gen mundarten ein goth. i und u vor dem h erwarten ließen, zeigt sich ein ai oder au, einigemahl vermuthlich ai, au. Das gilt auch von dem ht. hs. hst., wird für die praet. pl. einiger starken verba, und für die ver- gleichende etymologie insgemein wichtig, fällt aber auf, da sich h so gerne nach kurzem a und zwischen zwein a einfindet. Letzteres geht so weit, daß gr. ei- gennamen, welche aa zusammenstoßen, ein h eingescho- ben wird, als: Abraam, Aaron, Maath, Naasson, goth, Abraham. Aharon, Mahath, Nahasson; kaum andern sich berührenden vocalen, z. b. beelzebou[`]l, geenna, Israel, Gabriel. Siloam, Sion, goth. baiailzaibul, gaiainna, lsrael, Gabriel, Siloam. Sion. mit ausnahme jedoch von lohannes, Ioannes, Bethlaihaim, Bethleem*). Der Gothe liebt folglich den hauchlaut in der mitte zweier a, braucht ihn aber auch nach den diphthongen, nicht nach i und u, aus ähnlicher ursache meidet er das r vor diesen beiden einfachen lauten, obgleich sich hier einige seltene aus- nahmen finden (hiri). -- Der anlaut h, insofern er mit keinem consonanten versetzt ist, gleicht sich in allen deutschen sprachen, wechselt auch nicht mit andern buchstaben; er mag bloß härter (ch) oder weicher ge- sprochen worden seyn. Fremde sprachen lehren genug übergänge des h in andere laute, namentlich in f und s; nicht unwichtig war es mir, das litth. ß häufig dem h (und in wörtern, wo die lat. unadspirierte gutt. c herrscht) gleich zu finden, z. b. ßalmas, helm; ßimtas, hundert; ßirdis, herz; ßuns, des hunds; ßaltas, kalt etc. etwa wie den Franzosen ch = sch lautet. --
gemination inlautender gutturales.
(KK) nur sakkus (sakkos) smakka (sicus, slavon. smokvenika, dalmat. ßmokva) aikklesjo (ekklesia) ur- sorünglich fremde wörter; dahin auch der eigenname Zakkaius (Zakkhaios). (GG) ist häufig: aggvus. gaggs. laggs. glaggvus. vaggareis. draggkjan. driggkan. thaggkjan. thuggkjan. bliggvan. briggan. figgrs. iggqvis. siggvan. huggrjan. hrugga. juggs. pugg. tuggo, hat also nur nach einfachem vocal statt. In den fremden wörtern aggilus, aivaggeljo, Naggeis stimmt es ganz zu dem gr. gg in aggelos, euaggelion etc., der Grieche gestatter es auch
*) Alt- und mittelh. auch Israhel, Rafahel, Gabrihel, Danihel. Die lat. übertragung hat gehenna, Abraham, Johannes, aber nicht behelzebul etc.
I. gothiſche conſonanten. gutturales.
gen mundarten ein goth. i und u vor dem h erwarten ließen, zeigt ſich ein aí oder aú, einigemahl vermuthlich ái, áu. Das gilt auch von dem ht. hſ. hſt., wird für die praet. pl. einiger ſtarken verba, und für die ver- gleichende etymologie insgemein wichtig, fällt aber auf, da ſich h ſo gerne nach kurzem a und zwiſchen zwein a einfindet. Letzteres geht ſo weit, daß gr. ei- gennamen, welche αα zuſammenſtoßen, ein h eingeſcho- ben wird, als: Ἀβραὰμ, Ἀαρὼν, Μαὰθ, Ναασσὼν, goth, Abraham. Aharôn, Mahaþ, Nahaſſôn; kaum andern ſich berührenden vocalen, z. b. βεελζεβȣ[`]λ, γέεννα, Ἰσραὴλ, Γαβριὴλ. Σιλωὰμ, Σιὼν, goth. baíaílzaíbul, gaíaínna, lſraêl, Gabriêl, Silôam. Siôn. mit ausnahme jedoch von lôhannês, Ἰωάννης, Bêþlaíhaím, Βηθλεὲμ*). Der Gothe liebt folglich den hauchlaut in der mitte zweier a, braucht ihn aber auch nach den diphthongen, nicht nach i und u, aus ähnlicher urſache meidet er das r vor dieſen beiden einfachen lauten, obgleich ſich hier einige ſeltene aus- nahmen finden (hiri). — Der anlaut h, inſofern er mit keinem conſonanten verſetzt iſt, gleicht ſich in allen deutſchen ſprachen, wechſelt auch nicht mit andern buchſtaben; er mag bloß härter (ch) oder weicher ge- ſprochen worden ſeyn. Fremde ſprachen lehren genug übergänge des h in andere laute, namentlich in f und ſ; nicht unwichtig war es mir, das litth. ſz häufig dem h (und in wörtern, wo die lat. unadſpirierte gutt. c herrſcht) gleich zu finden, z. b. ſzalmas, helm; ſzimtas, hundert; ſzirdis, herz; ſzuns, des hunds; ſzaltas, kalt etc. etwa wie den Franzoſen ch = ſch lautet. —
gemination inlautender gutturales.
(KK) nur ſakkus (σάκκος) ſmakka (ſicus, ſlavon. ſmokvenika, dalmat. ſzmokva) aíkklêſjô (ἐκκλησία) ur- ſorünglich fremde wörter; dahin auch der eigenname Zakkáius (Ζακχαῖος). (GG) iſt häufig: aggvus. gaggs. laggs. glaggvus. vaggareis. draggkjan. driggkan. þaggkjan. þuggkjan. bliggvan. briggan. figgrs. iggqvis. ſiggvan. huggrjan. hrugga. juggs. pugg. tuggô, hat alſo nur nach einfachem vocal ſtatt. In den fremden wörtern aggilus, áivaggêljô, Naggeis ſtimmt es ganz zu dem gr. γγ in ἄγγελος, εὐαγγέλιον etc., der Grieche geſtatter es auch
*) Alt- und mittelh. auch Iſrahêl, Rafahêl, Gabrihêl, Danihêl. Die lat. übertragung hat gehenna, Abraham, Johannes, aber nicht behelzebul etc.
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I. gothiſche conſonanten. gutturales.
gen mundarten ein goth. i und u vor dem h erwarten
ließen, zeigt ſich ein aí oder aú, einigemahl vermuthlich
ái, áu. Das gilt auch von dem ht. hſ. hſt., wird für
die praet. pl. einiger ſtarken verba, und für die ver-
gleichende etymologie insgemein wichtig, fällt aber
auf, da ſich h ſo gerne nach kurzem a und zwiſchen
zwein a einfindet. Letzteres geht ſo weit, daß gr. ei-
gennamen, welche αα zuſammenſtoßen, ein h eingeſcho-
ben wird, als: Ἀβραὰμ, Ἀαρὼν, Μαὰθ, Ναασσὼν, goth,
Abraham. Aharôn, Mahaþ, Nahaſſôn; kaum andern ſich
berührenden vocalen, z. b. βεελζεβȣ`λ, γέεννα, Ἰσραὴλ,
Γαβριὴλ. Σιλωὰμ, Σιὼν, goth. baíaílzaíbul, gaíaínna,
lſraêl, Gabriêl, Silôam. Siôn. mit ausnahme jedoch von
lôhannês, Ἰωάννης, Bêþlaíhaím, Βηθλεὲμ *). Der Gothe
liebt folglich den hauchlaut in der mitte zweier a, braucht
ihn aber auch nach den diphthongen, nicht nach i und u,
aus ähnlicher urſache meidet er das r vor dieſen beiden
einfachen lauten, obgleich ſich hier einige ſeltene aus-
nahmen finden (hiri). — Der anlaut h, inſofern er mit
keinem conſonanten verſetzt iſt, gleicht ſich in allen
deutſchen ſprachen, wechſelt auch nicht mit andern
buchſtaben; er mag bloß härter (ch) oder weicher ge-
ſprochen worden ſeyn. Fremde ſprachen lehren genug
übergänge des h in andere laute, namentlich in f und ſ;
nicht unwichtig war es mir, das litth. ſz häufig dem h
(und in wörtern, wo die lat. unadſpirierte gutt. c herrſcht)
gleich zu finden, z. b. ſzalmas, helm; ſzimtas, hundert;
ſzirdis, herz; ſzuns, des hunds; ſzaltas, kalt etc. etwa
wie den Franzoſen ch = ſch lautet. —
gemination inlautender gutturales.
(KK) nur ſakkus (σάκκος) ſmakka (ſicus, ſlavon.
ſmokvenika, dalmat. ſzmokva) aíkklêſjô (ἐκκλησία) ur-
ſorünglich fremde wörter; dahin auch der eigenname
Zakkáius (Ζακχαῖος). (GG) iſt häufig: aggvus. gaggs.
laggs. glaggvus. vaggareis. draggkjan. driggkan. þaggkjan.
þuggkjan. bliggvan. briggan. figgrs. iggqvis. ſiggvan.
huggrjan. hrugga. juggs. pugg. tuggô, hat alſo nur nach
einfachem vocal ſtatt. In den fremden wörtern aggilus,
áivaggêljô, Naggeis ſtimmt es ganz zu dem gr. γγ in
ἄγγελος, εὐαγγέλιον etc., der Grieche geſtatter es auch
*) Alt- und mittelh. auch Iſrahêl, Rafahêl, Gabrihêl, Danihêl.
Die lat. übertragung hat gehenna, Abraham, Johannes,
aber nicht behelzebul etc.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/97>, abgerufen am 24.11.2024.
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