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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. mittelhochd. zweite schwache conjugation.
197a schat f. schadet, doch nicht im reim) das merk-
würdigere reist (a. Tit. 116.) reit (Parc. 140b) reite, reiten
(Nib. 210. 2919.) gereit (Parc. 52b) für redest etc. ist kaum
durch reime zu beweisen nur Ulr. Trist. 433. 1575. gereit:
geseit. Häufigere auflösungen des g in i müßen nach s. 426.
beurtheilt werden, Wolfr. Hartm. haben nur verdaget, beha-
get, geklaget, verzaget; andere auch verdeit, beheit, bejeit,
gekleit, verzeit (im reim M. S. 1, 49a 2, 244a Wilh. 3, 327a
Wigal. 289. Ottoc. 479b 485a 588a) seltner im praes. (Nib.
3985. klage 3721. Müll.) niemahls beteit f. betaget.
Alter scheint seit (dicit, dicitis, Maria 77. Wigal. 8.
troj. 1a) seite (dixit Trist. 30c 31a troj. 34c 37a) geseit
(dictum Nib. 1. Wigal. 7. Iw. 1c etc.) nämlich abzulei-
ten nicht aus saget, sagete, gesaget (alth. saket, saketa,
kisaket) sondern aus segt, segte, gesegt nach erster conj.
(alth. sekit. sekita, kisekit s. 880.) obschon ich kein
mittelh. segen, segte nachweisen kann, aber verzegt:
gewegt, legt aus troj. 91c 97c; bedenklicher klegte (oben
s. 426.). Wolfr. gebraucht allenthalben saget. sagete, ge-
saget, nie seit, seite, geseit. -- e) (behandlung des ton-
losen e bei langsilbigen
) nach der regel (s. 931.) bleibt
das tonlose e und sie leidet im praes. keine ausnahme,
durchgehends: male, malest, malet; sere, seret; diene,
dienet; minne, minnet; danke, danket etc. kein mal,
malt etc. Dem praet. tritt die silbe -te, -test, -ten,
-tet zu, deren e, nach s. 373. stumm ist. Nun könnte,
theoretisch angesehn, dieses stumme e dritter das ton-
lose e zweiter silbe wieder tieftonig machen und serete,
minnete, dankete hervorbringen; nirgends aber erschei-
nen solche formen, namentlich nie im stumpfen reim
auf tete, tete (fecit) insofern aus dem alten. e, o ein
tieftoniges e, e hätte werden mögen (ungefähr wie in
heiligen i aus ei). Vielmehr reimen dergl. praet. auf
dreierlei weise 1) überklingend in voller gestalt z. b.
dankete: krankete, wagete: bagete. 2) klingend, mit
[nach t zuläßiger] apocope des stummen auslauts, z. b.
minnet (dilexit): rinnet (currit), folglich nur in I. III.
sg., welche alsdann der III. praes. oder dem part. praet.
gleichlauten. 3) klingend, mit syncope des tonlosen e,
z. b. erte st. erete. Unter diesen drein ist der zweite fall
am seltensten, ich wüste ihn nur mit Reinbots erwachet
(statt erwachete): gemachet (Georg 19a) zu belegen, wel-
ches beßer als sein s. 958. angeführtes gert, ihm aber
offenbar analog ist. Außer reim, bei anstoßendem vocalan-
laut ereiguen sich dergl. auslaßungen des e häufig. Ich

II. mittelhochd. zweite ſchwache conjugation.
197a ſchat f. ſchadet, doch nicht im reim) das merk-
würdigere reiſt (a. Tit. 116.) reit (Parc. 140b) reite, reiten
(Nib. 210. 2919.) gereit (Parc. 52b) für redeſt etc. iſt kaum
durch reime zu beweiſen nur Ulr. Triſt. 433. 1575. gereit:
geſeit. Häufigere auflöſungen des g in i müßen nach ſ. 426.
beurtheilt werden, Wolfr. Hartm. haben nur verdaget, beha-
get, geklaget, verzaget; andere auch verdeit, beheit, bejeit,
gekleit, verzeit (im reim M. S. 1, 49a 2, 244a Wilh. 3, 327a
Wigal. 289. Ottoc. 479b 485a 588a) ſeltner im praeſ. (Nib.
3985. klage 3721. Müll.) niemahls beteit f. betaget.
Alter ſcheint ſeit (dicit, dicitis, Maria 77. Wigal. 8.
troj. 1a) ſeite (dixit Triſt. 30c 31a troj. 34c 37a) geſeit
(dictum Nib. 1. Wigal. 7. Iw. 1c etc.) nämlich abzulei-
ten nicht aus ſaget, ſagete, geſaget (alth. ſakêt, ſakêta,
kiſakêt) ſondern aus ſegt, ſegte, geſegt nach erſter conj.
(alth. ſekit. ſekita, kiſekit ſ. 880.) obſchon ich kein
mittelh. ſegen, ſegte nachweiſen kann, aber verzegt:
gewegt, legt aus troj. 91c 97c; bedenklicher klegte (oben
ſ. 426.). Wolfr. gebraucht allenthalben ſaget. ſagete, ge-
ſaget, nie ſeit, ſeite, geſeit. — ε) (behandlung des ton-
loſen e bei langſilbigen
) nach der regel (ſ. 931.) bleibt
das tonloſe e und ſie leidet im praeſ. keine ausnahme,
durchgehends: mâle, mâleſt, mâlet; ſêre, ſêret; diene,
dienet; minne, minnet; danke, danket etc. kein mâl,
mâlt etc. Dem praet. tritt die ſilbe -te, -teſt, -ten,
-tet zu, deren e, nach ſ. 373. ſtumm iſt. Nun könnte,
theoretiſch angeſehn, dieſes ſtumme e dritter das ton-
loſe e zweiter ſilbe wieder tieftonig machen und ſêrête,
minnète, dankête hervorbringen; nirgends aber erſchei-
nen ſolche formen, namentlich nie im ſtumpfen reim
auf tete, tëte (fecit) inſofern aus dem alten. ê, ô ein
tieftoniges e, ë hätte werden mögen (ungefähr wie in
heilìgen i aus î). Vielmehr reimen dergl. praet. auf
dreierlei weiſe 1) überklingend in voller geſtalt z. b.
dankete: krankete, wâgete: bâgete. 2) klingend, mit
[nach t zuläßiger] apocope des ſtummen auslauts, z. b.
minnet (dilexit): rinnet (currit), folglich nur in I. III.
ſg., welche alsdann der III. praeſ. oder dem part. praet.
gleichlauten. 3) klingend, mit ſyncope des tonloſen e,
z. b. êrte ſt. êrete. Unter dieſen drein iſt der zweite fall
am ſeltenſten, ich wüſte ihn nur mit Reinbots erwachet
(ſtatt erwachete): gemachet (Georg 19a) zu belegen, wel-
ches beßer als ſein ſ. 958. angeführtes gërt, ihm aber
offenbar analog iſt. Außer reim, bei anſtoßendem vocalan-
laut ereiguen ſich dergl. auslaßungen des e häufig. Ich

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[959/0985] II. mittelhochd. zweite ſchwache conjugation. 197a ſchat f. ſchadet, doch nicht im reim) das merk- würdigere reiſt (a. Tit. 116.) reit (Parc. 140b) reite, reiten (Nib. 210. 2919.) gereit (Parc. 52b) für redeſt etc. iſt kaum durch reime zu beweiſen nur Ulr. Triſt. 433. 1575. gereit: geſeit. Häufigere auflöſungen des g in i müßen nach ſ. 426. beurtheilt werden, Wolfr. Hartm. haben nur verdaget, beha- get, geklaget, verzaget; andere auch verdeit, beheit, bejeit, gekleit, verzeit (im reim M. S. 1, 49a 2, 244a Wilh. 3, 327a Wigal. 289. Ottoc. 479b 485a 588a) ſeltner im praeſ. (Nib. 3985. klage 3721. Müll.) niemahls beteit f. betaget. Alter ſcheint ſeit (dicit, dicitis, Maria 77. Wigal. 8. troj. 1a) ſeite (dixit Triſt. 30c 31a troj. 34c 37a) geſeit (dictum Nib. 1. Wigal. 7. Iw. 1c etc.) nämlich abzulei- ten nicht aus ſaget, ſagete, geſaget (alth. ſakêt, ſakêta, kiſakêt) ſondern aus ſegt, ſegte, geſegt nach erſter conj. (alth. ſekit. ſekita, kiſekit ſ. 880.) obſchon ich kein mittelh. ſegen, ſegte nachweiſen kann, aber verzegt: gewegt, legt aus troj. 91c 97c; bedenklicher klegte (oben ſ. 426.). Wolfr. gebraucht allenthalben ſaget. ſagete, ge- ſaget, nie ſeit, ſeite, geſeit. — ε) (behandlung des ton- loſen e bei langſilbigen) nach der regel (ſ. 931.) bleibt das tonloſe e und ſie leidet im praeſ. keine ausnahme, durchgehends: mâle, mâleſt, mâlet; ſêre, ſêret; diene, dienet; minne, minnet; danke, danket etc. kein mâl, mâlt etc. Dem praet. tritt die ſilbe -te, -teſt, -ten, -tet zu, deren e, nach ſ. 373. ſtumm iſt. Nun könnte, theoretiſch angeſehn, dieſes ſtumme e dritter das ton- loſe e zweiter ſilbe wieder tieftonig machen und ſêrête, minnète, dankête hervorbringen; nirgends aber erſchei- nen ſolche formen, namentlich nie im ſtumpfen reim auf tete, tëte (fecit) inſofern aus dem alten. ê, ô ein tieftoniges e, ë hätte werden mögen (ungefähr wie in heilìgen i aus î). Vielmehr reimen dergl. praet. auf dreierlei weiſe 1) überklingend in voller geſtalt z. b. dankete: krankete, wâgete: bâgete. 2) klingend, mit [nach t zuläßiger] apocope des ſtummen auslauts, z. b. minnet (dilexit): rinnet (currit), folglich nur in I. III. ſg., welche alsdann der III. praeſ. oder dem part. praet. gleichlauten. 3) klingend, mit ſyncope des tonloſen e, z. b. êrte ſt. êrete. Unter dieſen drein iſt der zweite fall am ſeltenſten, ich wüſte ihn nur mit Reinbots erwachet (ſtatt erwachete): gemachet (Georg 19a) zu belegen, wel- ches beßer als ſein ſ. 958. angeführtes gërt, ihm aber offenbar analog iſt. Außer reim, bei anſtoßendem vocalan- laut ereiguen ſich dergl. auslaßungen des e häufig. Ich

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 959. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/985>, abgerufen am 22.11.2024.