kurzsilbige syncopieren das e der ableitung ohne aus- nahme (namentlich vor dem t des praet. und part. praet). das der flexion nothwendig nach l, r, gewöhnlich nach m, n, t, b, g; ihr wurzellaut ist wesentlich e oder ü, welches im praet. nicht rückumlautet, alles gefühl der ursprünglichen a und u war hier abgestorben (s. 362.); es sind nur wenige wörter, wofür ich zwei paradigmen gebe (praet. conj. ist dem des ind. gleich):
Anmerkungen: a) als seltne ausnahme erscheint das ursprüngliche ableitungs-i zu j, beinahe g verhärtet, in werjen st. wern (Tit.: verjen, nautam, scherjen, praeconem; Mar. 160. wergen: schergen) vgl. s. 435. b) das alte ll, mm, nn, tt (s. 870.) findet keine statt, wo es einträte, würde das verbum langsilbig und rückumlautig, z. b. wenn berren, gremmen, vrümmen, schütten gälte, hieße das praet, barte, gramte, vrumte, schutte. -- g) Gewisse wörter sind diesen weg gegangen, vorzüglich solche mit ll und tt, als: zellen, zalte; twellen, twalte; hüllen, hulte;
II. mittelhochd. erſte ſchwache conjugation.
Erſte ſchwache conjugation.
kurzſilbige ſyncopieren das e der ableitung ohne aus- nahme (namentlich vor dem t des praet. und part. praet). das der flexion nothwendig nach l, r, gewöhnlich nach m, n, t, b, g; ihr wurzellaut iſt weſentlich e oder ü, welches im praet. nicht rückumlautet, alles gefühl der urſprünglichen a und u war hier abgeſtorben (ſ. 362.); es ſind nur wenige wörter, wofür ich zwei paradigmen gebe (praet. conj. iſt dem des ind. gleich):
Anmerkungen: α) als ſeltne ausnahme erſcheint das urſprüngliche ableitungs-i zu j, beinahe g verhärtet, in werjen ſt. wern (Tit.: verjen, nautam, ſcherjen, praeconem; Mar. 160. wergen: ſchergen) vgl. ſ. 435. β) das alte ll, mm, nn, tt (ſ. 870.) findet keine ſtatt, wo es einträte, würde das verbum langſilbig und rückumlautig, z. b. wenn berren, gremmen, vrümmen, ſchütten gälte, hieße das praet, barte, gramte, vrumte, ſchutte. — γ) Gewiſſe wörter ſind dieſen weg gegangen, vorzüglich ſolche mit ll und tt, als: zellen, zalte; twellen, twalte; hüllen, hulte;
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II. mittelhochd. erſte ſchwache conjugation.
Erſte ſchwache conjugation.
kurzſilbige ſyncopieren das e der ableitung ohne aus-
nahme (namentlich vor dem t des praet. und part. praet).
das der flexion nothwendig nach l, r, gewöhnlich
nach m, n, t, b, g; ihr wurzellaut iſt weſentlich
e oder ü, welches im praet. nicht rückumlautet, alles
gefühl der urſprünglichen a und u war hier abgeſtorben
(ſ. 362.); es ſind nur wenige wörter, wofür ich zwei
paradigmen gebe (praet. conj. iſt dem des ind. gleich):
ind. ner ner-ſt ner-t leg-e leg-ſt leg-t
ner-n ner-t ner-nt leg-en leg-et leg-ent
ner-te ner-teſt ner-te leg-te leg-teſt leg-te
ner-ten ner-tet ner-ten leg-ten leg-tet leg-ten
conj. ner ner-ſt ner leg-e leg-eſt leg-e
ner-n ner-t ner-n leg-en leg-et leg-en
ner, pl. ne-t. leg-e pl. leg-et
imp. inf. ner-n, part. nern-de, ner-t; leg-en, leg-ende, leg-t.
1) queln. ver-ſeln (Triſt. 6034. part. verſelt Wilh. 1, 48a
Ulr. Triſt. 104.) ſcheln. ſmeln (Georg 4b) tweln. weln. zeln;
gremen. lemen. zemen; denen. menen (impellere) ent-
ſpenen (ablactare) wenen (aſſuefacere troj. 35a 94b) ent-
wenen (deſuefacere weltchr. Schütze 115. kolocz 146.);
bern (verberare ſubigere) ern (arare, erte, geert troj. 60c 62b)
kern (ſcopare) nern. beſchern (ordinare Wigal. 277.) wern.
zern (conſumere); ent-ſweben (Nib. 7376.) be-teben (op-
primere Reinfr. 27a Wittich 1603.); legen. regen (excitare)
bewegen (commovere) treten (terere) trette (unbelegt)
getret (Parc. 32b 168b Georg 8b) weten (tranſire, wette?
gewet, dieſelben belege); zeten (ſpargere) zette, gezet
(troj. 30a) — 2) vrümen. drümen (confringere Barl. 33.)
bürn (elevare) ſpürn. ſchüten (quatere, movere) gehügen
(recordari); im praet. vrümte, bürte, ſchütte (nicht mit u). —
3) ſmirn (ungere) ſmirte En. 22b ſcheint unhochd. f. ſtrîchen.
Anmerkungen: α) als ſeltne ausnahme erſcheint das
urſprüngliche ableitungs-i zu j, beinahe g verhärtet, in
werjen ſt. wern (Tit.: verjen, nautam, ſcherjen, praeconem;
Mar. 160. wergen: ſchergen) vgl. ſ. 435. β) das alte ll,
mm, nn, tt (ſ. 870.) findet keine ſtatt, wo es einträte,
würde das verbum langſilbig und rückumlautig, z. b. wenn
berren, gremmen, vrümmen, ſchütten gälte, hieße das
praet, barte, gramte, vrumte, ſchutte. — γ) Gewiſſe wörter
ſind dieſen weg gegangen, vorzüglich ſolche mit ll und
tt, als: zellen, zalte; twellen, twalte; hüllen, hulte;
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 946. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/972>, abgerufen am 22.11.2024.
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