g) zweiter schw. conj. ahd. ar-ahon (opus polymite seu stragulatum conficere) doc. 210b 228a wo ar-ihon. --
Unter weitern ableitungen sind goth. fair-hvus *), ful-hsni, ahd. dur-ahil, vor-ahana (truta), ags. vil-en. vyl-en f. vil-hen (serva) und andere -h mehr zu suchen.
[IH] im goth. keine spur eines ableitenden -aihs **), -aiha; ahd. kommen höchstens einige fem. auf scheinbares -iha in erwägung: mer-iha (equa) mer-ha blas. 65a trev. 11b, mer-ihaun-sun (filius meretricis) mons. 326. 330, ein in den gesetzen verpöntes schimpfwort (merchen-sun, jus august. Schilt. 188b) wie das ähnliche zagaun-sun mons. 330. sonst zohen-sun, von zohe (canicula). Ob nun gleich der umlaut des marah in meriha ein i fordert, d. h. nicht aus maraha erklärt wird, so glaube ich doch, daß die eigentliche form marahja lautete, woraus sich marihja, merihja, meriha assimilierte; alsdann fiele es wieder zu den ah-ableitungen, gl. cass. 854a hat mar-he (equa) ohne umlaut und ohne i. Denn warum sollte marah mit -ah und meriha mit -ih abgeleitet sein? Uebrigens lautet auch das ags. myr-e (equa) um; steht es für mear-hea? Sollte das vorhin s. 285. beim -k angeführte ful-ihha viel- mehr ful-iha sein und wieder aus ful-ihja, ful-ahja zu deuten? vgl. vul-hin (pultridus) trev. 11b blas. 65a; dann stünde auch vol-o für vol-ho, vol-aho? doch ist das kaum anzunehmen, da im goth. fula kein h ist und auch O. IV. 4, 20, 28. fulin schreibt. Das umlautende nhd. möhre (pastinaca) reicht nicht hin, das ahd. moraha in moriha zu verwandeln. Ar-ihon für ar-ahon; duer-ih doc. 245b f. duer-ah; dur-ih f. dur-ah scheint tadelhaft; dur-ih-il ist assim. aus dur-ahil.
[UH] gleichfalls selten; der vocal u muß in dem ahd. adj. ap-uh (perversus, pravus) unbedenklich angenommen werden und stehet geschrieben T. 75. 92. O. I. 4, 74. 21,
*) fairhvus (mundus) ahd. verahawu? ist ohne zweifel ver- wandt mit virah (homo) verah (vita) goth. fairh?
**) wie es doch wohl und nicht -ihs heißen müste; das ver- dächtige tharihis Matth. 9, 16. kann hier wenig beweisen, vielleicht gehört das übergeschriebne i vor das r: thairhis? obgleich ich dies auch nicht verstehe. Vgl. inzwischen dihs (fera) st. daihs?
Unter weitern ableitungen ſind goth. fair-hvus *), ful-hſni, ahd. dur-ahil, vor-ahana (truta), agſ. vil-en. vyl-en f. vil-hen (ſerva) und andere -h mehr zu ſuchen.
[IH] im goth. keine ſpur eines ableitenden -aíhs **), -aíha; ahd. kommen höchſtens einige fem. auf ſcheinbares -iha in erwägung: mer-iha (equa) mer-ha blaſ. 65a trev. 11b, mer-ihûn-ſun (filius meretricis) monſ. 326. 330, ein in den geſetzen verpöntes ſchimpfwort (merchen-ſun, jus auguſt. Schilt. 188b) wie das ähnliche zâgûn-ſun monſ. 330. ſonſt zôhen-ſun, von zôhe (canicula). Ob nun gleich der umlaut des marah in meriha ein i fordert, d. h. nicht aus maraha erklärt wird, ſo glaube ich doch, daß die eigentliche form marahja lautete, woraus ſich marihja, merihja, meriha aſſimilierte; alsdann fiele es wieder zu den ah-ableitungen, gl. caſſ. 854a hat mar-he (equa) ohne umlaut und ohne i. Denn warum ſollte marah mit -ah und meriha mit -ih abgeleitet ſein? Uebrigens lautet auch das agſ. myr-e (equa) um; ſteht es für mëar-hëa? Sollte das vorhin ſ. 285. beim -k angeführte ful-ihha viel- mehr ful-iha ſein und wieder aus ful-ihja, ful-ahja zu deuten? vgl. vul-hin (pultridus) trev. 11b blaſ. 65a; dann ſtünde auch vol-o für vol-ho, vol-aho? doch iſt das kaum anzunehmen, da im goth. fula kein h iſt und auch O. IV. 4, 20, 28. fulin ſchreibt. Das umlautende nhd. möhre (paſtinaca) reicht nicht hin, das ahd. môraha in môriha zu verwandeln. Ar-ihôn für ar-ahôn; duër-ih doc. 245b f. duër-ah; dur-ih f. dur-ah ſcheint tadelhaft; dur-ih-il iſt aſſim. aus dur-ahil.
[UH] gleichfalls ſelten; der vocal u muß in dem ahd. adj. ap-uh (perverſus, pravus) unbedenklich angenommen werden und ſtehet geſchrieben T. 75. 92. O. I. 4, 74. 21,
*) fáirhvus (mundus) ahd. vërahawu? iſt ohne zweifel ver- wandt mit virah (homo) vërah (vita) goth. faírh?
**) wie es doch wohl und nicht -ihs heißen müſte; das ver- dächtige þarihis Matth. 9, 16. kann hier wenig beweiſen, vielleicht gehört das übergeſchriebne i vor das r: þairhis? obgleich ich dies auch nicht verſtehe. Vgl. inzwiſchen dihs (fera) ſt. daíhs?
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0333"n="315"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">conſonantiſche ableitungen. H.</hi></hi></fw><lb/><p><hirendition="#i">γ</hi>) <hirendition="#i">zweiter ſchw. conj.</hi> ahd. ar-ahôn (opus polymite<lb/>ſeu ſtragulatum conficere) doc. 210<hirendition="#sup">b</hi> 228<hirendition="#sup">a</hi> wo ar-ihôn. —</p><lb/><p>Unter weitern ableitungen ſind goth. fair-hvus <noteplace="foot"n="*)">fáirhvus (mundus) ahd. vërahawu? iſt ohne zweifel ver-<lb/>
wandt mit virah (homo) vërah (vita) goth. faírh?</note>,<lb/>
ful-hſni, ahd. dur-ahil, vor-ahana (truta), agſ. vil-en.<lb/>
vyl-en f. vil-hen (ſerva) und andere -h mehr zu ſuchen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>[IH] im goth. keine ſpur eines ableitenden -aíhs <noteplace="foot"n="**)">wie es doch wohl und nicht -ihs heißen müſte; das ver-<lb/>
dächtige þarihis Matth. 9, 16. kann hier wenig beweiſen, vielleicht<lb/>
gehört das übergeſchriebne i vor das r: þairhis? obgleich ich<lb/>
dies auch nicht verſtehe. Vgl. inzwiſchen dihs (fera) ſt. daíhs?</note>,<lb/>
-aíha; ahd. kommen höchſtens einige fem. auf ſcheinbares<lb/>
-iha in erwägung: mer-iha (equa) mer-ha blaſ. 65<hirendition="#sup">a</hi> trev.<lb/>
11<hirendition="#sup">b</hi>, mer-ihûn-ſun (filius meretricis) monſ. 326. 330, ein<lb/>
in den geſetzen verpöntes ſchimpfwort (merchen-ſun, jus<lb/>
auguſt. Schilt. 188<hirendition="#sup">b</hi>) wie das ähnliche zâgûn-ſun monſ.<lb/>
330. ſonſt zôhen-ſun, von zôhe (canicula). Ob nun gleich<lb/>
der umlaut des marah in meriha ein i fordert, d. h.<lb/>
nicht aus maraha erklärt wird, ſo glaube ich doch, daß<lb/>
die eigentliche form marahja lautete, woraus ſich marihja,<lb/>
merihja, meriha aſſimilierte; alsdann fiele es wieder zu<lb/>
den ah-ableitungen, gl. caſſ. 854<hirendition="#sup">a</hi> hat mar-he (equa) ohne<lb/>
umlaut und ohne i. Denn warum ſollte marah mit -ah<lb/>
und meriha mit -ih abgeleitet ſein? Uebrigens lautet<lb/>
auch das agſ. myr-e (equa) um; ſteht es für mëar-hëa?<lb/>
Sollte das vorhin ſ. 285. beim -k angeführte ful-ihha viel-<lb/>
mehr ful-iha ſein und wieder aus ful-ihja, ful-ahja zu<lb/>
deuten? vgl. vul-hin (pultridus) trev. 11<hirendition="#sup">b</hi> blaſ. 65<hirendition="#sup">a</hi>; dann<lb/>ſtünde auch vol-o für vol-ho, vol-aho? doch iſt das kaum<lb/>
anzunehmen, da im goth. fula kein h iſt und auch O. IV.<lb/>
4, 20, 28. fulin ſchreibt. Das umlautende nhd. möhre<lb/>
(paſtinaca) reicht nicht hin, das ahd. môraha in môriha<lb/>
zu verwandeln. Ar-ihôn für ar-ahôn; duër-ih doc. 245<hirendition="#sup">b</hi><lb/>
f. duër-ah; dur-ih f. dur-ah ſcheint tadelhaft; dur-ih-il<lb/>
iſt aſſim. aus dur-ahil.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>[UH] gleichfalls ſelten; der vocal u muß in dem ahd.<lb/>
adj. ap-uh (perverſus, pravus) unbedenklich angenommen<lb/>
werden und ſtehet geſchrieben T. 75. 92. O. I. 4, 74. 21,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[315/0333]
III. conſonantiſche ableitungen. H.
γ) zweiter ſchw. conj. ahd. ar-ahôn (opus polymite
ſeu ſtragulatum conficere) doc. 210b 228a wo ar-ihôn. —
Unter weitern ableitungen ſind goth. fair-hvus *),
ful-hſni, ahd. dur-ahil, vor-ahana (truta), agſ. vil-en.
vyl-en f. vil-hen (ſerva) und andere -h mehr zu ſuchen.
[IH] im goth. keine ſpur eines ableitenden -aíhs **),
-aíha; ahd. kommen höchſtens einige fem. auf ſcheinbares
-iha in erwägung: mer-iha (equa) mer-ha blaſ. 65a trev.
11b, mer-ihûn-ſun (filius meretricis) monſ. 326. 330, ein
in den geſetzen verpöntes ſchimpfwort (merchen-ſun, jus
auguſt. Schilt. 188b) wie das ähnliche zâgûn-ſun monſ.
330. ſonſt zôhen-ſun, von zôhe (canicula). Ob nun gleich
der umlaut des marah in meriha ein i fordert, d. h.
nicht aus maraha erklärt wird, ſo glaube ich doch, daß
die eigentliche form marahja lautete, woraus ſich marihja,
merihja, meriha aſſimilierte; alsdann fiele es wieder zu
den ah-ableitungen, gl. caſſ. 854a hat mar-he (equa) ohne
umlaut und ohne i. Denn warum ſollte marah mit -ah
und meriha mit -ih abgeleitet ſein? Uebrigens lautet
auch das agſ. myr-e (equa) um; ſteht es für mëar-hëa?
Sollte das vorhin ſ. 285. beim -k angeführte ful-ihha viel-
mehr ful-iha ſein und wieder aus ful-ihja, ful-ahja zu
deuten? vgl. vul-hin (pultridus) trev. 11b blaſ. 65a; dann
ſtünde auch vol-o für vol-ho, vol-aho? doch iſt das kaum
anzunehmen, da im goth. fula kein h iſt und auch O. IV.
4, 20, 28. fulin ſchreibt. Das umlautende nhd. möhre
(paſtinaca) reicht nicht hin, das ahd. môraha in môriha
zu verwandeln. Ar-ihôn für ar-ahôn; duër-ih doc. 245b
f. duër-ah; dur-ih f. dur-ah ſcheint tadelhaft; dur-ih-il
iſt aſſim. aus dur-ahil.
[UH] gleichfalls ſelten; der vocal u muß in dem ahd.
adj. ap-uh (perverſus, pravus) unbedenklich angenommen
werden und ſtehet geſchrieben T. 75. 92. O. I. 4, 74. 21,
*) fáirhvus (mundus) ahd. vërahawu? iſt ohne zweifel ver-
wandt mit virah (homo) vërah (vita) goth. faírh?
**) wie es doch wohl und nicht -ihs heißen müſte; das ver-
dächtige þarihis Matth. 9, 16. kann hier wenig beweiſen, vielleicht
gehört das übergeſchriebne i vor das r: þairhis? obgleich ich
dies auch nicht verſtehe. Vgl. inzwiſchen dihs (fera) ſt. daíhs?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/333>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.