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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. mittelhochd. starke conjugation.
Vor wurzelhaftem -lt, lk scheint aber das a zu blei-
ben, vgl. waltet: altet troj. 154c und die besten hss.
schreiben waltet, haltet, valtet, walket, kein weltet,
welket. Zweifelhaft bin ich über -ls, lz, hs, doch
scheint helset (M. S. 2, 233b) welzet, wehset (a. Tit.
105. wahesset!) sprachgemäßer als halset, walzet, wah-
set. -- b) ebendaselbst des a in ae vierter conj. als:
slafe, slaefet; rate, raetet; blase, blaeset; laße, laeßet;
schwankend vor h, vgl. M. S. 2, 204a enpfahet: ga-
het; Wilh. 3, 405a: sahet (vidistis) hingegen enpfaehet:
draehet Parc. 114a [bei vielen solchen reimen wird es
auf scheidung von smahen (vilescere) und smaehen
(convitiari) nahen und naehen ankommen]. -- c) die
diphth. ou, uo lauten in II. III. sg. dritter nicht um,
also houwe, houwet; ruofe, ruofet, nicht höuwet,
ruefet; unsicher o in oe, als stoße, stoeßet (troj. 19a:
gevloeßet) hingegen M. S. 2, 35a. b. stoßet: großet, bo-
ßet. -- d) in II. sg. praet. ind. und im ganzen praet.
conj. gilt umlaut des uo in ue, u in ü, a in ae, als:
vuoren, vuere; gruoben, gruebe; kurn, kür; gußen,
güße; lasen, laese; waren, waere; namen, naeme;
hullen, hülle; wurren, würre etc.; ausnahmsweise
bleibt zuweilen u (s. 337). --
3) consonanten. a) geminata wird auslautend einfach,
z. b. bram, span, hal, war; imp. brim, spin, hil, wir;
ebenso: traf, aß, trif, iß; ch muß bleiben: brach,
brich. -- b) geminata vereinfacht sich inlautend nach
langem vocal, z. b. valle, viel, vielen; spanne, spien,
spienen; iße, aß, aßen; triffe, traf, trafen, woge-
gen umgekehrt bei gekürztem vocal ff und ß ent-
springen: greife, greif, griffen; sliufe, slouf, sluffen;
sleiße, sleiß, slißen; giuße, goß, gußen. -- g) nach
allg. regel wird med. auslautend zu ten., als: treibe,
treip; neide, neit; seige, seic; h zu ch: sihe, sach;
zeihe, zech; bevilhe, bevalch. Inlautendes p (statt b)
vor t bei syncopiertem e der flexion z. b. gipt, wipt
f. gibt, wibt (s. 379. 380.) ist nicht gemeinmittelh.
vielmehr zeichen härterer mundart; noch weniger zu
dulden wäre ein analoges wict, trect, f. wigt, tregt
[vor dem t des schw. praet. gilt aber verwandlung
des ng in nc, wovon hernach] auch kein st für
ßt, als: ist f. ißet oder giust f. giußet [ausnahms-
weise spriust, vliust M. S. 2, 21a stumpf gereimt, und
vielleicht spriußt, vliußt zu schreiben; vgl. s. 415.] --
d) daß die sprache dem härterwerden der med. vor
II. mittelhochd. ſtarke conjugation.
Vor wurzelhaftem -lt, lk ſcheint aber das a zu blei-
ben, vgl. waltet: altet troj. 154c und die beſten hſſ.
ſchreiben waltet, haltet, valtet, walket, kein weltet,
welket. Zweifelhaft bin ich über -ls, lz, hs, doch
ſcheint helſet (M. S. 2, 233b) welzet, wehſet (a. Tit.
105. waheſſet!) ſprachgemäßer als halſet, walzet, wah-
ſet. — b) ebendaſelbſt des â in æ vierter conj. als:
ſlâfe, ſlæfet; râte, rætet; blâſe, blæſet; lâƷe, læƷet;
ſchwankend vor h, vgl. M. S. 2, 204a enpfâhet: gâ-
het; Wilh. 3, 405a: ſâhet (vidiſtis) hingegen enpfæhet:
dræhet Parc. 114a [bei vielen ſolchen reimen wird es
auf ſcheidung von ſmâhen (vileſcere) und ſmæhen
(convitiari) nâhen und næhen ankommen]. — c) die
diphth. ou, uo lauten in II. III. ſg. dritter nicht um,
alſo houwe, houwet; ruofe, ruofet, nicht höuwet,
ruefet; unſicher ô in œ, als ſtôƷe, ſtœƷet (troj. 19a:
gevlœƷet) hingegen M. S. 2, 35a. b. ſtôƷet: grôƷet, bô-
Ʒet. — d) in II. ſg. praet. ind. und im ganzen praet.
conj. gilt umlaut des uo in ue, u in ü, â in æ, als:
vuoren, vuere; gruoben, gruebe; kurn, kür; guƷƷen,
güƷƷe; lâſen, læſe; wâren, wære; namen, næme;
hullen, hülle; wurren, würre etc.; ausnahmsweiſe
bleibt zuweilen u (ſ. 337). —
3) conſonanten. α) geminata wird auslautend einfach,
z. b. bram, ſpan, hal, war; imp. brim, ſpin, hil, wir;
ebenſo: traf, aƷ, trif, iƷ; ch muß bleiben: brach,
brich. — β) geminata vereinfacht ſich inlautend nach
langem vocal, z. b. valle, viel, vielen; ſpanne, ſpien,
ſpienen; iƷƷe, aƷ, âƷen; triffe, traf, trâfen, woge-
gen umgekehrt bei gekürztem vocal ff und ƷƷ ent-
ſpringen: grîfe, greif, griffen; ſliufe, ſlouf, ſluffen;
ſlîƷe, ſleiƷ, ſliƷƷen; giuƷe, gôƷ, guƷƷen. — γ) nach
allg. regel wird med. auslautend zu ten., als: trîbe,
treip; nîde, neit; ſîge, ſeic; h zu ch: ſihe, ſach;
zîhe, zêch; bevilhe, bevalch. Inlautendes p (ſtatt b)
vor t bei ſyncopiertem e der flexion z. b. gipt, wipt
f. gibt, wibt (ſ. 379. 380.) iſt nicht gemeinmittelh.
vielmehr zeichen härterer mundart; noch weniger zu
dulden wäre ein analoges wict, trect, f. wigt, tregt
[vor dem t des ſchw. praet. gilt aber verwandlung
des ng in nc, wovon hernach] auch kein ſt für
Ʒt, als: iſt f. iƷƷet oder giuſt f. giuƷet [ausnahms-
weiſe ſpriuſt, vliuſt M. S. 2, 21a ſtumpf gereimt, und
vielleicht ſpriuƷt, vliuƷt zu ſchreiben; vgl. ſ. 415.] —
δ) daß die ſprache dem härterwerden der med. vor
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[942/0968] II. mittelhochd. ſtarke conjugation. Vor wurzelhaftem -lt, lk ſcheint aber das a zu blei- ben, vgl. waltet: altet troj. 154c und die beſten hſſ. ſchreiben waltet, haltet, valtet, walket, kein weltet, welket. Zweifelhaft bin ich über -ls, lz, hs, doch ſcheint helſet (M. S. 2, 233b) welzet, wehſet (a. Tit. 105. waheſſet!) ſprachgemäßer als halſet, walzet, wah- ſet. — b) ebendaſelbſt des â in æ vierter conj. als: ſlâfe, ſlæfet; râte, rætet; blâſe, blæſet; lâƷe, læƷet; ſchwankend vor h, vgl. M. S. 2, 204a enpfâhet: gâ- het; Wilh. 3, 405a: ſâhet (vidiſtis) hingegen enpfæhet: dræhet Parc. 114a [bei vielen ſolchen reimen wird es auf ſcheidung von ſmâhen (vileſcere) und ſmæhen (convitiari) nâhen und næhen ankommen]. — c) die diphth. ou, uo lauten in II. III. ſg. dritter nicht um, alſo houwe, houwet; ruofe, ruofet, nicht höuwet, ruefet; unſicher ô in œ, als ſtôƷe, ſtœƷet (troj. 19a: gevlœƷet) hingegen M. S. 2, 35a. b. ſtôƷet: grôƷet, bô- Ʒet. — d) in II. ſg. praet. ind. und im ganzen praet. conj. gilt umlaut des uo in ue, u in ü, â in æ, als: vuoren, vuere; gruoben, gruebe; kurn, kür; guƷƷen, güƷƷe; lâſen, læſe; wâren, wære; namen, næme; hullen, hülle; wurren, würre etc.; ausnahmsweiſe bleibt zuweilen u (ſ. 337). — 3) conſonanten. α) geminata wird auslautend einfach, z. b. bram, ſpan, hal, war; imp. brim, ſpin, hil, wir; ebenſo: traf, aƷ, trif, iƷ; ch muß bleiben: brach, brich. — β) geminata vereinfacht ſich inlautend nach langem vocal, z. b. valle, viel, vielen; ſpanne, ſpien, ſpienen; iƷƷe, aƷ, âƷen; triffe, traf, trâfen, woge- gen umgekehrt bei gekürztem vocal ff und ƷƷ ent- ſpringen: grîfe, greif, griffen; ſliufe, ſlouf, ſluffen; ſlîƷe, ſleiƷ, ſliƷƷen; giuƷe, gôƷ, guƷƷen. — γ) nach allg. regel wird med. auslautend zu ten., als: trîbe, treip; nîde, neit; ſîge, ſeic; h zu ch: ſihe, ſach; zîhe, zêch; bevilhe, bevalch. Inlautendes p (ſtatt b) vor t bei ſyncopiertem e der flexion z. b. gipt, wipt f. gibt, wibt (ſ. 379. 380.) iſt nicht gemeinmittelh. vielmehr zeichen härterer mundart; noch weniger zu dulden wäre ein analoges wict, trect, f. wigt, tregt [vor dem t des ſchw. praet. gilt aber verwandlung des ng in nc, wovon hernach] auch kein ſt für Ʒt, als: iſt f. iƷƷet oder giuſt f. giuƷet [ausnahms- weiſe ſpriuſt, vliuſt M. S. 2, 21a ſtumpf gereimt, und vielleicht ſpriuƷt, vliuƷt zu ſchreiben; vgl. ſ. 415.] — δ) daß die ſprache dem härterwerden der med. vor

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/968>, abgerufen am 22.11.2024.