þô ſtatt þa (analog dem blinda, tva, ba etc.) — 3) ein inſtr. neutr. þê hat ſich in den partikeln biþê, du-þê bewahrt. — 4) von þata fällt bei anſtoßendem voc. das a zuweilen weg, vgl. þat Joh. 6, 29, 12, 6.
(alth.) maſc. dër. dës. dëmu. dën; pl. diê. dërô. dêm. diê. — fem. diu. dërâ. dëru. dia; pl. diô. dërô. dêm. diô. — neutr. daƷ. dës. dëmu. daƷ; pl. diu. dërô. dêm, diu. — anm. 1) alles aus einem ſtamm und ſtarker adj. form; das ë in dër, dërâ, dërô verhält ſich zum adj. -êr, -êrâ, -êrô wie das goth. þizôs, þizê zum adj.-áizôs, -áizê; dem dat. pl. laße ich dêm, nach dem goth. þáim und adj. -êm, goth. -áim (obſchon ſich nirgends: deim darbietet, wie zueim, duobus, goth. tváim, nicht zuêm,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><list><item><pbfacs="#f0816"n="790"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">demonſtratives pronomen.</hi></fw><lb/>
bei dem abgang reiner niederd. quellen nicht aus-<lb/>
machen; wann das niederd. poſſ. <hirendition="#i">ir</hi> angehoben hat?<lb/>
wahrſcheinlich im 12. jahrh., wo nicht früher, weil<lb/>
die niederd. mundart durch größere abſchleifung ihrer<lb/>
adj. flexion leichter verführt werden muſte, den gen.<lb/>
ir für ein männl. oder neutr. adj. zu halten, der<lb/>
hochd. des 11. 12. jahrh. hingegen ein irer, ireƷ<lb/>
ohne zweifel fremd blieb.</item><lb/><item>2) das mittelniederl. poſſ. decliniert ganz wie blint<lb/>
(ſ. 750.) folglich: haer, haer, haer; gen. hares, haerre,<lb/>
hares. dat. haren, haerre, haren etc. Später hat man<lb/>ſich nicht damit begnügt und aus dem eingeführten<lb/>
gen. pl. maſc. neutr. hunner ein neues poſſ. <hirendition="#i">hun</hi> ge-<lb/>ſchaffen, welches freilich nur gelten ſollte, wenn ein<lb/>
pl. maſc. oder neutr. im ſatze herrſcht. Doch die<lb/>
neuniederl. mundart verwirrt nicht ſelten ihre beiden<lb/>
poſſ. hâr und hun miteinander.</item></list></div><lb/><divn="4"><head>D. <hirendition="#i">demonſtratives pronomen.</hi></head><lb/><p>es ſind hier drei begriffe zu unterſcheiden <hirendition="#i">α</hi>) der. <hirendition="#i">β</hi>)<lb/>
dieſer. <hirendition="#i">γ</hi>) jener.</p><lb/><divn="5"><head><hirendition="#i">α</hi>) <hirendition="#i">demonſtrativum: der.</hi></head><lb/><p>(<hirendition="#i">goth.</hi>) maſc. ſa. þis. þamma. þana; pl. þái. þizê. þáim.<lb/>
þans. — fem. ſô. þizôs. þizái. þô; pl. þôs. þizô. þáim.<lb/>
þôs. — neutr. þata. þis. þamma. þata; pl. þô. þizê.<lb/>
þáim. þô. —<hirendition="#i">anm</hi>. 1) nom. ſg. maſc. fem. <hirendition="#i">ſa, ſô</hi> ge-<lb/>
hören einem verſchiednen ſtamme, wie ſchon ihre<lb/>ſchwache form anzeigt; das alth. dër, diu führte auf<lb/>
ein analoges þis, þija. — 2) alle übrigen caſus gehen<lb/>ſtark und adjectiviſch; auffällt der acc. ſg. fem. und<lb/>
nom. acc. pl. neutr. þô ſtatt þa (analog dem blinda,<lb/>
tva, ba etc.) — 3) ein inſtr. neutr. þê hat ſich in den<lb/>
partikeln biþê, du-þê bewahrt. — 4) von þata fällt<lb/>
bei anſtoßendem voc. das a zuweilen weg, vgl. <hirendition="#i">þat</hi><lb/>
Joh. 6, 29, 12, 6.</p><lb/><p>(<hirendition="#i">alth.</hi>) maſc. dër. dës. dëmu. dën; pl. diê. dërô. dêm.<lb/>
diê. — fem. diu. dërâ. dëru. dia; pl. diô. dërô. dêm.<lb/>
diô. — neutr. daƷ. dës. dëmu. daƷ; pl. diu. dërô. dêm,<lb/>
diu. —<hirendition="#i">anm</hi>. 1) alles aus einem ſtamm und ſtarker adj.<lb/>
form; das ë in dër, dërâ, dërô verhält ſich zum adj.<lb/>
-êr, -êrâ, -êrô wie das goth. þizôs, þizê zum adj.-áizôs,<lb/>
-áizê; dem dat. pl. laße ich <hirendition="#i">dêm</hi>, nach dem goth. þáim<lb/>
und adj. -êm, goth. -áim (obſchon ſich nirgends: deim<lb/>
darbietet, wie zueim, duobus, goth. tváim, nicht zuêm,<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[790/0816]
II. demonſtratives pronomen.
bei dem abgang reiner niederd. quellen nicht aus-
machen; wann das niederd. poſſ. ir angehoben hat?
wahrſcheinlich im 12. jahrh., wo nicht früher, weil
die niederd. mundart durch größere abſchleifung ihrer
adj. flexion leichter verführt werden muſte, den gen.
ir für ein männl. oder neutr. adj. zu halten, der
hochd. des 11. 12. jahrh. hingegen ein irer, ireƷ
ohne zweifel fremd blieb.
2) das mittelniederl. poſſ. decliniert ganz wie blint
(ſ. 750.) folglich: haer, haer, haer; gen. hares, haerre,
hares. dat. haren, haerre, haren etc. Später hat man
ſich nicht damit begnügt und aus dem eingeführten
gen. pl. maſc. neutr. hunner ein neues poſſ. hun ge-
ſchaffen, welches freilich nur gelten ſollte, wenn ein
pl. maſc. oder neutr. im ſatze herrſcht. Doch die
neuniederl. mundart verwirrt nicht ſelten ihre beiden
poſſ. hâr und hun miteinander.
D. demonſtratives pronomen.
es ſind hier drei begriffe zu unterſcheiden α) der. β)
dieſer. γ) jener.
α) demonſtrativum: der.
(goth.) maſc. ſa. þis. þamma. þana; pl. þái. þizê. þáim.
þans. — fem. ſô. þizôs. þizái. þô; pl. þôs. þizô. þáim.
þôs. — neutr. þata. þis. þamma. þata; pl. þô. þizê.
þáim. þô. — anm. 1) nom. ſg. maſc. fem. ſa, ſô ge-
hören einem verſchiednen ſtamme, wie ſchon ihre
ſchwache form anzeigt; das alth. dër, diu führte auf
ein analoges þis, þija. — 2) alle übrigen caſus gehen
ſtark und adjectiviſch; auffällt der acc. ſg. fem. und
nom. acc. pl. neutr. þô ſtatt þa (analog dem blinda,
tva, ba etc.) — 3) ein inſtr. neutr. þê hat ſich in den
partikeln biþê, du-þê bewahrt. — 4) von þata fällt
bei anſtoßendem voc. das a zuweilen weg, vgl. þat
Joh. 6, 29, 12, 6.
(alth.) maſc. dër. dës. dëmu. dën; pl. diê. dërô. dêm.
diê. — fem. diu. dërâ. dëru. dia; pl. diô. dërô. dêm.
diô. — neutr. daƷ. dës. dëmu. daƷ; pl. diu. dërô. dêm,
diu. — anm. 1) alles aus einem ſtamm und ſtarker adj.
form; das ë in dër, dërâ, dërô verhält ſich zum adj.
-êr, -êrâ, -êrô wie das goth. þizôs, þizê zum adj.-áizôs,
-áizê; dem dat. pl. laße ich dêm, nach dem goth. þáim
und adj. -êm, goth. -áim (obſchon ſich nirgends: deim
darbietet, wie zueim, duobus, goth. tváim, nicht zuêm,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/816>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.