wendet nun auch dieses -aert ableiterisch zu benennun- gen für mannsleute in bösem sinn, trifft also mit der bedeutung des ahd. mhd. -olf, überein, oder mit dem, was wir nhd. durch die zus. setzungen -vogel, -bart, -bold, -hans, -hals ausdrücken. So mnl. galgh-aert (gal- genvogel) Maerl. 3, 127; nnl. dick-ard (dickhals); dronk- ard (trunkenbold); ger-ard, gierig-ard (geizhals); greiz- ard (graubart) lui-ard (faulenzer) flamländ. leg-aerd, von leg, ledig, otiofus; neidig-ard (neidhammel); plomp-ard (plumphans); reik-ard (reicher, mit dem nebensinn von stolz, geiz); vrek-ard (karghals); tai-ard (zäher vogel) u. a. m. Ich weiß aus dem ahd. keine beispiele des so gebrauchten -hart. Mhd. aber findet fich fluc-hart MS. 2, 147a und in einer stelle des Renners (bei Adelung 2, 136. 137.): nem-hart, nag-hart, lüg-hart, trügen-hart, gleißen-hart, slink-hart, aus spätern quellen führt Halt- aus an: frei-hart (exlex, homo dissolutus). Nhd. ist noch bank-hart (spurius); buß-hart (buteo, falco); neid-hart homo invidus) im gang, in der volkssprache andere mehr, z. b. ding-hart, ding-hartel (der dings, verächtlich) Hö- fer 1, 155; faul-hart, Eyering sprichw. 2, 326, 613; zu- weilen mit abgeworfnem h und -ert f. -art: plump-ert. Die deutsche gaunersprache leitet häufig mit -hart und -ert ab, nicht bloß personen, auch thiere und sachen, z. b. gan-hart (teusel); flunk-art (huhn); glat-hart (tisch); spitz-ert (thurm) rausch-ert (stroh); grün-hart (grasgar- ten) etc. ohne alle üble bedeutung.
Angemerkt zu werden verdient, daß die roman. spra- chen nicht nur viele deutsche eigennamen der composi- tion -hard, mit gleicher unterdrückung des h, aufgenom- men haben (ger-ardo, ger-ard; ricc-ardo, rich-ard; bern- ard); sondern sich dieses -ardo, ard auch als eines eig- nen bildungsmittels bedienen, das romanischen wurzeln hinzutritt, z. b. ital. cod-ardo, franz. cou-ard, co-ard (feige, von thieren, die aus furcht den schwanz, coda, coue, queue, hängen laßen, daher in der thierfabel name des hasen); gagli-ardo, gaill-ard; fuy-ard etc. Verächtli- chen nebensinn hat das -ard sowenig in col-ard, poup- ard etc. als in ren-ard (rein-hart, rein-aert). Einzelne solcher wörter sind hernach wohl ins deutsche eingedrun- gen, z. b. mhd. stant-hart Wilh. 2, 165a nhd. stand-arte (fem.!) aus rom. estand-ard, franz. etend-ard, von estan- dre, extendere, ausbreiten, entfalten.
III. conſonantiſche ableitungen. RD.
wendet nun auch dieſes -aert ableiteriſch zu benennun- gen für mannsleute in böſem ſinn, trifft alſo mit der bedeutung des ahd. mhd. -olf, überein, oder mit dem, was wir nhd. durch die zuſ. ſetzungen -vogel, -bart, -bold, -hans, -hals ausdrücken. So mnl. galgh-aert (gal- genvogel) Maerl. 3, 127; nnl. dick-ârd (dickhals); dronk- ârd (trunkenbold); gêr-ârd, gierig-ârd (geizhals); grîz- ârd (graubart) lui-ârd (faulenzer) flamländ. lêg-aerd, von lêg, ledig, otiofus; nîdig-ârd (neidhammel); plomp-ârd (plumphans); rîk-ârd (reicher, mit dem nebenſinn von ſtolz, geiz); vrek-ârd (karghals); tâi-ârd (zäher vogel) u. a. m. Ich weiß aus dem ahd. keine beiſpiele des ſo gebrauchten -hart. Mhd. aber findet fich fluc-hart MS. 2, 147a und in einer ſtelle des Renners (bei Adelung 2, 136. 137.): nëm-hart, nag-hart, lüg-hart, trügen-hart, gleiƷen-hart, ſlink-hart, aus ſpätern quellen führt Halt- aus an: frei-hart (exlex, homo diſſolutus). Nhd. iſt noch bank-hart (ſpurius); buß-hart (buteo, falco); neid-hart homo invidus) im gang, in der volksſprache andere mehr, z. b. ding-hart, ding-hartel (der dings, verächtlich) Hö- fer 1, 155; faul-hart, Eyering ſprichw. 2, 326, 613; zu- weilen mit abgeworfnem h und -ert f. -art: plump-ert. Die deutſche gaunerſprache leitet häufig mit -hart und -ert ab, nicht bloß perſonen, auch thiere und ſachen, z. b. gan-hart (teuſel); flunk-art (huhn); glat-hart (tiſch); ſpitz-ert (thurm) rauſch-ert (ſtroh); grün-hart (grasgar- ten) etc. ohne alle üble bedeutung.
Angemerkt zu werden verdient, daß die roman. ſpra- chen nicht nur viele deutſche eigennamen der compoſi- tion -hard, mit gleicher unterdrückung des h, aufgenom- men haben (ger-ardo, ger-ard; ricc-ardo, rich-ard; bern- ard); ſondern ſich dieſes -ardo, ard auch als eines eig- nen bildungsmittels bedienen, das romaniſchen wurzeln hinzutritt, z. b. ital. cod-ardo, franz. cou-ard, co-ard (feige, von thieren, die aus furcht den ſchwanz, coda, coue, queue, hängen laßen, daher in der thierfabel name des haſen); gagli-ardo, gaill-ard; fuy-ard etc. Verächtli- chen nebenſinn hat das -ard ſowenig in col-ard, poup- ard etc. als in ren-ard (rein-hart, rein-aert). Einzelne ſolcher wörter ſind hernach wohl ins deutſche eingedrun- gen, z. b. mhd. ſtant-hart Wilh. 2, 165a nhd. ſtand-arte (fem.!) aus rom. eſtand-ard, franz. êtend-ard, von eſtan- dre, extendere, ausbreiten, entfalten.
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III. conſonantiſche ableitungen. RD.
wendet nun auch dieſes -aert ableiteriſch zu benennun-
gen für mannsleute in böſem ſinn, trifft alſo mit der
bedeutung des ahd. mhd. -olf, überein, oder mit dem,
was wir nhd. durch die zuſ. ſetzungen -vogel, -bart,
-bold, -hans, -hals ausdrücken. So mnl. galgh-aert (gal-
genvogel) Maerl. 3, 127; nnl. dick-ârd (dickhals); dronk-
ârd (trunkenbold); gêr-ârd, gierig-ârd (geizhals); grîz-
ârd (graubart) lui-ârd (faulenzer) flamländ. lêg-aerd, von
lêg, ledig, otiofus; nîdig-ârd (neidhammel); plomp-ârd
(plumphans); rîk-ârd (reicher, mit dem nebenſinn von
ſtolz, geiz); vrek-ârd (karghals); tâi-ârd (zäher vogel)
u. a. m. Ich weiß aus dem ahd. keine beiſpiele des ſo
gebrauchten -hart. Mhd. aber findet fich fluc-hart MS.
2, 147a und in einer ſtelle des Renners (bei Adelung 2,
136. 137.): nëm-hart, nag-hart, lüg-hart, trügen-hart,
gleiƷen-hart, ſlink-hart, aus ſpätern quellen führt Halt-
aus an: frei-hart (exlex, homo diſſolutus). Nhd. iſt noch
bank-hart (ſpurius); buß-hart (buteo, falco); neid-hart
homo invidus) im gang, in der volksſprache andere mehr,
z. b. ding-hart, ding-hartel (der dings, verächtlich) Hö-
fer 1, 155; faul-hart, Eyering ſprichw. 2, 326, 613; zu-
weilen mit abgeworfnem h und -ert f. -art: plump-ert.
Die deutſche gaunerſprache leitet häufig mit -hart und
-ert ab, nicht bloß perſonen, auch thiere und ſachen,
z. b. gan-hart (teuſel); flunk-art (huhn); glat-hart (tiſch);
ſpitz-ert (thurm) rauſch-ert (ſtroh); grün-hart (grasgar-
ten) etc. ohne alle üble bedeutung.
Angemerkt zu werden verdient, daß die roman. ſpra-
chen nicht nur viele deutſche eigennamen der compoſi-
tion -hard, mit gleicher unterdrückung des h, aufgenom-
men haben (ger-ardo, ger-ard; ricc-ardo, rich-ard; bern-
ard); ſondern ſich dieſes -ardo, ard auch als eines eig-
nen bildungsmittels bedienen, das romaniſchen wurzeln
hinzutritt, z. b. ital. cod-ardo, franz. cou-ard, co-ard
(feige, von thieren, die aus furcht den ſchwanz, coda,
coue, queue, hängen laßen, daher in der thierfabel name
des haſen); gagli-ardo, gaill-ard; fuy-ard etc. Verächtli-
chen nebenſinn hat das -ard ſowenig in col-ard, poup-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/358>, abgerufen am 23.11.2024.
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