retten (eripere) ratte, part. rat (häufig bei Herb.); tret- ten (conculcare) tratte (Loh. 143. und Herb.) part. trat (Herb. und Wilh. 1, 110: gebat f. gebadet; wetten (pignus dare) watte (?); wetten? (aquam transire) watte (Herb. 57c); enpfetten (exuere) M. S. 2, 76b im kling- reim) vielleicht auch zetten (spargere) vielleicht dennen, wennen f. denen. wenen (M. S. 1, 9b 203b); mante (livl. chr. 62a) statt mente (Parc. 22a) verlangt den inf. mennen; zuweilen gelten daneben, wenigstens in anderer mund- art, die ursprünglichen zeln, zelte; tweln, twelte; treten, zeten; zuweilen mangeln diese, ich finde z. b. kein hüln, hülte. -- d) für legt, legte, gelegt gilt ver- schiedentlich leit, leite, geleit; das ähnliche seite (dixit) deutet aufs alte segita (s. 880.). obwohl kein segte vor- kommt (unten 959.); sestner ist die weitere verengung lete, sete (Wilh. 3, 115b 435a: hete); weite, geweit (Wizlau meisterg. 27c? gemeit) für wegte, gewegt weiß ich nicht bestimmt nachzuweisen, noch weniger reite f. regte. -- e) der unterschied von den kurzsilbigen zweiter conj. be- ruht auf dem hier nothwendigen, dort abgehenden um- laut [vgl. tweln, twelte, zern, zerte mit twaln, twalte, sparn, sparte; ausnahmsweise erscheint er auch dort, namentlich in hern, herte] weniger auf der I praes. ind., welche hier mit dem wurzelcons. schließt, dort nur mundartisch oder alterthümlich dem infin. gleich seyn kann (vgl. erläut. a. zur zweiten conj.).
Langsilbige dulden kein ableitungs-i im praet., d. h. die schon im alth. stattgefundne auswerfung dessel- ben dauert fort, folglich a) rückumlaut für alle umlaute im praet. ind., namentlich für die im alth. noch nicht vorkommenden fälle, selbst das organische (nicht aus au umgelautete) iu folgt dem strom und wird zu au; ein- zelne ausnahmen wo der umlaut haftet, s. anm. a. b -- b) vereinfachung der gemination vor anstoßendem -te, test, ten, tet; analog wird aus tz, ck bloßes z. c. -- g) für ltte, ndte, ntte, ftte, rtte, stte, htte gilt mit aus- stoßung des einen t (schwer zu sagen, welches?) lte, nte, nte, rte, fte, ste, hte; hierbei schwanken lt und nt (nicht rt) in ld, nd (s. 393. 409.), ich werde bei den folgenden beispielen ersteres behalten. -- d) ebenso wird -tte meist zu -te; merkliche abweichung vom alth., wo -tta bleibt (z. b. pruotta, leitta, mittelh. bruote, leite auf guote, arbeite reimig) vgl. unten s. 953. -- e) vor dem -te wandeln sich meistentheils g, lg, ng in c, lc, nc; unsicherer ist die an sich parallele änderung des b, rb in p, rp. --
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II. mittelhochd. erſte ſchwache conjugation.
retten (eripere) ratte, part. rat (häufig bei Herb.); tret- ten (conculcare) tratte (Loh. 143. und Herb.) part. trat (Herb. und Wilh. 1, 110: gebat f. gebadet; wetten (pignus dare) watte (?); wetten? (aquam tranſire) watte (Herb. 57c); enpfetten (exuere) M. S. 2, 76b im kling- reim) vielleicht auch zetten (ſpargere) vielleicht dennen, wennen f. denen. wenen (M. S. 1, 9b 203b); mante (livl. chr. 62a) ſtatt mente (Parc. 22a) verlangt den inf. mennen; zuweilen gelten daneben, wenigſtens in anderer mund- art, die urſprünglichen zeln, zelte; tweln, twelte; treten, zeten; zuweilen mangeln dieſe, ich finde z. b. kein hüln, hülte. — δ) für legt, legte, gelegt gilt ver- ſchiedentlich leit, leite, geleit; das ähnliche ſeite (dixit) deutet aufs alte ſegita (ſ. 880.). obwohl kein ſegte vor- kommt (unten 959.); ſeſtner iſt die weitere verengung lête, ſête (Wilh. 3, 115b 435a: hête); weite, geweit (Wizlau meiſterg. 27c? gemeit) für wegte, gewegt weiß ich nicht beſtimmt nachzuweiſen, noch weniger reite f. regte. — ε) der unterſchied von den kurzſilbigen zweiter conj. be- ruht auf dem hier nothwendigen, dort abgehenden um- laut [vgl. tweln, twelte, zern, zerte mit twaln, twalte, ſparn, ſparte; ausnahmsweiſe erſcheint er auch dort, namentlich in hern, herte] weniger auf der I praeſ. ind., welche hier mit dem wurzelconſ. ſchließt, dort nur mundartiſch oder alterthümlich dem infin. gleich ſeyn kann (vgl. erläut. α. zur zweiten conj.).
Langſilbige dulden kein ableitungs-i im praet., d. h. die ſchon im alth. ſtattgefundne auswerfung deſſel- ben dauert fort, folglich α) rückumlaut für alle umlaute im praet. ind., namentlich für die im alth. noch nicht vorkommenden fälle, ſelbſt das organiſche (nicht aus û umgelautete) iu folgt dem ſtrom und wird zu û; ein- zelne ausnahmen wo der umlaut haftet, ſ. anm. α. b — β) vereinfachung der gemination vor anſtoßendem -te, teſt, ten, tet; analog wird aus tz, ck bloßes z. c. — γ) für ltte, ndte, ntte, ftte, rtte, ſtte, htte gilt mit aus- ſtoßung des einen t (ſchwer zu ſagen, welches?) lte, nte, nte, rte, fte, ſte, hte; hierbei ſchwanken lt und nt (nicht rt) in ld, nd (ſ. 393. 409.), ich werde bei den folgenden beiſpielen erſteres behalten. — δ) ebenſo wird -tte meiſt zu -te; merkliche abweichung vom alth., wo -tta bleibt (z. b. pruotta, leitta, mittelh. bruote, leite auf guote, arbeite reimig) vgl. unten ſ. 953. — ε) vor dem -te wandeln ſich meiſtentheils g, lg, ng in c, lc, nc; unſicherer iſt die an ſich parallele änderung des b, rb in p, rp. —
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[947/0973]
II. mittelhochd. erſte ſchwache conjugation.
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ten (conculcare) tratte (Loh. 143. und Herb.) part. trat
(Herb. und Wilh. 1, 110: gebat f. gebadet; wetten
(pignus dare) watte (?); wetten? (aquam tranſire) watte
(Herb. 57c); enpfetten (exuere) M. S. 2, 76b im kling-
reim) vielleicht auch zetten (ſpargere) vielleicht dennen,
wennen f. denen. wenen (M. S. 1, 9b 203b); mante (livl.
chr. 62a) ſtatt mente (Parc. 22a) verlangt den inf. mennen;
zuweilen gelten daneben, wenigſtens in anderer mund-
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treten, zeten; zuweilen mangeln dieſe, ich finde z. b.
kein hüln, hülte. — δ) für legt, legte, gelegt gilt ver-
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deutet aufs alte ſegita (ſ. 880.). obwohl kein ſegte vor-
kommt (unten 959.); ſeſtner iſt die weitere verengung
lête, ſête (Wilh. 3, 115b 435a: hête); weite, geweit (Wizlau
meiſterg. 27c? gemeit) für wegte, gewegt weiß ich nicht
beſtimmt nachzuweiſen, noch weniger reite f. regte. —
ε) der unterſchied von den kurzſilbigen zweiter conj. be-
ruht auf dem hier nothwendigen, dort abgehenden um-
laut [vgl. tweln, twelte, zern, zerte mit twaln, twalte,
ſparn, ſparte; ausnahmsweiſe erſcheint er auch dort,
namentlich in hern, herte] weniger auf der I praeſ. ind.,
welche hier mit dem wurzelconſ. ſchließt, dort nur
mundartiſch oder alterthümlich dem infin. gleich ſeyn
kann (vgl. erläut. α. zur zweiten conj.).
Langſilbige dulden kein ableitungs-i im praet.,
d. h. die ſchon im alth. ſtattgefundne auswerfung deſſel-
ben dauert fort, folglich α) rückumlaut für alle umlaute
im praet. ind., namentlich für die im alth. noch nicht
vorkommenden fälle, ſelbſt das organiſche (nicht aus û
umgelautete) iu folgt dem ſtrom und wird zu û; ein-
zelne ausnahmen wo der umlaut haftet, ſ. anm. α. b —
β) vereinfachung der gemination vor anſtoßendem -te,
teſt, ten, tet; analog wird aus tz, ck bloßes z. c. —
γ) für ltte, ndte, ntte, ftte, rtte, ſtte, htte gilt mit aus-
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nte, nte, rte, fte, ſte, hte; hierbei ſchwanken lt und
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-tte meiſt zu -te; merkliche abweichung vom alth., wo
-tta bleibt (z. b. pruotta, leitta, mittelh. bruote, leite auf
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iſt die an ſich parallele änderung des b, rb in p, rp. —
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 947. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/973>, abgerufen am 22.11.2024.
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